Kapitel 1, Vers 12

Deutsche Übersetzung:

Übung (abhyâsa) und Nichtanhaften (vairâgyâ) führen zur Ruhe des Geistes (nirodha).

Sanskrit Text:

abhyāsa-vairāgya-ābhyāṁ tan-nirodhaḥ ||12||

अभ्यासवैराग्याभ्यां तन्निरोधः ॥१२॥

abhyasa vairagya abhyam tan nirodhah ||12||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • abhyāsa = Beharrlichkeit, Enthusiasmus, Übung
  • vairāgya = Gelassenheit, Gleichmut, Wunschlosigkeit
  • ābhyāṁ = beides
  • tan = diese
  • nirodha = Ruhe, die Ruhe von allem Wandelbaren, also das Ziel bzw. der Zustand des Yoga erreicht

 

Kommentar

Das ist dasselbe, was Krishna im 6. Kapitel der Bhagavad Gita sagt. Er spricht erst davon, was Meditation ist und daß der Yogi Gleichmut entwickeln soll. Wenn er gleichmütig geworden ist gegenüber Lob und Tadel, Hitze und Kälte, Schmerz und Vergnügen, ist er reif für die Ewigkeit. Arjuna sagt darauf sinngemäß: „Oh Krishna, das schaffe ich nie. Es ist leichter, den Wind mit bloßen Händen festzuhalten als den Geist zu beherrschen.“ Krishna gibt ihm die gleiche Antwort wie Patanjali: „Ja, Arjuna, wahrlich ist es schwer, den Geist zu beherrschen, aber durch Übung und Nichtanhaften, durch abhyasa und vairagya, ist der Geist unter Kontrolle zu bringen.“

In den nächsten Aphorismen erfahren wir Näheres darüber:

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Ein Gedanke zu „Kapitel 1, Vers 12“

  1. Mir erscheint es immer nicht ganz klar, was mit „Übung“ gemeint ist. Mag vielleicht daran liegen, dass sie in Indien traditionell durch Initiation vom Guru an jeden Einzelnen gegeben wurde, und so die konkrete Frage danach gar nicht relevant war.
    Die Inder sind sehr stark was Philosophie und Psychologie angeht, aber wenn man sich hier im Westen die Meditationspraxis anschaut, dann überwiegen buddhistische Methoden wie Zen und Vipassana (deren Einführung ohne solide philosophische und psychologische Schulung erfolgt). Ein Versäumnis, wie ich finde.

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