2. Kapitel, Vers 11

Deutsche Übersetzung:

Morgends, Mittags, Abends und zur Mitternacht, soll der Yogi diese Atemübung (Kumbhaka) praktizieren, vier mal langsam steigernd bis zu 80 runden.

Sanskrit Text:

  • prātar madhyan-dine sāyam ardha-rātre ca kumbhakān |
    śanair aśīti-paryantaṁ caturvāraṁ samabhyaset ||11||
  • प्रातर् मध्यन्दिने सायम् अर्धरात्रे च कुम्भकान् ।
    शनैर् अशीतिपर्यन्तं चतुर् वारं समभ्यसेत् ॥११॥
  • pratar madhyan dine sayam ardha ratre cha kumbhakan |
    shanair ashiti paryantam chatur varam samabhyaset ||11||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • prātar* : morgens (Pratar)
  • madhyan-dine : am Mittag (Madhyandina)
  • sāyam* : abends (Sayam)
  • ardha-rātre : zur Mitternacht (Ardharatra)
  • ca : und (Cha)
  • kumbhakān : Atemverhaltungen (Kumbhaka)
  • śanais : langsam, allmählich (steigernd, Shanais)
  • aśīti : 80 (Kumbhakas pro Sitzung, Ashiti)
  • paryantaṁ : bis auf (Paryanta)
  • catur : vier (Chatur)
  • vāraṁ : mal (Vara)
  • samabhyaset : man soll üben, praktizieren (sam + abhi + as)        ||11||

*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass es sich jeweils um die Morgen- bzw. Abenddämmerung (Sandhya) handelt, also die Zeit vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang.

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Brahmananda

Das ergibt 320 Kumbhakas täglich. Aber weil es ungelegen sein mag, um Mitternacht zu praktizieren, mag es nur zu 240 Kumbhakas kommen.

Vishnu-devananda

Er soll Kumbhakas (Atem-Anhalten) viermal täglich ausführen; am frühen Morgen, mittags, abends und zu Mitternacht …

Das bedeutet, dass man zu diesen vier Zeiten während eines Tages diese Einatmung, Anhaltung, Ausatmung praktizieren sollte, bis der Schweiß ausbricht. Wenn das Verhältnis vergrößert wird, werdet ihr den Schweißausbruch kommen fühlen.

(fortgesetzt) …bis er die Anzahl auf achtzig steigert.

Das sind vierzig Runden, wobei eine Runde zwei Anhaltungen beinhaltet. Vierzig Runden ergeben achtzig Anhaltungen. Einatmen, Anhalten, Ausatmen macht die Runde voll. Vierzig Runden am Morgen, vierzig mittags, vierzig abends und vierzig zu Mitternacht. Ein Anfänger wird mit zehn bis fünfzehn Runden beginnen und dann weitermachen, bis er vierzig Runden erreicht.

Während dieses Zeitraumes solltet ihr salzige Dinge sowie jene mit stechendem Geschmack vermeiden und hauptsächlich sattvige Speisen zu euch nehmen wie Milch, Milchreis, Ghee etc. Diese sattvige Nahrung, die Praxis von Yama und Niyama, zusammen mit der rechten Einstellung, wird euch die Reinigung der Nadis innerhalb weniger Monate bringen. Dann werdet ihr leuchten wie ein strahlender Lotus.

Zusätzlich zum Pranayama müsst ihr auch den Morgen Asanas, Abend-Asanas, der Morgen- und Abend-Meditation Zeit widmen. Dann müsst ihr Zeit haben für Bandhas und Mudras, Studium der Schriften und für das Kirtan Singen. Weil ihr auch Zeit für eure natürlichen Angelegenheiten erübrigen müsst, werdet ihr euch fragen, wo die Zeit fürs Schlafen bleibt? Wenn ihr dieser Praktik folgt, wird euer Schlaf automatisch kommen und ihr werdet nicht viel Schlaf brauchen, weil euch nur ein oder zwei Stunden Schlaf vollkommene Rast geben werden. Der Schlaf wird dann sehr tief und ungestört sein.

Doch ich empfehle nicht, dass ihr so schnell vorgeht. Wenn ihr das jetzt, in eurer gegenwärtigen Verfassung macht, wird der Rückschlag gewaltig sein. Ihr werdet verärgert sein: „Ach, ich habe nichts von dem bekommen, was dieser Swami da erzählt hat.“ Beginnt langsam und baut auf.

Ich empfehle, dass ihr nur dreimal täglich praktiziert und das Mitternachts-Praktizieren weglasst. Ihr werdet fast denselben Nutzen daraus ziehen, ohne in dieses Extrem zu gehen. Wirklich, das ist der maßgebende Yogaweg. Wenn wir in Klausur gehen, ist das die Weise, in der wir praktizieren.

Wenn ihr in einem heißen Klima wie Israel lebt, sollt ihr mittags das Praktizieren weglassen. Zu viel Schweißaustreiben. Ich lege euch nahe, dass ihr extrem kalte Klimazonen meidet. Einige Extremisten haben sogar im Schnee sitzend praktiziert, doch übt diese Art von Pranayama nicht aus, sonst werdet ihr einen vollständigen Zusammenbruch eures Nervensystems haben. Alles sollte maßvoll sein: nicht zu kalt und nicht zu heiß. Mäßigung ist sehr wichtig.

Sukadev

11. Er soll Kumbhakas (Atemanhalten) viermal täglich ausführen, am frühen Morgen, mittags, abends und zu Mitternacht, bis er die Anzahl auf 80 steigert.

Also vierzig Runden pro Sitzung. Bei vierzig Runden, da geht’s auf drei Minuten pro Runde, dann ist man also zwei Stunden pro Sitzung mit der Wechselatmung beschäftigt.

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