3. Kapitel, Vers 8

Deutsche Übersetzung:

Vom ersten Lehrmeister (Adinatha) wurde gesagt dass die acht übernatürlichen Kräfte aus der Praxis der göttlichen Mudras entstehen. | Die Mudras sind geliebt von allen vervollkomneten Wesen (Siddha) und sogar von den Göttern (Maruta) schwierig zu erlangen.

Sanskrit Text:

  • ādināthoditaṁ divyam aṣṭaiśvarya-pradāyakam |
    vallabhaṁ sarva-siddhānāṁ dur-labhaṁ marutām api ||8||
  • आदिनाथोदितं दिव्यम् अष्टैश्वर्यप्रदायकम् ।
    वल्लभं सर्वसिद्धानां दुर्लभं मरुताम् अपि ॥८॥
  • adinathoditam divyam ashtaishvarya pradayakam |
    vallabham sarva siddhanam durlabham marutam api ||8||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ādi-nātha : (vom) uranfänglichen Herrn (Adinatha, einer Form Shivas)
  • uditaṁ* : wurde (diese Gruppe der zehn Mudras) gelehrt (Udita)
  • divyam : (sie ist) göttlich, himmlich (Divya)
  • aṣṭa : (die) acht (Ashta)
  • aiśvarya** : übernatürlichen Kräfte („Herrlichkeiten“, Aishvarya)
  • pradāyakam : (und sie) verleiht (Pradayaka)
  • vallabhaṁ : (sie) wird geschätzt („ist lieb“, Vallabha)
  • sarva : (von) allen (Sarva)
  • siddhānāṁ : Vollkommenen (Siddhas)
  • dur-labhaṁ : (sie) ist schwer zu meistern („zu erlangen“, Durlabha)
  • marutām : von den Göttern („Windgöttern“, Marut)
  • api : sogar, selbst (Api)    ||8||

*Anmerkung: Das Subjekt dieses Satzes (mudrā-daśakaṁ) findet sich in Vers 7. Darauf beziehen sich uditaṁ („wurde gelehrt“) und die übrigen Neutra von Vers 8.

**Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erwähnt die folgenden acht übernatürlichen Kräfte (Aishvarya bzw. Siddhi): Animan, Mahiman, Gariman, Laghiman, Prapti, Prakamya, Ishitva, und Vashitva.

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

8. Diese wurden von Shiva gewährt und verleihen die acht Siddhis.

Es gibt acht (psychische) Kräfte (auch Siddhis genannt). Aber sie sind nicht das Endziel der Praxis – dessen seid euch bewusst. Sie kommen, um euch zu prüfen und zu sehen, ob euer Geist schwach oder stark ist. Man wird sehr leicht in Versuchung geführt. Besitzt man diese Kräfte und stellt sie nur ein- oder zweimal zur Schau, so verschwinden sie wieder. Siddhis stellen eine Energie wie Elektrizität dar, hervorgerufen durch die Kraft, die in den verschiedenen Chakren aufgebaut wird. Hat man eine Batterie, so kann man sie für Beleuchtungs- oder andere Zwecke verwenden; wenn sie jedoch ausgebrannt ist, ist sie tot.
Kommt man in den Besitz dieser Siddhis, so befindet man sich in einer gefährlichen Situation, denn die Versuchung wird sehr groß sein. Macht korrumpiert; das ist ein Gesetz. Die Siddhis stellen nur eine Ablenkung für den Geist dar. Das Prana mag zwar anwachsen, aber der Gebrauch der Siddhis bedeutet eine Vergeudung des Pranas. Vielleicht hat man mehrere Leben gebraucht, um eine bestimmte Ebene zu erreichen, aber für ein paar Minuten Vergnügen, die das Zurschaustellen der Siddhis bringt, fällt man zurück in den Abgrund und muss wieder von neuem beginnen. Das ist es wohl nicht wert. Schafft Siddhis, aber messt ihnen nicht zu viel Bedeutung bei; sie sind nicht die Erfüllung. Meistens kommen sie ohnehin zu einem Zeitpunkt, wenn man gar kein Verlangen nach ihnen hat. Sivananda besaß die acht Siddhis, aber er stellte sie niemals zur Schau; begegnete jedem nur in Demut.
Alle Siddhas streben sie an, aber sie sind schwer zu erlangen, sogar von den Devas
Auch den Engeln im Himmel sind diese Kräfte nicht zugänglich, weil sie keinen physischen Körper besitzen. Sie haben einen Astralkörper. Da sie auf einer astralen Ebene leben, können sie kein neues Karma schaffen. Sie leben im Himmel nur mit dem Karma, das sie sich in ihren vergangenen Leben erworben haben. Sie müssen Tausende von Jahre warten, bis sie wieder zur Erde zurückkommen, menschliche Gestalt annehmen, einen guten Lehrer finden und wieder mit ihren Übungen beginnen können. Vielleicht ist ihnen aber nicht einmal dies möglich, weil sie noch immer in den lustvollen Sphären des Himmels leben. Wenn sie zurückkommen, so mag es sein, dass sie vielleicht in New York City wiedergeboren werden, wo sie nichts anderes als Champagner und Kaviar kennen.
Daher fürchten die Engel Yogis wie euch, die üben und ihr Leben disziplinieren. Sie sind eifersüchtig, weil ihr über sie hinauswachsen könnt, und so legen sie euch alle möglichen Hindernisse in den Weg. Sie versuchen euch mit verschiedenen Kräften zu verlocken, aber das sind nur Hindernisse.

Sukadev

8. Diese wurden von Siva gewährt und verleihen die acht Siddhis.

Was sind Siddhis? Übernatürliche Kräfte. Und die brauchen uns jetzt nicht so weit interessieren. Wenn euch interessiert, was die acht Mahasiddhis sind, dann müsst ihr euch das Buch ‚Yogaweisheit des Patanjali’ zulegen, da sind die im dritten Kapitel erklärt. Sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne. Wichtig ist, und das lag dem Swami Vishnu am Herzen, immer wieder zu sagen: „Ein Yogi sollte nicht nach Siddhis streben. Sie können kommen im Laufe der Praxis. Sie müssen nicht kommen, aber Sie können kommen. Und davon darf man sich nicht versuchen lassen.“

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