3. Kapitel, Vers 51

Deutsche Übersetzung:

Der Yogi, der mit dem Gesicht nach oben, der Zunge in der Höhlung zurückgehalten und auf die höchste Kraft (param Shakti) konzentriert ist, | den klaren Strom des flutenden Mondnektars, der vom Kopf zum 16 blättrigen Lotus tropft, trinkt, der erreicht durch den Einsatz der Lebensenergie (Prana) im Hatha Yoga (Hatha) Freiheit von Krankheit, einen wie eine Lotusfaser schönen Körper und ein langes Leben.

Sanskrit Text:

  • mūrdhnaḥ ṣoḍaśa-pattra-padma-galitaṁ prāṇād avāptaṁ haṭhād
    ūrdhvāsyo rasanāṁ niyamya vivare śaktiṁ parāṁ cintayan |
    utkallola-kalā-jalaṁ ca vimalaṁ dhārā-mayaṁ yaḥ piben
    nirvyādhiḥ sa mṛṇāla-komala-vapur yogī ciraṁ jīvati ||51||
  • मूर्ध्नः षोडशपत्रपद्मगलितं प्राणादवाप्तं हठा-
    दूर्ध्वास्यो रसनां नियम्य विवरे शक्तिं परां चिन्तयन् ।
    उत्कल्लोलकलाजलं च विमलं धारामयं यः पिबे-
    न्निर्व्याधिः स मृणालकोमलवपुर्योगी चिरं जीवति ॥५१॥
  • murdhnah shodasha pattra padma galitam pranad avaptam hathad
    urdhvasyo rasanam niyamya vivare shaktim param chintayan |
    utkallola kala jalam cha vimalam dhara mayam yah piben
    nirvyadhih sa mrinala komala vapur yogi chiram jivati ||51||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • mūrdhnaḥ : (das) vom Kopf (Murdhan)
  • ṣoḍaśa-pattra : (in den) sechzehn-blättrigen (ShodashaPattra)
  • padma : Lotus (Padma, das Kehl- bzw. Vishuddhi Chakra)
  • galitaṁ : tröpfelnde (Galita)
  • prāṇāt : durch (den gezügelten) Lebenshauch (Prana)
  • avāptaṁ : erlangte (Avapta)
  • haṭhāt : aufgrund (der) Hatha(-Yogapraxis)
  • ūrdhva* : nach oben (gewandt, Urdhva)
  • āsyaḥ* : (mit dem) Gesicht (Asya)
  • rasanāṁ : (die) Zunge (Rasana)
  • niyamya : legend („festhaltend“, ni + yam)
  • vivare : in die Höhlung (Vivara des Gaumens)
  • śaktiṁ : Energie („Kraft“ Shakti, d.h. Kundalini)
  • parāṁ : (die) höchste (Para)
  • cintayan : meditierend (über, cint)
  • utkallola : aufwallende („mit hochgehenden Wogen“, Utkallola)
  • kalā : (des Mond-)Nektars („Sechzehntels“, Kala)
  • jalaṁ : Nass („Wasser“, Jala)
  • ca : und (Cha)
  • vimalaṁ : (das) reine (Vimala)
  • dhārā-mayaṁ : strömende („aus einem Strom bestehende“, DharaMaya)
  • yaḥ : wer, welcher (Yad)
  • pibet : trinkt ()
  • nirvyādhiḥ : frei von Krankheit (Nirvyadhi)
  • saḥ : ein solcher (Tad)
  • mṛṇāla : (wie die) Wurzel einer Lotuspflanze (Mrinala)
  • komala : weich, zart (Komala)
  • vapus : (mit einem) Körper (Vapus)
  • yogī : Yogi
  • ciraṁ : lang (Chira)
  • jīvati : lebt (jīv)        ||51||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass ūrdhvāsyaḥ „mit dem Gesicht (Asya) nach oben (Urdhva) gewandt“ auf Viparita Karani verweist (sūcitā): ūrdhvāsya ity anena viparīta-karaṇī sūcitā.

Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 105 behandelt.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

51. Derjenige, der mit nach oben gewandtem Gesicht und mit der Zunge die Öffnung im Gaumen geschlossen über Kundalini (Parashakti) meditiert

und hier seht ihr: Es sind nicht nur physische Prozesse gemeint, sondern eben die Meditation

– und die klaren Fluten des Nektarstromes trinkt, der vom Mond im Kopf in den 16-blättrigenLotus (im Kehlkopf) herabfließt, der durch seine Hatha- Yoga-Praktiken Kontrolle über das Prana erlangt hat, wird zu einem wahren Yogi, frei von jeglicher Krankheit, und lebt lange, mit einem geschmeidigen, schönen Körper gleich den Fasern eines Lotosstammes.

Hier wieder etwas für die Menschen, die grobstoffliche Sachen wissen wollen.

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3. Kapitel, Vers 52

Deutsche Übersetzung:

Der Weise erklärt, dass die Schmelze, die von der Höhlung im Gipfel des Meru fließt, in der höchsten Realität verwurzelt ist. Diese ist der höchste Punkt aller Ströme. | Die Essenz des Körpers fließt vom Mond, auf diese Weise kommt auch der Tod zu den Menschen. Daher soll der Yogi diese Praxis gut einüben, anders wird ein vollkommener (Siddhi) Körper nicht erreicht.

Sanskrit Text:

