Kapitel 1, Vers 19

Deutsche Übersetzung:

Asamprajnata samadhi kommt von Geburt an zu denen, die früher Körperlosigkeit oder Verschmelzung mit prakriti erlangt haben.

Sanskrit Text:

bhava-pratyayo videha-prakṛti-layānam ||19||

भवप्रत्ययो विदेहप्रकृतिलयानम् ॥१९॥

bhava pratyayo videha prakriti layanam ||19||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • bhava = Ursprung, Geburt
  • pratyaya = Ursache, Sicherheit, Geistesinhalt
  • videha = körperlos
  • prakṛti = Natur
  • laya = Auflösung, Verschmelzung
  • prakṛti-layana = verschmolzen mit der Natur /Prakriti, Naturverbundenheit

 

Kommentar

Es gibt Menschen, die praktisch mit einem solchen Bewußtsein geboren werden und relativ schnell in diesem Leben ohne größere Anstrengung die Verwirklichung erreichen. Und zwar deshalb, weil sie in einem früheren Leben eine hohe Stufe der Verwirklichung erreicht haben.

Wenn sich ein Mensch auf der vierten Stufe des Wissens befindet, auf sattvapatti (Reinheit des Geistes), ist er in samprajnata samadhi (Selbstverwirklichung mit Bewußtsein). Von dort gelangt er weiter zu asamshakti („durch nichts berührt“) und erreicht als jivanmukta (lebendig Befreiter) die Selbstverwirklichung. Oder es besteht die Möglichkeit, nach dem Tod in videhamukti einzugehen, in den befreiten, körperlosen Zustand. Dann erfährt man die letzten Stufen des Bewußtseins nach dem Tode.

Nun gibt es auch noch eine andere Möglichkeit. Wenn man die Stufe von sasmita samadhi erreicht hat, wo man sich als das Ich hinter dem ganzen Universum identifiziert, kann man sich mit der gesamten prakriti (Schöpfung) identifizieren, anstatt direkt weiter zu purusha, zum eigentlichen göttlichen Selbst, zu gehen. Man fühlt sich als das Bewußtsein hinter dem ganzen Universum und gleichzeitig als das ganze Universum an sich. Dann erreicht man die Selbstverwirklichung in dem Moment, wo das ganze Universum aufhört zu bestehen, am Ende des Schöpfungszyklus. Bis dahin fühlt man sich eins mit dem Universum und hört erst dann auf zu existieren, wenn das Universum aufhört zu bestehen. Es kann aber auch sein, daß man sich eine Weile mit dem ganzen Universum identifiziert, dann aber erkennt, daß man doch lieber die Verwirklichung erreichen will. In diesem Fall nimmt man nochmals einen Körper an, weil das schneller geht als zu warten, bis das Universum aufhört.

Wenn ein Meister schon sehr weit gekommen ist, kann es sein, daß er die Verwirklichung schrittweise nach dem Tod erreicht, was allerdings sehr lange dauert. Eine andere Möglichkeit ist, daß er diese höheren Stufen von Körperlosigkeit, videha oder prakriti layana, die Verschmelzung mit prakriti, erreicht hat und sich entscheidet, nochmals auf diese Welt zurückzukehren. Dann erreicht er die Befreiung relativ schnell.

Der Weise Ramana Maharishi zum Beispiel kam sehr schnell zu asamprajnata samadhi. Er war um die sechzehn, als er plötzlich das Gefühl hatte zu sterben. Seine Beine, Arme und Hände wurden gefühllos, sein Atem hörte auf, das Herz stand still. Und trotzdem merkte er, daß er immer noch lebte. Zwar war sein Körper tot, er spürte ihn nicht mehr, aber es waren immer noch Gedanken da. Er dachte: „Wenn ich schon sterbe, dann sterbe ich auch richtig und höre auf zu denken.“ Er brachte die Gedanken zum Stillstand und hatte sofort die Erfahrung von samadhi. Nach diesem Erlebnis kam er doch wieder ins Leben zurück. Anschließend lief er von zu Hause weg und begab sich in eine Höhle. In der Höhle haben die Ratten ihn angefressen, bis er von jemandem gefunden wurde, der ihn pflegte. Er war sich all dessen nicht bewußt. Schließlich entstand um ihn herum ein ashram. Manchmal sprach er ein paar Worte, aber nur sehr wenige. Die meisten Schüler, die zu ihm kamen und Fragen hatten, setzten sich einfach zu ihm und ihre Fragen erledigten sich von selbst. Ramana Maharishi hat kein systematisches gründliches sadhana (spirituelle Praxis) gemacht, um seine Natur zu transformieren; es kam bei ihm ganz spontan und natürlich.

So auch bei Anandamayi Ma, von der es heißt, sie sei schon als Selbstverwirklichte auf die Welt gekommen.

Audio

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