Kapitel 2, Vers 1

Deutsche Übersetzung:

Disziplin, Selbststudium und Hingabe an Gott bilden den kriya yoga.

Sanskrit Text:

tapaḥ svādhyāy-eśvarapraṇidhānāni kriyā-yogaḥ ||1||

तपः स्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि क्रियायोगः ॥१॥

tapah svadhyay eshvarapranidhanani kriya yogah ||1||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • tapa = Askese, Disziplin, Hitze, Selbstdisziplin
  • svādhyāya = Selbststudium, sich selbst achtend
  • īśvarapraṇidhāna = Hingabe an einen persönlichen Gott, Selbstaufgabe, ohne Verhaftung an das Resultat
  • kriyā = Handlung, Yoga der Tat, Kriya-Yoga
  • yoga = Yoga

Kommentar

Der Ausdruck kriya heißt Handlung, ähnlich wie karma. Beide stammen vom selben Wortstamm kri. Kriya Yoga ist der Yoga der Handlung, d. h., es geht um Techniken und Methoden, die jeder ausführen kann; etwas, was man aktiv tun kann, ohne fortgeschritten zu sein.

Das Wort kriya yoga bezeichnet in verschiedenen Yogasystemen jeweils etwas anderes:

Im Hatha Yoga sind die kriyas die Reinigungsübungen wie neti (Nasenspülung) oder shank prakshalama (Magen-/Darmreinigung), etc.

Im Kundalini Yoga sowie bei Paramahamsa Yoganananda werden kombinierte Energietechniken als kriyas bezeichnet.

Kriya ist zunächst einmal etwas Handfestes, zu dem keine Konzentrationsfähigkeit und kein höheres Bewußtsein notwendig sind. Denn es ist schwer, kosmische Liebe zu empfinden oder die Gegenwart Gottes zu spüren. Es ist leichter, Anweisungen für bestimmte Techniken zu folgen, wie zum Beispiel: „Zieh‘ die Beckenbodenmuskeln zusammen, erzeuge den sanft hörbaren ujjayi-Klang, wiederhole geistig ‚lam, lam, lam‘ und visualisiere dabei eine Glasröhre in der Wirbelsäule, in der Licht vom unteren Ende der Wirbelsäule nach oben strömt.“ Das kann man irgendwie machen.

Im alten klassischen Bhakti Yoga sind die kriyas bestimmte Rituale, die ein indischer Hausvater, ein grihasti, ausführt, also z.B. pujas (Verehrungsritual), Ahnenverehrung, Almosen, Feuer entzünden u.s.w. Es gibt bestimmte Handlungen (kriyas), die für einen Haushalter vorgeschrieben sind; sie werden bei manchen Brahmanen auch heute noch praktiziert.

Und im Raja Yoga sind die drei kriyas tapas (Askese, Disziplin, Hitze), swadhyaya (Selbststudium) und ishvara pranidhana (Hingabe an Gott, Verehrung Gottes).

Audio

./.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert