2. Kapitel, Vers 72

Deutsche Übersetzung:

Bis Perfektion in Kevalakumbhaka erreicht ist, soll der Yogi Sahitakumbhaka üben. | Wenn er einmal Ausatmung (Rechaka) und Einatmung (Puraka) der Luft hinter sich gelassen hat, wird das Anhalten (Dharana) mit Leichtigkeit [sich einstellen].

Sanskrit Text:

  • yāvat kevala-siddhiḥ syāt sahitaṁ tāvad abhyaset |
    recakaṁ pūrakaṁ muktvā sukhaṁ yad vāyu-dhāraṇam ||72||
  • यावत् केवलसिद्धिः स्यात् सहितं तावद् अभ्यसेत् ।
    रेचकं पूरकं मुक्त्वा सुखं यद् वायुधारणम् ॥७२॥
  • yavat kevala siddhih syat sahitam tavad abhyaset |
    rechakam purakam muktva sukham yad vayu dharanam ||72||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yāvat : solange bis (Yavat)
  • kevala : (in der) isolierten (Atemverhaltung, KevalaKumbhaka)
  • siddhiḥ : Erfolg, Vervollkommnung (Siddhi)
  • syāt : sich einstellt („ist“, as)
  • sahitaṁ : (die) verbundene (Form der Atemverhaltung, SahitaKumbhaka)
  • tāvat : solange (Tavat)
  • abhyaset : man soll üben, praktizieren (abhi + as)
  • recakaṁ : (vorherige) Ausatmung (Rechaka)
  • pūrakaṁ : (oder) Einatmung ( Puraka)
  • muktvā : ohne („verlassen habend“, Mukta)
  • sukhaṁ : leicht (erfolgt, Sukha)
  • yad : wenn (Yad)
  • vāyu : (der) Luft („Wind“, Vayu)
  • dhāraṇam : (das) Anhalten (Dharana, Fortsetzung in Vers 73)        ||72||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

Sahita sollte praktiziert werden, bis das Prana in die Sushumna eintritt. Das ist an einem besonderen Klang erkennbar, der in der Sushumna hervorgerufen wird. Er sollte dann nur zehn oder fünfundzwanzig Sahita Kumbhakas praktizieren und die Anzahl der Kevala Kumbhakas auf achtzig steigern.

Vishnu-devananda

Solange einer nicht bis zu Kevala Kumbhaka kommt (das im Zurückhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka besteht), sollte er Sahita praktizieren.

Sahita Kumbhaka ist das Anhalten des gewöhnlichen Pranayamas mit kontrollierten Ein- und Ausatmung.

Wie viele Jahre werdet ihr weiterhin Pranayama praktizieren bis ihr Kevala Kumbhaka erreicht? Kevala Kumbhaka ist die automatische Aufhebung des Atems, die eintritt, wenn beide Nasenlöcher, das rechte und das linke, ins Gleichgewicht kommen. Schließlich wird das eine natürliche Sache, so dass der Atem stehenbleibt, wenn ihr in der Meditation sitzt – einfach so – und dann gibt es ein gelegentliches, sehr langsames Atmen durch beide Nasenlöcher. Wenn Kevala Kumbhaka erreicht ist, braucht ihr das Praktizieren von Pranayama nicht mehr fortzusetzen. Es braucht eine lange Zeit, um das zu erreichen, aber wenn ihr fortgesetzt über die Jahre hin praktiziert, dann geschieht es. Es hat Ähnlichkeit mit dem Verlangsamen oder Anhalten des Atems, wenn ihr versucht, auf etwas zu lauschen.

Wenn Prana in die Sushumna gelangt, könnt ihr den inneren Klang hören oder den friedlichen Zustand fühlen. Wenn ihr das erreicht, braucht ihr die intensive Praktik von Asanas und Pranayama nicht mehr fortzuführen. Drei oder vier Stunden an Asanas, Pranayama, Bandhas, Mudras etc. sind nicht länger notwendig. Macht nur ein paar Asanas und Pranayama weiter, so dass der Körper gesund bleibt und sich das Zwerchfell weiterhin in die richtige Richtung bewegt. Zu dieser Zeit solltet ihr täglich nur zehn bis zwanzig Runden Wechselatmung praktizieren, wobei ihr Bhastrika und die anderen Pranayamas weglasst. Dann solltet ihr mehr versuchen, den inneren Klang zu hören und das Prana durch Konzentration in der Sushumna zu halten.

Sukadev

72. Solange einer nicht bis zu Kevala Kumbhaka kommt (das im Zurückhalten des Atems ohne Puraka und Rechaka besteht), sollte er Sahita praktizieren.

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