2. Kapitel, Vers 41

Deutsche Übersetzung:

Den Lebenshauch den Vorschriften entsprechend kontrolliert, werden die subtilen Energie-Kanäle und -Zentren vollständig gereinigt. | Die Tür zur Sushumna bricht auf und der Lebenshauch tritt mit Leichtigkeit ein.

Sanskrit Text:

  • vidhi-vat prāṇa-saṁyāmair nāḍī-cakre viśodhite |
    suṣumṇā-vadanaṁ bhittvā sukhād viśati mārutaḥ ||41||
  • विधिवत् प्राणसंयामैर् नाडीचक्रे विशोधिते ।
    सुषुम्णावदनं भित्त्वा सुखाद् विशति मारुतः ॥४१॥
  • vidhi vat prana samyamair nadi chakre vishodhite |
    sushumna vadanam bhittva sukhad vishati marutah ||41||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vidhi-vat : vorschriftsgemäß (Vidhi)
  • prāṇa* : (des) Lebensatems, (der) Lebensenergie (Prana)
  • saṁyāmaiḥ* : durch die Zügelungen, Kontrolle (Samyama)
  • nāḍī : (der feinstofflichen Energie-)Kanäle (Nadi)
  • cakre : (wenn die) Gesamtheit (“der Kreis”, Chakra)
  • viśodhite : gereinigt ist (Vishodhita)
  • suṣumṇā : (der) Sushumna
  • vadanaṁ : (die) Öffnung (den „Mund“, Vadana)
  • bhittvā : nachdem er durchbrochen hat (bhid)
  • sukhāt : leicht, mühelos (Sukha)
  • viśati : tritt (in sie) ein (viś)
  • mārutaḥ :  (der) Atem, Prana („Wind“, Maruta)       ||41||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass mit prāṇa-saṁyāmaiḥ (Zügelung des Lebensatems“) Pranayama gemeint ist, verbunden (Yukta) mit der vorschriftsgemäßen Ausführung (Vidhi) der Körperstellungen (Asana) sowie von Jalandhara Bandha  und der übrigen (Adi) Bandhasprāṇa-saṁyāmair āsana-jālandhara-bandhādi-vidhi-yukta-prāṇāyāmaiḥ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn die NadiChakras durch ein geregeltes Pranayama-Verfahren gereinigt sind, bahnt sich der Atem leicht seinen Weg in den Mund der Sushumna und dringt in sie ein.

Zu diesem Zeitpunkt wird Prana von selbst fließen.

Sukadev

41. Wenn die Nadi-Chakras durch ein geregeltes Pranayama-Verfahren gereinigt sind, bahnt sich der Atem ( Prana) leicht seinen Weg in den Mund der Sushumna und dringt in sie ein.

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2. Kapitel, Vers 42

Deutsche Übersetzung:

Nun Manonmani: Wenn der Lebenshauch in der mittleren Energiekanal ist, entsteht Geistes-Ruhe. | dies ist ein Zustand vollkommener Ruhe, genau dieser Zustand ist Manomani.

Sanskrit Text:

  • atha manonmanī-
    mārute madhya-sañcāre manaḥ-sthairyaṁ prajāyate |
    yo manaḥ-susthirī-bhāvaḥ saivāvasthā manonmanī ||42||
  • अथ मनोन्मनी
    मारुते मध्यसंचारे मनःस्थैर्यं प्रजायते ।
    यो मनःसुस्थिरीभावः सैवावस्था मनोन्मनी ॥४२॥
  • atha manonmani
    marute madhya sanchare manah sthairyam prajayate |
    yo manah susthiri bhavah saivavastha manonmani ||42||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • manonmanī : Manonmani
  • mārute : (wenn der) Atem Prana (“Wind”, Maruta)
  • madhya : (in der) Mitte (der Sushumna, Madhya )
  • sañcāre : fließt („beim Hindurchgang“, Sanchara)
  • manas : (des) Geist(es, Manas)
  • sthairyaṁ* : festes Gerichtetsein, Unbeweglichkeit (Sthairya)
  • prajāyate : entsteht (pra + jan)
  • yaḥ : was („welcher“, Yad)
  • manaḥ : (des) Geist(es)
  • su-sthirī-bhāvaḥ : (ein) äußerst (su) beständiger Zustand (ist, SthiraBhava)
  • sā : das („dieser“, Tad)
  • eva : gewiss (Eva)
  • avasthā : (ist der) Zustand (Avastha)
  • mana-unmanī : (des) Geist(es) jenseits des Geistes (Manonmani)      ||42||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt den Begriff Sthairya als das (ununterbrochene) Dahinströmen (Pravaha) der geistigen Aktivität (Vritti) in der Form (Akara) des Meditationsobjektes (Dhyeya): sthairyaṃ dhyeyākāra-vṛtti-pravāhaḥ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn der Atem durch die Sushumna fließt, dann wird der Geist beständig. Die Beständigkeit des Geistes wird Unmani Avastha genannt.

Hatha Yoga Samadhi wird Unmani Avastha genannt.

Sukadev

42. Wenn das Prana durch die Sushumna fließt, dann wird der Geist beständig. Die Beständigkeit des Geistes wird Unmani Avastha genannt.

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2. Kapitel, Vers 43

Deutsche Übersetzung:

Um diesen zu erlernen führen die in der Methode Eingeweihten verschiedene Atemübungen durch. | Durch Praxis von Atemübungen auf verschiedene Weise, werden übernatürliche Fähigkeiten erworben.

Sanskrit Text:

  • tat-siddhaye vidhāna-jñāś citrān kurvanti kumbhakān |
    vicitra-kumbhakābhyāsād vicitrāṁ siddhim āpnuyāt ||43||
  • तत्सिद्धये विधानज्ञाश् चित्रान् कुर्वन्ति कुम्भकान् ।
    विचित्र कुम्भकाभ्यासाद् विचित्रां सिद्धिम् आप्नुयात् ॥४३॥
  • tat siddhaye vidhana jnash chitran kurvanti kumbhakan |
    vichitra kumbhakabhyasad vichitram siddhim apnuyat ||43||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tad : dieses (Manonmani bzw. Unmani genannten Zustandes, Tad)
  • siddhaye : für das Erreichen, Vervollkommnen (Siddhi)
  • vidhāna-jñāḥ : (diejenigen, die die) Regeln, Methoden (Vidhana) kennen (Jna)
  • citrān : verschiedene, unterschiedliche (Chitra)
  • kurvanti : praktizieren (kṛ)
  • kumbhakān : Atemverhaltungen (Kumbhaka)
  • vicitra : (der) verschiedenen (Vichitra)
  • kumbhaka : Atemverhaltungen
  • abhyāsāt : durch das Praktizieren, Üben (Abhyasa)
  • vicitrāṁ : wundersame (Vichitra)
  • siddhim : Macht, (übernatürliche) Fähigkeit(en)
  • āpnuyāt : kann man erreichen (āp)        ||43||

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Brahmananda

Wie in der Bhagavatam gesagt wird, erlangt man durch das Praktizieren von Yoga jene Siddhis, die insbesondere durch sein vorhergehendes Karma, seine Anlagen, religiöse Lebensweise und Mantras erreicht werden.

Vishnu-devananda

Um es zu erlangen, praktizieren die Weisen verschiedene Arten von Kumbhakas. Durch Übung der verschiedenen Kumbhakas erlangt man verschiedene Siddhis.

Sukadev

43. Um es zu erlangen, praktizieren die Weisen verschiedene Arten von Kumbhakas. Durch Übung der verschiedenen Kumbhakas erlangt man verschiedene Siddhis.

Die Kumbhakas werden zum Teil auch die Mahakumbhakas genannt.

Der Ausdruck ‚Kumbhaka‚ steht für zwei verschiedene Dinge. Zum Einen bedeutet Kumbhaka Atemanhalten, zum Zwoten bedeutet aber auch Kumbhaka im engeren Sinne die fortgeschrittenen Pranayamaübungen.

43. Um es zu erlangen, praktizieren die Weisen verschiedene Arten von Kumbhakas. Durch Übung der verschiedenen Kumbhakas erlangt man verschiedene Siddhis.

Die Kumbhakas werden zum Teil auch die Mahakumbhakas genannt.

Der Ausdruck ‚Kumbhaka‚ steht für zwei verschiedene Dinge. Zum Einen bedeutet Kumbhaka Atemanhalten, zum Zwoten bedeutet aber auch Kumbhaka im engeren Sinne die fortgeschrittenen Pranayamaübungen.

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2. Kapitel, Vers 44

Deutsche Übersetzung:

Nun Variationen von Kumbhaka (Atem-Halteübungen): Suryabedha, Ujjayi, Sitkari, Sitali und auch | Bhastrika, Bhramari, Murcha, Plavini – dieses sind die acht Atemübungen.

Sanskrit Text:

  • atha kumbhaka-bhedāḥ-
    sūrya-bhedanam ujjāyī sīt-kārī śītalī tathā |
    bhastrikā bhrāmarī mūrcchā plāvinīty aṣṭa kumbhakāḥ ||44||
  • अथ कुम्भकभेदाः
    सूर्यभेदनमुज्जायी सीत्कारी शीतली तथा ।
    भस्त्रिका भ्रामरी मूर्च्छा प्लाविनीत्यष्टकुम्भकाः ॥४४॥
  • atha kumbhaka bhedah
    surya bhedanam ujjayi sit kari shitali tatha |
    bhastrika bhramari murchchha plavinity ashta kumbhakah ||44||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Sukadev

44. Es gibt acht Kumbhakas: Suryabedha, Ujjayi, Sitkari, Sitali, Bhastrika, Murcha und Plavini.

Gut, also das sind die acht Kumbhakas. Man kann sie einteilen in verschiedene Kategorien. Zunächst mal die kühlenden: Sithali und Sitkari. Dann die erhitzenden, die erweckenden: Ujjayi, Surya Bedha und Bhastrika. Das sind die erhitzenden oder erwärmenden. Und dann gibt’s schließlich noch die sonstigen: Brahmari, Murcha und Plavini. Eine einfache Form von Murcha ist: Luft einatmen, Luft anhalten, Bandhas machen, und wieder ausatmen. Plavini ist: Luft in den Magen reinbringen. Wozu das gut ist, können wir gleich noch lesen. Also diese acht Übungen werden als die Mahakumbhakas bezeichnet. Die acht großartigen Weisen, die Luft anzuhalten.

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2. Kapitel, Vers 45

Deutsche Übersetzung:

Wahrlich, am Ende der Einatmung soll Jalandhara-Bandha durchgeführt werden, | mit dem Anhalten und am Beginn der Ausatmung das was als Uddiyana-Bandha bekannt ist.

