Bhakti Sutra 14

Narada Bhakti Sutra 14

Deutsche Übersetzung

Gesellschaftliche Sitten und Gebräuche brauchen nur so lange zu einem gewissen Grad befolgt werden, als bis die Liebe zu Gott entflammt ist; doch sollten solche Tätigkeiten wie Essen, Trinken usw., die zur Gesunderhaltung des Körpers notwendig sind, nicht aufgegeben werden.

Sanskrit Text

  • loko’pi tāvad eva bhojanādivyāpāras tv āśarīradhāraṇāvadhi ।। 14 ।।
  • लोकोऽपि तावदेव भोजनादिव्यापारस्त्वाशरीरधारणावधि ।। १४ ।।
  • loko’pi tavad eva bhojanadivyaparas tv ashariradharanavadhi || 14 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • lokaḥ : das gesellschaftliche, weltliche Leben („die Welt“, Loka)
  • api : auch (Api)
  • tāvat : dauert so lange (Tavat)
  • eva : genau (Eva)
  • bhojana-ādi-vyāpāraḥ : Aktivitäten (Vyapara) wie Essen (Bhojana) usw. (Adi)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • ā-śarīra-dhāraṇā-avadhi : bestehen bis (A) zum Ende („zur Grenze“, Avadhi) des Besitzens („Tragens“, Dharana) des Körpers (Sharira)     ।। 14 ।।

Kommentar von Sukadev Bretz

Lesen

Hier beschreibt Narada, dass man als Bhakta nur bis zu einem gewissen Grad an gesellschaftliche Sitten und Gebräuche gebunden ist. Natürlich bist du normalerweise in einem normalen Leben integriert. So lange du im normalen Leben bist, gilt es auch den Sitten und Gebräuchen zu folgen. Angenommen du bist irgendwo ein Arbeitnehmer, dann musst du die Pflichten eines Arbeitsnehmers erfüllen. Angenommen du wohnst irgendwo zur Miete, dann musst du die Pflichten eines Mieters erfüllen. Angenommen du bist Mutter, dann musst du die Aufgaben einer Mutter erfüllen. Angenommen du bist Vater, gilt es die Aufgaben eines Vaters zu erfüllen. Und so weiter, es gibt so viele Aufgaben.

Dann gibt es auch Sitten und Gebräuche, welche so üblich sind. Normalerweise gilt es diese Sitten und Gebräuche zu erfüllen. Narada sagt aber auch hier: „Wenn deine Bhakti entflammt ist, wenn deine Liebe riesengroß geworden ist, und du dann Gotteserfahrung hast, dann kannst du dem Ruf deiner Seele folgen. Und wenn die dann sagt, dass du aus deinem bisherigen sozialen Kontext heraus musst, dann kannst du das tun. Wenn du merkst es ist an der Zeit dein Leben zu widmen, diesem Ruf der Seele zu folgen, dann tue das.

So wie Jesus seine Jünger gerufen und gesagt hat „folget mir“, so wie er sogar zwei seiner Jünger davon abgehalten hat bei der Beerdigung ihres Vaters dabei zu sein. Er hat gesagt.“ Lasst die Toten, die Toten beerdigen. Kommt mit mir.“ Das war ein großer Affront in der damaligen Zeit und Jesus hat das nicht ständig gemacht. In diesem Sinne, wenn der Ruf der Seele stark wird, dann kannst du alles loslassen, aber auch nur dann. Nicht einfach weil es unangenehm ist, nicht weil du einfach rebellieren willst, usw. Bis zu einem vernünftigen Grad folge dem, was gesellschaftlich nötig ist.

Du musst nicht den Beruf haben, den dein Vater dir gesagt hat, du musst nicht das elterliche Unternehmen übernehmen, du musst all das in der heutigen Zeit natürlich nicht, da haben wir glücklicherweise viel Freiheit. Aber wenn du eine gewisse Verpflichtung eingegangen bist, wenn du z.B. ein Unternehmen hast, ein Yoga-Center hast, wenn du eine Familie gegründet hast, usw. dann sind dies deine Pflichten, die es zu erfüllen gilt.

Ansonsten bete um Bhakti, bete zu Gott, spüre Hingabe zu Gott, spüre Gottes Liebe, dann wird Gott dich lenken, leiten und lehren. Um die Liebe zu entwickeln gibt es auch wieder Praktiken. Es ist gut jeden Tag Asanas und Pranayama zu üben und zu meditieren. Es ist gut öfters in den Satsang zu gehen, z.B. im Yoga-Zentrum. Es ist gut, regelmäßig in einem Ashram, z.B. in einem Yoga-Vidya Ashram einen Tag, eine Woche oder einen Monat zu verbringen. Es ist gut dabei die formellen Pujas mitzumachen (die Gottesverehrungsrituale), die Homas (die Feuerzeremonie), das Arati (die Lichtzeremonie). All das dient dazu das Herz zu öffnen. Ist deine Bhakti entflammt, bedarfst du nicht unbedingt solcher äußeren Dinge. Du wirst sie vielleicht weiter machen, schon um anderen eine Inspiration zu geben, vielleicht aus Liebe. Aber wenn Bhakti die Gottesliebe entflammt ist, dann ist sie selbst dir Mittel, Zweck und Führung. In diesem Sinne setze alles daran, deine Bhakti, deine Gottesliebe zu entflammen, spüre Gott, spüre das Göttliche jetzt und am heutigen Tag.

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