1. Kapitel, Vers 4

Deutsche Übersetzung:

Die Wissenschaft des Hatha-Yoga ist unzweifelhaft dem Matsyendra, Goraksha und anderen bekannt. | Durch deren Gunst kennt Yogi Svatmarama sie.

Sanskrit Text:

  • haṭha-vidyāṁ hi matsyendra-gorakṣādyā vijānate |
    svātmārāmo’thavā yogī jānīte tat-prasādataḥ ||4||
  • हठविद्यां हि मत्स्येन्द्रगोरक्षाद्या विजानते ।
    स्वात्मारामोऽथवा योगी जानीते तत्प्रसादतः ॥४॥
  • hatha vidyam hi matsyendra gorakshadya vijanate |
    svatmaramah athava yogi janite tat prasadatah ||4||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • haṭha : (des) Hatha(-Yoga)
  • vidyāṁ : (die) Wissenschaft (Vidya)
  • hi : gewiss, zweifellos (Hi)
  • matsyendra : Matsyendra
  • gorakṣa : Goraksha
  • ādyāḥ : und andere („die … zum Anfang haben“, Adya)
  • vijānate : kennen (vi + jnā)
  • svātmārāmaḥ : Svatmarama
  • atha vā : und (Atha Va)
  • yogī : (der) Yogi
  • jānīte : kennt (diese Wissenschaft, jnā)
  • tad : dieser (Meister, Tad)
  • prasādataḥ : durch die Gunst (Prasada)       ||4||

Kommentare – Audio – Video

Brahmananda

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Vishnu-devananda

4. Matsyendra, Goraksha und anderen war Hatha Vidya wohl bekannt. Der Yogi Svatmarama lernte es durch ihre Gunst.

Das ist der Beginn der Aufzählung einer Verbindungsreihe derer, die dieses Wissen empfingen. Gemäß der Tradition, durch die Gnade Shivas, war Yogi Matsyendra ein Fisch, der in ein menschliches Wesen umgewandelt wurde und Hatha Vidya von Shiva selbst empfangen hat. Wissen kommt nicht von irgendwoher. Es ist wie Milch, die nur von Euter einer Kuh kommt. Ihr könnt nicht das Ohr melken. Genauso ist es mit dem Guru. Wissen mag überall sein, aber ihr könnt das Wissen von nirgendwo anders als über die Verbindungslinie Guru-Schüler bekommen. So lehrte Shiva Matsyendranath, Matsyendranath seinen Schüler Gorakshanath, und durch ihre Gnade kam es dazu, dass Svatmarama, der Autor dieses Buches, Hatha Yoga lernte. In Sanskrit heißt das „Guruparampara“.

Sukadev

4. Matsyendra, Goraksha und anderen war Hatha Vidya wohl bekannt. Yogi Swatmarama lernte es durch ihre Gunst.

Das sind also zwei der wichtigsten Gurus. Vom Matsyendra habt ihr schon gehört. Wer war Matsyendra? Der Fisch, der zum Menschen wurde und so der erste Hatha-Yoga-Meister in der Mythologie war. Goraksha, auch Gorkanath genannt, dort gibt’s jede Menge von Legenden. Der ist in ganz Indien, vor allem in Nordindien sehr bekannt als ein Siddha, einer der die Verwirklichung erreicht hat beziehungsweise alle möglichen Siddhis hatte. Es sind ne ganze Reihe von interessanten, manchmal auch eigenartigen Geschichten. Er ist zB. auch der Yogi, der seine Schüler auf die Probe gestellt hat. Er hat gesagt, wer mir wirklich hingegeben ist, der steigt jetzt auf diesen Baum hoch und stürzt sich in diesen Dreizack, der hier unten ist. Und dann gab’s natürlich kaum einen Schüler, der das gemacht hatte, aber einen gab’s, der ist hochgegangen und hat sich tatsächlich runtergestürzt, der Dreizack hat sich aufgelöst und er hat statt dessen die Erleuchtung erlangt. Nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen.

Gut, aber hier das Wichtige: Yogi Swatmarama lernte es durch Gunst. Im ganzen Hatha-Yoga-System steckt auch die Energie und die Gnade der Meister darin. Nicht nur der gegenwärtigen, sondern auch der vergangenen Meister. Das heißt zum Einen, dass viele der Hatha Yoga Meister Siddhas geworden sind, das heißt solche, die die Verwirklichung oder fast die Verwirklichung erreicht haben, aber nicht ihre Individualität aufgegeben haben, sondern sie bleiben als feinstoffliche Wesen da und führen die Schüler, wenn sie auf dem Weg sind und wirklich bereit sind, zu praktizieren und Hingebung zeigen. Das gilt jetzt aber nicht nur für die, von denen es heißt, dass sie tatsächlich noch als Individuen existieren in der feinstofflichen Ebene, sondern eigentlich jeder Meister. Jeder Meister und jede Meisterin hinterlässt Spuren in der Astralwelt, in der sogenannten Akashachronik, in der Gedankenwelt, man könnte auch sagen, hinterlässt ein morphogenetisches Feld, auf das wir uns einstimmen können. Und das ist ein wichtiger Aspekt, wenn wir praktizieren, dass wir uns auf diese Meister einstimmen, und dann wirken die Asanas ganz anders. Bei den Asanas und Pranayamas ist nicht nur was wir physisch machen von Bedeutung, sondern auch, wie unsere Konzentration ist. Und unser spiritueller Fortschritt hängt nicht nur von unserer Technik, sondern auch von der Gnade Gottes beziehungsweise der Gnade des Gurus ab. Und diese Gnade kann man erfahren, wenn man darum bittet und sich öffnet. Und jetzt die nächsten Verse sind die Hatha Yoga Guru Parampara Verse. Das heißt, dort werden die großen Meister der Hatha Yoga Tradition erwähnt.

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