  • yat prāleyaṁ prahita-suṣiraṁ meru-mūrdhāntara-sthaṁ
    tasmiṁs tattvaṁ pravadati sudhīs tan-mukhaṁ nimna-gānām |
    candrāt sāraḥ sravati vapuṣas tena mṛtyur narāṇāṁ
    tad badhnīyāt su-karaṇam adho nānyathā kāya-siddhiḥ ||52||
  • यत्प्रालेयं प्रहितसुषिरं मेरुमूर्धान्तरस्थं
    तस्मिंस्तत्त्वं प्रवदति सुधीस्तन्मुखं निम्नगानाम् ।
    चन्द्रात्सारः स्रवति वपुषस्तेन मृत्युर्नराणां
    तद्बध्नीयात्सुकरणमधो नान्यथा कायसिद्धिः ॥५२॥
  • yat praleyam prahita sushiram meru murdhantara sthan
    tasmins tattvam pravadati sudhis tan mukham nimnaganam |
    chandrat sarah sravati vapushas tena mrityur naranam
    tad badhniyat sukaranam adho nanyatha kaya siddhih ||52||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yad : der („derjenige“, Yad)
  • prāleyaṁ : Nektar („Schnee, Schmelzwasser“, Praleya)
  • prahita : entspringend („herausgeströmt“, Prahita)
  • suṣiraṁ : (in der) Höhlung (Sushira)
  • meru : (des Berges) Meru (der Wirbelsäule bzw. Sushumna)
  • mūrdhan : (des) Gipfels („Kopfes“, Murdhan)
  • antara-sthaṁ : befindlich im inneren (Antara)
  • tasmin : in dieser (Höhlung, Tad)
  • tattvaṁ* : (die höchste) Wahrheit (das „So-sein“, Tattva)
  • pravadati : erkennt („verkündet als“, pra + vad)
  • su-dhīḥ : (der) Weise („mit guter Einsicht“, Sudhi)
  • tad : diese (Höhlung, Tad)
  • mukhaṁ : (ist der) Ursprung („Mund“, Mukha)
  • nimna-gānām** : der Flüsse (Nimnaga, d.h. der Nadis)
  • candrāt : vom „Mond“ (Chandra)
  • sāraḥ : (der) Nektar, (die) Essenz (Sara)
  • sravati : fließt, strömt (herab, sṛ)
  • vapuṣaḥ : des Körpers (Vapus)
  • tena : daraus (Tad)
  • mṛtyuḥ : (resultiert der) Tod (Mrityu)
  • narāṇāṁ : der Menschen (Nara)
  • tad : dieses
  • badhnīyāt : man soll einnehmen („binden“, badh)
  • su-karaṇam : ausgezeichnete (Su) Siegel (Karana, nämlich Khechari Mudra)
  • adhaḥ*** : auf dem Erdboden (liegend, Adhas)
  • na : nicht (Na)
  • anyathā : auf andere Weise (Anyatha)
  • kāya : (des) Körpers (Kaya)
  • siddhiḥ : (ist) Vervollkommnung (möglich, Siddhi)     ||52||

*Anmerkung: Nach dem Kommentator Brahmananda ist hiermit die Wahrheit (Tattva) über das Selbst (Atman) bzw. die höchste Wahrheit in Form des Atman gemeint: tattvam ātma-tattvam.

**Anmerkung: Brahmananda führt aus, dass mit „Flüssen“ (Nimnaga), die mit den Worten (Shabda) Ganga, Yamuna, Sarasvati und Narmada usw. ausgedrückt werden, die Nadis Ida, PingalaSushumna und Gandhari usw. gemeint sind: nimnagānāṃ gaṅgā-yamunā-sarasvatī-narmadādi-śabda-vācyānām iḍā-piṅgalā-suṣumnā-gāndhārī-prabhṛtīnām.

***Anmerkung: Obwohl im Mula-Text adhaḥ bzw. aufgrund der Regeln des Sandhi adho steht, kommentiert Brahmananda tataḥ bzw. tato, was mit „deshalb, daher“ zu übersetzen wäre (ato hetoḥ „aus diesem Grunde“). Die Lesung adho bedeutet „auf dem Erdboden (liegend)“, was man so verstehen kann, dass der Praktizierende bei der Ausführung von Khechari Mudra auf dem Boden „liegt“, und zwar in Viparita Karani (vgl. die Anmerkung zu Vers 51).

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

52. Im Inneren des oberen Teiles von Meru, der Sushumna, ist der Nektar in der innenliegenden Öffnung verborgen.

Das ist eben das Mondchakra.

– Der Mensch, dessen Intellekt von reiner, satviger Art ist und nicht verdunkelt von Rajas und Tamas, wird darin dieWahrheit erkennen (seinen eigenen Atman).

Das bezieht sich auch noch auf eine gewisse Meditationstechnik. Man kann sich auch konzentrieren auf den Bereich oberhalb des Mondes in der Mitte des Kopfes. Ihr kennt das vielleicht von der Ujjayi-Meditation, Chid-Akasha. Und in diesem inneren Raum des Kopfes, dort kann man auch sein eigenes Selbst wahrnehmen. Bindu ist hier hinten. Chid-Akasha ist mehr so in der Mitte des Kopfes, um das eigentliche Ajna- Chakra herum. Meru ist die Sushumna. Meru ist der Weltenberg, und das entspricht der Sushumna.

Es (die Öffnung) ist der Mund, durch den sich die Flüsse (Nadis) entleeren können. Vom Mond aus strömt der Nektar, die Essenz des Körpers, und die Folge ist der Tod des Sterblichen. Deshalb sollte man das segensreiche und wirksame Khechari Mudra ausführen. Nimmt man sich nicht die Mühe, es zu üben, so wird man nie in den Genuss von Kaya Siddhi kommen (das den Körper mit Schönheit, Anmut, Kraft und unüberwindlicher Festigkeit ausstattet).

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3. Kapitel, Vers 53

Deutsche Übersetzung:

Die Höhlung, die Weisheit (Jnana) erzeugt, ist mit fünf Strömen (Pancha Srota) verbunden. | In dieser unbefleckten Leere steht Khecharimudra.

Sanskrit Text:

  • suṣiraṁ jñāna-janakaṁ pañca-srotaḥ-samanvitam |
    tiṣṭhate khe-carī mudrā tasmin śūnye nirañjane ||53||
  • सुषिरं ज्ञानजनकं पञ्चस्रोतःसमन्वितम् ।
    तिष्ठते खेचरी मुद्रा तस्मिन्शून्ये निरञ्जने ॥५३॥
  • sushiram jnana janakam pancha srotah samanvitam |
    tishthate khechari mudra tasmin shunye niranjane ||53||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • suṣiraṁ : (diese) Höhlung (Sushira)
  • jñāna : (göttliches) Wissen, (höchste) Erkenntnis (Jnana)
  • janakaṁ : birgt („erzeugt, bringt hervor“, Janaka)
  • pañca : (der) fünf (Pancha)
  • srotaḥ : Ströme (Srotas, d.h. Nadis)
  • samanvitam : (ist der Ort des) Zusammenfließens („heimgesucht, verbunden mit“, Samanvita)
  • tiṣṭhate : ist fest gegründet („steht still, harrt aus“, sthā)
  • khe-carī mudrā : Khechari Mudra
  • tasmin : in dieser (Tad)
  • śūnye : leeren (Shunya)
  • nirañjane : unbefleckten (Höhlung, Niranjana)         ||53||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

53. In der Sushumna, vor allem in der Öffnung, treffen die fünf Flüsse zusammen und übertragen göttliches Wissen. Im Hohlraum der Öffnung, die frei ist von Auswirkungen von Avidya (Unwissenheit), Kummer und Täuschung, kann sich Khechari Mudra vervollkommnen.

