2. Kapitel, Vers 21

Deutsche Übersetzung:

Bei Übergewicht oder Verschlackung sollen die sechs Reinigungsübungen zuerst praktiziert werden. | Andere aber sollten diese nicht praktizieren, wenn der physische Körper von ausgeglichener Natur ist.

Sanskrit Text:

  • meda-śleṣmādhikaḥ pūrvaṁ ṣaṭ-karmāṇi samācaret |
    anyas tu nācaret tāni doṣāṇāṁ sama-bhāvataḥ ||21||
  • मेदश्लेष्माधिकः पूर्वं षट्कर्माणि समाचरेत् ।
    अन्यस् तु नाचरेत् तानि दोषाणां समभावतः ॥२१॥
  • meda shleshmadhikah purvam shat karmani samacharet |
    anyas tu nacharet tani doshanam samabhavatah ||21||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • meda : Fett (Meda)
  • śleṣman : (und) Schleim (Shleshman bzw. der Kapha genannte Dosha)
  • adhikaḥ : (ein Yogi mit einem) Überschuss (an, Adhika)
  • pūrvaṁ : vorher (Purva)
  • ṣaṣ : (die) sechs (Shash)
  • karmāṇi : (Reinigungs-)Handlungen (Karman)
  • samācaret : sollte durchführen (sam + ā + car)
  • anyaḥ :  (ein) anderer (Anya)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • na : nicht (Na)
  • ācaret : sollte durchführen (ā + car)
  • tāni : diese (Tad)
  • doṣāṇāṁ : der (drei) Humore (Dosha)
  • sama-bhāvataḥ : aufgrund der (bereits bestehenden) Ausgeglichenheit (Samabhava)       ||21||

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Brahmananda

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Vishnu-devananda

Jemand mit schlaffem und phlegmatischem Naturell, sollte zuerst die sechs Handlungen (Kriyas) durchführen. Andere – bei denen die drei Körpersäfte (Wind, Galle, Schleim) im Gleichmaß sind, sollten das nicht tun.

Bei einigen Leuten rinnt die Nase Tag und Nacht; sie husten am Morgen und am Abend. Andere sind nicht imstande, Nahrung ordentlich zu verdauen, wegen ständiger Reizungen im Magen. Solche Leute sollten zuerst die sechs Kriyas praktizieren, bevor sie mit intensivem Pranayama beginnen. Die sechs Kriyas sind: Neti, Dhauti, Basti, Tratak, Nauli und Kapalabhati. (Andere Kriyas, wie Kunja Kriya, die lange Praktiken sind, sind für die meisten Leute überflüssig, wenn sie nicht bestimmte Beschwerden haben, die danach verlangen.) Wie auch immer, alle können aus der Praktik von Jala Neti oder Sutra Neti Nutzen ziehen, die Nasenlöcher rein zu halten. Gelegentlich könnt ihr euren Magen mit Salzwasser reinigen und es dann ausspeien. Kapalabhati sollten selbstverständlich alle regelmäßig praktizieren.

Sukadev

21. Jemand mit schlaffem und phlegmatischem Naturell, sollte zuerst die sechs Handlungen (Kriyas) durchführen. Andere – bei denen die drei Körpersäfte (Wind-Vata, Galle-Pita, Schleim- Kapha) im Gleichmaß sind, sollten das nicht tun.

oder brauchen das nicht tun. Also wenn ihr insgesamt im Gleichgewicht seid, körperlich seid ihr gesund, geistig fühlt ihr Euch wohl, dann braucht ihr die Kriyas nicht zu machen. Wenn ihr aber körperlich oder energetisch oder emotionell oder geistig irgendwelche Beschwerden habt, dann ist es gut, die Kriyas zu tun. Und hier sagt er auch, dass die Kriyas helfen, die drei Doshas ins Gleichgewicht zu bringen. Vielleicht will ich sie doch noch mal aufführen. Vata, Pita und Kapha. [s. Kap. 2, Vers 49, Kap 1 Vers 32]

Ayurveda sagt, wenn wir unseren Körper reinigen, dann kommen die Doshas zu ihrem natürlichen Mischungsverhältnis zurück, und der Mensch wird intuitiv das tun, was das Richtige für ihn ist. In der Ayurveda gibt’s deswegen alle möglichen Techniken, um den Körper zu reinigen. Eine der komplexeren, bekannteren Techniken ist die Panchakarma-Kur, wo verschiedenste ausgefeilte Reinigungstechniken da sind. Und so findet der Mensch zurück zu seinem persönlichen, natürlichen Mischungsverhältnis der Doshas. Dann mag man das, was gesund für einen ist. Und ein ähnliches Prinzip habt ihr auch hier in der Hatha Yoga P. Wenn die Doshas im Ungleichgewicht sind, dann macht man die Shatkriyas, die sechs Kriyas. Und dann wird der Mensch rein und damit gesund. Und dann erwacht die Intuition, und dann können wir auch die fortgeschrittenen Pranayamas machen.

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