Kapitel 3, Vers 38

Deutsche Übersetzung:

Für samadhi sind diese (Fähigkeiten) Hindernisse; für den nach außen Gerichteten sind sie übernatürliche Kräfte.

Sanskrit Text:

te samādhav-upasargā-vyutthāne siddhayaḥ ||38||

ते समाधवुपसर्गाव्युत्थाने सिद्धयः ॥३८॥

te samadhav upasargah vyutthane siddhayah ||38||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • te = sie, diese, jene
  • samādaui = für die in Samadhi, für Erleuchtete, für die, die Erkenntnis schon erlangt haben
  • upasargā = Hindernis, Nebenwirkung, nebensächlich
  • vvyutthāna = für die auf dem Weg, für die nach Äußerem strebenden, materiell orientierte Menschen
  • siddhayaḥ = Kräfte

Kommentar

Hier warnt er uns. Die verschiedenen Kräfte, die kommen, sind eigentlich Hindernisse. Übernatürliche Visionen, die man sehen kann, übernatürliche Dinge, die man hören kann – man spricht gemeinhin von hellsichtig, aber das gilt für alle Sinne, es gibt hellsehen, hellhören, hellriechen, hellschmecken – erscheinen der Welt als Kräfte und daher auch als erstrebenswert, aber sie sind Versuchungen. Es gibt ja alle möglichen Seminare, wo man Hellsichtigkeit und verschiedenes anderes erlernen können soll. Aber all das sind Hindernisse, oder man kann auch sagen, es sind Zerstreuungen, Ablenkungen vom eigentlichen spirituellen Weg und Ziel. Die Menschen sind dann nur noch daran interessiert, Auras zu sehen, ihren physischen Körper zu verlassen, Bilder, Lichter zu sehen, irgendwelche übersinnliche Erfahrungen zu machen u.s.w. Das hält einen auf einer Zwischenebene, statt daß man zum eigentlichen Ziel, der Einheit mit dem Absoluten, weiter voranschreitet. Es kann sogar gefährlich sein, sich in der Astralwelt zu verlieren. Wenn man nicht ganz gefestigt ist, kann man letztlich von Astralwesen beherrscht werden. Es kann sein, daß niedere Astralwesen einem Energie wegsaugen und daß die spirituelle Kraft, ojas, die man durch jahre-, vielleicht jahrzehntelange spirituelle Praxis angesammelt hat, relativ schnell verschwindet.

Macht korrumpiert und absolute Macht korrumpiert absolut. Wenn man zu samprajnata samadhi kommt, entsteht so etwas wie absolute Macht. Da muß man sich vor Machtmißbrauch hüten.

Ungeachtet dessen, daß er uns davor warnt, fährt Patanjali fleißig fort, uns andere siddhis zu erklären:

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