Die Flüsse, die in den oberen Versen erwähnt werden, bedeuten die zahlreichen Nadis: Ida, Pingala, Sushumna, Gangadhara, das für Ganges steht, Jamuna, Saraswati, Narmada etc.

Sukadev

53. In der Sushumna, vor allem in der Öffnung, treffen die fünf Flüsse zusammen und übertragen göttliches Wissen. Im Hohlraum der Öffnung, die frei ist von Auswirkungen von Avidya (Unwissenheit), Kummer und Täuschung, kann sich Khechari Mudra vervollkommnen.

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3. Kapitel, Vers 54

Deutsche Übersetzung:

Es gibt nur einen Samen, der die Schöpfung ist und nur ein Mudra – Khechari Mudra. | Es gibt nur einen ursprünglichen Gott (niralamba deva), nur einen Urzustand – Manomani.

Sanskrit Text:

  • ekaṁ sṛṣṭimayaṁ bījam ekā mudrā ca khecarī |
    eko devo nirālamba ekāvasthā manonmanī ||54||
  • एकं सृष्टिमयं बीजमेका मुद्रा च खेचरी ।
    एको देवो निरालम्ब एकावस्था मनोन्मनी ॥५४॥
  • ekam srishtimayam bijam eka mudra cha khechari |
    eko devo niralamba ekavastha manonmani ||54||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ekaṁ : (es gibt nur) einen (ursprünglichen, Eka)
  • sṛṣṭi-mayaṁ : (der sich als) Schöpfung manifestiert (SrishtiMaya)
  • bījam* : Keim (Bija, nämlich die „Keimsilbe“ Om)
  • ekā : (es gibt nur) ein (bestes)
  • mudrā : Siegel (Mudra)
  • ca : und (Cha)
  • khe-carī : (nämlich) Khechari („die im leeren Raum wandelnde“)
  • ekaḥ : (es gibt nur) einen
  • devaḥ : Gott (Deva)
  • nir-ālambaḥ : der unabhängig („ohne Stütze“) ist (Niralamba)
  • ekā: (es gibt nur) einen (höchsten)
  • avasthā : Zustand (Avastha)
  • mana-unmanī : (des) Geist(es, der) jenseits des Geistes ist (Manonmani)         ||54||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass der eine (Eka), ursprüngliche (mukhya) Same (Bija) die Pranava genannte (ākhya) „Keimsilbe“ Om ist, die sich als Schöpfung manifestiert (SrishtiMaya) bzw. die Form (Rupa) der Schöpfung annimmt: sṛṣti-mayaṃ sṛṣti-rūpaṃ praṇavākhyaṃ bījam ekaṃ mukhyam.

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Brahmananda

54. Die gesamte Evolution lässt sich auf einen Urlaut zurückführen: das OM. Es gibt nur ein Mudra: Khechari; nur eine Verpflichtung: sich von nichts abhängig zu machen; und nur ein Avastha oder spirituellen Zustand: Manomani.

Wie die anderen oben angeführten Dinge die bedeutendsten ihrer Kategorie darstellen, so kann auch Khechari als das beste aller Mudras angesehen werden.

Vishnu-devananda

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Sukadev

54. Die gesamte Evolution lässt sich auf einen Urlaut zurückführen: das OM. Es gibt nur ein Mudra: Khechari; nur eine Verpflichtung: Sich von Nichts abhängig zumachen; und nur ein Avashta oder spirituellen Zustand: Manomani.

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3. Kapitel, Vers 55

Deutsche Übersetzung:

Jetzt Uddiyana Bandha: Weil die Lebensenergie (Prana) durch den Verschluss in der Sushumna nach oben fliegt, | deshalb wird es von den Yogis mit dem Namen Uddiyana benannt.

Sanskrit Text:

  • atha uḍḍīyāna-bandhaḥ-
    baddho yena suṣumṇāyāṁ prāṇas tūḍḍīyate yataḥ |
    tasmād uḍḍīyanākhyo’yaṁ yogibhiḥ samudāhṛtaḥ ||55||
  • अथ उड्डीयानबन्धः
    बद्धो येन सुषुम्णायां प्राणस्तूड्डीयते यतः ।
    तस्मादुड्डीयनाख्योऽयं योगिभिः समुदाहृतः ॥५५॥
  • atha uddiyana bandhah
    baddho yena sushumnayam pranas tuddiyate yatah |
    tasmad uddiyanakhyo’yam yogibhih samudahritah ||55||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • uḍḍīyāna-bandhaḥ : Uddiyana Bandha
  • baddhaḥ : festgehalten, kontrolliert wird („gebunden“, Baddha)
  • yena : mit diesem (Bandha, „mit welchem“, Yad)
  • suṣumṇāyāṁ : in der Sushumna
  • prāṇaḥ : (die) Lebensenergie (Prana)
  • tu : aber (Tu)
  • uḍḍīyate : (und dann) „auffliegt“ (ud + ḍī)
  • yataḥ : weil (Yatas)
  • tasmāt : deshalb (Tasmat)
  • uḍḍīyana : Uḍḍīyana (das “Auffliegenlassen”, Uddiyana)
  • ākhyaḥ : (mit der) Bezeichnung (Akhya)
  • ayaṁ : dieser (Verschluss, Ayam)
  • yogibhiḥ : von den Yogis
  • samudāhṛtaḥ : wurde benannt (Samudahrita)       ||55||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

55. Uddhiyana Bandha wird von den Yogis so genannt, weil dabei das Prana durch die Sushumna fließt.

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3. Kapitel, Vers 56

Deutsche Übersetzung:

Weil der große Vogel mit diesem Bandha fortwährend zum nach oben Fliegen gebracht wird, | deshalb wird dieses Bandha genau so als „das nach oben fliegen“ genannt. Auf diese Weise kann das Bandha erklärt werden:

Sanskrit Text:

