2. Kapitel, Vers 30

Deutsche Übersetzung:

Es reinigt den Schädel und verleiht sicherlich göttliche Einsichten. | Zusätzlich zerstört die Nasenreinigung (Neti) schnell alle Krankheiten die oberhalb des Schlüsselbeins beheimatet sind.

Sanskrit Text:

  • kapāla-śodhinī caiva divya-dṛṣṭi-pradāyinī |
    jatrūrdhva-jāta-rogaughaṁ netir āśu nihanti ca ||30||
  • कपालशोधिनी चैव दिव्यदृष्टिप्रदायिनी ।
    जत्रूर्ध्वजातरोगौघं नेतिराशु निहन्ति च ॥३०॥
  • kapala shodhini chaiva divya drishti pradayini |
    jatrurdhva jata rogaugham netir ashu nihanti cha ||30||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kapāla : (den) Schädel (Kapala)
  • śodhinī : reinigt (Shodhana)
  • ca : und, auch (Cha)
  • eva : gewiss (Eva)
  • divya* : himmliche, göttliche (Divya)
  • dṛṣṭi* : Sicht (Drishti)
  • pradāyinī : verleiht (Pradayin)
  • jatru : (der) Schlüsselbein(e, Jatru)
  • ūrdhva : oberhalb (Urdhva)
  • jāta : (die) entstanden (sind, Jata)
  • roga : (der) Krankheit(en, Roga)
  • oghaṁ : (die) Menge („Flut“, Ogha)
  • neti : Neti
  • āśu : geschwind, schnell (Ashu)
  • nihanti : vertreibt (ni + han)
  • ca : und        ||30||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt „göttliche Sicht“ (divya-dṛṣṭi) als ein Sehen (Drishti), das feinstoffliche (Sukshma, also für gewöhnlich unsichtbare) Dinge (Padartha), erfasst (grāhiṇīṃ): sūkṣma-padārtha-grāhiṇīṃ dṛṣṭiṃ.

Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 29 behandelt.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Das reinigt den Schädel und macht die Sicht sehr scharf. Es beseitigt auch die Beschwerden in den Teilen oberhalb der Schultern.

Sukadev

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2. Kapitel, Vers 31

Deutsche Übersetzung:

Nun die Augenreinigung (Trataka): Achtsam soll der Yogi mit starrem Blick auf einen kleinen Punkt blicken | Bis Tränen entstehen. Dieses wird von den Meistern die Augenreinigung (Trataka) genannt.

Sanskrit Text:

  • atha trāṭakam-
    nirīkṣen niścala-dṛśā sūkṣma-lakṣyaṁ samāhitaḥ |
    aśru-sampāta-paryantam ācāryais trāṭakaṁ smṛtam ||31||
  • अथ त्राटकम्
    निरीक्षेन्निश्चलदृशा सूक्ष्मलक्ष्यं समाहितः ।
    अश्रुसम्पातपर्यन्तमाचार्यैस्त्राटकं स्मृतम् ॥३१॥
  • atha tratakam
    nirikshen nischala drisha sukshma lakshyam samahitah |
    ashru sampata paryantam acharyais tratakam smritam ||31||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • trāṭakam : Trataka
  • nirīkṣet : man schaue (nir + īkṣ)
  • niścala : (mit) bewegungslos(em), starrem (Nishchala)
  • dṛśā : Blick (Drish)
  • sūkṣma : (auf ein) klein(es, Sukshma)
  • lakṣyaṁ : Objekt („Ziel“, Lakshya)
  • samāhitaḥ : konzentriert (Samahita)
  • aśru : (von) Träne(n, Ashru)
  • sampāta : (zum) Erscheinen („Fallen“, Sampata)
  • paryantam : bis (Paryanta)
  • ācāryaiḥ : von den Lehrern (Acharya)
  • trāṭakaṁ : Trataka
  • smṛtam : (das) wird genannt („erinnert als“, Smrita)      ||31||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Blicke (ohne mit den Augenlidern zu zwinkern) eine Minute auf einen Gegenstand, mit deinem Geist konzentriert, bis die Tränen in die Augen kommen. Das wird von den Gurus Tratak genannt.

Sukadev

[28-30 übersprungen]

Gut. 31. Vers. Ich überspringe jetzt das Neti, das ihr kennt.

31. Blicke (ohne mit den Augenlidern zu zwinkern) eine Minute auf einen Gegenstand, mit deinem Geist konzentriert, bis die Tränen in die Augen kommen. Das wird von den Gurus Tratak genannt.

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2. Kapitel, Vers 32

Deutsche Übersetzung:

Dieses hält die Augen frei von Krankheiten, Erschöpfung und schließt die Tür für andere Krankheiten. | Der Yogi soll die Augenreinigung (Trataka) wie einen Goldschatz sorgsam geheim halten.

Sanskrit Text:

  • mocanaṁ netra-rogāṇāṁ tandrādīṇāṁ kapāṭakam |
    yatnatas trāṭakaṁ gopyaṁ yathā hāṭaka-peṭakam ||32||
  • मोचनं नेत्ररोगाणां तन्द्राद्रीणां कपाटकम् ।
    यत्नतस्त्राटकं गोप्यं यथा हाटकपेटकम् ॥३२॥
  • mochanam netra roganam tandradinam kapatakam |
    yatnatas tratakam gopyam yatha hataka petakam ||32||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • mocanaṁ : (bedeutet) Befreiung (Mochana)
  • netra : (der) Auge(n, Netra)
  • rogāṇāṁ : von Krankheiten (Roga)
  • tandrā : Mattigkeit, Erschlaffung, Abspannung, Trägheit (Tandra)
  • ādīṇāṁ : und anderer („zum Anfang habend“, Adi)
  • kapāṭakam : (und ist wie ein schützendes) Tor (Kapataka)
  • yatnata : sorgfältig, sorgsam (Yatna)
  • trāṭakaṁ : Trataka
  • gopyaṁ : sollte gehütet, verborgen werden (Gopya)
  • yathā : wie (Yatha)
  • hāṭaka : (für) Gold (Hataka)
  • peṭakam : (ein) Kästchen (Petaka)        ||32||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Durch Tratak werden alle Beschwerden des Auges und Trägheit beseitigt. So sollte es als ein goldenes Schatzkästchen sorgfältig unter Verschluss gehalten werden.

Sukadev

32. Durch Trataka werden alle Beschwerden des Auges und Trägheit beseitigt. So sollte es als ein goldenes Schmuckkästchen sorgfältig unter Verschluss gehalten werden.

Also Tratak ist eine Technik, um die Augen zu verbessern. Ich will noch dazu sagen: Wer Tratak regelmäßig übt, sollte auch die anderen Augenübungen machen. Nur Tratak zu üben, und nicht die anderen Augenübungen, ist einseitig. Wenn man Tratak übt, dann hilft das, das Augenlicht zu verbessern. Ihr könnt auch zur Verbesserung des Augenlichtes Tratak ohne Brille machen. Es ist auch gut, wenn ihr mal eine Phase in eurer Meditation habt, wo ihr gerne einschlaft. Tratak ist, auf die Kerzenflamme zu schauen. Tratak kann auch helfen, subtiles Wahrnehmen zu entwickeln. Ihr dürft Tratak da nicht zu schnell steigern. Wenn ihr Tratak auf einen Gegenstand macht, der einen Meter vor euch ist und das ein bis zwei Stunden am Stück macht, und das über ein paar Wochen, dann könnt ihr anfangen, Auras zu sehen und Geister zu sehen und so weiter. Wenn ihr das nicht wollt, fahrt mit eurer gewohnten Mantrameditation fort. Für die Sehfähigkeit reicht es, wenn ihr das für ein paar Minuten macht.

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2. Kapitel, Vers 33

Deutsche Übersetzung:

Nun die Dünndarmreinigung (Nauli): Kraftvoll soll der Yogi, nach vorne gebeugt, den Bauch mit Schwung von rechts nach links kreisen. | Dieses wird von den Meistern die Dünndarmreinigung (Nauli) genannt.

Sanskrit Text:

  • atha nauliḥ-
    amandāvarta-vegena tundaṁ savyāpasavyataḥ |
    natāṁso bhrāmayed eṣā nauliḥ siddhaiḥ praśasyate ||33||
  • अथ नौलिः
    अमन्दावर्तवेगेन तुन्दं सव्यापसव्यतः ।
    नतांसो भ्रामयेदेषा नौलिः सिद्धैः प्रशस्यते ॥३३॥
  • atha naulih
    amandavarta vegena tundam savyapasavyatah |
    natamso bhramayed esha naulih siddhaih prashasyate ||33||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • nauliḥ : Nauli
  • amanda : (eines) munteren („nicht trägen“, Amanda)
  • āvarta : Wasserstrudel(s, Avarta)
  • vegena : mit der Geschwindigkeit (Vega)
  • tundaṁ : (den) Bauch, Nabel (Tunda)
  • savya : (nach) links (Savya)
  • apasavyataḥ : (und) nach rechts (Apasavya)
  • nata : vorgebeugt (sind, Nata)
  • aṁsaḥ : (der Yogi, dessen) Schulter(n, Amsa)
  • bhrāmayet : drehe, rotiere (bhram)
  • eṣā : das („diese“, Etad)
  • nauliḥ : Nauli
  • siddhaiḥ : von den Vollkommenen (Siddha)
  • praśasyate : wird genannt („gepriesen als“, pra + śas)     ||33||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Mit herunter gebeugtem Kopf sollte man die Eingeweide des Bauches mit langsamen Bewegungen eines kleinen Strudels im Fluss zur Rechten und zur Linken drehen. Das wird von den Siddhas Nauli genannt.

Sukadev

33. Mit heruntergebeugtem Kopf sollte man die Eingeweide des Bauches mit langsamen Bewegungen eines kleinen Strudels im Fluss zur Rechten und zur Linken drehen. Das wird von den Siddhas Nauli genannt.

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2. Kapitel, Vers 34

Deutsche Übersetzung:

Dieses entfacht ein glimmendes Verdauungsfeuer und schenkt darüber hinaus gute Verdauung. Wahrlich immer erzeugt es ein tiefes Glücksgefühl. | Es zerstört jegliches Ungleichgewicht in der Gesundheit (Dosha) und diese Dünndarmreinigung (Nauli) ist die erste Praxis des Hatha-Yoga.

Sanskrit Text:

  • mandāgni-sandīpana-pācanādi-sandhāyikānanda-karī sadaiva |
    aśeṣa-doṣāmaya-śoṣaṇī ca haṭha-kriyā-maulir iyaṁ ca nauliḥ ||34||
  • मन्दाग्निसन्दीपनपाचनादिसन्धायिकानन्दकरी सदैव ।
    अशेषदोषामयशोषणी च हठक्रियामौलिरियं च नौलिः ॥३४॥
  • mandagni sandipana pachanadi sandhayikanandakari sadaiva |
    ashesha doshamaya shoshani cha hatha kriya maulir iyam cha naulih ||34||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • manda : (eines) träge(n, Manda)
  • agni : (Verdauungs-)Feuers (Agni)
  • sandīpana : das Entfachen, Auflodern (Sandipana)
  • pācana : (eine gute) Verdauung („das Kochen“, Pachana)
  • ādi : usw., und anderes mehr (Adi)
  • sandhāyikā : verleiht, bewirkt (Sandhayika)
  • ānanda-karī : (und) bewirkt Glückseligkeit (Ananda-Kara)
  • sadā : immer, stets (Sada)
  • eva : gewiss (Eva)
  • aśeṣa : aller (drei, „sämtlicher“, Ashesha)
  • doṣa : (Störungen der) Humore (Dosha)
  • āmaya : (und) Krankheit(en, Amaya)
  • śoṣaṇī : verscheucht, vernichtet („trocknet aus“, Shoshana)
  • ca : und (Cha)
  • haṭha : (des) Hatha(-Yoga)
  • kriyā : (der genannten Reinigungs-)Handlungen (Kriya)
  • mauliḥ : (ist die) Krone (Mauli)
  • iyaṁ : diese (Iyam)
  • ca : und
  • nauliḥ : Nauli      ||34||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Dieses Nauli, die bedeutendste aller Hatha Yoga Praktiken, vertreibt die Trägheit aus dem Magenfeuer, steigert die Verdauungskraft, bringt eine angenehme Empfindung hervor und zerstört alle Beschwerden.

Sukadev

34. Dieses Nauli, die bedeutendste aller Hatha Yoga Praktiken, vertreibt die Trägheit aus dem Magenfeuer, steigert die Verdauungskraft, bringt eine angenehme Empfindung hervor und zerstreut alle Beschwerden.

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2. Kapitel, Vers 35

Deutsche Übersetzung:

Jetzt folgt die Lungenreinigung (Kapalabhati): Wie beim Blasebalg eines Hufschmieds erfolgt die Ein- und Ausatmung sehr schnell. | Kapalabhati, das ist allgemein bekannt, zerstört die Trägheit des Menschen vollkommen.

Sanskrit Text:

  • atha kapālabhātiḥ-
    bhastrāval loha-kārasya reca-pūrau sa-sambhramau |
    kapālabhātir vikhyātā kapha-doṣa-viśoṣaṇī ||35||
  • अथ कपालभातिः
    भस्त्रावल्लोहकारस्य रेचपूरौ ससम्भ्रमौ ।
    कपालभातिर्विख्याता कफदोषविशोषणी ॥३५॥
  • atha kapala bhatih
    bhastra val loha karasya recha purau sa sambhramau |
    kapala bhatir vikhyata kapha dosha vishoshani ||35||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • kapāla-bhātiḥ : Kapalabhati (das „Scheinen des Schädels“)
  • bhastrā-vat : wie (bei einem) Blasebalg (Bhastra)
  • loha-kārasya : eines Schmiedes („Eisen-Machers“, Lohakara)
  • reca : (die) Ausatmung (Recha)
  • pūrau : (und die) Einatmung (Pura)
  • sa-sambhramau : (werden) schnell („mit Eile“ ausgeführt, Sa Sambhrama)
  • kapāla : (des) Schädels (Kapala)
  • bhātiḥ : Scheinen, Leuchten (Bhati)
  • vikhyātā : (das) wird genannt, ist bekannt als (Vikhyata)
  • kapha : Kapha („Schleim“)
  • doṣa : (Störungen des) Humors (Dosha)
  • viśoṣaṇī : verscheucht, vernichtet, heilt (“trocknet aus”, Vishoshana)         ||35||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Führe Rechaka und Puraka schnell wie der Blasebalg eines Schmiedes aus. Das wird Kapalabhati genannt und zerstört Beschwerden, die durch den Schleim verursacht sind.

Sukadev

35. Führe Rechaka und Puraka so schnell wie der Blasebalg eines Schmiedes aus. Das wird Kapalabhati genannt und zerstört Beschwerden, die durch Schleim verursacht sind.

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2. Kapitel, Vers 36

Deutsche Übersetzung:

Die sechs Reinigungsübungen beseitigen ein Übermaß an Schleim (Kapha) und weitere Imbalancen der Gesundheit (Dosha). | Danach soll der Yogi Atemübungen (Pranayama) ausführen, so stellt sich der Erfolg mühelos ein.

Sanskrit Text:

  • ṣaṭ-karma-nirgata-sthaulya-kapha-doṣa-malādikaḥ |
    prāṇāyāmaṁ tataḥ kuryād anāyāsena sidhyati ||36||
  • षट्कर्मनिर्गतस्थौल्यकफदोषमलादिकः ।
    प्राणायामं ततः कुर्यादनायासेन सिध्यति ॥३६॥
  • shat karma nirgata sthaulya kapha dosha maladikah |
    pranayamam tatah kuryad anayasena sidhyati ||36||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ṣaṭ : (durch die) sechs (Shash)
  • karma : (Reinigungs-)Handlungen (Karman)
  • nirgata : (einer, der) geheilt ist („von dem gewichen sind“, Nirgata)
  • sthaulya : (von) Dickleibigkeit (Sthaulya)
  • kapha : Kapha (“Schleim”)
  • doṣa : (Störungen des) Humors (Dosha)
  • mala : Unreinigkeiten, Schlacken, Abfallprodukten (Mala)
  • ādikaḥ : und anderen, usw. („zum Anfang habend“, Adi)
  • prāṇāyāmaṁ : (die) Atemzügelung (Pranayama)
  • tataḥ : dann, danach (Tatas)
  • kuryāt : (er) möge ausführen, praktizieren (kṛ)
  • anāyāsena : mit Leichtigkeit („ohne Mühe, ohne Schwierigkeit“, Anayasa)
  • sidhyati : (er) ist erfolgreich, erreicht das Ziel  (des Haṭha-Yoga, sidh)         ||36||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Einer, der von Leibesfülle und Schleim durch die Durchführung der obigen sechs Handlungen befreit ist, hat sehr leicht Erfolg, wenn er danach beginnt, Pranayama zu praktizieren.

Sukadev

36. Einer, der von Leibesfülle und Schleim durch die Durchführung der obigen sechs Handlungen befreit ist, hat sehr leicht Erfolg, wenn er danach beginnt, Pranayama zu praktizieren.

Pranayama ist einfach wirkungsvoller, wenn ihr Kriyas übt.

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2. Kapitel, Vers 37

Deutsche Übersetzung:

Durch Atemübungen (Pranayama) werden so sogar alle Unreinheiten ausgetrocknet. | Aber für einige Lehrer besteht keine Zustimmung bezüglich der anderen Reinigungsübungen.

Sanskrit Text:

  • prāṇāyāmair eva sarve praśuṣyanti malā iti |
    ācāryāṇāṁ tu keṣāṁ-cid anyat karma na saṁmatam ||37||
  • प्राणायामैरेव सर्वे प्रशुष्यन्ति मला इति ।
    आचार्याणां तु केषांचिदन्यत्कर्म न संमतम् ॥३७॥
  • pranayamair eva sarve prashushyanti mala iti |
    acharyanam tu keshan chid anyat karma na sammatam ||37||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prāṇāyāmaiḥ : durch (die Praktiken der) Atemzügelung (Pranayama)
  • eva : nur, allein, ausschließlich (Eva)
  • sarve : alle (Sarva)
  • praśuṣyanti : verschwinden (“trocknen aus”, pra + śuṣ
  • malāḥ : Unreinheiten (Mala, Störungen der) Doshas
  • iti : so, in dieser Weise (denkend, Iti)
  • ācāryāṇāṁ : Lehrern (Acharya)
  • tu : jedoch (Tu)
  • keṣāṁ-cid : von einigen, gewissen (Ka Chid)
  • anyad : (eine) andere (Anya)
  • karma : (Reinigungs-)Handlung (als Pranayama, Karman)
  • na : nicht (Na)
  • saṁmatam : wird geschätzt, geachtet (Sammata)       ||37||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Einige Lehrer sagen, dass alle die Unreinheiten (der Nadis) nur durch Pranayama und durch keine andere Mittel beseitigt werden.

Sukadev

37. Einige Lehrer sagen, dass alle die Unreinheiten (der Nadis) nur durch Pranayama und durch keine anderen Mittel zu beseitigen sind.

Schon Swatmarama hatte die Schwierigkeit, dass einige seiner Schüler sich geweigert haben, Kriyas zu üben, und dann sagt er praktisch zum Trost: „Wenn man Pranayama übt, werden auch die Unreinheiten bereinigt.“ Wenn man die anderen Kriyas nicht macht, geht’s auch mit Pranayama allein, aber mit Kriyas geht’s schneller. Und so, wer von euch noch nicht regelmäßig Kriyas geübt hat, kann ich nur anraten, vielleicht ein halbes Jahr täglich Neti zu üben, ein halbes Jahr wenigstens einmal in der Woche Dhauti zu üben im Sinne von ein, zwei Liter Salzwasser zu schlucken, zwei, drei Finger in den Hals zu stecken und sich zu übergeben. Dann einmal die Woche auch dieses Tuch zu schlucken und wieder rauszuziehen. Um das zu lernen, müsst ihr das eine Weile täglich üben. Wenn ihr dies täglich mit dem Tuch gemacht habt, bis ihr es tatsächlich schlucken könnt, dann reicht es aus, das einmal die Woche auszuführen. Das Schlucken von Salzwasser macht man nicht mit vollem Magen, sondern morgens, wenn der Magen leer ist. Dann kommt im Wesentlichen das Salzwasser wieder raus mit nem bisschen Schleim und Magensäure, aber es ist nicht gefährlich. Man hat’s ja ausreichend verdünnt. Gerade wenn man’s regelmäßig macht, wenn man Kunja Kriya eine Weile lang einmal die Woche gemacht habt, oder mal zum üben ne Woche jeden Tag – das geht rein und raus – das dauert zwei Minuten. eine Minute reinschlucken, eine Minute raus. Am Anfang dauert’s so lange, dies Salzwasser runterzuwürgen, aber das geht dann nach einer Weile ganz gut. Wenn’s mal gut geht, dann hört man nicht mehr auf. Kriyas sind nicht etwas, was man für den Rest des Lebens macht. Man macht’s mal ein halbes Jahr lang regelmäßig.

Neti ist gut zu machen jeden Tag für den Rest des Lebens, Kapalabhati auch, aber gerade was jetzt die Dhautis betrifft und auch den Einlauf nicht häufiger als einmal die Woche oder einmal im Monat. Dann hat man einen gewissen Grad der Reinheit, dann reduziert man’s wieder. Und wenn man merkt, dass man wieder ins Ungleichgewicht kommt, kann man die Kriyas wiederholen. Diejenigen, die mal unter Ess-Brech-Sucht gelitten haben, lassen diese Form von Kriya weg. Man will so was nicht wieder auslösen, einen alten Reflex wieder zum Vorschein bringen.

Shankprakshalarma erwähnt er hier jetzt nicht. Shankprakshalarma geht so: Man trinkt Salzwasser und macht Übungen so lange, bis es hinten wieder rauskommt. Das ist vielleicht die wirkungsvollste der Kriyas. Insgesamt sind das vier bis fünf Liter Salzwasser, die man schluck, und hinten wieder raus gibt, das ist wirklich eine sehr gute Weise, das Verdauungssystem vollständig zu reinigen. Es reinigt, aber es hat auch eine Tendenz, dass Verdauungsfeuer zu löschen. Deshalb darf man’s auch nicht zu häufig machen. Man muss anschließend eine gewisse Diät einhalten und mit Agni Sara beginnen und, dann wird das Feuer wieder entfacht. Das ist aber eine sehr gute Sache. Ich kenne eine ganze Reihe von Menschen, die diese Übungen, gerade Shankprakshalarma, gemacht haben und dann einige Hautbeschwerden losgeworden sind, einschließlich Neurodermitis, einschließlich Schuppenflechte und Pickel, Akne und so weiter – es ist eine sehr effektive Methode. Natürlich auch einfach, um sich besser und gut zu fühlen. Wenn ihr eine Phase habt, wo ihr plötzlich aus unerfindlichen Gründen euch seit einigen Wochen träge fühlt, dann kann das auch eine sehr gute Sache sein, sich zu reinigen.

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2. Kapitel, Vers 38

Deutsche Übersetzung:

Nun die Elefantenübung (Gaja-Karani): Im Magen enthaltene Dinge erbrechen indem die absteigende Energie (Apana) hoch zur Kehle geführt wird. | Langsam daran gewöhnend werden die Energie-Kanäle (Nadi) und -Zentren (Chakra) unter Kontrolle gebracht. Dieses wird von den Kennern des Hatha-Yoga die Elefantenhandlung (Gaja-Karani) genannt.

Sanskrit Text:

  • atha gaja-karaṇī-
    udara-gata-padārtham udvamanti
    pavanam apānam udīrya kaṇṭha-nāle |
    krama-paricaya-vaśya-nāḍi-cakrā
    gaja-karaṇīti nigadyate haṭhajñaiḥ ||38||
  • अथ गजकरणी
    उदरगतपदार्थमुद्वमन्ति
    पवनमपानमुदीर्य कण्ठनाले ।
    क्रमपरिचयवश्यनाडिचक्रा
    गजकरणीति निगद्यते हठज्ञैः ॥३८॥
  • atha gaja karani
    udara gata padartham udvamanti
    pavanam apanam udirya kantha nale |
    krama parichaya vashya nadi chakra
    gaja karaniti nigadyate hathajnaih ||38||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • gaja-karaṇī : Gajakarani („Elefanten-Handlung“, GajaKarana)
  • udara : (im) Magen („Bauch“, Udara)
  • gata : (die) sich befinden („gelangt sind“, Gata)
  • padārtham : (den) Inhalt, (die) Dinge (Padartha)
  • udvamanti : (die Yogis) erbrechen (ud + vam)
  • pavanam : (den Lebens-)Wind (Pavana)
  • apānam : (der) Apana (genannt wird)
  • udīrya : nachdem sie heraufgezogen („angehoben“) haben (ud + īr)
  • kaṇṭha : (der) Kehle (Kantha)
  • nāle : in die Röhre (Nala)
  • krama : (durch) schrittweise, systematische (Krama)
  • paricaya : Übung, Praxis, Wiederholung (Parichaya)
  • vaśya : (wird) kontrollierbar, beherrschbar (Vashya)
  • nāḍi : (aller feinstofflichen Energie-)Kanäle (Nadi)
  • cakrā : (infolge derer die) Gesamtheit („der Kreis“, Chakra)
  • gaja-karaṇī : Elefanten-Handlung (Gajakarani)
  • iti : so (Iti)
  • nigadyate : wird (diese Praxis) genannt (ni + gad)
  • haṭha-jñaiḥ : von den Hatha(-Yoga-)kundigen (Jna)         ||38||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Ziehe den Anusschließmuskel zusammen und ziehe das Apana zur Kehle hoch und erbreche die Dinge die im Magen sind. Diese Handlung, welche die NadiChakren unter Kontrolle bringt, wird Gajakarani genannt.

Sukadev

38. Ziehe den Anusschließmuskel zusammen und ziehe das Apana zur Kehle hoch und erbreche die Dinge, die im Magen sind.

Das darf man jetzt nicht missverstehen, das bezieht sich auf die ein bis zwei Liter Salzwasser, die man vorher getrunken hat. Diese Übung nennt er Gajakarani.

– Diese Handlung, welche die Nadi-Chakren unter Kontrolle bringt, wird Gajakarani genannt.

Gaja ist Elefant, Karani ist die Handlung – die Handlung des Elefanten. Der Elefant nimmt das Wasser in den Rüssel und speit es wieder aus. Das ist auch ein anderer Name für Kunja Kriya. Und das ist auch gut für die Chakras.

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2. Kapitel, Vers 39

Deutsche Übersetzung:

Sogar die 30 Götter, beginnend mit Brahma sind, aus der Angst vor dem Tod, süchtig nach der Praxis des Pranayama geworden. | Deshalb soll der Yogi Atemübungen (Pranayama) praktizieren.

Sanskrit Text:

  • brahmādayo’pi tri-daśāḥ pavanābhyāsa-tat-parāḥ |
    abhūvann antaka-bhayāt tasmāt pavanam abhyaset ||39||
  • ब्रह्मादयोऽपि त्रिदशाः पवनाभ्यासतत्पराः ।
    अभूवन्नन्तकभ्यात्तस्मात्पवनमभ्यसेत् ॥३९॥
  • brahmadayo’pi tri dashah pavanabhyasa tat parah |
    abhuvann antaka bhayat tasmat pavanam abhyaset ||39||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • brahma : (dem Schöpfergott) Brahma
  • ādayaḥ : angefangen mit (Adi)
  • api : sogar (Api)
  • tri-daśāḥ : (die) Götter („dreißig, drei-mal-zehn“, Tridasha)
  • pavana : (des Lebens-)Windes (Prana, Pavana)
  • abhyāsa : (hinsichtlich der) Praxis, Übung (Abhyasa)
  • tat-parāḥ : ganz hingegeben, eifrig bemüht (Tatpara)
  • abhūvan : waren, wurden (bhū)
  • antaka : (vor dem) Tod (Antaka)
  • bhayāt : aus Furcht (Bhaya)
  • tasmāt : daher, deshalb (Tad)
  • pavanam : (in der Zügelung, Beherrschung des Lebens-)Windes
  • abhyaset : man übe sich (abhi + as)     ||39||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Brahma und die Götter wurden, indem sie sich der Praktik des Pranayama hingaben, von der Angst vor dem Tod befreit. Also sollte man es praktizieren.

Wenn Prana in die Sushumna gelangt, gibt es überhaupt keine Furcht mehr.

Sukadev

39. Brahma und die Götter wurden, in dem sie sich der Praktik des Pranayama hingaben, von der Angst vor dem Tod befreit. Also sollte man es praktizieren.

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2. Kapitel, Vers 40

Deutsche Übersetzung:

So lange der Lebenshauch im Körper gebunden ist, der Geist klar ist, | so lange der Blick in der Mitte der Augenbrauen ist, wo ist die Furcht vor dem Tod?

Sanskrit Text:

  • yāvad baddho marud dehe yāvac cittaṁ nirākulam |
    yāvad dṛṣṭir bhruvor madhye tāvat kāla-bhayaṁ kutaḥ ||40||
  • यावद्बद्धो मरुद्देहे यावच्चित्तं निराकुलम् ।
    यावद्दृष्टिर्भ्रुवोर्मध्ये तावत्कालभयं कुतः ॥४०॥
  • yavad baddho marud dehe yavach chittam nirakulam |
    yavad drishtir bhruvor madhye tavat kala bhayam kutah ||40||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yāvad : solange (Yavat)
  • baddhaḥ : angehalten („festgebunden“) wird (Baddha)
  • marut : (der) Atem, Prana („Wind“, Marut)
  • dehe : im Körper (Deha)
  • yāvat : solange
  • cittaṁ : (der) Geist (Chitta)
  • nir-ākulam* : ruhig, klar („nicht verwirrt“) ist (Nirakula)
  • yāvat : solange
  • dṛṣṭiḥ : (der) Blick (ruht, Drishti)
  • bhruvoḥ : beiden Augenbrauen (Bhru)
  • madhye : zwischen („in der Mitte“, Madhya)
  • tāvat : während dieser Zeit („genau solange“, Tavat)
  • kāla : (vor dem) Tod („Zeit“, Kala)
  • bhayaṁ : Furcht (Bhaya)
  • kutaḥ : woher (sollte kommen, Kutas)       ||40||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt Nirakula („nicht verwirrt“) mit „nicht zerstreut, nicht (a-) unaufmerksam“ (Vikshipta), „konzentriert“ (Samahita): nirākulam avikṣiptaṃ samāhitam.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Solange der Atem angehalten ist, solange der Geist fest und beständig ist, solange das Auge zur Mitte der Augenbrauen gerichtet ist, warum sollte man den Tod fürchten?

Mit „Atem anhalten“ ist gemeint, dass Prana in der Sushumna ist. „Das Auge zur Mitte der Augenbrauen gerichtet“ meint nicht nur das körperliche Auge, sondern auch das geistige Auge.

Sukadev

40. So lange der Atem angehalten ist, solange der Geist fest und beständig ist, so lange das Auge zur Mitte der Augenbrauen gerichtet ist, warum sollte man den Tod fürchten?

So lange wir uns auf den Punkt zwischen den Augenbrauen konzentrieren, brauchen wir auch keine Angst vor dem Tod zu haben. Ob wir dann sterben oder nicht, ist dann nicht mehr erheblich. Aber die Hatha-Yogis würden auch sagen, solange wird man auch nicht sterben.

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2. Kapitel, Vers 41

Deutsche Übersetzung:

Den Lebenshauch den Vorschriften entsprechend kontrolliert, werden die subtilen Energie-Kanäle und -Zentren vollständig gereinigt. | Die Tür zur Sushumna bricht auf und der Lebenshauch tritt mit Leichtigkeit ein.

Sanskrit Text:

  • vidhi-vat prāṇa-saṁyāmair nāḍī-cakre viśodhite |
    suṣumṇā-vadanaṁ bhittvā sukhād viśati mārutaḥ ||41||
  • विधिवत्प्राणसंयामैर्नाडीचक्रे विशोधिते ।
    सुषुम्णावदनं भित्त्वा सुखाद्विशति मारुतः ॥४१॥
  • vidhi vat prana samyamair nadi chakre vishodhite |
    sushumna vadanam bhittva sukhad vishati marutah ||41||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vidhi-vat : vorschriftsgemäß (Vidhivat)
  • prāṇa* : (des) Lebensatems, (der) Lebensenergie (Prana)
  • saṁyāmaiḥ* : durch die Zügelungen, Kontrolle (Samyama)
  • nāḍī : (der feinstofflichen Energie-)Kanäle (Nadi)
  • cakre : (wenn die) Gesamtheit („der Kreis”, Chakra)
  • viśodhite : gereinigt ist (Vishodhita)
  • suṣumṇā : (der) Sushumna
  • vadanaṁ : (die) Öffnung (den „Mund“, Vadana)
  • bhittvā : nachdem er durchbrochen hat (bhid)
  • sukhāt : leicht, mühelos (Sukha)
  • viśati : tritt (in sie) ein (viś)
  • mārutaḥ :  (der) Atem, Prana („Wind“, Maruta)       ||41||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass mit prāṇa-saṁyāmaiḥ („Zügelung des Lebensatems“) Pranayama gemeint ist, verbunden (Yukta) mit der vorschriftsgemäßen Ausführung (Vidhi) der Körperstellungen (Asana) sowie von Jalandhara Bandha  und der übrigen (Adi) Bandhasprāṇa-saṁyāmair āsana-jālandhara-bandhādi-vidhi-yukta-prāṇāyāmaiḥ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn die NadiChakras durch ein geregeltes Pranayama-Verfahren gereinigt sind, bahnt sich der Atem leicht seinen Weg in den Mund der Sushumna und dringt in sie ein.

Zu diesem Zeitpunkt wird Prana von selbst fließen.

Sukadev

41. Wenn die Nadi-Chakras durch ein geregeltes Pranayama-Verfahren gereinigt sind, bahnt sich der Atem ( Prana) leicht seinen Weg in den Mund der Sushumna und dringt in sie ein.

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2. Kapitel, Vers 42

Deutsche Übersetzung:

Nun Manonmani: Wenn der Lebenshauch im mittleren Energiekanal ist, entsteht Geistes-Ruhe. | dies ist ein Zustand vollkommener Ruhe, genau dieser Zustand ist Manonmani.

Sanskrit Text:

  • atha manonmanī-
    mārute madhya-sañcāre manaḥ-sthairyaṁ prajāyate |
    yo manaḥ-susthirī-bhāvaḥ saivāvasthā manonmanī ||42||
  • अथ मनोन्मनी
    मारुते मध्यसंचारे मनःस्थैर्यं प्रजायते ।
    यो मनःसुस्थिरीभावः सैवावस्था मनोन्मनी ॥४२॥
  • atha manonmani
    marute madhya sanchare manah sthairyam prajayate |
    yo manah susthiri bhavah saivavastha manonmani ||42||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • manonmanī : Manonmani
  • mārute : (wenn der) Atem, Prana (“Wind”, Maruta)
  • madhya : (in der) Mitte (der Sushumna, Madhya )
  • sañcāre : fließt („beim Hindurchgang“, Sanchara)
  • manas : (des) Geist(es, Manas)
  • sthairyaṁ* : festes Gerichtetsein, Unbeweglichkeit (Sthairya)
  • prajāyate : entsteht (pra + jan)
  • yaḥ : was („welcher“, Yad)
  • manaḥ : (des) Geist(es)
  • su-sthirī-bhāvaḥ : (ein) äußerst (su) beständiger Zustand (ist, Sthiribhava)
  • sā : das („dieser“, Tad)
  • eva : gewiss (Eva)
  • avasthā : (ist der) Zustand (Avastha)
  • mana-unmanī : (des) Geist(es) jenseits des Geistes (Manonmani)      ||42||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt den Begriff Sthairya als das (ununterbrochene) Dahinströmen (Pravaha) der geistigen Aktivität (Vritti) in der Form (Akara) des Meditationsobjektes (Dhyeya): sthairyaṃ dhyeyākāra-vṛtti-pravāhaḥ.

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Wenn der Atem durch die Sushumna fließt, dann wird der Geist beständig. Die Beständigkeit des Geistes wird Unmani Avastha genannt.

Hatha Yoga Samadhi wird Unmani Avastha genannt.

Sukadev

42. Wenn das Prana durch die Sushumna fließt, dann wird der Geist beständig. Die Beständigkeit des Geistes wird Unmani Avastha genannt.

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2. Kapitel, Vers 43

Deutsche Übersetzung:

Um diesen zu erlernen führen die in der Methode Eingeweihten verschiedene Atemübungen durch. | Durch Praxis von Atemübungen auf verschiedene Weise, werden übernatürliche Fähigkeiten erworben.

Sanskrit Text:

  • tat-siddhaye vidhāna-jñāś citrān kurvanti kumbhakān |
    vicitra-kumbhakābhyāsād vicitrāṁ siddhim āpnuyāt ||43||
  • तत्सिद्धये विधानज्ञाश्चित्रान्कुर्वन्ति कुम्भकान् ।
    विचित्रकुम्भकाभ्यासाद् विचित्रां सिद्धिमाप्नुयात् ॥४३॥
  • tat siddhaye vidhana jnash chitran kurvanti kumbhakan |
    vichitra kumbhakabhyasad vichitram siddhim apnuyat ||43||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tad : dieses (Manonmani bzw. Unmani genannten Zustandes, Tad)
  • siddhaye : für das Erreichen, Vervollkommnen (Siddhi)
  • vidhāna-jñāḥ : (diejenigen, die die) Regeln, Methoden (Vidhana) kennen (Jna)
  • citrān : verschiedene, unterschiedliche (Chitra)
  • kurvanti : praktizieren (kṛ)
  • kumbhakān : Atemverhaltungen (Kumbhaka)
  • vicitra : (der) verschiedenen (Vichitra)
  • kumbhaka : Atemverhaltungen
  • abhyāsāt : durch das Praktizieren, Üben (Abhyasa)
  • vicitrāṁ : wundersame (Vichitra)
  • siddhim : Macht, (übernatürliche) Fähigkeit(en)
  • āpnuyāt : kann man erreichen (āp)        ||43||

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Brahmananda

Wie in der Bhagavatam gesagt wird, erlangt man durch das Praktizieren von Yoga jene Siddhis, die insbesondere durch sein vorhergehendes Karma, seine Anlagen, religiöse Lebensweise und Mantras erreicht werden.

Vishnu-devananda

Um es zu erlangen, praktizieren die Weisen verschiedene Arten von Kumbhakas. Durch Übung der verschiedenen Kumbhakas erlangt man verschiedene Siddhis.

Sukadev

43. Um es zu erlangen, praktizieren die Weisen verschiedene Arten von Kumbhakas. Durch Übung der verschiedenen Kumbhakas erlangt man verschiedene Siddhis.

Die Kumbhakas werden zum Teil auch die Mahakumbhakas genannt.

Der Ausdruck ‚Kumbhaka‚ steht für zwei verschiedene Dinge. Zum Einen bedeutet Kumbhaka Atemanhalten, zum Zwoten bedeutet aber auch Kumbhaka im engeren Sinne die fortgeschrittenen Pranayamaübungen.

43. Um es zu erlangen, praktizieren die Weisen verschiedene Arten von Kumbhakas. Durch Übung der verschiedenen Kumbhakas erlangt man verschiedene Siddhis.

Die Kumbhakas werden zum Teil auch die Mahakumbhakas genannt.

Der Ausdruck ‚Kumbhaka‚ steht für zwei verschiedene Dinge. Zum Einen bedeutet Kumbhaka Atemanhalten, zum Zwoten bedeutet aber auch Kumbhaka im engeren Sinne die fortgeschrittenen Pranayamaübungen.

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2. Kapitel, Vers 44

Deutsche Übersetzung:

Nun Variationen von Kumbhaka (Atem-Halteübungen): Suryabheda, Ujjayi, Sitkari, Shitali und auch | Bhastrika, Bhramari, Murchha, Plavini – dieses sind die acht Atemübungen.

Sanskrit Text:

  • atha kumbhaka-bhedāḥ-
    sūrya-bhedanam ujjāyī sīt-kārī śītalī tathā |
    bhastrikā bhrāmarī mūrcchā plāvinīty aṣṭa kumbhakāḥ ||44||
  • अथ कुम्भकभेदाः
    सूर्यभेदनमुज्जायी सीत्कारी शीतली तथा ।
    भस्त्रिका भ्रामरी मूर्च्छा प्लाविनीत्यष्ट कुम्भकाः ॥४४॥
  • atha kumbhaka bhedah
    surya bhedanam ujjayi sit kari shitali tatha |
    bhastrika bhramari murchchha plavinity ashta kumbhakah ||44||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Sukadev

44. Es gibt acht Kumbhakas: Suryabedha, Ujjayi, Sitkari, Sitali, Bhastrika, Murcha und Plavini.

Gut, also das sind die acht Kumbhakas. Man kann sie einteilen in verschiedene Kategorien. Zunächst mal die kühlenden: Sithali und Sitkari. Dann die erhitzenden, die erweckenden: Ujjayi, Surya Bedha und Bhastrika. Das sind die erhitzenden oder erwärmenden. Und dann gibt’s schließlich noch die sonstigen: Brahmari, Murcha und Plavini. Eine einfache Form von Murcha ist: Luft einatmen, Luft anhalten, Bandhas machen, und wieder ausatmen. Plavini ist: Luft in den Magen reinbringen. Wozu das gut ist, können wir gleich noch lesen. Also diese acht Übungen werden als die Mahakumbhakas bezeichnet. Die acht großartigen Weisen, die Luft anzuhalten.

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2. Kapitel, Vers 45

Deutsche Übersetzung:

Wahrlich, am Ende der Einatmung soll Jalandhara-Bandha durchgeführt werden, | mit dem Anhalten und am Beginn der Ausatmung das was als Uddiyana-Bandha bekannt ist.

Sanskrit Text:

  • pūrakānte tu kartavyo bandho jālandharābhidhaḥ |
    kumbhakānte recakādau kartavyas tūḍḍiyānakaḥ ||45||
  • पूरकान्ते तु कर्तव्यो बन्धो जालन्धराभिधः ।
    कुम्भकान्ते रेचकादौ कर्तव्यस्तूड्डियानकः ॥४५॥
  • purakante tu kartavyo bandho jalandharabhidhah |
    kumbhakante rechakadau kartavyas tuddiyanakah ||45||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pūraka : (der) Einatmung (Puraka)
  • ante : am Ende (Anta)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • kartavyaḥ : ist auszuführen (Kartavya)
  • bandhaḥ : (der) Verschluss (Bandha)
  • jālandhara : Jalandhara (das „Halten des Netzes“)
  • abhidhaḥ : namens („mit Namen“, Abhidha)
  • kumbhaka : (der) Atemverhaltung (Kumbhaka)
  • ante : am Ende
  • recaka : (der) Ausatmung (Rechaka)
  • ādau : am Anfang (Adi)
  • kartavyaḥ : ist auszuführen (Kartavya)
  • tu : aber, jedoch
  • uḍḍiyānakaḥ : Uddiyanaka bzw. Uddiyana (Bandha, das „Auffliegen“)        ||45||

Anmerkung: Dieser Vers wird hinsichtlich seiner Grammatik und Metrik ausführlich im Sanskrit Kurs Lektion 51 behandelt.

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Brahmananda

Jalandhara wird praktiziert wie folgt: die Kehle ist zusammengezogen und das Kinn kräftig auf die Brust gesetzt.

Vishnu-devananda

Am Ende der Puraka (Einatmung)…

oder während Kumbhaka (Anhalten)…

(fortgesetzt) sollte Jalandhara Bandha praktiziert werden. Am Ende von Kumbhaka und am Beginn von Rechaka sollte er Uddiyana Bandha praktizieren.

Jalandhara Bandha blockiert Prana an einem der wichtigsten Akkupressurpunkte, von wo verschiedene Nerven kommen. Die Lungen und das Herz-Kreislauf-System werden beide von Jalandhara Bandha an der Kehle kontrolliert. Mula Bandha kontrolliert die Anusschließmuskeln.

Sukadev

45. Am Ende der Puraka (Einatmung) sollte Jalandhara Bandha praktiziert werden. Am Ende von Kumbhaka und am Beginn von Rechaka sollte er Uddhiyana Bandha praktizieren.

Also nach dem Einatmen kann man noch mal kurz den Bauch einziehen. Für diejenigen, die nicht viel Pranayama praktizieren, ist das jetzt nicht von Bedeutung. Diejenigen, die länger Luftanhalten üben, können das üben. Auch vor dem Ausatmen noch mal kurz den Bauch einziehen und dann ausatmen. Das gibt noch mal so einen kleinen Energieschub.

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2. Kapitel, Vers 46

Deutsche Übersetzung:

Durch unverzügliche Kontraktion des Beckenbodens (Mulabandha) nach dem Zusammenziehen der Kehle (Jalandharabandha) | und Einziehen des Bauches (Uddiyanabandha), soll der Lebenshauch in der Sushumna zum Fließen gebracht werden.

Sanskrit Text:

  • adhastāt kuñcanenāśu kaṇṭha-saṅkocane kṛte |
    madhye paścima-tānena syāt prāṇo brahma-nāḍigaḥ ||46||
  • अधस्तात्कुञ्चनेनाशु कण्ठसङ्कोचने कृते ।
    मध्ये पश्चिमतानेन स्यात्प्राणो ब्रह्मनाडिगः ॥४६॥
  • adhastat kunchanenashu kantha sankochane krite |
    madhye pashchima tanena syat prano brahma nadigah ||46||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • adhastāt : des Beckenbodens (des Bereiches „unten“, Adhastat)
  • kuñcanena : (gleichzeitig) mit (dem) Zusammenziehen (Kunchana)
  • āśu : schnell, sogleich (Ashu)
  • kaṇṭha : (der) Kehle (Kantha)
  • saṅkocane : (wenn das) Zusammenziehen (Sankochana)
  • kṛte : ausgeführt wird („wurde“, Krita)
  • madhye : in der Leibesmitte (Madhya)
  • paścima : (nach) hinten (Pashchima)
  • tānena : (zusammen) mit dem Einziehen („Ausdehnen“, Tana)
  • syāt : sollte (as)
  • prāṇaḥ : (der Lebens-)Atem, (die) Lebensenergie Prana
  • brahma-nāḍi-gaḥ : (durch) Brahmanadi (Brahmas Energiekanal, Sushumna) fließen („gehen“, Ga)        ||46||

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Brahmananda

Für denjenigen, der von seinem Guru die Jihva (Zungen) Bandha gelernt hat, erfolgt Pranayama leicht, wenn er zuerst diese und danach Jalandhara Bandha praktiziert. Aber wenn einem Jihva Bandha nicht bekannt ist, dann sollte man den Anus zusammenziehen (Mula Bandha). Diese drei Bandhas sollen vom Guru gelernt werden, denn wenn sie falsch praktiziert werden, bringen sie verschiedene Beschwerden mit sich.

Vishnu-devananda

Während man zu gleicher Zeit die Kehle (Jalandhara Bandha) und den Anus (Mula Bandha) zusammenzieht, fließt der Atem durch die Sushumna, wobei er durch den hinteren Teil des Nabels hineingezogen wird.

Wenn beide Bandhas angewandt werden, fließt der Atem durch die Sushumna, die durch Ernährung und all die Dinge, die wir angeführt haben, gereinigt sind. Dann fließt Prana ganz natürlich durch die Sushumna; es geschieht automatisch, ohne dass ihr irgendetwas Zusätzliches tun müsst.

Jihva Bandha ist die Zungensperre. Wenn diese Sperre nicht bekannt ist, dann können die Verschlüsse an Anus und Kinn ohne sie angewandt werden.

Sukadev

46. Während man zu gleicher Zeit die Kehle (Jalandhara Bandha) und den Anus (Mula Bandha) zusammenzieht, fließt der Atem durch die Sushumna, wobei er durch den hinteren Teil des Nabels hineingezogen wird.

Mit anderen Worten – er beschreibt hier alle drei Bandhas. Also beim Anhalten macht man Mula Bhanda, den Beckenbodenverschluss, Jalandhara Bandha, den Kinn- und Zungenverschluss, und sanftes Uddhiyana Bandha, den Unterbauch einziehen. Und diese drei Bandhas zusammen verhindern, dass das Prana ausfließt. Mula Bandha verhindert, dass das Prana nach unten wegfließt. Außerdem verbindet Mula Bandha Ida und Pingala, diese beiden Nadis links und rechts neben der Wirbelsäule, so dass diese beiden Nadis, die normalerweise so rechts und links neben dem MuladharaChakra vorbeilaufen, dass die zusammenkommen. Und dann ist das so, als ob man den Plus- und den Minus-Pol von einem elektrischen Stromkreis zusammenführt. was passiert dann? Es gibt eine Art Kurzschluss. Und so ähnlich ist das auch, wenn das [Voll?] passiert ist, eine Art Kurzschluss. D.h. man verliert das physische Bewusstsein und kommt in eine höhere Bewusstseinsebene – die Kundalini erwacht. So könnt ihr sehen: Da das den wenigsten passiert, wenn sie Mula Bandha machen, dass eure Nadis noch nicht so gereinigt sind. Ansonsten würde es ausreichen, einmal kräftig Mula Bandha üben und die Luft anhalten, und schon würde die Kundalini durch die Sushumna nach oben fliegen. Aber es geschieht schrittweise, und so ist Mula Bandha etwas, was hilft, dass sowohl Energie nicht abfließt; zwotens, dass Ida und Pingala verbunden werden, und drittens hilft es, dass die Energie, die nach unten fließen würde, nach oben und unten fließt und dort in der Mitte bleibt und die ganzen Nadis reinigt. Und schließlich Abhana-Vayu, das nach unten strömende Vayu, wird sublimiert und umgewandelt in Ojas, in feinstoffliches Prana. Gut, und Jalandhara Bandha verhindert, dass das Prana nach oben rausfließt und führt dazu, dass die Sushumna sich öffnet. Die Halswirbelsäule wird ja langgezogen, und so kann das Prana durch die Sushmuna leichter fließen. Die anderen Nadis werden verschlossen, und in der ersten Stufe heißt das, dass das Prana nicht nach oben wegströmen kann, es fließt hier hoch und runter und damit reinigt es die verschiedenen Nadis. Außerdem, rein physiologisch gesehen hilft Jalandhara Bandha, dass man länger die Luft anhalten kann. Es verhindert, dass bei voll eingeatmeter Luft der Druck nach oben in den Kopf zu stark wird. Mit voll eingeatmeter Luft die Luft anhalten führt oft zu einem leichten Überdruck im Kopf. Es wird auch die Halsschlagader leicht abgestellt. Nicht vollständig, sonst wären wir vielleicht tot, aber leicht, so dass also die Blutzufuhr ins Gehirn nicht zu stark ist. Und darauf beruht es, dass es angenehmer ist, die Luft anzuhalten, wenn wir nicht vollständig eingeatmet haben. Es gibt noch eine andere, banale Wirkung von Jalandhara Bandha. Wenn man Jalandhara Bandha macht, kann man auch die Hand so halten, ohne dass die Schulter erlahmt. Wer schon mal Wechselatmung gemacht hat ohne Jalandhara Bandha, zwanzig Minuten, weiß, da kann der Arm schon sehr schwer werden. Die Wenigsten können dann die Hand dort halten und müssen dann vielleicht wechseln oder beim Anhalten die Hand senken. Währenddessen bei Jalandhara Bandha, da hängt der Arm recht locker. Hier also auch noch eine Wirkung. Noch eine wichtigere Wirkung: Hier im Halsbereich ist auch der Sitz eines der fünf Prana-Vayus. Welches nämlich? Udhana-Vayu. Dieses Udhana-Vayu wird durch Jalandhara Bandha auch sublimiert und in Ojas umgewandelt. Und Udhana-Vayu ist ja auch verantwortlich für das Nervensystem, für Schlafen, für Kommunikation und für Sprache. Also jemand, der Jalandhara Bandha regelmäßig übt, hat auch weniger Schlafstörungen, wird auch nicht so schnell nervös, kann sich besser entspannen, und kann besser sprechen. Insbesondere für Yogalehrer interessant und wichtig. Deshalb: Jeder Yogalehrer sollte viel Pranayama machen mit Jalandhara Bandha. Noch ein zusätzlicher Grund. Und Svatmarama gibt noch weitere Gründe:

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2. Kapitel, Vers 47

Deutsche Übersetzung:

Nachdem er die absteigende Energie (Apana) nach oben gehoben hat, soll der Yogi die aufsteigende Energie (Prana) von der Kehle nach unten leiten. | Der Yogi wird völlig frei von Altersschwäche und bekommt die Kraft eines Sechzehnjährigen.

Sanskrit Text:

  • apānam ūrdhvam utthāpya prāṇaṁ kaṇṭhād adho nayet |
    yogī jarā-vimuktaḥ san ṣoḍaśābda-vayā bhavet ||47||
  • आपानमूर्ध्वमुत्थाप्य प्राणं कण्ठादधो नयेत् ।
    योगी जराविमुक्तः सन्षोडशाब्दवया भवेत् ॥४७॥
  • apanam urdhvam utthapya pranam kanthad adho nayet |
    yogi jara vimuktah san shodashabda vaya bhavet ||47||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • apānam : Apana
  • ūrdhvam : (durch Mula Bandha) aufwärts, nach oben (Urdhva)
  • utthāpya : ziehend („hinaufdrängend“, ud + sthā)
  • prāṇaṁ : Prana
  • kaṇṭhāt : von der Kehle (Kantha)
  • adhas : (durch Jalandhara Bandha) abwärts, nach unten (Adhas)
  • nayet : möge leiten ()
  • yogī : (der) Yogi
  • jarā : (vom) Alter (Jara)
  • vimuktaḥ : befreit (Vimukta)
  • san : seiend (Sat)
  • ṣoḍaśa-abda : (das eines) Sechzehnjährigen (ist, ShodashaAbda)
  • vayas : (wie einer, dessen) Alter (Vayas)
  • bhavet : er wird (bhū)         ||47||

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Brahmananda

Hier werden Mula Bandha und Jalandhara Bandha angeführt; Uddiyana Bandha ist nicht angeführt, da es sich natürlicherweise aus dem obigen ergibt.

Vishnu-devananda

Durch das Zusammenziehen des Anus nach oben und durch das Abwärtszwingen des Pranas von der Kehle, wird der Yogi ein Jüngling von Sechszehn, für immer vom Alter befreit.

Das ist Apana (das Prana, das sich abwärts bewegt); hier wird sein Impuls aufwärts gezogen (umgekehrt). Um ein klares Bild von Apana zu bekommen, nehmt an, ihr fahrt eine Autobahn dahin und ihr müsst auf die Toilette gehen (eure Blase ist knapp am Zerspringen). Was macht ihr? Ihr haltet es zurück, bis ihr eine Toilette findet, und genau dann wird eure Blase erleichtert. Die Kontrolle ist Mula Bandha.

In alten Zeiten praktizierten fortgeschrittene Yogis das auch durch Vajroli Mudra (und ich empfehle euch nicht, es zu tun), indem sie Wasser mit einem Katheter durch die Harnröhre in die Blase aufzogen. Es ist gerade so wie Nauli. Das wird „Zurückziehen von Apana“ genannt. Zuerst praktizierten sie mit Wasser und dann kamen sie Schritt für Schritt soweit, dass sie Milch und Honig gebrauchten. Gelegentlich praktizierten sie das in der Mann-Frau-Vereinigung: sie konnten das Ausfließen der Samenflüssigkeit aufhalten und zurückziehen. So wurde Apana als Entladung der Energie aufgehalten, so dass es keine Ejakulation oder das Gefühl der Bedrücktheit nach dem Geschlechtsakt gab. Das sagt uns, dass ihr automatisch natürliche Kontrolle darüber haben werdet, die sexuelle Energie aufwärts zu ziehen, wenn ihr wisst, wie man Apana kontrolliert. Das ist nicht Bestandteil unseres Praktizierens, aber ihr solltet eine Vorstellung davon haben.

Diejenigen, die Schwierigkeiten mit der Kontrolle des Geschlechtlichen haben, können Vajroli Mudra praktizieren. Dieses Mudra vollzieht sich auch von selber, wenn ihr den Anusschließmuskel zusammenzieht beim Praktizieren von Mula Bandha und auch in einem anderen Mudra, welches Ashwini Mudra heißt, wo ihr im Wasser sitzt und den Anusschließmuskel zusammenzieht und loslasst. Diese Praktik wird Leuten helfen, die einen Mangel an Kontrolle haben, wie vorzeitige Ejakulation oder andere Probleme in Zusammenhang mit den Geschlechtsorganen. Sie sollten das selbstverständlich zusätzlich zu den regelmäßigen Praktiken von Pranayama, Bandhas und Mudras praktizieren. Dann wird es für sie eine natürliche Gewohnheit werden, Apana automatisch ohne irgendeine Anstrengung hochzuziehen. Es ist eine lange Praktik, aber wie bei Basti werdet ihr nach einiger Zeit volle Kontrolle bekommen, so dass der Impuls zurückgedrängt wird. Dann wird Apana nicht in Form einer geschlechtlichen Ejakulation herauskommen.

Apana wird gebraucht in allen Geschlechtsakten, in der Ausscheidung und auch während der Kindergeburt. Apana ist der Impuls, das Kind hinauszudrücken. Die Kindesgeburt ist schmerzhaft, weil die Impulse auf eine besonders mächtige Art kommen. Eine gewaltige Energiemenge ist notwendig, um das Kind aus dem Bauch der Mutter herauszubekommen.

Uddiyana Bandha geschieht natürlicherweise, wenn ihr ausatmet. Nach einiger Zeit ergeben sich alle drei Bandhas automatisch.

Sukadev

47. Durch das Zusammenziehen des Anus nach oben und durch das Abwärtszwingen des Pranas von der Kehle, wird der Yogi ein Jüngling von Sechzehn, für immer vom Alter befreit.

Ich will jetzt keine falschen Hoffnungen und Ängste wecken, aber eben Prana entsteht, so, wie man es hatte, als man jung war.

Also dass Menschen jugendlich sein wollen, ist kein modernes Phänomen, das gab’s vor tausend Jahren schon mal. Gut. Also ihr braucht jetzt keine Angst zu haben, dass ihr alle eure Weisheit verliert, weil ihr sechzehn werdet. Aber was passiert, ist, man bekommt wieder jugendliches Prana. Und letztlich auch, Menschen, die regelmäßig Pranayama machen, sehen auch jünger aus, haben auch eine jüngere Ausstrahlung und haben auch mehr Energie, um Dinge zu bewegen, auch um idealistisch zu sein.

Gut. Nach diesen Bandhas beschreibt er jetzt die einzelnen Kumbhakas.

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2. Kapitel, Vers 48

Deutsche Übersetzung:

Nun Suryabheda: Der Yogi soll einen bequemen Sitz einnehmen und darin verweilen, dann | soll er langsam die äußere Luft durch das rechte Nasenloch einsaugen.

Sanskrit Text:

  • atha sūrya-bhedanam-
    āsane sukha-de yogī baddhvā caivāsanaṁ tataḥ |
    dakṣa-nāḍyā samākṛṣya bahiḥ-sthaṁ pavanaṁ śanaiḥ ||48||
  • अथ सूर्यभेदनम्
    आसने सुखदे योगी बद्ध्वा चैवासनं ततः ।
    दक्षनाड्या समाकृष्य बहिःस्थं पवनं शनैः ॥४८॥
  • atha surya bhedanam
    asane sukhade yogi baddhva chaivasanam tatah |
    daksha nadya samakrishya bahih stham pavanam shanaih ||48||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • atha : nun (folgt, Atha)
  • sūrya-bhedanam : Sūrya-bhedana (auch Surya Bheda, “Durchstoßen des Sonnen-Kanals”, SuryaBhedana)
  • āsane : Sitz(unterlage, Asana)
  • sukha-de : auf (einer) bequemen, „Bequemlichkeit gebenden (Sukhada)“
  • yogī : (der) Yogi
  • baddhvā : nachdem (er) eingenommen hat (Baddha)
  • ca : und, aber (Cha)
  • eva : gewiss (Eva)
  • āsanaṁ : (eine geeignete) Sitz(haltung, Asana)
  • tataḥ : dann (Tatas)
  • dakṣa-nāḍyā : durch den rechten (Daksha) Nasengang („Energie-Kanal“, Nadi)
  • samākṛṣya : einziehend („ansichziehend“,  sam + ā + kṛṣ)
  • bahiḥ-sthaṁ : (die) außerhalb (Bahis) befindliche (sthā)
  • pavanaṁ : Luft („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich (Shanais, Fortsetzung folgt in Vers 49)        ||48||

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Brahmananda

Hier werde ich aus einer Arbeit über Yoga, eine Beschreibung des täglichen Lebens zitieren, das man von einem Yogi erwartet: „Er sollte um vier oder sechs Uhr am Morgen aufstehen. Nachdem er sich im Geist auf seinen Guru und im Herzen auf seine Aufgabe besonnen hat, sollte er seine Zähne putzen und sich mit heiligen Aschen beschmieren. Auf einem weichen und angenehmen Sitzplatz sitzend sollte er geistig seinen Guru grüßen. Dann sollte er so viele Begrüßungen wie möglich an Sesha, den König der Schlangen durchführen, dass er sicher durch die Asanas gehen kann. Er sollten dann die Asanas praktizieren, und wenn er erschöpft ist, die Shavasana. Er sollte die Viparita Karani genannte Praktik durchführen. Dann, nachdem er Achamana ausgeführt hat (Wasser schlürfen und ein Mantra aussprechen), sollte er einen Gruß an die großen Yogis richten.
Dann sollte er die Siddhasana einnehmen und zehn Pranayamas ausführen, wobei er die Anzahl täglich um fünf steigern sollte, bis er achtzig erreicht. Er sollte zuerst mit den rechten und linken Nadis Kevala Kumbhaka praktizieren. Dann folgt Suryabheda, Ujjayi, Sitkari, Sitali und Bhastrika, und dann die anderen. Dann sollten die Mudras praktiziert werden, wie vom Guru gelehrt. Dann sollte er die Padmasana Stellung einnehmen und Konzentration auf die inneren Klänge praktizieren. Am Ende sollte er all dies Ishwara zum Opfer bringen.
Nachdem er aufgestanden ist, sollte er in heißem Wasser baden. Dann sollten die Alltagsaufgaben sehr schnell verrichtet werden. Derselbe Vorgang sollte mittags durchgegangen werden. Danach sollte er etwas ausruhen und darangehen seine Mahlzeit zu sich zu nehmen… Dann sollte er Nelken, Kampfer oder Bethelblatt ohne Chunam (Limette) einnehmen. Nach dem Mahl sollte er die Shastras studieren, die die Befreiung behandeln, oder er sollte sich die Erklärung der Puranas anhören oder die Namen von Ishwara wiederholen.
Wenn es noch eineinhalb Stunden bis zum Sonnenuntergang ist, sollte er wie zuvor zu praktizieren beginnen und dann Sandhyavandana verrichten. Viparita Karani sollte er nicht am Abend, um Mitternacht oder nach einer Mahlzeit praktizieren. Dann sollte er um Mitternacht zu praktizieren beginnen.“

Vishnu-devananda

Während er auf einem angenehmen Sitz platzgenommen und eine leichte Asana eingenommen hat, sollte der Yogi langsam den Atem durch die rechte Nadi, Pingala, ziehen. Das ist Suryabheda.

Sukadev

48. Während er auf einem angenehmen Sitz platzgenommen und eine leichte Asana eingenommen hat, sollte der Yogi langsam den Atem durch die rechte Nadi, Pinagala, ziehen. Das ist Suryabedha.

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2. Kapitel, Vers 49

Deutsche Übersetzung:

Nun soll der Yogi den Lebenshauch anhalten, bis er bis zu den Haarspitzen und Fingernägeln still wird. | Danach soll er den Lebenshauch langsam durch das linke Nasenloch ausatmen.

Sanskrit Text:

  • ā keśād ā nakhāgrāc ca nirodhāvadhi kumbhayet |
    tataḥ śanaiḥ savya-nāḍyā recayet pavanaṁ śanaiḥ ||49||
  • आकेशादानखाग्राच्च निरोधावधि कुम्भयेत् ।
    ततः शनैः सव्यनाड्या रेचयेत्पवनं शनैः ॥४९॥
  • a keshad a nakhagrach cha nirodhavadhi kumbhayet |
    tatah shanaih savya nadya rechayet pavanam shanaih ||49||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ā : bis zu (ā)
  • keśāt : (den) Haaren (Kesha)
  • ā : bis zu
  • nakha : (der Fuß-)Nägel (Nakha)
  • agrāt : (den) Spitzen (Agra)
  • ca : und (Cha)
  • nirodha : (unter) Verschluss, Kontrolle (Nirodha)
  • avadhi : bis (er den Atem spürt), „bis zur Grenze“ (Avadhi)
  • kumbhayet : er halte (den Atem, kumbh)
  • tataḥ : dann, danach (Tatas)
  • śanais : langsam, allmählich (Shanais)
  • savya-nāḍyā : durch den linken (Savya) Nasengang (“Energie-Kanal”, Nadi)
  • recayet : er entlasse („entleere“, ric)
  • pavanaṁ : (den) Atem („Wind“, Pavana)
  • śanaiḥ : langsam, allmählich        ||49||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Er sollte Kumbhaka praktizieren, bis er fühlt, dass Prana die Gesamtheit seines Körpers vom Kopf bis zu den Zehen durchzieht. Dann sollte er langsam durch das rechte Nasenloch ausatmen.

Sukadev

49. Er sollte Kumbhaka praktizieren, bis er fühlt, dass die Prana die Gesamtheit seines Körpers vom Kopf bis zu den Zehen durchzieht. Dann sollte er es langsam durch das rechte Nasenloch ausatmen.

