Bhakti Sutra 68

narada-bhakti-sutra-68

Deutsche Übersetzung

Wenn Devotees von Gott sprechen, ersticken ihre Stimmen, Tränen entströmen ihren Augen, ihre Haare stehen senkrecht vor Ekstase. Solche Menschen reinigen nicht nur ihre Familien, sondern sogar die gesamte Erde, auf der sie geboren wurden.

Sanskrit Text

  • kaṇṭhāvarodharomāñcāśrubhiḥ parasparaṃ lapamānāḥ pāvayanti kulāni pṛthivīṃ ca ।। 68 ।।
  • कण्ठावरोधरोमाञ्चाश्रुभिः परस्परं लपमानाः पावयन्ति कुलानि पृथिवीं च ।। ६८ ।।
  • kanthavarodharomanchashrubhih parasparam lapamanah pavayanti kulani prithivim cha || 68 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • kaṇṭhāvarodha-romāñcāśrubhiḥ : mit erstickenden („Unterdrückung der“, Avarodha) Stimmen (Kantha), Gänsehaut („gesträubten Körperhärchen“, Romancha) und Tränen (Ashru)
  • parasparam : einander (Parapara)
  • lapamānāḥ : indem sie erzählen („erzählend“, lap)
  • pāvayanti : reinigen sie ()
  • kulāni : (ihre) Familien (Kula)
  • pṛthivīm : die Erde (Prithivi)
  • ca : und (Cha)     ।। 68 ।।

Kommentar von Sukadev Bretz

Lesen

Narada beschreibt Phänomene, die es im Bhakti Sutra, im Bhakti gibt. Es gibt Menschen, wenn sie von Gott sprechen, dann ersticken ihre Stimmen, ihre Tränen entströmen den Augen, Haare stehen senkrecht vor Ekstase. Ich hatte  einen Meister, Swami Vishnu-devananda und es konnte ihm passieren, gerade wenn er über seinen Meister Swami Sivanananda sprach, dann ist ihm tatsächlich die Stimme erstickt. Dann sind ihm Tränen über die Augen gelaufen, von den Wangen heruntergelaufen. Er hat mal geschluchzt wie ein kleines Kind, einfach vor Liebe. Er war ergriffen von dieser starken Liebe. Im Westen ist das vielleicht heute etwas seltener geworden. Wir haben gelernt, solche Emotionen nicht rauszulassen, sondern andere Emotionen, uns mehr in Ärger und Depressionen zu versenken oder Ängste. Aber diese Emotion des Bhakti, ist auch eine machtvolle Emotion. Wir erleben es auch manchmal bei Yoga-Vidya, ich lebe ja in einem Yoga-Vidya Ashram, momentan in Bad Meinberg zwischen Hannover und Paderborn, also bei Bielefeld, und dort sind viele Menschen. Und da passiert es manchmal, dass Menschen ins Zittern geraten, dass sie so eine Ekstase erfahren, dass ihre Haare zu Berge stehen, dass Tränen über die Augen laufen, dass sie von Berührung ergriffen werden. So etwas kann geschehen. Und wenn so etwas geschieht, man muss sich dann der Tränen nicht schämen, sondern kann sich drüber freuen. Oder wenn du dort etwas siehst, sei nicht irgendwie befremdet, sondern das ist einfach etwas, eine der Möglichkeiten, die Bhakti-Emotionen zu erfahren, sie auszudrücken. Nicht jeder erfährt eine solche Art von Bhakti. Es gibt ja auch die sogenannte Shanta Bhava, die eher ruhige, friedvolle Bhakti, die mit dem Gefühl der göttlichen Gegenwart verbunden ist, aber weniger emotional sich manifestiert.

Gut, er sagt, große Bhaktas, also Gottesverehrer, reinigen Ihre Familien. In Indien war es so wie auch im Westen heutzutage. Wenn Menschen ganz von Gottesliebe ergriffen wurden und dann daraus vielleicht Konsequenzen gezogen haben und nicht den Beruf ergriffen haben, den ihre Eltern für sie vorgesehen haben, ihr Leben nun anders führen als gesellschaftskonform ist, dann haben sich die Familien immer Sorgen gemacht. Sie fanden das nicht gut. Auch in Indien, auch in den Zeiten wo mehr Menschen spirituell waren, da haben das Eltern nicht gut gefunden, wenn ihre Kinder vielleicht Swami, Mönch oder Nonne geworden sind, sie in einen Ashram gezogen sind oder eben nicht das Geschäft der Eltern weitergeführt haben, sondern etwas anderes, wo sie gemeint haben, sie tun dort mehr Gutes in dieser Welt. Aber die Schriften sagen immer, Du tust auch Deiner Familie keinen größeren Dienst, als wenn Du spirituelle Praktiken übst. Jemand, der in Gottesliebe versunken ist, der reinigt seine ganze Familie, er reinigt diejenigen, die vor ihm gekommen sind, die nach ihm gekommen sind. Er reinigt sie und er hilft ihnen. Menschen, die nicht mehr im physischen Körper sind, wenn dort ein Nachkomme intensiv spirituell praktiziert, Gott verwirklicht, dann schafft er Kraft und Energie für die Generation vor ihm, die vielleicht noch nicht in die höheren Welten aufgestiegen sind, sich noch nicht wieder inkarniert haben. Und er hilft auch den Menschen, die noch leben, denn sie bekommen auch dort Kraft.

Katastrophen passieren. Krankheiten geschehen, Unfälle und Verluste geschehen. Wenn jemand in einem solchen, Verlust, Krankheit, Unfall usw. sich daran erinnert, dass in seiner Familie jemand anders ist, der sagt, das Ziel des Lebens ist nicht, reich zu werden, das Ziel des Lebens ist nicht, Anerkennung zu bekommen usw. Und dass dieser Mensch ohne materiellen Reichtum bedingungslos glücklich ist, das gibt Menschen einen Trost und eine Kraft. Und auch später werden Menschen über diesen Menschen sprechen, der eine hohe spirituelle Verwirklichung erreicht hat. Und sie werden auch von seiner Gegenwart inspiriert werden. Deshalb mache Dir niemals ein schlechtes Gewissen, weil Du spirituell praktizierst. Du wirst vielleicht nicht den Erwartungen Deiner Eltern gerecht. Du bekommst vielleicht nicht so viel Geld, wie sie gerne hätten. Und Du wirst vielleicht bestimmte Konflikte in der Familie und bei Deinen Freunden aushalten müssen. Aber sei Dir gewiss, auch für Deine Familie gibt es nichts Besseres, als wenn Du Gott erfährst. Und Narada geht ja hier noch weiter. Er sagt, nicht nur für Deine Familie, sondern für die ganze Erde. Jemand der spirituell praktiziert, jemand der Gott erfährt, trägt zum positiven Kraftfeld der Erde bei, inspiriert so viele andere Menschen, sogar wenn er nicht lehrend tätig ist. Allein durch seine Schwingung, allein durch seine Gottesliebe, allein durch das Licht, das er ausstrahlt.

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