  • uḍḍīnaṁ kurute yasmād aviśrāntaṁ mahā-khagaḥ |
    uḍḍīyānaṁ tad eva syāt tatra bandho’bhidhīyate ||56||
  • उड्डीनं कुरुते यस्मादविश्रान्तं महाखगः ।
    उड्डीयानं तदेव स्यात्तत्र बन्धोऽभिधीयते ॥५६॥
  • uddinam kurute yasmad avishrantam maha khagah |
    uddiyanam tad eva syat tatra bandho’bhidhiyate ||56||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • uḍḍīnaṁ : (das) Auffliegen (in der Sushumna, Uddina)
  • kurute : macht (kṛ)
  • yasmāt : weil mit diesem (Bandha, „aufgrund dessen“, Yad)
  • aviśrāntaṁ : unermüdlich, unablässig (Avishranta)
  • mahā : (der) große (Maha)
  • kha-gaḥ : Vogel („der im Luftraum geht“ Khaga, d.h. Prana)
  • uḍḍīyānaṁ : Uddiyana (das “Auffliegenlassen”)
  • tad : dies (Tad)
  • eva : gewiss, wahrlich (Eva)
  • syāt : (daher) ist („soll sein“, as)
  • tatra : in diesem (Zusammenhang, Tatra)
  • bandhaḥ : (dieser) Verschluss (Bandha)
  • abhidhīyate : wird (nun näher) beschrieben („benannt“, abhi + dhā)         ||56||

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Brahmananda

56. Weil durch dieses Bandha der mächtige Vogel Prana unausgesetzt durch die Sushumna fliegt, wird es Uddiyana Bandha genannt.

„Uddiyana“ stammt von den Sanskritwörtern „ut“ und „di“ und bedeuten fliegen.

Vishnu-devananda

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Sukadev

56. Weil durch dieses Bandha der mächtige Vogel Prana unausgesetzt durch die Sushumna fließt, wird es Uddhiyana Bandha genannt.

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3. Kapitel, Vers 57

Deutsche Übersetzung:

Der Yogi soll den Bauch nach hinten saugen und den Nabel nach oben. | Dieses Uddiyana-Bandha ist ohne Zweifel der Löwe zum Elefanten des Todes.

Sanskrit Text:

  • udare paścimaṁ tānaṁ nābher ūrdhvaṁ ca kārayet |
    uḍḍīyāno hy asau bandho mṛtyu-mātaṅga-kesarī ||57||
  • उदरे पश्चिमं तानं नाभेरूर्ध्वं च कारयेत् ।
    उड्डीयानो ह्यसौ बन्धो मृत्युमातङ्गकेसरी ॥५७॥
  • udare pashchimam tanam nabher urdhvam cha karayet |
    uddiyano hy asau bandho mrityu matanga kesari ||57||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • udare : im Bauch(bereich, Udara)
  • paścimaṁ : nach hinten (Pashchima)
  • tānaṁ : (ein) Ausdehnen (Tana)
  • nābhe : des Nabels, vom Nabel (Nabhi)
  • ūrdhvaṁ : aufwärts, nach oben (Urdhva)
  • ca : und (Cha)
  • kārayet : man führe aus („lasse machen“, Kara)
  • uḍḍīyānaḥUddiyana (das “Auffliegenlassen”)
  • hi : bekanntlich, gewiss (Hi)
  • asau : dieser (Asau)
  • bandhaḥ : Verschluss (Bandha)
  • mṛtyu : (des) Todes (Mrityu)
  • mātaṅga : (gegenüber dem) Elefanten (Matanga)
  • kesarī : (ist wie ein) Löwe (Kesarin)        ||57||

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Brahmananda

57. Das Hinaufziehen der Eingeweide über und unterhalb des Nabels (so dass sie, gegen die Rückseite des Körpers gepresst, hoch oben im Brustkorb ruhen) wird Uddiyana Bandha genannt; und es ist der Löwe, der den Elefanten „Tod“ zur Strecke bringt.

Der Magen wird dabei sehr flach und kann zu einer Handspanne zusammengedrückt werden. Der Vorgang ist folgender: durch sehr kräftige Ausatmung werden die Lungen entleert und gegen den oberen Teil des Brustkorbes gedrückt und ziehen auch das Zwerchfell mit hoch. Dann werden die Eingeweide hinaufgezogen und füllen den leeren Raum.

Vishnu-devananda

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Sukadev

57. Das Hinausziehen der Eingeweide über und unterhalb des Nabels (so dass sie, gegen die Rückseite des Körpers gepresst, hoch oben im Brustkorb ruhen) wird Uddhiyana Bandha genannt; und es ist der Löwe, der den Elefanten „ Tod“ zur Strecke bringt.

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3. Kapitel, Vers 58

Deutsche Übersetzung:

Wenn ein selbst alter Mensch ständig Uddiyanabandha wie von seinem Guru erklärt praktizieren würde bis das Bandha sich fortwährend natürlich einstellt, würde er jung werden.

Sanskrit Text:

  • uḍḍīyānaṁ tu sahajaṁ guruṇā kathitaṁ sadā |
    abhyaset satataṁ yas tu vṛddho’pi taruṇāyate ||58||
  • उड्डीयानं तु सहजं गुरुणा कथितं सदा ।
    अभ्यसेत्सततं यस्तु वृद्धोऽपि तरुणायते ॥५८॥
  • uddiyanam tu sahajam guruna kathitam sada |
    abhyaset satatam yas tu vriddho’pi tarunayate ||58||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • uḍḍīyānaṁ : Uddiyana (das “Auffliegenlassen”)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • sahajaṁ : (als) natürlich, spontan (Sahaja)
  • guruṇā : vom Lehrer, Meister (Guru)
  • kathitaṁ : wird bezeichnet, wird gelehrt (Kathita)
  • sadā : immer (Sada)
  • abhyaset : (Uddiyana Bandha) übt, praktiziert (abhi + as)
  • satataṁ : stets, unablässig (Satata)
  • yaḥ : wer (Yad)
  • tu : aber, jedoch
  • vṛddhaḥ : alt, (ein) Greis (Vriddha)
  • api : obwohl (Api)
  • taruṇāyate : erscheint als jung, wird wieder jung (Taru)     ||58||

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Brahmananda

58. Derjenige, der ständig Uddiyana Bandha ausführt, wie ihn sein Guru gelehrt hat, und all das natürlich aufeinander folgen lässt, auch wenn er schon alt ist, wird jung.

„Natürlich“ bedeutet, dass es auf natürliche Weise einer mächtigen Ausatmung folgt.

Vishnu-devananda

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Sukadev

58. Derjenige, der ständig Uddhiyana Bandha ausführt, wie es ihn sein Guru gelehrt hat, und all das natürlich aufeinander folgen lässt, auch wenn er schon alt ist, wird jung.

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3. Kapitel, Vers 59

Deutsche Übersetzung:

Der Yogi soll mit ständiger Bemühung das Einsaugen oberhalb und unterhalb des Nabels praktizieren. | Ohne Zweifel besiegt er den Tod wenn er sechs Monate so praktizieren würde.