Steht hier. Das ist ein Druckfehler, es heißt: Das linke Nasenloch. So hat’s der Swami Vishnu auch immer gelernt, gelehrt: rechts einatmen, anhalten, links ausatmen. indem wir rechts einatmen, erhöhen wir Pingala und damit die Sonnenenergie. Indem wir links ausatmen, senken wir die Mondenergie. Und so gehört Suryabedha zusammen mit Ujjayi und Bhastrika zu den erwärmenden Übungen, die Energie erwecken. Und deshalb sollte man diese drei, zumindest in ihrer fortgeschrittenen Form nur machen, wenn man vorher ausreichend Wechselatmung gemacht hat. Wieviel? Zwanzig Minuten. Also wenn man diese drei, Suryabedha, Ujjayi und Bhastrika zumindest in ihrer fortgeschrittenen Form machen will, dann sollte man mindestens zwanzig Minuten Wechselatmung vorher gemacht haben und vielleicht zwei, drei Runden Kapalabhati vorher. Man sollte täglichAsanas üben, täglich meditieren, und sollte eine weitestgehende sattvigeErnährung pflegen. Insbesondere auf Fleisch, auf Fisch, auf Tabak verzichten und auf Alkohol. Es gibt auch noch andere Sachen, die sind aber nicht ganz so erheblich. Aber das sind so die wichtigsten, jetzt von Haschisch, Heroin, Marihuana, Extasy und allen möglichen interessanten Pilzgetränken nicht zu sprechen. Energetisch, zu bestimmten Phasen der Praxis, können Zwiebeln und Knoblauch noch mal besonders schlimm sein. Und wenn ihr viel Pranayama macht, dann lasst all die Geschichten weg. Warum wollt ihr die Wirkung des Pranayama vermindern? Jetzt investiert ihr zwo, drei Stunden am Tag ins Pranayama, und dann kann man nicht auf so eine Knoblauchzehe verzichten – macht irgendwie keinen Sinn. Wenn ihr nur eine halbe Stunde Pranayama macht und vielleicht eine halbe Stunde Asanas, eine halbe Stunde Meditation, gut, dann macht ihr schon etwas, und Einiges ist ja auch schon gut, aber da wird so ein bisschen Zwiebeln und Knoblauch nicht ganz so tragisch sein. Aber wenn ihr schon viel Zeit investiert, warum sollte man dann dumm sein und auf die Ernährung nicht achten? Gut.

Es gibt natürlich auch sanftere Suryabedha. Da atmet man durch’s rechte Nasenloch ein, hält sanft an und atmet links aus. Und das kann man auch machen. Das könnt ihr sogar lehren, wenn Menschen sagen, sie sind zu kühl, und ihnen ist immer kalt, oder andere Dinge, die schwierig sind. Ich komme nachher noch mal drauf zu sprechen. Zum Beispiel wenn jemand zuviel Vata hat, dann gilt Suryabedha als eine Übung, um zuviel Vata zu reduzieren. Hier will ich vielleicht auch auf einen Grundirrtum eingehen. Einige Ayurveda-Ärzten sagen nämlich manchmal, wenn jemand eine Vata-Störung hat, sollte er kaum oder wenig Pranayama machen. Und wenn, dann nur sanft. Das ist himmelschreiender Unsinn, um ’s mal so radikal zu sagen. Denn es gibt spezielle Pranayamas, die dazu helfen, spezielles Übermaß von Doshas zu reduzieren. Zum Beispiel wenn man ein Übermaß von Vata hat: Erstens gilt Wechselatmung als eine Übung, die alle Doshas in ihre natürliche Praktriti bringt. Deshalb: Wechselatmung ist für alle gut. Dann gibt es Suryabedha, welches gut ist, um ein Zuviel an Vata zu reduzieren. Das könnte man sogar, wenn ihr Ayurveda-Therapeut seid, empfehlen. Dann allerdings in der sanften Variation. Rechts einatmen, anhalten, links ausatmen. Rechts einatmen, anhalten, links ausatmen. Jetzt ohne Bandhas, und ohne Mula Bandha und ohne Jalandhara Bandha. Einfach diese einfache Atmung. Und da kann man mit relativ einfachem Mittel ein Übermaß an Vata reduzieren. Das kann man so nach vielleicht zehn Runden Wechselatmung kann man noch fünf bis zehn Runden Suryabedha machen – hat wunderbare Wirkung. Die Fortgeschritteneren brauchen auch keine Angst haben vor Suryabedha, auch wenn ihr ein Übermaß an Vata-Element habt, dann könnt ihr die fortgeschrittene Form von Suryabadha machen. Rechts ein, anhalten, links aus. Gut, das ist also Suryabedha.

Also es gibt Übungen, die helfen, Vata zu reduzieren. Es gibt Übungen, die helfen, Kapha zu reduzieren. Es gibt Übungen, die helfen, Pita zu reduzieren, und es gibt Übungen, die alle Doshas in ihre natürliche Prakriti bringen. Die helfen also für alle drei Doshas. Im ersten Kapitel gibt esAsanas, wo etwas über Doshas erzählt wurde Also die erste Asana, wo er direkt etwas gesagt hat, ist Mayurasana. Dort hat er gesagt: Die Mayurasana hilft, alle drei Doshas, ein Zuviel an Doshas zu reduzieren. Er erzählt dann zwar auch von den anderen Asanas, dass sie allerlei Krankheiten beseitigen. Eigentlich, wenn immer was von allerlei Krankheiten steht, dann heißt das: Es werden alle drei Doshas auch harmonisiert. Also er hat dort insbesondere was gesagt bei Paschimothanasana und bei Matysendrasana. Dann im zweiten Kapitel hat er etwas erzählt über die Wechselatmung, Anuloma Viloma, auch harmonisierend für alle Doshas. Und dann hat er etwas erzählt über die Shatkriyas. Die sind insbesondere Kapha-Reduzierung. Also er sagt an einer Stelle: Ganz besonders die Shatkriyas sind gut gegen zuviel Kapha. Er erwähnt dabei nochmals besonders Dhauti, die Shatkriyas allgemein, aber erwähnt die Wirkung noch mal im besonderen Maß gegen Übermaß an Kapha. Über Bhasti sagt er, das es gut ist gegen alle Ungleichheiten der drei Doshas. Dann sagt er von Nauli, dass es alle drei Doshas zur Harmonie bringt. Dann heißt es, dass Suryabedha ein Übermaß an Vata überwindet. Auch Ujjayi überwindet ein Übermaß an Vata. Sitkari / Sithali überwinden ein Übermaß an Pita. Und Bhastrika überwindet alle Übermaße, die dort überhaupt sein können.

Also bei Ujjayi, Suryabedha, Bhastrika in der fortgeschrittenen Form muss vorher Wechselatmung gemacht werden. Allerdings, es gibt auch beispielsweise Ujjayi in der einfachen Form: Einfach anhalten mit [macht Atem vor] einatmen, Luft kurz anhalten, links ausatmen ohne Bandhas. Das wiederum können auch Menschen praktizieren, die nicht so viel Wechselatmung machen und die nicht Vegetarier sind. Also in einfachen Varianten könnt ihr das auch Menschen empfehlen. Ujjayi, nicht nur als Kumbhaka, sondern auch als Atem, ist allgemein für Menschen mit Kapha-Störungen angeraten. Und eigentlich auch für Vata- Typen. Das steht zwar nicht in der Hatha-Yoga -Pradipika – es ist trotzdem so. Ujjayi harmonisiert das Übermaß an Vata, und Ujjayi ist ja auch etwas, was hier in der Kehle ist, und Ujjayi ist auch was, was alle Prozesse harmonisiert und Unruhe wegnimmt, und was Wärme erzeugt. All das ist gut für Vata-Typen. Vata-Typen würde man auch raten, in den Asanas Ujjayi zu üben. Sie können auch Surjabedha üben am Ende der Wechselatmung. Und für Kapha-Typen, da gibt’s sowieso eine ganze Menge, was man dort machen kann, und Pita-Typen, die sollten halt öfter Sithali und Sitkari machen. Jetzt umgekehrt, wenn jemand stark Vata-Störungen hat, dann sollte nicht zuviel Kapalabhati machen. Von Kapalabhati sagt er, das hilft auch gegen Kapha-Störungen. Gut, also wenn ihr mal von einer Ayurvedaberatung kommt, und ihr habt eine Vata-Störung, und euer Ayurveda -Arzt sagt, ihr sollt kaum oder kein Pranayama machen, dann wisst ihr, er hat die Hatha Yoga Pradipika nicht mit diesem Hintergrund durchgelesen. Und dann könnt ihr das interpretieren und dann darauf hin schauen, dass ihr diese Übungen macht und eventuell weniger Kapalabhati übt.

Im Grund genommen ist es einfach eine Ausdrucksweise: Wenn du Vata reduzierst, erhöht sich letztlich Pita. Aber es ist halt die Ayurvedatheorie: Wenn ein Dosha zu hoch ist, dann wird man krank. Über ein Zuwenig, zumindest in der Ayurvedatheorie, die ich gehört habe, wird da wenig gesprochen. Aber es bedingt sich natürlich, denn das, was Pita erhöht, ist letzlich das, was Vata reduziert. Also zum Beispiel, wenn man zuviel Vata hat und damit zu unruhig und zwotens zu kalt ist, dann ist es gut, was Wärmendes zu machen. Aber ein Pita-Mensch, der sowieso schon warm ist, wenn der noch was Wärmendes macht, dann wird das Pita zu stark. Es ist letztlich ’ne Ausdrucksweise. Aber im Grunde, Vata, Pita und Kapha stehen in einem bestimmten Verhältnis. Vata und Kapha stehen sich gegenüber. Wenn Vata erhöht wird, sinkt Kapha, wenn Kapha erhöht wird, sinkt Vata. Und das Pita ist irgendwo dazwischen, aber es würde jetzt hier zu weit führen. Aber ich wollte das hier kurz behandeln. O.K., gehen wir zurück zu Suryabedha.

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