Sanskrit Text:

  • pūrakānte tu kartavyo bandho jālandharābhidhaḥ |
    kumbhakānte recakādau kartavyas tūḍḍiyānakaḥ ||45||
  • पूरकान्ते तु कर्तव्यो बन्धो जालन्धराभिधः ।
    कुम्भकान्ते रेचकादौ कर्तव्यस्तूड्डियानकः ॥४५॥
  • purakante tu kartavyo bandho jalandharabhidhah |
    kumbhakante rechakadau kartavyas tuddiyanakah ||45||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pūraka : (der) Einatmung (Puraka)
  • ante : am Ende (Anta)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • kartavyaḥ : ist auszuführen (Kartavya)
  • bandhaḥ : (der) Verschluss (Bandha)
  • jālandhara : Jalandhara (das „Halten des Netzes“)
  • abhidhaḥ : namens („mit Namen“, Abhidha)
  • kumbhaka : (der) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • ante : am Ende
  • recaka : (der) Ausatmung (Rechaka)
  • ādau : am Anfang (Adi)
  • kartavyaḥ : ist auszuführen (Kartavya)
  • tu : aber, jedoch
  • uḍḍiyānakaḥ : Uddiyanaka bzw. Uddiyana (Bandha, das „Auffliegen“)        ||45||

Anmerkung: Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 51 behandelt.

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Brahmananda

Jalandhara wird praktiziert wie folgt: die Kehle ist zusammengezogen und das Kinn kräftig auf die Brust gesetzt.

Vishnu-devananda

Am Ende der Puraka (Einatmung)…

oder während Kumbhaka (Anhalten)…

(fortgesetzt) sollte Jalandhara Bandha praktiziert werden. Am Ende von Kumbhaka und am Beginn von Rechaka sollte er Uddiyana Bandha praktizieren.

Jalandhara Bandha blockiert Prana an einem der wichtigsten Akkupressurpunkte, von wo verschiedene Nerven kommen. Die Lungen und das Herz-Kreislauf-System werden beide von Jalandhara Bandha an der Kehle kontrolliert. Mula Bandha kontrolliert die Anusschließmuskeln.

Sukadev

45. Am Ende der Puraka (Einatmung) sollte Jalandhara Bandha praktiziert werden. Am Ende von Kumbhaka und am Beginn von Rechaka sollte er Uddhiyana Bandha praktizieren.

Also nach dem Einatmen kann man noch mal kurz den Bauch einziehen. Für diejenigen, die nicht viel Pranayama praktizieren, ist das jetzt nicht von Bedeutung. Diejenigen, die länger Luftanhalten üben, können das üben. Auch vor dem Ausatmen noch mal kurz den Bauch einziehen und dann ausatmen. Das gibt noch mal so einen kleinen Energieschub.

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2. Kapitel, Vers 46

Deutsche Übersetzung:

Durch schnelle Kontraktion des Beckenbodens (Mulabandha), gleichzeitiges Durchführen von Anspannung der Kehle (Jalandharabandha) | und Strecken des Rückens (Uddiyanabandha), soll der Lebenshauch in der Sushumna zum Fließen gebracht werden.

Sanskrit Text:

  • adhastāt kuñcanenāśu kaṇṭha-saṅkocane kṛte |
    madhye paścima-tānena syāt prāṇo brahma-nāḍigaḥ ||46||
  • अधस्तात् कुञ्चनेनाशु कण्ठसङ्कोचने कृते ।
    मध्ये पश्चिमतानेन स्यात् प्राणो ब्रह्मनाडिगः ॥४६॥
  • adhastat kunchanenashu kantha sankochane krite |
    madhye pashchima tanena syat prano brahma nadigah ||46||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • adhastāt : des Beckenbodens (des Bereiches „unten“, Adhas)
  • kuñcanena : (gleichzeitig) mit (dem) Zusammenziehen (Kunchana)
  • āśu : schnell (Ashu)
  • kaṇṭha : (der) Kehle (Kantha)
  • saṅkocane : (wenn das) Zusammenziehen (Sankochana)
  • kṛte : ausgeführt wird („wurde“, Krita)
  • madhye : in der (Körper-)Mitte (Madhya)
  • paścima : (nach) hinten (Pashchima)
  • tānena : (zusammen) mit dem Einziehen („Ausdehnen“ des Bauches, Tana)
  • syāt : sollte (as)
  • prāṇaḥ : (der Lebens-)Atem, (die) Lebensenergie Prana
  • brahma-nāḍi-gaḥ : (durch) Brahmanadi (Brahmas Energiekanal, Sushumna) fließen („gehen“, Ga)        ||46||

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Brahmananda

Für denjenigen, der von seinem Guru die Jihva (Zungen) Bandha gelernt hat, erfolgt Pranayama leicht, wenn er zuerst diese und danach Jalandhara Bandha praktiziert. Aber wenn einem Jihva Bandha nicht bekannt ist, dann sollte man den Anus zusammenziehen (Mula Bandha). Diese drei Bandhas sollen vom Guru gelernt werden, denn wenn sie falsch praktiziert werden, bringen sie verschiedene Beschwerden mit sich.

Vishnu-devananda

Während man zu gleicher Zeit die Kehle (Jalandhara Bandha) und den Anus (Mula Bandha) zusammenzieht, fließt der Atem durch die Sushumna, wobei er durch den hinteren Teil des Nabels hineingezogen wird.

Wenn beide Bandhas angewandt werden, fließt der Atem durch die Sushumna, die durch Ernährung und all die Dinge, die wir angeführt haben, gereinigt sind. Dann fließt Prana ganz natürlich durch die Sushumna; es geschieht automatisch, ohne dass ihr irgendetwas Zusätzliches tun müsst.

Jihva Bandha ist die Zungensperre. Wenn diese Sperre nicht bekannt ist, dann können die Verschlüsse an Anus und Kinn ohne sie angewandt werden.

Sukadev

46. Während man zu gleicher Zeit die Kehle (Jalandhara Bandha) und den Anus (Mula Bandha) zusammenzieht, fließt der Atem durch die Sushumna, wobei er durch den hinteren Teil des Nabels hineingezogen wird.

Mit anderen Worten – er beschreibt hier alle drei Bandhas. Also beim Anhalten macht man Mula Bhanda, den Beckenbodenverschluss, Jalandhara Bandha, den Kinn- und Zungenverschluss, und sanftes Uddhiyana Bandha, den Unterbauch einziehen. Und diese drei Bandhas zusammen verhindern, dass das Prana ausfließt. Mula Bandha verhindert, dass das Prana nach unten wegfließt. Außerdem verbindet Mula Bandha Ida und Pingala, diese beiden Nadis links und rechts neben der Wirbelsäule, so dass diese beiden Nadis, die normalerweise so rechts und links neben dem MuladharaChakra vorbeilaufen, dass die zusammenkommen. Und dann ist das so, als ob man den Plus- und den Minus-Pol von einem elektrischen Stromkreis zusammenführt. was passiert dann? Es gibt eine Art Kurzschluss. Und so ähnlich ist das auch, wenn das [Voll?] passiert ist, eine Art Kurzschluss. D.h. man verliert das physische Bewusstsein und kommt in eine höhere Bewusstseinsebene – die Kundalini erwacht. So könnt ihr sehen: Da das den wenigsten passiert, wenn sie Mula Bandha machen, dass eure Nadis noch nicht so gereinigt sind. Ansonsten würde es ausreichen, einmal kräftig Mula Bandha üben und die Luft anhalten, und schon würde die Kundalini durch die Sushumna nach oben fliegen. Aber es geschieht schrittweise, und so ist Mula Bandha etwas, was hilft, dass sowohl Energie nicht abfließt; zwotens, dass Ida und Pingala verbunden werden, und drittens hilft es, dass die Energie, die nach unten fließen würde, nach oben und unten fließt und dort in der Mitte bleibt und die ganzen Nadis reinigt. Und schließlich Abhana-Vayu, das nach unten strömende Vayu, wird sublimiert und umgewandelt in Ojas, in feinstoffliches Prana. Gut, und Jalandhara Bandha verhindert, dass das Prana nach oben rausfließt und führt dazu, dass die Sushumna sich öffnet. Die Halswirbelsäule wird ja langgezogen, und so kann das Prana durch die Sushmuna leichter fließen. Die anderen Nadis werden verschlossen, und in der ersten Stufe heißt das, dass das Prana nicht nach oben wegströmen kann, es fließt hier hoch und runter und damit reinigt es die verschiedenen Nadis. Außerdem, rein physiologisch gesehen hilft Jalandhara Bandha, dass man länger die Luft anhalten kann. Es verhindert, dass bei voll eingeatmeter Luft der Druck nach oben in den Kopf zu stark wird. Mit voll eingeatmeter Luft die Luft anhalten führt oft zu einem leichten Überdruck im Kopf. Es wird auch die Halsschlagader leicht abgestellt. Nicht vollständig, sonst wären wir vielleicht tot, aber leicht, so dass also die Blutzufuhr ins Gehirn nicht zu stark ist. Und darauf beruht es, dass es angenehmer ist, die Luft anzuhalten, wenn wir nicht vollständig eingeatmet haben. Es gibt noch eine andere, banale Wirkung von Jalandhara Bandha. Wenn man Jalandhara Bandha macht, kann man auch die Hand so halten, ohne dass die Schulter erlahmt. Wer schon mal Wechselatmung gemacht hat ohne Jalandhara Bandha, zwanzig Minuten, weiß, da kann der Arm schon sehr schwer werden. Die Wenigsten können dann die Hand dort halten und müssen dann vielleicht wechseln oder beim Anhalten die Hand senken. Währenddessen bei Jalandhara Bandha, da hängt der Arm recht locker. Hier also auch noch eine Wirkung. Noch eine wichtigere Wirkung: Hier im Halsbereich ist auch der Sitz eines der fünf Prana-Vayus. Welches nämlich? Udhana-Vayu. Dieses Udhana-Vayu wird durch Jalandhara Bandha auch sublimiert und in Ojas umgewandelt. Und Udhana-Vayu ist ja auch verantwortlich für das Nervensystem, für Schlafen, für Kommunikation und für Sprache. Also jemand, der Jalandhara Bandha regelmäßig übt, hat auch weniger Schlafstörungen, wird auch nicht so schnell nervös, kann sich besser entspannen, und kann besser sprechen. Insbesondere für Yogalehrer interessant und wichtig. Deshalb: Jeder Yogalehrer sollte viel Pranayama machen mit Jalandhara Bandha. Noch ein zusätzlicher Grund. Und Svatmarama gibt noch weitere Gründe:

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2. Kapitel, Vers 47

Deutsche Übersetzung:

Nachdem er die absteigende Energie (Apana) nach oben gehoben hat, soll der Yogi die aufsteigende Energie (Prana) von der Kehle nach unten leiten. | Der Yogi wird völlig frei von Altersschwäche und bekommt die Kraft eines Sechzehnjährigen.