Sanskrit Text:

  • nābher ūrdhvam adhaś cāpi tānaṁ kuryāt prayatnataḥ |
    ṣaṇ-māsam abhyasen mṛtyuṁ jayaty eva na saṁśayaḥ ||59||
  • नाभेरूर्ध्वमधश्चापि तानं कुर्यात्प्रयत्नतः ।
    षण्मासमभ्यसेन्मृत्युं जयत्येव न संशयः ॥५९॥
  • nabher urdhvam adhash chapi tanam kuryat prayatnatah |
    shan masam abhyasen mrityum jayaty eva na samshayah ||59||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • nābheḥ : des Nabels, vom Nabel (Nabhi)
  • ūrdhvam : (der Gegend) oberhalb, aufwärts, nach oben (Urdhva)
  • adhaḥ : (der Gegend) untererhalb, abwärts, nach unten (Adhas)
  • ca : und (Cha)
  • api : auch (Api)
  • tānaṁ : (ein) Nachinnenziehen („Ausdehnen“, Tana)
  • kuryāt : man führe aus (“mache”, kṛ)
  • prayatnataḥ : eifrig, nach Kräften, willentlich (Prayatna)
  • ṣaṣ : sechs (Shash)
  • māsam : Monate (lang, Masa)
  • abhyaset : (man) übe, praktiziere (dies, abhi + as)
  • mṛtyuṁ : (den) Tod (Mrityu)
  • jayati : (dann) besiegt (man, Ji)
  • eva : gewiss (Eva)
  • na : nicht (Na)
  • saṁśayaḥ : (besteht hierüber ein) Zweifel (Samshaya)         ||59||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

59. Er sollte die Eingeweide oberhalb und unterhalb des Nabels hinaufziehen. So wird er zweifellos den Tod in nicht mehr als sechs Monaten überwunden haben.

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3. Kapitel, Vers 60

Deutsche Übersetzung:

Da Uddiyana Bandha gewiss das Beste unter all den Bandhas ist, | stellt sich spontan die Erlösung (Mukti)  ein, sobald  Uddiyana Bandha sicher beherrscht wird.

Sanskrit Text:

  • sarveṣām eva bandhānāṁ uttamo hy uḍḍiyānakaḥ |
    uḍḍiyāne dṛḍhe bandhe muktiḥ svābhāvikī bhavet ||60||
  • सर्वेषामेव बन्धानां उत्तमो ह्युड्डियानकः ।
    उड्डियाने दृढे बन्धे मुक्तिः स्वाभाविकी भवेत् ॥६०॥
  • sarvesham eva bandhanam uttamo hy uddiyanakah |
    uddiyane dridhe bandhe muktih svabhaviki bhavet ||60||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sarveṣām : aller (Sarva)
  • eva : gewiss (Eva)
  • bandhānāṁ : Verschlüsse (Bandhas ist)
  • uttamaḥ : (der) beste (Uttama)
  • hi : weil (Hi)
  • uḍḍiyānakaḥ : Uddiyanaka
  • uḍḍiyāne : (namens) Uddiyana
  • dṛḍhe : sicher beherrscht wird („fest ist“, Dridha)
  • bandhe : (sobald dieser) Verschluss
  • muktiḥ : (die) Befreiung, Erlösung (Mukti)
  • svābhāvikī : natürlich, spontan („als eine Natürliche, dem eigenen Wesen innewohnende“, Svabhavika)
  • bhavet : (dann) stellt sich ein („entsteht“, bhū)      ||60||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

60. Von allen Bandhas ist das Uddhhiyana Bandha das wirkungsvollste. Hat man es erst einmal gemeistert, so folgen Mukti oder Befreiung ganz von selbst.

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3. Kapitel, Vers 61

Deutsche Übersetzung:

Nun Mulabandha – der Wurzel-Verschluss Während der Yogi den Beckenboden mit einem Teil der Ferse presst, soll er den Anus anspannen. | So wird die absteigende Energie (Apana) nach oben gezogen. Dieses wird der Wurzel-Verschluss (Mulabandha) genannt.

Sanskrit Text:

  • atha mūla-bandhaḥ-
    pārṣṇi-bhāgena sampīḍya yonim ākuñcayed gudam |
    apānam ūrdhvam ākṛṣya mūla-bandho’bhidhīyate ||61||
  • अथ मूलबन्धः
    पार्ष्णिभागेन सम्पीड्य योनिमाकुञ्चयेद्गुदम् ।
    अपानमूर्ध्वमाकृष्य मूलबन्धोऽभिधीयते ॥६१॥
  • atha mula bandhah
    parshni bhagena sampidya yonim akunchayed gudam |
    apanam urdhvam akrishya mula bandho’bhidhiyate ||61||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • mūla-bandhaḥ : Mula Bandha
  • pārṣṇi : (der) Ferse (Parshni)
  • bhāgena : mit (einem) Teil, mit (der) Gegend (Bhaga)
  • sampīḍya : pressend (sam + pīḍ)
  • yonim : (den) Damm, (das) Perineum (Yoni)
  • ākuñcayet : (man) kontrahiere (ā + kuñc)
  • gudam : (den) Anus (Guda)
  • apānam : (die) abwärts fließende Energie (Apana)
  • ūrdhvam : aufwärts, nach oben (Urdhva)
  • ākṛṣya : (und) ziehe („ziehend“, ā + kṛṣ)
  • mūla-bandhaḥ : Wurzel-Verschluss (Mula Bandha)
  • abhidhīyate : (dies) wird genannt (abhi + dhā)       ||61||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

61. Indem man den Knöchel an die Yoni presst, ziehe man den Anusschließmuskel zusammen und versuche, das Apana hinaufzuziehen. Das ist Mula Bandha.

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3. Kapitel, Vers 62

Deutsche Übersetzung:

Durch das kraftvolle Anspannen, wird das nach unten fließende Apana zum Aufsteigen gebracht. | Das wird von den Yogis wahrlich Mulabandha genannt.

Sanskrit Text:

  • adho-gatim apānaṁ vā ūrdhvagaṁ kurute balāt |
    ākuñcanena taṁ prāhur mūla-bandhaṁ hi yoginaḥ ||62||
  • अधोगतिमपानं वा ऊर्ध्वगं कुरुते बलात् ।
    आकुञ्चनेन तं प्राहुर्मूलबन्धं हि योगिनः ॥६२॥
  • adho gatim apanam va urdhvagam kurute balat |
    akunchanena tam prahur mula bandham hi yoginah ||62||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • adhas-gatim : (die) abwärts fließende („deren Gang abwärts gerichtet ist“, AdhasGati)
  • apānaṁ : Energie (Apana)
  • vai : gewiss (Vai)
  • ūrdhva-gaṁ : aufwärts zu fließen („nach oben gehend“, Urdhva Ga)
  • kurute : (den Verschluss, der) veranlasst („macht“, kṛ)
  • balāt : mit Macht, gewaltsam (Bala)
  • ākuñcanena : durch das Kontrahieren (des Muladhara)
  • taṁ : diesen (Verschluss, Tad)
  • prāhur : nennen (pra + ah)
  • mūla-bandhaṁ : Mula Bandha („Wurzel-Verschluss“)
  • hi : bekanntlich (Hi)
  • yoginaḥ : (die) Yogis      ||62||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

62. Weil durch die Kontraktion des Muladhara Apana, das normalerweise nach unten fließt, gezwungen wird, nach oben zu steigen (durch die Sushumna), deshalb nennen die Yogis es Mula Bandha.

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3. Kapitel, Vers 63

Deutsche Übersetzung:

Das Rectum mit der Ferse pressend, soll der Yogi den Atem (Vayu) mit Kraft anhalten. | Immer wieder, so dass die Lebensenergie nach oben steigt.

Sanskrit Text:

  • gudaṁ pārṣṇyā tu sampīḍya vāyum ākuñcayed balāt |
    vāraṁ vāraṁ yathā cordhvaṁ samāyāti samīraṇaḥ ||63||
  • गुदं पार्ष्ण्या तु सम्पीड्य वायुमाकुञ्चयेद्बलात् ।
    वारं वारं यथा चोर्ध्वं समायाति समीरणः ॥६३॥
  • gudam parshnya tu sampidya vayum akunchayed balat |
    varam varam yatha chordhvam samayati samiranah ||63||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • gudaṁ : (den) Anus (Guda)
  • pārṣṇyā : mit der Ferse (Parshni)
  • tu : aber (Tu)
  • sampīḍya : drückend (sam + pīḍ)
  • vāyum : (die) Lebensenergie („Wind“, Vayu)
  • ākuñcayet : man ziehe zusammen (ā + kuñc)
  • balāt : mit Macht, gewaltsam (Bala)
  • vāraṁ vāraṁ : immer wieder, ein um das andere Mal (Vara)
  • yathā : so dass (Yatha)
  • ca : und, aber (Cha)
  • ūrdhvaṁ : (in der Sushumna) aufwärts, nach oben (Urdhva)
  • samāyāti : fließt („kommt“, sam + ā + )
  • samīraṇaḥ : (die) Lebensenergie („Wind“, Samirana)         ||63||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

63. Indem man den Knöchel gegen den Anus presst, versuche man die Luft heftig und ohne Unterlass zu komprimieren, bis der Atem hinauffließt.

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3. Kapitel, Vers 64

Deutsche Übersetzung:

Werden Prana und Apana wie auch Nada und Bindu durch Mulabandha eins, so bilden sie die Basis für vollkommene Perfektion im Yoga. Darüber besteht kein Zweifel.

Sanskrit Text:

  • prāṇāpānau nāda-bindū mūla-bandhena caikatām |
    gatvā yogasya saṁsiddhiṁ yacchato nātra saṁśayaḥ ||64||
  • प्राणापानौ नादबिन्दू मूलबन्धेन चैकताम् ।
    गत्वा योगस्य संसिद्धिं यच्छतो नात्र संशयः ॥६४॥
  • pranapanau nada bindu mula bandhena chaikatam |
    gatva yogasya samsiddhim yachchhato natra samshayah ||64||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prāṇa : die aufwärts fließende Energie („Wind“, Prana)
  • apānau : und die abwärts fließende Energie („Wind“, Apana)
  • nāda : (der unangeschlagene) Klang (Nada)
  • bindū : und der „Tropfen“ (Bindu, der Punkt im Om-Symbol, Anusvara)
  • mūla-bandhena : durch Mula Bandha (“Wurzel-Verschluss”)
  • ca : und, aber (Cha)
  • ekatām : (indem sie jeweils zur) Einheit (Ekata)
  • gatvā : gelangt sind (gam)
  • yogasya : des Yoga
  • saṁsiddhiṁ : Erfolg, Vollkommenheit (Samsiddhi)
  • yacchatas : (diese beiden) verleihen (yam)
  • na : nicht (Na)
  • atra : hierüber (Atra)
  • saṁśayaḥ : (besteht ein) Zweifel (Samshaya)         ||64||

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Brahmananda

64. Durch Mula Bandha vereinigen sich Prana und Apana, Nada und Bindu und man erlangt Vollkommenheit im Yoga. Darüber gibt es keinen Zweifel.

Die Bedeutung scheint folgende zu sein: Durch Mula Bandha vereinigen sich Prana und Apana und gelangen in die Sushumna. Dann werden die inneren Klänge deutlich, und, indem sich Prana und Apana mit Nada verbinden, gehen sie über das Herz und vereinigen sich mit Bindu (dem Anusvara oder dem Punkt OM). Sie gelangen dann weiter zum Kopf, und so erlangt der Yogi Vollkommenheit. Nada ist der mystische innere Klang, der vom Anahata Chakra oder dem Herzgeflecht kommt.

Vishnu-devananda

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Sukadev

64. Durch Mula Bandha vereinigen sich Prana und Apana, Nada und Bindu und man erlangt Vollkommenheit im Yoga. Darüber gibt es keinen Zweifel.

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3. Kapitel, Vers 65

Deutsche Übersetzung:

Durch fortwährende Praxis von Mulabandha entsteht Einheit von Apana und Prana, Urin und Stuhl nehmen ab | und selbst alte Menschen werden jung.

Sanskrit Text:

  • apāna-prāṇayor aikyaṁ kṣayo mūtra-purīṣayoḥ |
    yuvā bhavati vṛddho’pi satataṁ mūla-bandhanāt ||65||
  • अपानप्राणयोरैक्यं क्षयो मूत्रपुरीषयोः ।
    युवा भवति वृद्धोऽपि सततं मूलबन्धनात् ॥६५॥
  • apana pranayor aikyam kshayo mutra purishayoh |
    yuva bhavati vriddho’pi satatam mula bandhanat ||65||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • apāna : der abwärts fließenden Energie (“Wind”, Apana)
  • prāṇayoḥ : und der aufwärts fließenden Energie (“Wind”, Prana)
  • aikyaṁ : (die) Einheit (Aikya)
  • kṣayaḥ : (die) Verringerung (Kshaya)
  • mūtra : (von) Urin (Mutra)
  • purīṣayoḥ : und Stuhl (Purisha)
  • yuvā : jung (Yuvan)
  • bhavati : wird, entsteht (bhū)
  • vṛddhaḥ : (ein) Alter, Greis (Vriddha)
  • api : auch, sogar (Api)
  • satataṁ : stets, beständig (praktiziert, Satata)
  • mūla-bandhanāt : aufgrund von Mula Bandha (“Wurzel-Verschluss”)       ||65||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

65. Durch ständige Übung von Mula Bandha erreicht man eine Vereinigung von Prana und Apana; die Ausscheidungen vermindern sich beträchtlich.

