Kapitel 3, Vers 43

Deutsche Übersetzung:

Durch samyama auf die Verbindung zwischen akasha (Raum) und Körper und Meditation auf leichte (Gegenstände wie) Watte, erhält man die Fähigkeit zur Astralreise.

Sanskrit Text:

kāyākāśayoḥ saṁbandha-saṁyamāt laghu-tūla-samāpatteśca-ākāśa gamanam ||43||

कायाकाशयोः संबन्धसंयमात् लघुतूलसमापत्तेश्चाकाश गमनम् ॥४३॥

kayakashayoh sanbandha sanyamat laghu tula samapattescha akasha gamanam ||43||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kāya = Körper
  • ākāśa = Raum, Äther
  • saṁbandha = Beziehung, Verbindung
  • saṁyama = tiefe Versenkung, Meditation
  • laghu = leicht
  • tūla = Watte
  • samāpatti = Verbindung, Werden, Meditation
  • ca = und
  • ākāśa = Raum, Äther
  • gamanam = gehen, sich bewegen

Kommentar

Hier ist die Astralreise beschrieben. Diese Technik, mit der man den physischen Körper verlassen kann, sollte aber nicht jeder ohne weiteres anwenden. Sie ist nur für geistig und emotional vollkommen stabile Menschen geeignet. Man führt samyama aus auf den Körper (kaya) und die Verbindung (sambandha) mit dem Raum (akasha) darüber. Man spürt erst den Körper, dann den Raum darüber, die Verbindung zum Raum, und dann spürt man nur noch den Raum darüber, und plötzlich ist man oben. Je mehr man in der Lage ist, sich zu entspannen und zu konzentrieren, desto einfacher geht es. Es hat durchaus einen Vorteil, das einmal zu erfahren, denn dann weiß man aus Erfahrung: Ich bin nicht der Körper. Wenn man viel liest und die Wissenschaft einem immer weismachen will, daß der Mensch der Körper ist und der Geist nur ein Ausfluß irgendwelcher Gehirnverbindungen und daß die ganze spirituelle Erfahrung nur auf irgendwelchen eigenartig verlaufenden Nervenreizungen beruht, auf Selbstbetrug und Hormon-Botenstoffen oder so ähnlich, ist eine solche Erfahrung sehr nützlich. Denn wenn man wirklich einmal den physischen Körper verlassen hat, die Welt von oben gesehen hat, dann weiß man es. Man hat es erfahren, und die Wissenschaftler können behaupten, was sie wollen.

Eigentlich ist das ja ein großes Paradoxon bei der modernen Psychologie und Medizin. Die moderne Physik hat sich Ende des letzten und Anfang dieses Jahrhunderts revolutioniert aufgrund von ein paar ganz kleinen Phänomenen, die nicht mit dem Weltbild der Physik übereinstimmten. Noch gegen Ende des letzten Jahrhunderts hat die englische Royal Academy of Science Queen Victoria gemeldet, das Universum sei fast ganz enthüllt, es gebe praktisch nichts mehr zu entdecken. Und in Amerika entstand ein ähnlicher Bericht an den Senat. Ein großer schottischer Physiker namens Kelvin (1824-1907) hat einem brillianten Studenten abgeraten, Physik zu studieren, weil er gemeint hat, es gäbe in der Physik nichts mehr zu entdecken. Dann verliefen einige Versuche komisch, nicht so, wie sie hätten sollen, und darauf haben sich die Physiker gestürzt. Daraus entstanden die Atomwissenschaft, die Relativitätswissenschaft, Quantenphysik u.s.w. Also aufgrund von ein paar Ausnahmen von der Regel – man hätte ja auch sagen können, 99 % der Fälle sind abgedeckt, das eine Prozent spielt keine große Rolle – hat sich das Weltbild der Physik radikal geändert. In der Psychologie und Medizin dagegen wird immer nur die Mehrheit berücksichtigt, und man beschäftigt sich damit. Aber wenn nur ein einziger Mensch von unheilbarem Krebs geheilt wird, dann müßte das untersucht werden, denn das ist das Interessante. Und wenn ein einziger Mensch in der Lage ist, seinen physischen Körper zu verlassen und von oben sich und die Welt zu sehen – und solche Fälle sind in der Parapsychologie-Forschung unter wissenschaftlichen Bedingungen dokumentiert –, wenn es dort einen einzigen gibt, dann müßte man sich darauf stürzen, Erklärungen dafür suchen. Statt dessen hält man dieses materialistische Weltbild, das die Physik längst hinter sich gelassen hat, weiter aufrecht und bringt es sogar immer mehr in die Medizin und die Psychologie hinein, wo es überhaupt nichts verloren hat.

Daher ist es durchaus gut für einen selbst, ein paar solcher Dinge zu beherrschen.

Eine andere Sache wäre, und da bin ich ein bißchen skeptisch, es auch ein paar Menschen beizubringen, um es so Wissenschaftlern dokumentieren zu können. Wenn zum Beispiel zehn Leute in einem Raum sich kollektiv einen Meter erheben würden, das könnte die Wissenschaft vielleicht nicht mehr ohne weiteres ignorieren. Es müßte sie eigentlich revolutionieren. Aber wahrscheinlich würde es nur ein Riesenspektakel geben und dem authentischen spirituellen Interesse eher schaden.

Patanjali erwähnt noch eine zweite Technik, um Astralreisen zu lernen, nämlich „Meditation auf leichte Gegenstände wie Watte“. Man kann sich konzentrieren auf Gegenstände, die im Wind schweben. Dann bekommt man auch die Fähigkeit, im Wind zu schweben und damit Astralreisen zu machen. Leichter, meine ich, ist die erste Methode.

Insgesamt rate ich aber von den sogenannten Astralreisen ab, weil man leicht in Verbindung mit negativen Energien und niederen Astralwesen kommen kann.

Audio

Ein Gedanke zu „Kapitel 3, Vers 43“

  1. Vielen Dank für die Audio-Kommentare. Hier ist etwas durcheinander geraten. Die letzte Fortsetzung gehört zu Vers 3-44, einen weiter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert