Kapitel 1, Vers 33

Deutsche Übersetzung:

Der Geist wird durch die Entwicklung von Freundlichkeit, Mitgefühl, Heiterkeit und Gleichmut gegenüber Vergnügen, Schmerz, Laster und Tugend klar.

Sanskrit Text:

maitrī karuṇā mudito-pekṣāṇāṁ-sukha-duḥkha puṇya-apuṇya-viṣayāṇāṁ bhāvanātaḥ citta-prasādanam ||33||

मैत्री करुणा मुदितोपेक्षाणांसुखदुःख पुण्यापुण्यविषयाणां भावनातः चित्तप्रसादनम् ॥३३॥

maitri karuna mudito pekshanam sukha duhkha punya apunya vishayanam bhavanatah chitta prasadanam ||33||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • maitrī = Freundlichkeit
  • karuṇā = Mitgefühl, Wohlwollen
  • muditā = Freude, Frohsinn, Zufriedenheit, Heiterkeit
  • upekṣana = Gleichmut
  • sukha = Vergnügen
  • duḥkha = Schmerz
  • puṇya = Tugend, Verdienst
  • apuṇya = Laster, Sünde
  • viṣayāna = Ziele
  • ebhāvanātaḥ = Entwicklung von Haltungen, Verweilen in Gedanken
  • citta = Geist, Verstand
  • prasādana = Klarheit, Ruhe

 

Kommentar

Wir können über Freundlichkeit, Mitgefühl, Zufriedenheit und Gleichmut meditieren. Dafür eignet sich zum Beispiel die Eigenschaftsmeditation. Das ist eine konkrete Meditationstechnik, um eine bestimmte Eigenschaft zu entwickeln oder zu verstärken, indem wir über Affirmationen, Visualisierung, Nachdenken, Fühlen und abschließender nochmaliger Affirmation eine Weile lang jeden Tag üben. Dadurch wird diese Eigenschaft sehr stark. Angenommen, du willst Gelassenheit entwickeln. Dann kannst du die Eigenschaftsmeditation in folgenden Schritten anwenden:

  • Du setzt dich mit aufgerichteter Wirbelsäule zur Meditation hin. Schließe die Augen. Wiederhole die Affirmation: „Ich bin gelassen. Om Om Om. Ich bin gelassen. Om Om Om“ ein paar Minuten lang
  • Denke über Gelassenheit nach, als ob du einen Aufsatz darüber schreiben oder eine Rede halten wolltest. Definiere, was Gelassenheit ist, denke über die Vorteile, eventuell auch Grenzen nach.
  • Stelle dir jemanden vor, der selbst gelassen ist, der dir als Vorbild dienen kann. Eine real existierende Person, oder eine aus der Vergangenheit, aus Mythologie, Theater, Literatur, Filmen.
  • Wiederhole „Om Gelassenheit“ geistig. Spüre jetzt die Eigenschaft und das Gefühl von Gelassenheit. Gehe mit deinem ganzen Wesen in die Essenz von Gelassenheit hinein, sei ganz absorbiert im intuitiven, ganzheitlichen Erfassen des Wesens von Gelassenheit.
  • Visualisiere dich selbst in Situationen, in denen du gelassen reagierst. Male dir künftige Situationen genau aus, in denen du in der gewünschten gelassenen Art und Weise handelst.
  • Wiederhole wieder ein paar Mal: „Ich bin gelassen, Om Om Om. Ich bin gelassen, Om Om Om“.

Mache diese Eigenschaftsmeditation jeden Tag 5-20 Minuten lang, entweder als deine tägliche Meditation oder zusätzlich zu deiner normalen Praxis. Wiederhole außerdem die Suggestion „Ich bin gelassen, Om Om Om“ ein paar Mal vor dem Einschlafen und nach dem Aufwachen. Sie wird tief ins Unterbewußtsein einsinken und wirksam werden. Setze die Affirmation täglich in die Praxis um. Das heißt, handle mindestens einmal pro Tag so, daß du die Eigenschaft der Gelassenheit anwendest. Lobe dein Unterbewußtsein dafür. Übe eine Woche bis einen Monat an einer Eigenschaft. Du wirst erstaunt sein, wie schnell du eine Eigenschaft entwickeln kannst. Anschließend gehe über zu anderen Eigenschaften wie Mut, Selbstvertrauen, Mitgefühl, Geduld, etc.

Audio

3 Gedanken zu „Kapitel 1, Vers 33“

  1. Hallo, erst einmal vielen, vielen Dank für dieses geballte Wissen!

    Eine Frage: sind die Audio files kaputt? Ich kann keines mehr abspielen.

    Danke und alles Gute!
    Tina

  2. Hallo Tina, ja, wir hatten ein Problem mit unserem Provider für die Audios. Das Problem ist inzwischen gelöst. Jetzt müssten die Audios wieder abspielbar sein. Dir viel Inspiration!

  3. Wenn auch Räuber und Mörder euch barbarisch Glied für Glied mit einer Doppelgriffsäge in Stücke teilen würden, so würde wer da in Wut geriete nicht meine Weisung erfüllen. Da habt ihr euch nun, meine Mönche, wohl zu üben: ‚Nicht soll unser Gemüt verstört werden, kein böser Laut unserem Munde entfahren, freundlich und mitleidig wollen wir bleiben, liebevollen Gemütes, ohne heimliche Tücke; und jene Person werden wir mit liebevollem Gemüte durchstrahlen: von ihr ausgehend werden wir dann die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem, durchstrahlen’: also habt ihr euch wohl zu üben.
    Wenn ihr euch diesem Ratschlag vom Gleichnis von der Säge oft zuwendet, seht ihr dann irgendeine Redeweise, unbedeutend oder grob, die ihr nicht ertragen könntet?
    – Nein, ehrwürdiger Herr.
    Daher, ihr Mönche, solltet ihr euch diesem Ratschlag vom Gleichnis von der Säge oft zuwenden. Das wird lange zu eurem Wohlergehen und Glück gereichen.
    Buddha (Majjhima Nikāya 21)

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