Wenn du Pranayama mit Mudras richtig ausübst zusammen mit der richtigen Diät, wird deine Harnentleerung und andere Ausscheidungen sehr beschränkt. Es gibt nur wenig Schweißabsonderung. Das kommt daher, weil nur wenig grobstoffliches Gift im Körper übrigbleibt.

Durch die Übung von Mula Bandha wird der Yogi jung, obwohl an Jahren alt.

Sukadev

65. Durch ständige Übung von Mula Bandha erreicht man eine Vereinigung von Prana und Apana; die Ausscheidungen vermindern sich beträchtlich. Durch die Übung von Mula Bandha wird der Yogi jung, obwohl an Jahren alt.

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3. Kapitel, Vers 66

Deutsche Übersetzung:

Wenn Apana zum Aufsteigen gebracht wird, kommt es in die Sphäre des Feuers (den Bauchraum), | dann kommt der Hauch des Atem (Vayu), eine lange Flamme aus Feuer entsteht.

Sanskrit Text:

  • apāna ūrdhvage jāte prayāte vahni-maṇḍalam |
    tadānala-śikhā dīrghā jāyate vāyunāhatā ||66||
  • अपान ऊर्ध्वगे जाते प्रयाते वह्निमण्डलम् ।
    तदानलशिखा दीर्घा जायते वायुनाहता ॥६६॥
  • apana urdhvage jate prayate vahni mandalam |
    tadanala shikha dirgha jayate vayunahata ||66||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • apāne : (wenn die) abwärts fließende Energie (“Wind”, Apana)
  • ūrdhva-ge : aufwärts zu fließen („eine nach oben Gehende ist“, Urdhva Ga)
  • jāte : beginnt (Jata)
  • prayāte : (sie) bewegt sich („macht sich auf“, Prayata)
  • vahni : (des) Feuers (Vahni)
  • maṇḍalam : (in die) Region („Kreis“, Mandala)
  • tadā : dann (Tada)
  • anala : (dieses) Feuers (Anala)
  • śikhā : (die) Flamme (Shikha)
  • dīrghā : groß („lang“, Dirgha)
  • jāyate : wird (jan)
  • vāyunā : (weil sie) durch (Apana-)Vayu, (“Wind”)
  • āhatā : berührt („getroffen, angeschlagen“) wird (Ahata)         ||66||

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Brahmananda

66. Wenn das Apana nach oben steigt und den Feuerkranz erreicht, dann züngeln die anwachsenden Flammen des Feuers und leuchten, weil sie vom Apana angefacht werden.

Der Sitz des Feuers hat beim Menschen eine dreieckige Form und befindet sich im Zentrum des Körpers. Bei Tieren ist er rechteckig und bei Vögeln rund. Gemeint mit Flamme und Feuer ist das Feuer der Verdauung.

Vishnu-devananda

Das sollte man symbolisch nehmen, um ein geistiges Bild davon zu erlangen, wie die Kundalini funktioniert. Das Feuer ist die Kundalini. Genauso wie das Feuer größer wird, wenn es vom Wind angefacht wird, beginnen Prana und Apana, wenn sie vereinigt werden, die Kundalini anzufachen. Sie wird leuchtender.

Sukadev

66. Wenn das Apana nach oben steigt und den Feuerkranz erreicht, dann züngeln die anwachsenden Flammen des Feuers und leuchten, weil sie von Apana angefacht werden.

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3. Kapitel, Vers 67

Deutsche Übersetzung:

Dann verbindet sich das Feuer und Apana mit dem Prana, dessen Natur heiß ist. | Auf diese Weise wird das so erzeugte Feuer im Körper stark entfacht.

Sanskrit Text:

  • tato yāto vahny-apānau prāṇam uṣṇa-svarūpakam |
    tenātyanta-pradīptas tu jvalano dehajas tathā ||67||
  • ततो यातो वह्न्यपानौ प्राणमुष्णस्वरूपकम् ।
    तेनात्यन्तप्रदीप्तस्तु ज्वलनो देहजस्तथा ॥६७॥
  • tato yato vahny apanau pranam ushna svarupakam |
    tenatyanta pradiptas tu jvalano dehajas tatha ||67||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tataḥ : dann, danach (Tatas)
  • yāta : bewegen sich („gehen“, )
  • vahni : (das) Feuer (Vahni)
  • apānau : (und die) abwärts fließende Energie (“Wind”, Apana)
  • prāṇam : (zur) aufwärts fließenden Energie (“Wind”, Prana)
  • uṣṇa : heiß (ist, Ushna)
  • sva-rūpakam : (dessen) Wesen, Natur („eigene Form“, Svarupa)
  • tena : dadurch (Tad)
  • atyanta : sehr, außerordentlich, über die Maßen (Atyanta)
  • pradīptaḥ : wird angefacht, zum Strahlen gebracht (Pradipta)
  • tu : aber (Tu)
  • jvalanaḥ : Feuer (Jvalana)
  • deha-jaḥ : (das im) Körper (Deha) entstandene (Ja)
  • tathā : und, so (Tatha)        ||67||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn Apana und das Feuer sich mit Prana, welches von Natur aus heiß ist, vereinigen, dann wird die Hitze im Körper überaus strahlend und mächtig.

Das ist keine physische Hitze, und man kann die Ausstrahlung sehen. Man sagt, dass der Körper eines wirklichen Yogis auch im fortgeschrittenen Alter strahlt und keine Falten entstehen.

Sukadev

67. Wenn Apana und das Feuer sich mit Prana, welches von Natur aus heiß ist, vereinigen, dann wird die Hitze im Körper überaus strahlend und mächtig.

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3. Kapitel, Vers 68

Deutsche Übersetzung:

Auf diese Weise wird die schlafende Kundalini stark erhitzt und erwacht | genau wie eine Schlange, die mit einem Stock geschlagen wurde, zischt sie und richtet sie sich auf.