Sanskrit Text:

  • apānam ūrdhvam utthāpya prāṇaṁ kaṇṭhād adho nayet |
    yogī jarā-vimuktaḥ san ṣoḍaśābda-vayā bhavet ||47||
  • आपानमूर्ध्वमुत्थाप्य प्राणं कण्ठादधो नयेत् ।
    योगी जराविमुक्तः सन्षोडशाब्दवया भवेत् ॥४७॥
  • apanam urdhvam utthapya pranam kanthad adho nayet |
    yogi jara vimuktah san shodashabda vaya bhavet ||47||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • apānam : Apana
  • ūrdhvam : (durch Mula Bandha) aufwärts, nach oben (Urdhva)
  • utthāpya : ziehend („hinaufdrängend“, ud + sthā)
  • prāṇaṁ : Prana
  • kaṇṭhāt : von der Kehle (Kantha)
  • adhas : (durch Jalandhara Bandha) abwärts, nach unten (Adhas)
  • nayet : möge leiten ()
  • yogī : (der) Yogi
  • jarā : (vom) Alter (Jara)
  • vimuktaḥ : befreit (Vimukta)
  • san : seiend (Sat)
  • ṣoḍaśa-abda : (das eines) Sechzehnjährigen (ist, ShodashaAbda)
  • vayas : (wie einer, dessen) Alter (Vayas)
  • bhavet : er wird (bhū)         ||47||

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Brahmananda

Hier werden Mula Bandha und Jalandhara Bandha angeführt; Uddiyana Bandha ist nicht angeführt, da es sich natürlicherweise aus dem obigen ergibt.

Vishnu-devananda

Durch das Zusammenziehen des Anus nach oben und durch das Abwärtszwingen des Pranas von der Kehle, wird der Yogi ein Jüngling von Sechszehn, für immer vom Alter befreit.

Das ist Apana (das Prana, das sich abwärts bewegt); hier wird sein Impuls aufwärts gezogen (umgekehrt). Um ein klares Bild von Apana zu bekommen, nehmt an, ihr fahrt eine Autobahn dahin und ihr müsst auf die Toilette gehen (eure Blase ist knapp am Zerspringen). Was macht ihr? Ihr haltet es zurück, bis ihr eine Toilette findet, und genau dann wird eure Blase erleichtert. Die Kontrolle ist Mula Bandha.

In alten Zeiten praktizierten fortgeschrittene Yogis das auch durch Vajroli Mudra (und ich empfehle euch nicht, es zu tun), indem sie Wasser mit einem Katheter durch die Harnröhre in die Blase aufzogen. Es ist gerade so wie Nauli. Das wird „Zurückziehen von Apana“ genannt. Zuerst praktizierten sie mit Wasser und dann kamen sie Schritt für Schritt soweit, dass sie Milch und Honig gebrauchten. Gelegentlich praktizierten sie das in der Mann-Frau-Vereinigung: sie konnten das Ausfließen der Samenflüssigkeit aufhalten und zurückziehen. So wurde Apana als Entladung der Energie aufgehalten, so dass es keine Ejakulation oder das Gefühl der Bedrücktheit nach dem Geschlechtsakt gab. Das sagt uns, dass ihr automatisch natürliche Kontrolle darüber haben werdet, die sexuelle Energie aufwärts zu ziehen, wenn ihr wisst, wie man Apana kontrolliert. Das ist nicht Bestandteil unseres Praktizierens, aber ihr solltet eine Vorstellung davon haben.

Diejenigen, die Schwierigkeiten mit der Kontrolle des Geschlechtlichen haben, können Vajroli Mudra praktizieren. Dieses Mudra vollzieht sich auch von selber, wenn ihr den Anusschließmuskel zusammenzieht beim Praktizieren von Mula Bandha und auch in einem anderen Mudra, welches Ashwini Mudra heißt, wo ihr im Wasser sitzt und den Anusschließmuskel zusammenzieht und loslasst. Diese Praktik wird Leuten helfen, die einen Mangel an Kontrolle haben, wie vorzeitige Ejakulation oder andere Probleme in Zusammenhang mit den Geschlechtsorganen. Sie sollten das selbstverständlich zusätzlich zu den regelmäßigen Praktiken von Pranayama, Bandhas und Mudras praktizieren. Dann wird es für sie eine natürliche Gewohnheit werden, Apana automatisch ohne irgendeine Anstrengung hochzuziehen. Es ist eine lange Praktik, aber wie bei Basti werdet ihr nach einiger Zeit volle Kontrolle bekommen, so dass der Impuls zurückgedrängt wird. Dann wird Apana nicht in Form einer geschlechtlichen Ejakulation herauskommen.

Apana wird gebraucht in allen Geschlechtsakten, in der Ausscheidung und auch während der Kindergeburt. Apana ist der Impuls, das Kind hinauszudrücken. Die Kindesgeburt ist schmerzhaft, weil die Impulse auf eine besonders mächtige Art kommen. Eine gewaltige Energiemenge ist notwendig, um das Kind aus dem Bauch der Mutter herauszubekommen.

Uddiyana Bandha geschieht natürlicherweise, wenn ihr ausatmet. Nach einiger Zeit ergeben sich alle drei Bandhas automatisch.

Sukadev

47. Durch das Zusammenziehen des Anus nach oben und durch das Abwärtszwingen des Pranas von der Kehle, wird der Yogi ein Jüngling von Sechzehn, für immer vom Alter befreit.

Ich will jetzt keine falschen Hoffnungen und Ängste wecken, aber eben Prana entsteht, so, wie man es hatte, als man jung war.

Also dass Menschen jugendlich sein wollen, ist kein modernes Phänomen, das gab’s vor tausend Jahren schon mal. Gut. Also ihr braucht jetzt keine Angst zu haben, dass ihr alle eure Weisheit verliert, weil ihr sechzehn werdet. Aber was passiert, ist, man bekommt wieder jugendliches Prana. Und letztlich auch, Menschen, die regelmäßig Pranayama machen, sehen auch jünger aus, haben auch eine jüngere Ausstrahlung und haben auch mehr Energie, um Dinge zu bewegen, auch um idealistisch zu sein.

Gut. Nach diesen Bandhas beschreibt er jetzt die einzelnen Kumbhakas.

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2. Kapitel, Vers 48

Deutsche Übersetzung:

Nun Suryabedha: Der Yogi soll einen bequemen Sitz einnehmen und darin verweilen, dann | soll er langsam die äußere Luft durch das rechte Nasenloch einsaugen.

Sanskrit Text:

  • atha sūrya-bhedanam-
    āsane sukha-de yogī baddhvā caivāsanaṁ tataḥ |
    dakṣa-nāḍyā samākṛṣya bahiḥ-sthaṁ pavanaṁ śanaiḥ ||48||
  • अथ सूर्यभेदनम्
    आसने सुखदे योगी बद्ध्वा चैवासनं ततः ।
    दक्षनाड्या समाकृष्य बहिःस्थं पवनं शनैः ॥४८॥
  • atha surya bhedanam
    asane sukhade yogi baddhva chaivasanam tatah |
    daksha nadya samakrishya bahih stham pavanam shanaih ||48||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • sūrya-bhedanam : Sūrya-bhedana (auch Surya Bheda, “Durchstoßen des Sonnen-Kanals”, SuryaBhedana)
  • āsane : Sitz(unterlage, Asana)
  • sukha-de : auf (einer) bequemen, „Bequemlichkeit (Sukha) gebenden ()“
  • yogī : (der) Yogi
  • baddhvā : nachdem (er) eingenommen hat (Baddha)
  • ca : und, aber (Cha)
  • eva : gewiss (Eva)
  • āsanaṁ : (eine geeignete) Sitz(haltung, Asana)
  • tataḥ : dann (Tatas)
  • dakṣa-nāḍyā : durch den rechten (Daksha) Nasengang („Energie-Kanal“, Nadi)
  • samākṛṣya : einziehend („ansichziehend“,  sam + ā + kṛṣ)
  • bahiḥ-sthaṁ : (die) außerhalb (Bahis) befindliche (sthā)
  • pavanaṁ : Luft („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais, Fortsetzung folgt in Vers 49)        ||48||

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Brahmananda

Hier werde ich aus einer Arbeit über Yoga, eine Beschreibung des täglichen Lebens zitieren, das man von einem Yogi erwartet: „Er sollte um vier oder sechs Uhr am Morgen aufstehen. Nachdem er sich im Geist auf seinen Guru und im Herzen auf seine Aufgabe besonnen hat, sollte er seine Zähne putzen und sich mit heiligen Aschen beschmieren. Auf einem weichen und angenehmen Sitzplatz sitzend sollte er geistig seinen Guru grüßen. Dann sollte er so viele Begrüßungen wie möglich an Sesha, den König der Schlangen durchführen, dass er sicher durch die Asanas gehen kann. Er sollten dann die Asanas praktizieren, und wenn er erschöpft ist, die Shavasana. Er sollte die Viparita Karani genannte Praktik durchführen. Dann, nachdem er Achamana ausgeführt hat (Wasser schlürfen und ein Mantra aussprechen), sollte er einen Gruß an die großen Yogis richten.
Dann sollte er die Siddhasana einnehmen und zehn Pranayamas ausführen, wobei er die Anzahl täglich um fünf steigern sollte, bis er achtzig erreicht. Er sollte zuerst mit den rechten und linken Nadis Kevala Kumbhaka praktizieren. Dann folgt Suryabheda, Ujjayi, Sitkari, Sitali und Bhastrika, und dann die anderen. Dann sollten die Mudras praktiziert werden, wie vom Guru gelehrt. Dann sollte er die Padmasana Stellung einnehmen und Konzentration auf die inneren Klänge praktizieren. Am Ende sollte er all dies Ishwara zum Opfer bringen.
Nachdem er aufgestanden ist, sollte er in heißem Wasser baden. Dann sollten die Alltagsaufgaben sehr schnell verrichtet werden. Derselbe Vorgang sollte mittags durchgegangen werden. Danach sollte er etwas ausruhen und darangehen seine Mahlzeit zu sich zu nehmen… Dann sollte er Nelken, Kampfer oder Bethelblatt ohne Chunam (Limette) einnehmen. Nach dem Mahl sollte er die Shastras studieren, die die Befreiung behandeln, oder er sollte sich die Erklärung der Puranas anhören oder die Namen von Ishwara wiederholen.
Wenn es noch eineinhalb Stunden bis zum Sonnenuntergang ist, sollte er wie zuvor zu praktizieren beginnen und dann Sandhyavandana verrichten. Viparita Karani sollte er nicht am Abend, um Mitternacht oder nach einer Mahlzeit praktizieren. Dann sollte er um Mitternacht zu praktizieren beginnen.“

Vishnu-devananda

Während er auf einem angenehmen Sitz platzgenommen und eine leichte Asana eingenommen hat, sollte der Yogi langsam den Atem durch die rechte Nadi, Pingala, ziehen. Das ist Suryabheda.

