Kapitel 3, Vers 26

Deutsche Übersetzung:

Durch samyama auf Licht erhält man intuitives Wissen über das Subtile, das Verborgene und das weit Entfernte.

Sanskrit Text:

pravṛtty-āloka-nyāsāt sūkṣmā-vyāvahita-viprakṛṣṭa-jñānam ||26||

प्रवृत्त्यालोकन्यासात् सूक्ष्माव्यावहितविप्रकृष्टज्ञानम् ॥२६॥

pravritty aloka nyasat sukshma vyavahita viprakrishta jnanam ||26||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • pravṛtti = Quelle, Ursprung
  • āloka = inneres Licht
  • nyāsā = durch Projizieren, durch das darauf ausrichten
  • sūkṣma = des Feineren, Subtilen
  • vyavahita = das Verborgene, das Verdeckte
  • viprakṛṣṭa = das Entfernte
  • jñāna = Wissen, Erkenntnis

Kommentar

Eine einfache Anwendung ist zum Beispiel tratak [Anm.: Wer tratak noch nicht kennt, sollte diese Übung von einem erfahrenen Yogalehrer oder einem guten Yogabuch lernen.], das Starren auf eine Kerzenflamme. Mir ist es schon so gegangen, daß ich anschließend an tratak in einer Gruppe die Auras der anderen gesehen habe. Man schaut in die Flamme, und dann sieht man darum herum die Aura. Wenn man das regelmäßig macht, eine halbe Stunde bis zu einer Stunde jeden Morgen, kann es auch sein, daß man Astralwesen im Raum wahrnimmt. Denn tratak ist nicht nur eine Vorbereitungsübung auf die Meditation, sondern auch eine Übung zur Entwicklung von Hellsichtigkeit, wenn man es lange übt. Deshalb wird normalerweise empfohlen, tratak nicht länger als 15 bis 20 Minuten am Tag zu machen. Ab einer halben Stunde kann es nämlich sehr machtvoll wirken, und nicht jeder ist darauf vorbereitet. Aber wenn man es eine Weile geübt hat und keine Angst hat, Astralwesen zu sehen, kann man es auf eine oder zwei Stunden verlängern. Das führt zu einigen sehr interessanten Phänomenen.

Es gibt verschiedene Weisen, wie man in die Kerze schauen kann. Man kann entweder versuchen, sie zu fokussieren, sie genau anzuschauen. Oder man kann versuchen, die Kerze als Ganzes wahrzunehmen, indem man mit dem sogenannten weichen Blick durch sie hindurchschaut. Das letztere wäre samyama: Den weichen Blick auf die Flamme richten, durch sie hindurchschauen, sie aber trotzdem wahrnehmen, ohne sie zu fokussieren, also die entspannte Konzentration auf die Flamme. Wenn man das länger ausübt, führt es dazu, daß man das Feinstoffliche, Versteckte oder weit Entfernte erkennt.

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