Kapitel 2, Vers 45

Deutsche Übersetzung:

Ishvara pranidhana (Hingabe an Gott) führt zur Fähigkeit, samadhi (Überbewußtsein) zu erreichen.

Sanskrit Text:

samādhi siddhiḥ-īśvarapraṇidhānāt||45||

समाधि सिद्धिःीश्वरप्रणिधानात् ॥४५॥

samadhi siddhih ishvarapranidhanat ||45||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • samādhi = überbewusster Zustand, Samadhi
  • siddhi = Leistung, Fähigkeit
  • īśvara = Gott
  • praṇidhāna = Selbsthingabe

Kommentar

Hier wiederholt Patanjali, was er im ersten Kapitel schon erläutert hat. Hingabe an Gott führt zwar nicht sofort zu samadhi, aber sie versetzt einen in die Lage, samadhi zu erreichen. Wenn wir Gott hingegeben sind, kommt samadhi-siddhi, die Fähigkeit, die Kraft für samadhi.

Patanjali erwähnt ishvara-pranidhana an drei Stellen in den Yoga Sutras, aber er konkretisiert es nicht übermäßig, denn er will religiöse Streitigkeiten vermeiden. Indien hatte immer eine Vielzahl von Religionen, und innerhalb des Hinduismus gab und gibt es als religiöse Hauptströmungen die Shiva-, Krishna– und Devi-Verehrer sowie zahlreiche Nebenrichtungen. Wenn Patanjali die Gottesvorstellung nun irgendwie konkretisiert hätte, hätten vielleicht die vaishnavas (Anhänger Vishnus) dem widersprochen, oder die shaivas (Anhänger Shivas) oder die shaktas (Anhänger der weiblichen göttlichen Energie). So hat er seine Aussage ganz allgemein gehalten, um keine religiösen Gefühle zu verletzen.

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