Sukadev

48. Während er auf einem angenehmen Sitz platzgenommen und eine leichte Asana eingenommen hat, sollte der Yogi langsam den Atem durch die rechte Nadi, Pinagala, ziehen. Das ist Suryabedha.

Audio

Video

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2. Kapitel, Vers 49

Deutsche Übersetzung:

Nun soll der Yogi den Lebenshauch anhalten, bis er bis zu den Haarspitzen und Fingernägeln still wird. | Danach soll er den Lebenshauch langsam durch das linke Nasenloch ausatmen.

Sanskrit Text:

  • ā keśād ā nakhāgrāc ca nirodhāvadhi kumbhayet |
    tataḥ śanaiḥ savya-nāḍyā recayet pavanaṁ śanaiḥ ||49||
  • आकेशाद् आनखाग्राच् च निरोधावधि कुम्भयेत् ।
    ततः शनैः सव्यनाड्या रेचयेत् पवनं शनैः ॥४९॥
  • a keshad a nakhagrach cha nirodhavadhi kumbhayet |
    tatah shanaih savya nadya rechayet pavanam shanaih ||49||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ā : bis zu (ā)
  • keśāt : (den) Haaren (Kesha)
  • ā : bis zu
  • nakha : (der Fuß-)Nägel (Nakha)
  • agrāt : (den) Spitzen (Agra)
  • ca : und (Cha)
  • nirodha : (unter) Verschluss, Kontrolle (Nirodha)
  • avadhi : bis (er den Atem spürt), „bis zur Grenze“ (Avadhi)
  • kumbhayet : er halte (den Atem, kumbh)
  • tataḥ : dann, danach (Tatas)
  • śanais : langsam, allmählich (Shanais)
  • savya-nāḍyā : durch den linken (Savya) Nasengang (“Energie-Kanal”, Nadi)
  • recayet : er entlasse („entleere“, ric)
  • pavanaṁ : (den) Atem („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich        ||49||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

Er sollte Kumbhaka praktizieren, bis er fühlt, dass Prana die Gesamtheit seines Körpers vom Kopf bis zu den Zehen durchzieht. Dann sollte er langsam durch das rechte Nasenloch ausatmen.

Sukadev

49. Er sollte Kumbhaka praktizieren, bis er fühlt, dass die Prana die Gesamtheit seines Körpers vom Kopf bis zu den Zehen durchzieht. Dann sollte er es langsam durch das rechte Nasenloch ausatmen.

Steht hier. Das ist ein Druckfehler, es heißt: Das linke Nasenloch. So hat’s der Swami Vishnu auch immer gelernt, gelehrt: rechts einatmen, anhalten, links ausatmen. indem wir rechts einatmen, erhöhen wir Pingala und damit die Sonnenenergie. Indem wir links ausatmen, senken wir die Mondenergie. Und so gehört Suryabedha zusammen mit Ujjayi und Bhastrika zu den erwärmenden Übungen, die Energie erwecken. Und deshalb sollte man diese drei, zumindest in ihrer fortgeschrittenen Form nur machen, wenn man vorher ausreichend Wechselatmung gemacht hat. Wieviel? Zwanzig Minuten. Also wenn man diese drei, Suryabedha, Ujjayi und Bhastrika zumindest in ihrer fortgeschrittenen Form machen will, dann sollte man mindestens zwanzig Minuten Wechselatmung vorher gemacht haben und vielleicht zwei, drei Runden Kapalabhati vorher. Man sollte täglichAsanas üben, täglich meditieren, und sollte eine weitestgehende sattvigeErnährung pflegen. Insbesondere auf Fleisch, auf Fisch, auf Tabak verzichten und auf Alkohol. Es gibt auch noch andere Sachen, die sind aber nicht ganz so erheblich. Aber das sind so die wichtigsten, jetzt von Haschisch, Heroin, Marihuana, Extasy und allen möglichen interessanten Pilzgetränken nicht zu sprechen. Energetisch, zu bestimmten Phasen der Praxis, können Zwiebeln und Knoblauch noch mal besonders schlimm sein. Und wenn ihr viel Pranayama macht, dann lasst all die Geschichten weg. Warum wollt ihr die Wirkung des Pranayama vermindern? Jetzt investiert ihr zwo, drei Stunden am Tag ins Pranayama, und dann kann man nicht auf so eine Knoblauchzehe verzichten – macht irgendwie keinen Sinn. Wenn ihr nur eine halbe Stunde Pranayama macht und vielleicht eine halbe Stunde Asanas, eine halbe Stunde Meditation, gut, dann macht ihr schon etwas, und Einiges ist ja auch schon gut, aber da wird so ein bisschen Zwiebeln und Knoblauch nicht ganz so tragisch sein. Aber wenn ihr schon viel Zeit investiert, warum sollte man dann dumm sein und auf die Ernährung nicht achten? Gut.

Es gibt natürlich auch sanftere Suryabedha. Da atmet man durch’s rechte Nasenloch ein, hält sanft an und atmet links aus. Und das kann man auch machen. Das könnt ihr sogar lehren, wenn Menschen sagen, sie sind zu kühl, und ihnen ist immer kalt, oder andere Dinge, die schwierig sind. Ich komme nachher noch mal drauf zu sprechen. Zum Beispiel wenn jemand zuviel Vata hat, dann gilt Suryabedha als eine Übung, um zuviel Vata zu reduzieren. Hier will ich vielleicht auch auf einen Grundirrtum eingehen. Einige Ayurveda-Ärzten sagen nämlich manchmal, wenn jemand eine Vata-Störung hat, sollte er kaum oder wenig Pranayama machen. Und wenn, dann nur sanft. Das ist himmelschreiender Unsinn, um ’s mal so radikal zu sagen. Denn es gibt spezielle Pranayamas, die dazu helfen, spezielles Übermaß von Doshas zu reduzieren. Zum Beispiel wenn man ein Übermaß von Vata hat: Erstens gilt Wechselatmung als eine Übung, die alle Doshas in ihre natürliche Praktriti bringt. Deshalb: Wechselatmung ist für alle gut. Dann gibt es Suryabedha, welches gut ist, um ein Zuviel an Vata zu reduzieren. Das könnte man sogar, wenn ihr Ayurveda-Therapeut seid, empfehlen. Dann allerdings in der sanften Variation. Rechts einatmen, anhalten, links ausatmen. Rechts einatmen, anhalten, links ausatmen. Jetzt ohne Bandhas, und ohne Mula Bandha und ohne Jalandhara Bandha. Einfach diese einfache Atmung. Und da kann man mit relativ einfachem Mittel ein Übermaß an Vata reduzieren. Das kann man so nach vielleicht zehn Runden Wechselatmung kann man noch fünf bis zehn Runden Suryabedha machen – hat wunderbare Wirkung. Die Fortgeschritteneren brauchen auch keine Angst haben vor Suryabedha, auch wenn ihr ein Übermaß an Vata-Element habt, dann könnt ihr die fortgeschrittene Form von Suryabadha machen. Rechts ein, anhalten, links aus. Gut, das ist also Suryabedha.

Also es gibt Übungen, die helfen, Vata zu reduzieren. Es gibt Übungen, die helfen, Kapha zu reduzieren. Es gibt Übungen, die helfen, Pita zu reduzieren, und es gibt Übungen, die alle Doshas in ihre natürliche Prakriti bringen. Die helfen also für alle drei Doshas. Im ersten Kapitel gibt esAsanas, wo etwas über Doshas erzählt wurde Also die erste Asana, wo er direkt etwas gesagt hat, ist Mayurasana. Dort hat er gesagt: Die Mayurasana hilft, alle drei Doshas, ein Zuviel an Doshas zu reduzieren. Er erzählt dann zwar auch von den anderen Asanas, dass sie allerlei Krankheiten beseitigen. Eigentlich, wenn immer was von allerlei Krankheiten steht, dann heißt das: Es werden alle drei Doshas auch harmonisiert. Also er hat dort insbesondere was gesagt bei Paschimothanasana und bei Matysendrasana. Dann im zweiten Kapitel hat er etwas erzählt über die Wechselatmung, Anuloma Viloma, auch harmonisierend für alle Doshas. Und dann hat er etwas erzählt über die Shatkriyas. Die sind insbesondere Kapha-Reduzierung. Also er sagt an einer Stelle: Ganz besonders die Shatkriyas sind gut gegen zuviel Kapha. Er erwähnt dabei nochmals besonders Dhauti, die Shatkriyas allgemein, aber erwähnt die Wirkung noch mal im besonderen Maß gegen Übermaß an Kapha. Über Bhasti sagt er, das es gut ist gegen alle Ungleichheiten der drei Doshas. Dann sagt er von Nauli, dass es alle drei Doshas zur Harmonie bringt. Dann heißt es, dass Suryabedha ein Übermaß an Vata überwindet. Auch Ujjayi überwindet ein Übermaß an Vata. Sitkari / Sithali überwinden ein Übermaß an Pita. Und Bhastrika überwindet alle Übermaße, die dort überhaupt sein können.

Also bei Ujjayi, Suryabedha, Bhastrika in der fortgeschrittenen Form muss vorher Wechselatmung gemacht werden. Allerdings, es gibt auch beispielsweise Ujjayi in der einfachen Form: Einfach anhalten mit [macht Atem vor] einatmen, Luft kurz anhalten, links ausatmen ohne Bandhas. Das wiederum können auch Menschen praktizieren, die nicht so viel Wechselatmung machen und die nicht Vegetarier sind. Also in einfachen Varianten könnt ihr das auch Menschen empfehlen. Ujjayi, nicht nur als Kumbhaka, sondern auch als Atem, ist allgemein für Menschen mit Kapha-Störungen angeraten. Und eigentlich auch für Vata- Typen. Das steht zwar nicht in der Hatha-Yoga -Pradipika – es ist trotzdem so. Ujjayi harmonisiert das Übermaß an Vata, und Ujjayi ist ja auch etwas, was hier in der Kehle ist, und Ujjayi ist auch was, was alle Prozesse harmonisiert und Unruhe wegnimmt, und was Wärme erzeugt. All das ist gut für Vata-Typen. Vata-Typen würde man auch raten, in den Asanas Ujjayi zu üben. Sie können auch Surjabedha üben am Ende der Wechselatmung. Und für Kapha-Typen, da gibt’s sowieso eine ganze Menge, was man dort machen kann, und Pita-Typen, die sollten halt öfter Sithali und Sitkari machen. Jetzt umgekehrt, wenn jemand stark Vata-Störungen hat, dann sollte nicht zuviel Kapalabhati machen. Von Kapalabhati sagt er, das hilft auch gegen Kapha-Störungen. Gut, also wenn ihr mal von einer Ayurvedaberatung kommt, und ihr habt eine Vata-Störung, und euer Ayurveda -Arzt sagt, ihr sollt kaum oder kein Pranayama machen, dann wisst ihr, er hat die Hatha Yoga Pradipika nicht mit diesem Hintergrund durchgelesen. Und dann könnt ihr das interpretieren und dann darauf hin schauen, dass ihr diese Übungen macht und eventuell weniger Kapalabhati übt.

Im Grund genommen ist es einfach eine Ausdrucksweise: Wenn du Vata reduzierst, erhöht sich letztlich Pita. Aber es ist halt die Ayurvedatheorie: Wenn ein Dosha zu hoch ist, dann wird man krank. Über ein Zuwenig, zumindest in der Ayurvedatheorie, die ich gehört habe, wird da wenig gesprochen. Aber es bedingt sich natürlich, denn das, was Pita erhöht, ist letzlich das, was Vata reduziert. Also zum Beispiel, wenn man zuviel Vata hat und damit zu unruhig und zwotens zu kalt ist, dann ist es gut, was Wärmendes zu machen. Aber ein Pita-Mensch, der sowieso schon warm ist, wenn der noch was Wärmendes macht, dann wird das Pita zu stark. Es ist letztlich ’ne Ausdrucksweise. Aber im Grunde, Vata, Pita und Kapha stehen in einem bestimmten Verhältnis. Vata und Kapha stehen sich gegenüber. Wenn Vata erhöht wird, sinkt Kapha, wenn Kapha erhöht wird, sinkt Vata. Und das Pita ist irgendwo dazwischen, aber es würde jetzt hier zu weit führen. Aber ich wollte das hier kurz behandeln. O.K., gehen wir zurück zu Suryabedha.

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2. Kapitel, Vers 50

Deutsche Übersetzung:

Dieses vorzügliche Suryabheda soll immer wieder geübt werden. Es reinigt den Schädel, zerstört die Neigung zur Unstetigkeit und beseitigt die Plage von Parasiten.

Sanskrit Text:

  • kapāla-śodhanaṁ vāta-doṣa-ghnaṁ kṛmi-doṣa-hṛt |
    punaḥ punar idaṁ kāryaṁ sūrya-bhedanam uttamam ||50||
  • कपालशोधनं वातदोषघ्नं कृमिदोषहृत् ।
    पुनः पुनर् इदं कार्यं सूर्यभेदनम् उत्तमम् ॥५०॥
  • kapala shodhanam vata dosha ghnam krimi dosha hrit |
    punah punar idam karyam surya bhedanam uttamam ||50||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kapāla : (des) Schädels (Kapala)
  • śodhanaṁ : (dieses) Reiniguns(smittel, Shodhana)
  • vāta : (von) Vata („Wind“)
  • doṣa-ghnaṁ : (welches) Störungen (Dosha) vertreibt (Ghna)
  • kṛmi : (die durch) Würmer (Krimi hervorgerufen werden)
  • doṣa-hṛt : (und auch solche) Störungen (Dosha) vertreibt (hṛ)
  • punaḥ punar : wieder (und) wieder, immer wieder (Punar)
  • idaṁ : dieses (Idam)
  • kāryaṁ : soll durchgeführt werden, ist zu praktizieren (Karya)
  • sūrya-bhedanam : Sūrya-bhedana (Surya Bheda, “Durchstoßen des Sonnen-Kanals”, SuryaBhedana)
  • uttamam : vorzügliche (Uttama)       ||50||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Diese Suryabheda Kumbhaka sollte immer wieder verrichtet werden, da sie das Hirn reinigt, die Eingeweidewürmer und die Beschwerden aus dem Überschuss von Wind zerstört.

Das nächste [02-51] ist Ujjayi:

Sukadev

50. Diese Suryabedha Kumbhaka sollte immer wieder verrichtet werden, da sie das Hirn reinigt, die Eingeweidewürmer und die Beschwerden aus dem Überschuss von Wind (Vata) zerstört.

Also wenn jetzt jemand von seinem Ayurvedaarzt gehört hat, er hat Vata-Störungen, dann sollte er Suryabedha üben. Das hilft, diese Störung des Vata-Elementes zu mindern oder zu überwinden.

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2. Kapitel, Vers 51

Deutsche Übersetzung:

Und nun Ujjayi: Der Mund wird verschlossen. Langsam wird der Lebenshauch durch beide Nasenlöcher hineingesogen, | so dass er wahrlich von der Kehle bis nach unten zum Herzen mit einem lauten Geräusch in Kontakt kommt.

Sanskrit Text:

  • atha ujjāyī-
    mukhaṁ saṁyamya nāḍībhyām ākṛṣya pavanaṁ śanaiḥ |
    yathā lagati kaṇṭhāt tu hṛdayāvadhi sa-svanam ||51||
  • अथ उज्जायी
    मुखं संयम्य नाडीभ्यामाकृष्य पवनं शनैः ।
    यथा लगति कण्ठात्तु हृदयावधि सस्वनम् ॥५१॥
  • atha ujjayi
    mukham samyamya nadibhyam akrishya pavanam shanaih |
    yatha lagati kanthat tu hridayavadhi sa svanam ||51||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • ujjāyī : Ujjayi
  • mukhaṁ : (den) Mund (Mukha)
  • saṁyamya : geschlossen habend (Samyama)
  • nāḍībhyām : durch beide Nasenlöcher („Energie-Kanäle“, Nadi)
  • ākṛṣya : einziehend (ā + kṛṣ)
  • pavanaṁ : (den) Atem („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais)
  • yathā : so dass (Yatha)
  • lagati : (der Atem) fühlbar ist („berührt, sich anschmiegt“, lag)
  • kaṇṭhāt : von der Kehle (Kantha abwärts)
  • tu : aber (Tu)
  • hṛdaya : (zum) Herzen (Hridaya)
  • avadhi : bis („bis zur Grenze“, Avadhi)
  • sa-svanam : geräuschvoll („mit Geräusch“, Sa Svana; Fortsetzung folgt in Vers 52)      ||51||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Während du den Mund schließt, ziehe den Atem durch die Nasenlöcher mit Geräusch hoch, bis der Atem den Raum von der Kehle bis zum Herzen erfüllt.

Sukadev

51. Während du den Mund schließt, ziehe den Atem durch die Nasenlöcher mit Geräusch hoch, bis der Atem den Raum von der Kehle bis zum Herzen erfüllt.

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2. Kapitel, Vers 52

Deutsche Übersetzung:

Wie zuvor (beschrieben) soll (der Yogi) den Atem anhalten. Dann soll er durch das linke Nasenloch ausatmen. | Dieses zerstört eine Neigung zur Trägheit in der Kehle und aktiviert das Körper-Feuer.

Sanskrit Text:

  • pūrva-vat kumbhayet prāṇaṁ recayed iḍayā tathā |
    śleṣma-doṣa-haraṁ kaṇṭhe dehānala-vivardhanam ||52||
  • पूर्ववत्कुम्भयेत्प्राणं रेचयेदिडया तथा ।
    श्लेष्मदोषहरं कण्ठे देहानलविवर्धनम् ॥५२॥
  • purva vat kumbhayet pranam rechayed idaya tatha |
    shleshma dosha haram kanthe dehanala vivardhanam ||52||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pūrva-vat* : wie zuvor (in Vers 49 beschrieben, Purva vat)
  • kumbhayet : er halte (den Atem) an (kumbh)
  • prāṇaṁ : (den Lebens-)Atem Prana
  • recayet : er entlasse (“entleere”, ric)
  • iḍayā : durch Ida (den im linken Nasenloch endenden „Mondkanal“)
  • tathā : und (Tatha)
  • śleṣma : (hervorgerufen durch) Schleim (Shleshman bzw. Kapha)
  • doṣa-haraṁ : (das) beseitigt Störungen (Dosha-Hara)
  • kaṇṭhe : in der Kehle (Kantha)
  • deha : (im) Körper (Deha)
  • anala : (das Verdauungs-)Feuer (Anala)
  • vivardhanam : (und) vermehrt (Vivardhana)        ||52||

*Anmerkung: „Wie zuvor“ (pūrva-vat) verweist hier auf die Ausführung von Kumbhaka, wie sie im ersten Halbvers von Vers 49 beschrieben wird.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Führe Kumbhaka wie zuvor aus und atme durch Ida aus.

Das ist durch das linke Nasenloch. Das beseitigt den Schleim aus der Kehle und steigert die Verdauungskraft des Körpers.

Sukadev

52. Führe Kumbhaka wie zuvor aus und atme durch Ida aus.

Also das linke Nasenloch.

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2. Kapitel, Vers 53

Deutsche Übersetzung:

Die Atemübung, die als Ujjai bekannt ist zertört Disbalancen in Verbindung mit den Energiekanälen, dem Wasserhaushalt und den körperlichen Grundeigenschaften. | (Ujjai) kann sicherlich in Bewegung und in Ruhe praktiziert werden.

Sanskrit Text:

  • nāḍī-jalodarā-dhātu-gata-doṣa-vināśanam |
    gacchatā tiṣṭhatā kāryam ujjāyy ākhyaṁ tu kumbhakam ||53||
  • नाडीजलोदराधातुगतदोषविनाशनम् ।
    गच्छता तिष्ठता कार्यमुज्जाय्याख्यं तु कुम्भकम् ॥५३॥
  • nadi jalodara dhatu gata dosha vinashanam |
    gachchhata tishthata karyam ujjayy akhyam tu kumbhakam ||53||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • nāḍī : (in den) Energie-Kanälen, Gefäßen, Adern (Nadi)
  • jala-udara : Wassersucht („Wasser-Bauch“, Jalodara)
  • ā-dhātu : bis hin zu (den) Körpergeweben (Dhatu)
  • gata : (die) sich befinden (Gata)
  • doṣa : Störungen (Dosha)
  • vināśanam : (es) beseitigt, vertreibt (Vinashana)
  • gacchatā* : gehend (gam)
  • tiṣṭhatā* : (oder auch) stehend (sthā)
  • kāryam : soll ausgeführt werden, ist zu praktizieren (Karya)
  • ujjāyī : Ujjayi
  • ākhyaṁ : (welche) genannt wird (Akhya)
  • tu : aber (Tu)
  • kumbhakam : (diese) Atemverhaltung  (Kumbhaka)         ||53||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda ergänzt, dass Ujjayi im Gehen bzw. Stehen ohne (Rahita) Bandhas praktiziert werden soll (Kartavya): gacchatā tiṣṭhatā tu bandha-rahitaḥ kartavyaḥ.

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Brahmananda

Die sieben Dhatus sind: Haut, Fleisch, Blut, Knochen, Mark, Fett und Samen.

Vishnu-devananda

Das wird Ujjayi genannt, und es sollte gehend oder sitzend praktiziert werden. Es beseitigt alle Beschwerden von den Nadis und den Dhatus, wie auch die Wassersucht.

Sukadev

53. Das wird Ujjayi genannt, und es sollte gehend oder sitzend praktiziert werden.

Ujjayi kann man auch sonst machen. Ujjayi kann man üben im Gehen, im Sitzen, bei den Asanas, überall diesen hörbaren Kehllaut. Und das kann man auch kombinieren mit Mula Bandha. Und man kann sogar Ujjayi als gehendes Pranayama ausführen. Einatmen, anhalten und links ausatmen. Das kann man natürlich mit dem Nasenloch machen, mit dem Daumen, aber man kanns auch so machen [macht’s vor]. Ich kannte sogar jemand, der sagte, er kann das auch ganz willkürlich machen, allein durch die Stellung der Zunge, ob das ganz durchs linke oder durchs rechte Nasenloch reingeht. Man kann’s also üben.

– Es beseitigt alle Beschwerden von den Nadis und den Dhatus, wie auch die Wassersucht.

Und es ist auch etwas, das einen Übermaß an Kapha und damit auch an Schleim reduziert. Die sieben Dhatus sind dann Haut, Fleisch, Blut, Knochen, Mark, Fett und Geschlechtsflüssigkeiten. Das gilt hier als die sieben Hauptbestandteile des physischen Körpers, und Ujjay reinigt all diese. Eine einfache Version ist einatmen mit diesem tonlosen Kehlgeräusch, dann die Luft anhalten ohne Bandhas und links ausatmen. Ujjay Khumbakha in einer einfachen Form könnt ihr auch Menschen raten, denen der Aryuveda Arzt gesagt er, hat eine Kapha-Störung, was er denn jetzt machen kann. Dann kann man eben diese Übung empfehlen. Und wenn ihr selbst wisst, ihr habt eine Kapha-Störung – man kann diese Übung auch im Stehen oder im Gehen praktizieren. Also man kann ein paar Schritte einatmen, ein paar Schritte Luft anhalten und dann ein paar Schritte links ausatmen. Man kann Pranayamas auch autofahrend machen, sogar Wechselatmung. Natürlich denjenigen, die auf Pranayama besonders stark anspringen, die, wenn sie eine Runde Kapalabhati gemacht haben, sofort ihr Körperbewusstsein verlieren, denen rate ich dringend vom Kapalabhati am Steuer ab. Aber die Mehrheit der Menschen kann durchaus Kapalabhati autofahrend machen. Früher es gab mal eine Zeit, wo ich einmal die Woche nach Frankfurt gefahren bin, da habe ich dann dienstags und mittwochs jeweils eine Yogalehrerausbildung unterrichtet, und da hab ich immer mein Pranayama gemacht im Auto. Ich bin dann voller Energie angekommen. Gut, wenn ich jetzt reise, nehme ich dann meistens irgendjemand mit, und dann mach ich doch kein Kapalabhati und Wechselatmung in der Zeit.

Jetzt die nächste Übung ist von der Wirkung her noch mal besonders interessant.

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2. Kapitel, Vers 54

Deutsche Übersetzung:

Nun Sitkari: Sitkari soll auf diese Weise ausgeführt werden: Im Mund, durch den die Luft eingeatmet wird (und ausgeatmet) ausschließlich durch die Nase. | Durch diese Praxis wird (ein Yogi) ein zweiter Gott der Liebe.

Sanskrit Text:

  • atha sītkārī-
    sīt-kāṁ kuryāt tathā vaktre ghrāṇenaiva vijṛmbhikām |
    evam abhyāsa-yogena kāma-devo dvitīyakaḥ ||54||
  • अथ सीत्कारी
    सीत्कां कुर्यात्तथा वक्त्रे घ्राणेनैव विजृम्भिकाम् ।
    एवमभ्यासयोगेन कामदेवो द्वितीयकः ॥५४॥
  • atha sitkari
    sitkam kuryat tatha vaktre ghranenaiva vijrimbhikam |
    evam abhyasa yogena kama devo dvitiyakah ||54||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • sīt-kārī : Sitkari
  • sīt-kāṁ : (den Laut) „sīt“ (Sitka)
  • kuryāt : man mache (kṛ)
  • tathā : und, so (Tatha)
  • vaktre : (beim Einatmen) in den Mund (Vaktra)
  • ghrāṇena : durch die Nase (Ghrana)
  • eva : nur, allein, ausschließlich (Eva)
  • vijṛmbhikām : (die) Ausatmung (Vijrimbhika)
  • evam : so, auf diese Weise (Evam)
  • abhyāsa : (der) Übung, Wiederholung (Abhyasa)
  • yogena : durch die Anwendung, das Mittel, die Methode (Yoga)
  • kāma-devaḥ : Liebesgott (Kamadeva)
  • dvitīyakaḥ : (man wird ein) zweiter (Dvitiyaka)          ||54||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda ergänzt, dass in diesem Vers die Atemverhaltung (Kumbhaka) mitzuverstehen ist (avagantavya), obwohl sie nicht ausdrücklich genannt wird (anukto’pi), insofern Sitkari zu den (Ausführungsformen von) Kumbhaka gehört (kumbhaka-tvāt): kumbhakas tv anukto’pi sīt-kāryāḥ kumbhaka-tvād evāvagantavyaḥ, vgl. auch die Anmerkung zu Vers 52.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Indem man die Zunge zwischen die Lippen setzt und den Atem mit einem zischenden Ton in den Mund zieht, so sollte die Puraka gemacht werden, und dann Rechaka nur mit den beiden Nasenlöchern (und nicht mit dem Mund). Das wird Sitkari genannt. Durch das Wiederholen dieser Übung wird man zu einem zweiten Gott der Schönheit.

Sitkari unterscheidet sich von Brahmari, das einen Ton wie eine Hummel (sehr hart) hat. Ujjayi ist sehr sanft, sehr dünn. Ujjayi ist ein großes Pranayama, während Brahmari, Sitali und Sitkari kleinere Pranayamas sind. Ein kleineres Pranayama ist eines, das nicht sehr wichtig ist, aber für besondere Bedingungen gebraucht wird. Zum Beispiel: Sitali und Sitkari können an heißen Tagen verwendet werden, um den Körper abzukühlen. Sie können auch verwendet werden, wenn das Blut unrein ist, oder wenn ihr den Kehlkopf anregen wollt; letzteres ist der Hauptzweck von Sitali und Sitkari. Unter heißen und trockenen Verhältnissen, wenn ihr kein Wasser bekommen könnt, kann Sitali als eine Art Kühlung durchgeführt werden, weil es die kühle, feuchte Luft zu dem psychischen Zentrum bringt, das diesen Durst erzeugt.

Sukadev

54. Indem man die Zunge zwischen die Lippen setzt und den Atem mit einem zischenden Ton in den Mund zieht, so sollte Puraka gemacht werden, und dann Rechaka nur mit den beiden Nasenlöchern (und nicht mit dem Mund). Das wird Sitkari genannt. Durch das Wiederholen dieser Übung wird man zu einem zweiten Gott der Schönheit.

Und zwischendurch kann man auch einen Moment die Luft anhalten. Das wird wie genannt? Sitkari. Es kommt noch dicker.

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2. Kapitel, Vers 55

Deutsche Übersetzung:

(Solch ein Yogi) wird von den weiblichen Yogis verehrt, er ist der Urheber von Manifestation und Auflösung. | (Für ihn) gibt es keinen Hunger, noch Durst, noch Schlaf, nicht einmal Nachlässigkeit.

Sanskrit Text:

  • yoginī-cakra-sammānyaḥ sṛṣṭi-saṁhāra-kārakaḥ |
    na kṣudhā na tṛṣā nidrā naivālasyaṁ prajāyate ||55||
  • योगिनी चक्रसंमान्यः सृष्टिसंहारकारकः ।
    न क्षुधा न तृषा निद्रा नैवालस्यं प्रजायते ॥५५॥
  • yogini chakra sammanyah srishti samhara karakah |
    na kshudha na trisha nidra naivalasyam prajayate ||55||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yoginī : (der) Yoginis (mächtige, zauberkundige weibliche Yogis)
  • cakra : (im) Kreise (Chakra)
  • sammānyaḥ : (er) steht in Ehren (Sammana)
  • sṛṣṭi : (von) Schöpfung, Aussendung (Srishti)
  • saṁhāra : (und) Auflösung, Zerstörung, Zurückziehung (des Geschaffenen, Samhara)
  • kārakaḥ : (er ist der) Vollführer, Erschaffer (Karaka)
  • na : nicht, weder (Na)
  • kṣudhā : Hunger (Kshudha)
  • na : nicht, noch
  • tṛṣā : Durst (Trisha)
  • nidrā : Schlaf, Schläfrigkeit (Nidra)
  • na : nicht, noch
  • eva : gewiss (Eva)
  • ālasyaṁ : Trägheit, Schlaffheit, Energiemangel (Alasya)
  • prajāyate : entsteht (ihm, pra + jan)          ||55||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Unter der Vielheit von Frauen wird er zum Gegenstand der Bewunderung;

Er (der Autor) teilt hier Bonbons aus, damit die Leute praktizieren. Die wirkliche Bedeutung davon ist: wenn ein Überfluss von Prana von euch ausgeht wird jeder von eurer Persönlichkeit angezogen. Natürlich, wenn es Honig gibt, werden Honigbienen kommen. Hier liegt die Anziehung nicht am Körper, sondern am Prana. Wenn es kein Prana gibt, seid ihr wie eine altbackene Pizza. Wenn ihr Mengen von Prana habt wie eine schöne, frische Rose, werden die Leute angezogen. Dann, wenn ihr älter werdet, infolge exzessiven Geschlechtsverkehrs, Menstruationen, Magenproblemen, Stillen etc. geht viel Prana verloren, und dann möchte euch niemand berühren. Aber wenn ihr Pranayama praktiziert, dann gibt es kein Altern und daher werden die Leute die ganze Zeit von euch angezogen sein.