Sanskrit Text:

  • tena kuṇḍalinī suptā santaptā samprabudhyate |
    daṇḍāhatā bhujaṅgīva niśvasya ṛjutāṁ vrajet ||68||
  • तेन कुण्डलिनी सुप्ता सन्तप्ता सम्प्रबुध्यते ।
    दण्डाहता भुजङ्गीव निश्वस्य ऋजुतां व्रजेत् ॥६८॥
  • tena kundalini supta santapta samprabudhyate |
    dandahata bhujangiva nishvasya rijutam vrajet ||68||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tena : durch diese (Hitze, Tad)
  • kuṇḍalinī : Kundalini (die „Geringelte“)
  • suptā : (die) schlafende (Supta)
  • santaptā : erhitzt (Tapta)
  • samprabudhyate : erwacht (sam + pra + budh)
  • daṇḍa : (mit einem) Stock (Danda)
  • āhatā : (das) geschlagen wird („wurde“, Ahata)
  • bhujaṅgī : (ein) Schlangenweibchen (Bhujangi)
  • iva : wie (Iva)
  • niśvasya : zischend (ni + śvas)
  • ṛjutāṁ : aufgerichtet, gerade („zur Geradheit“, Rijuta)
  • vrajet : wird („geht“, vraj)          ||68||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dadurch erwacht die Kundalini von ihrem Schlaf, fühlt die große Hitze, zischt und steigt hoch, als ob man eine Schlange mit einem Stock schlägt.

Auch das symbolisiert das Erwachen der Kundalini. Natürlich gibt es keine Schlange. Die Energie, die schläft (statisch ist), wird beweglich (oder dynamisch).

Sukadev

68. Dadurch erwacht die Kundalini von ihrem Schlaf, fühlt die große Hitze, zischt und steigt hoch, als ob man eine Schlange mit dem Stock schlägt.

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3. Kapitel, Vers 69

Deutsche Übersetzung:

Danach betritt sie wie eine Schlange die Öffnung in der Sushumna (Brahma Nadi) und geht hinein. | Deshalb soll Mulabandha von den Yogis fortwährend in jedem Moment praktiziert werden.

Sanskrit Text:

  • bilaṁ praviṣṭeva tato brahma-nāḍy-antaraṁ vrajet |
    tasmān nityaṁ mūla-bandhaḥ kartavyo yogibhiḥ sadā ||69||
  • बिलं प्रविष्टेव ततो ब्रह्मनाड्यं तरं व्रजेत् ।
    तस्मान्नित्यं मूलबन्धः कर्तव्यो योगिभिः सदा ॥६९॥
  • bilam pravishteva tato brahma nady antaram vrajet |
    tasman nityam mula bandhah kartavyo yogibhih sada ||69||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • bilaṁ : (in ihr) Loch (Bila)
  • praviṣṭā : hineinfahrend (eingetreten, Pravishta)
  • iva : gleichsam, wie (ein Schlangenweibchen, Iva)
  • tataḥ : dann (Tatas)
  • brahma-nāḍī : (der) Sushumna, „Brahmas Kanal“ (Brahmanadi)
  • antaraṁ : ins Innere (Antara)
  • vrajet : bewegt sich („geht“, vraj)
  • tasmāt : daher, deshalb (Tasmat)
  • nityaṁ : täglich („stets“, Nitya)
  • mūla-bandhaḥ : Mula Bandha (“Wurzel-Verschluss”)
  • kartavyaḥ : soll praktiziert werden (Kartavya)
  • yogibhiḥ : von den Yogis
  • sadā : immer (Sada)         ||69||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dann geht sie in ihre Höhle, das ist das Innere der Sushumna.

Daher sollten Yogis immer Mula Bandha praktizieren.

„Immer“ bedeutet, dass man sich konzentriert. Atmet von ganz unten, spürt, dass die Kundalini hochsteigt, und wiederholt die ganze Zeit ein Mantra.

Sukadev

69. Dann geht sie in ihre Höhle, das ist das Innere der Sushumna.

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3. Kapitel, Vers 70

Deutsche Übersetzung:

Nun Jalandahra Bandha – der Wassertragende Verschluss: Die Kehle angespannt, soll der Yogi das Kinn fest auf dem Herzen platzieren. | Dieses Bandha wird Jalandhara Bandha genannt. Es zerstört Alter und Tod.

Sanskrit Text:

  • atha jālandhara-bandhaḥ-
    kaṇṭham ākuñcya hṛdaye sthāpayec cibukaṁ dṛḍham |
    bandho jālandharākhyo’yaṁ jarā-mṛtyu-vināśakaḥ ||70||
  • अथ जलन्धरबन्धः
    कण्ठमाकुञ्च्य हृदये स्थापयेच्चिबुकं दृढम् ।
    बन्धो जालन्धराख्योऽयं जरामृत्युविनाशकः ॥७०॥
  • atha jalandhara bandhah
    kantham akunchya hridaye sthapayech chibukam dridham |
    bandho jalandharakhyo’yam jara mrityu vinashakah ||70||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • jalandhara-bandhaḥ : Jalandhara Bandha
  • kaṇṭham : (die) Kehle (Kantha)
  • ākuñcya : nachdem man kontrahiert hat (ā + kuñc)
  • hṛdaye* : auf die Brust („das Herz“, Hridaya)
  • sthāpayet : man setze (sthā)
  • cibukaṁ : (das) Kinn (Chibuka)
  • dṛḍham : fest (Dridha)
  • bandhaḥ : Verschluss (Bandha)
  • jālandhara : Jalandhara (das „Halten des Netzes“)
  • ākhyaḥ : heißt („hat den Namen“, Akhya)
  • ayaṁ : dieser (ayam)
  • jarā : (von) Alter (Jara)
  • mṛtyu : (und) Tod (Mrityu)
  • vināśakaḥ : (er ist ein) Vernichter (Vinashaka)       ||70||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda lokalisiert den Ausdruck hṛdaye „auf’s Herz“ als den „Bereich (Pradesha) vier (Chatur) Fingerbreiten (Anguli) entfernt (Antarita, d.h. oberhalb) der Brustgegend (VakshasSamipa)“: hṛdaye vakṣaḥ-samīpe catur-aṅguly-antarita-pradeśe.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

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Sukadev

70. Ziehe die Kehle zusammen und presse das Kinn fest gegen die Brust (zehn Zentimeter vom Herzen). Das ist Jalandhara Bandha und vertreibt Alter und Tod.

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