(fortgesetzt) er kann tun und lassen was er will und fühlt weder Hunger noch Durst noch Schmerz.

Das bedeutet, dass er Essen nehmen wird, wenn es welches gibt. Doch wenn er zu seiner gewohnten Zeit kein Essen bekommen kann, kann er einfach ein paar tiefe Atemzüge machen und den Hungerreiz beenden. Er ist nicht der Sklave jeder einzelnen Gewohnheit.

Sukadev

55. Unter der Vielheit von Frauen wird er zum Gegenstand der Bewunderung; er kann tun und lassen, was er will und fühlt weder Hunger noch Durst.

Wir kommen jetzt zu einigen Teilen der Hatha Yoga Pradipika. Im dritten Kapitel wird es noch etwas massiver, was dann nicht mehr so ganz dem indischen guten Ton entspricht. Die Hatha Yoga Pradipika hat durchaus zwischendurch so ein paar Dinge drin, um Menschen ein bisschen abzustoßen oder aus ihrem normalen, spießbürgerlichen Denken herauszubringen, und hat natürlich auch Dinge, um Menschen ein bisschen zu inspirieren oder zu reizen.

Gut, also, aber was Sitkari bewirkt – es ist eine verjüngende Übung. Es ist eine Übung, die die Mondenergie aktiviert, und eine Übung die auch den Regenerationsprozess fördert. Wenn ihr z.B. irgendwelche Entzündungen habt, ist Sikari sehr gut, wenn ihr Fieber habt, ist Sitkari sehr gut. Überhaupt, bei allen möglichen Krankheiten, die da sind, insbesondere wenn sie irgendwie nervös, unruhig oder mit Hitze verbunden sind oder auch mit Schmerzen verbunden sind. Sitkari wirkt auch schmerzreduzierend, kann man also eine Schmerztherapie einsetzen, bei all den ist Sitkari gut. Sithali ist weniger angeraten, wenn man Übermaß anVata hat oder auch ein Übermaß an Kapha. Ist also mehr zu empfehlen bei allem, was irgendwie mit Pita verbunden ist. Aber man kann das auch nicht hundert Prozent sagen. Sithali wirkt allgemein regenerierend und harmonisierend und eben auch verjüngend, da die Mondenergie die regenerierende Energie im Körper ist. Sithali ist auch so was wie die Notbremse, wenn ihr mal intensiv praktiziert, die Energie in euch sehr stark wirkt, und ihr kommt nicht von selbst runter. Wenn ihr dann in einne Stunde zur Arbeit gehen müsst, dann könnt ihr mit Sithali dafür sorgen, dass die Energie sich wieder harmonisiert und abkühlt.

Also, der 55. Vers ging los: Unter der Vielheit von Frauen wird er zum Gegenstand der Bewunderung. Das wird auch umgekehrt von Frauen für Männer sein. Swami Vishnu, der ja selbst ein Mönch war, sagt noch, dass der Autor ja Bonbons austeilt, damit die Leute praktizieren. Die wirkliche Bedeutung davon ist, wenn ein Überfluss von Prana von Euch ausgeht, wird jeder von eurer Persönlichkeit angezogen. Natürlich, wenn es Honig gibt, werden die Honigbienen kommen. Hier liegt die Anziehung nicht am Körper, sondern am Prana. Wenn es kein Prana gibt, dann seid ihr wie eine altbackene Pizza.

Swami Vishnu hat seine Pizza mit Eiscreme gehabt, wahrscheinlich die international beliebten Gerichte, Pizza und Eiscreme war immer die Versuchung der Yogis. Wenn man also viel Prana hat, dann ist man wie die frische Pizza, die duftet und Menschen anzieht, und wenn man wenig Prana hat, dann ist man wie die altbackene Pizza. Wenn ihr Menge von Prana habt, jetzt gibt er vielleicht ein netteres Beispiel, wie eine schöne frische Rose werden die Menschen angezogen. Wenn man dagegen nur sein Gesicht lackiert und da ist kein Prana dahinter, dann ist man wie eine Plastikrose. Mag äußerlich noch so aussehen, aber gut der Lack mag dran sein, aber wehe, der Lack ist dann ab, dann wird’s schwierig. Und wenn man viel Prana hat, gut dann kann man immer noch künstlerisch, gestalterisch an seinem Gesicht wirken. Das ist noch gar nicht so lang her, bis ich verstanden habe, warum Frauen überhaupt ihr Gesicht immer so, habe ich gesagt, so verunstalten. Natürlich sieht’s doch eigentlich am besten aus, und hat er das irgendjemand erklärt, dass das Kreativität und künstlerisches Gestalten sei, und seitdem kann ich das wertschätzen. Ich habe allerdings eine Frau geheiratet, die sich fast nie irgendwas ins Gesicht schmiert. Gut, aber das wichtigste ist, dass Prana die Lebensenergie, die man dort ausstrahlt, das ist das was, was die Menschen dann anzieht.

– Er kann tun und lassen was er will und fühlt weder Hunger noch Durst noch Schmerz.

Das ist also die nächste Wirkung von Sithali wie auch Sitkari. Das heißt, man reduziert also Hunger und Durst. Kann man vielleicht machen, wenn jemand abnehmen will und unbedingt eine Schlankheitskur machen will. Es wäre übrigens klüger, das grundsätzlich nicht zu machen, sondern regelmäßig zu praktizieren und eine gesunde Ernährungsform zu finden. Wer das wollte, könnte das dann auch mit Sithali verbinden. Das reduziert eine Menge an Hunger, und mir hat auch jemand mal bestätigt, der Bergsteiger ist und große Bergtouren macht, auch ein Fan von Pranayama, der hat gesagt, seitdem er Sithali praktiziert auf seinen Bergtouren, braucht er nur die Hälfte seines Proviantes mitzunehmen. Und das, das wäre schon sehr wichtig. Die Hälfte von Wasser und die Hälfte von Essen, und er würde nicht Durst leiden, durstig werden, würde auch nicht dehydrieren. Irgendwas wird das mit dem Metabolismus des Körpers machen. Natürlich vielleicht wichtiger als diese Wirkung in unseren Breiten ist aber die schmerzreduzierende Wirkung. Das kann man sogar anwenden, wenn man Kreuzschmerzen hat, Knieschmerzen, Zahnschmerzen und so weiter, Migräne, vor allem, Sithali, Sitkari könnt ihr weitergeben hier. Auch die anderen Übungen in gemäßigter Form, nur nicht in der fortgeschritten Form. Manche Leute können nicht so die Zunge rollen, er beschreibt’s auch gleich noch (s. Kapitel 2, Vers 58), aber die Wirkung von Sithali und Sitkari ist sehr ähnlich. Es heißt, dass zwanzig Prozent der Menschen nicht Zungenroller sind, dass ist eine genetisch angeborene Eigenschaft. Anhand dieser Eigenschaft sind die Gesetze der Genetik entdeckt worden. Aber man kann’s lernen, tatsächlich, es scheint sogar trainierbar zu sein. Ja, also die Genetiker gehen davon aus, dass man’s nicht lernen kann. So ist die klassische Pranayama. Übt sie ab zehn Runden, ab zehn Runden, was gar nicht so lange dauert. Man atmet ja nur ein, eventuell kann man kurz die Luft anhalten, aber das Anhalten ist ja nicht mal so notwendig, und atmet dann wieder aus.

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2. Kapitel, Vers 56

Deutsche Übersetzung:

Das Reine des Köpers wird frei von allen Verunreinigungen. | Durch diese Technik wird der Yogi wahrlich wie ein Gott der Himmel auf dem Erdkreis.

Sanskrit Text:

  • bhavet sattvaṁ ca dehasya sarvopadrava-varjitaḥ |
    anena vidhinā satyaṁ yogīndro bhūmi-maṇḍale ||56||
  • भवेत् सत्त्वं च देहस्य सर्वोपद्रववर्जितः ।
    अनेन विधिना सत्यं योगीन्द्रो भूमिमण्डले ॥५६॥
  • bhavet sattvam cha dehasya sarvopadrava varjitah |
    anena vidhina satyam yogindro bhumi mandale ||56||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • bhavet : (es) entsteht (bhū)
  • sattvaṁ : Festigkeit, Stärke (Sattva)
  • ca : und (Cha)
  • dehasya : des Körpers (Deha)
  • sarva : allen (Sarva)
  • upadrava : Übeln, Gebrechen, Widrigkeiten (Upadrava)
  • varjitaḥ : (er wird) frei von (Varjita)
  • anena : mit dieser (Ayam)
  • vidhinā : Methode (Vidhi)
  • satyaṁ : (er wird) wahrlich (Satya)
  • yogi : (unter den) Yogins
  • indraḥ : (ein) Fürst (Indra)
  • bhūmi-maṇḍale : auf dem Erdenkreis (BhumiMandala)        ||56||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Durch diese Praktik gewinnt er Stärke des Körpers und wird Herr der Yogis, wobei er frei bleibt von jeder Art von Schädigung.

Sukadev

56. Durch diese Praktik gewinnt er Stärke des Körpers und wird Herr der Yogis, wobei er frei bleibt von jeder Art von Schädigung.

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2. Kapitel, Vers 57

Deutsche Übersetzung:

Nun Sitali: Den Lebenshauch über die Zunge hineingesaugt, wird der Atem wie zuvor (beschrieben) angehalten. | (Nun) soll der Weise sanft durch beide Nasenlöcher den Lebenshauch (wieder) ausatmen.

Sanskrit Text:

  • atha śītalī-
    jihvayā vāyum ākṛṣya pūrva-vat kumbha-sādhanam |
    śanakair ghrāṇa-randhrābhyāṁ recayet pavanaṁ su-dhīḥ ||57||
  • अथ शीतली
    जिह्वया वायुम् आकृष्य पूर्ववत् कुम्भसाधनम् ।
    शनकैर् घ्राणरन्ध्राभ्यां रेचयेत् पवनं सुधीः ॥५७॥
  • atha shitali
    jihvaya vayum akrishya purva vat kumbha sadhanam |
    shanakair ghrana randhrabhyam rechayet pavanam sudhih ||57||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • śītalī : Shitali
  • jihvayā : über die Zunge (Jihva)
  • vāyum : (den) Atem („Wind“, Vayu)
  • ākṛṣya : einziehend (ā + kṛṣ)
  • pūrva-vat : wie zuvor (in Vers 49 beschrieben, Purva vat)
  • kumbha : (der) Atemverhaltung (Kumbha)
  • sādhanam : (dann folgt die) Praxis (Sadhana)
  • śanakais : langsam, allmählich (Shanakais)
  • ghrāṇa : (der) Nase (Ghrana)
  • randhrābhyāṁ : durch die beiden Löcher (Randhra)
  • recayet : entlasse (“entleere”, ric)
  • pavanaṁ : (den) Atem („Wind“, Pavana)
  • su-dhīḥ : (der) verständige (Yogi, Su Dhi)          ||57||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Während er die Zunge von den Lippen ein kleines Stück vorschiebt, sollte er das Prana einatmen, und nachdem er Kumbhaka durchgeführt hat, sollte er durch die Nasenlöcher ausatmen.

Sukadev

57. Während er die Zunge von den Lippen ein kleines Stück vorschiebt, sollte er das Prana einatmen, und nachdem er Kumbhaka durchgeführt hat, sollte er durch die Nasenlöcher ausatmen.

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2. Kapitel, Vers 58

Deutsche Übersetzung:

Ohne Zweifel geht die Atemübung, die Sitali genannt wird Vergiftungen, | Vergrößerung der Drüsen, wie Milz und so weiter, Krankheiten, Fieber, Neigung zur aufbrausender Natur, Hunger und Durst an.

Sanskrit Text:

  • gulma-plīhādikān rogān jvaraṁ pittaṁ kṣudhāṁ tṛṣām |
    viṣāṇi śītalī nāma kumbhikeyaṁ nihanti hi ||58||
  • गुल्मप्लीहादिकान् रोगान् ज्वरं पित्तं क्षुधां तृषाम् ।
    विषाणि शीतली नाम कुम्भिकेयं निहन्ति हि ॥५८॥
  • gulma plihadikan rogan jvaram pittam kshudham trisham |
    vishani shitali nama kumbhikeyam nihanti hi ||58||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • gulma : (wie) krankhafte Anschwellung im Unterleib, Unterleibsgeschwulst (Gulma)
  • plīhan : Milz(vergrößerung, Plihan)
  • ādikān : und andere, usw., („zum Anfang habend“, Adika)
  • rogān : Krankheiten (Roga)
  • jvaraṁ : Fieber (Jvara)
  • pittaṁ : (ein Übermaß an) Pitta („Galle“)
  • kṣudhāṁ : Hunger (Kshudha)
  • tṛṣām : Durst (Trisha)
  • viṣāṇi : Gifte (Visha)
  • śītalī : Shitali
  • nāma : namens (Nama)
  • kumbhikā : Atemverhaltung (Kumbhika)
  • iyaṁ : diese (Iyam)
  • nihanti : vernichtet („schlägt nieder“, ni + han)
  • hi : gewiss (Hi)        ||58||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dieses Kumbhaka, Sitali genannt, zerstört Beschwerden des Unterleibes und der Milz und andere Beschwerden, wie auch Fieber, Gallenschwierigkeiten, Hunger, Durst und die üblen Folgen von Giften wie Schlangengift etc.

Sukadev

58. Dieses Kumbhaka, Sithali genannt, zerstört Beschwerden des Unterleibes und der Milz und andere Beschwerden, wie auch Fieber, Gallenschwierigkeiten, Hunger, Durst und die üblen Folgen von Giften wie Schlangengift etc.

Vom ayurvedischen Standpunkt aus ist Sithali eine Übung, um ein Übermaß an Pita zu überwinden. Pita ist Hitze und Ungeduld und was mit Galle zu tun hat. Und wenn hier Gallenschwierigkeiten steht dann heißt das Pita-Schwierigkeiten, Pita steht für Galle. Also was er hier nennt für die, für die andere Übung, gilt für beide Sithali und Sitkari sind beide letztlich austauschbar. Gut, also ich hab immer gelernt bei Swami Vishnu, das Sithali so gemacht wird: Die Zunge wird röhrenförmig längs gerollt und aus dem Mund geschoben, die Luft wird von vorne einsaugt. Sitkari geht so: Die Zungenspitze wird nach oben hin zurückgerrollt, so dass eine querliegende Röhre entsteht, die Luft wird seitlich eingezogen. So steht’s auch in anderen Yogabüchern. Allerdings muss ich auch dazu sagen, die Terminologie ist beim Hatha-Yoga nicht eindeutig. Swatmarama nennt ja auch Padmasana an der einen Stelle so, an der anderen Stelle anders, und es wäre auch nicht ausgeschlossen, dass es dort in der Hatha-Yoga- Tradition verschiedene Weisen, gibt das zu nennen. Für unsere Zwecke spielt’s auch nicht die ganz große Rolle, weil sie ja beide ähnlich wirken.

Von einem feinstofflichen Aspekt her aktiviert Sithali die Mondenergie. Und die Mondenergie ist diese Energie, welche den Körper regeneriert und wieder harmonisiert, welche die Körperzellen wieder regeneriert, und auf diese Mondenergiewirkung sind die anderen Wirkungen zurückzuführen, eben diese verjüngende und man wird zum Jüngling und Gott der Schönheit und so weiter. Das ist die Wirkung von Sithali und Sitkari und dient auch zur Reduzierung eines übertriebenen Appetits, wie auch wenn die erweckte Energie zu feurig ist.

Gut, so seht ihr die Wirkungen von Pranayama auf verschiedensten Ebenen. Sie wirken für die Doshas, und über diese Harmonisierung der Körperenergien auf die Gesundheit. Es gibt noch andere Wirkungsmechanismen, wie die Pranayamas auf die Gesundheit wirken. Pranayama wirkt auch direkt auf das Prana, die Lebensenergie, und hilft, unsere Sushumna zu erwecken, so dass das Prana durch die Sushumna fließen kann und schließlich auch die Kundalini. Damit entsteht eine Klarheit des Geistes, Unmani Avastha, der Zustand jenseits des Geistes, Samadhi.

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2. Kapitel, Vers 59

Deutsche Übersetzung:

Nun Bhastrika: Nachdem die beiden Fußsohlen auf passende Weise auf der Mitte der Oberschenkel platziert sind, | ist der Lotussitz eingenommen. Dieser zerstört alle Sünden.

Sanskrit Text:

  • atha bhastrikā-
    ūrvor upari saṁsthāpya śubhe pāda-tale ubhe |
    padmāsanaṁ bhaved etat sarva-pāpa-praṇāśanam ||59||
  • अथ भस्त्रिका
    ऊर्वोर् उपरि संस्थाप्य शुभे पादतले उभे ।
    पद्मासनं भवेद् एतत् सर्वपापप्रणाशनम् ॥५९॥
  • atha bhastrika
    urvor upari samsthapya shubhe pada tale ubhe |
    padmasanam bhaved etat sarva papa pranashanam ||59||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • bhastrikā : Bhastrika („Blasebalg“)
  • ūrvor : (die gegenüberliegenden) Oberschenkel (Uru)
  • upari : auf (Upari)
  • saṁsthāpya : man lege („gelegt  habend“, sam + sthā)
  • śubhe : sauberen, reinen („schönen“, Shubha)
  • pāda : (der) Füße (Pada)
  • tale : (nach oben gekehrten) Sohlen (Tala)
  • ubhe : die beiden (Ubha)
  • padma-āsanaṁ : (der) Lotussitz (Padmasana)
  • bhavet : ist („soll sein“, bhū)
  • etad : dies (Etad)
  • sarva : allen (Sarva)
  • pāpa : Übels (Papa)
  • praṇāśanam : (er bewirkt das) Vernichten (Pranashana)          ||59||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Nun wird Bhastrika beschrieben: Bringe die Füße auf die gegenüberliegenden Schenkel. Das wird Padmasana genannt und es zerstreut alle Beschwerden.

Sukadev

59. Nun wird Bhastrika beschrieben: Bringe die Füße auf die gegenüberliegenden Schenkel. Das wird Padmasana, Lotussitz, genannt und es zerstreut alle Beschwerden.

Der volle Padmasana geht so, wenn die Ferse tatsächlich seitlich an den Bauch drückt. es geht auch ohne sich zu verbeugen. Das ist der volle Padmasana. Und ihr kennt Ida und Pingala, links und rechts neben der Wirbelsäule. Ich hatte auch mal Zeiten, wo ich weniger Bauch hatte, da konnte ich meine Ferse genauso in den Bauch reingeben, und hier vorne links und rechts eben zwei Nadis, die Ida und Pingala entsprechen, wenn da die Ferse tatsächlich herankommt, dann harmonisiert das diese beiden Nadis, wenn diese beiden Nadis harmonisiert sind, sind auch Ida und Pingala harmonisiert und damit auch die Doshas.

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2. Kapitel, Vers 60

Deutsche Übersetzung:

Nachdem er ordentlich den Lotussitz gefaltet hat, den Nacken und Bauch aufgerichtet, | soll der Weise, den Mund geschlossen, kraftvoll den Lebenshauch durch die Nase ausatmen.

Sanskrit Text:

  • samyak padmāsanaṁ baddhvā sama-grīvodaraḥ su-dhīḥ |
    mukhaṁ saṁyamya yatnena prāṇaṁ ghrāṇena recayet ||60||
  • सम्यक् पद्मासनं बद्ध्वा समग्रीवोदरः सुधीः ।
    मुखं संयम्य यत्नेन प्राणं घ्राणेन रेचयेत् ॥६०॥
  • samyak padmasanam baddhva sama grivodarah sudhih |
    mukham sanyamya yatnena pranam ghranena rechayet ||60||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • samyak : auf die rechte Weise (Samyak)
  • padma-āsanaṁ : (den) Lotussitz (Padmasana)
  • baddhvā : einnehmend („gebunden habend“, bandh)
  • sama : gerade (ist, Sama)
  • grīvā : (dessen) Hals (Griva)
  • udaraḥ : (und) Bauch (Udara)
  • su-dhīḥ : (der) verständige (Yogi, Su Dhi)
  • mukhaṁ : (den) Mund (Mukha)
  • saṁyamya : verschließend (Samyama)
  • yatnena : eifrig, kraftvoll („mit Anstrengung“, Yatna)
  • prāṇaṁ : (den) Atem, (die) Atemluft (Prana)
  • ghrāṇena : durch die Nase (Ghrana)
  • recayet : entlasse (“entleere” ric, Fortsetzung folgt in Vers 61)     ||60||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Während er diese Stellung einnimmt, sollte er den Mund schließen und durch die Nasenlöcher ausatmen bis er Druck auf dem Herzen, der Kehle und dem Gehirn fühlt.

Sukadev

60. Während er diese Stellung einnimmt, sollte er den Mund schließen und durch die Nasenlöcher ausatmen, bis er Druck auf dem Herzen, der Kehle und dem Gehirn fühlt.

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