Bhakti Sutra 48

Narada Bhakti Sutra 48

Deutsche Übersetzung

Derjenige, der den Früchten seiner Handlungen entsagt, der alle eigennützigen Tätigkeiten aufgibt und die Dualität der Gegensätze transzendiert.

Sanskrit Text

  • yaḥ karmaphalaṃ tyajati karmāṇi saṃnyasyati tato nirdvandvo bhavati ।। 48 ।।
  • यः कर्मफलं त्यजति कर्माणि संन्यस्यति ततो निर्द्वन्द्वो भवति ।। ४८ ।।
  • yah karmaphalam tyajati karmani samnyasyati tato nirdvandvo bhavati || 48 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yaḥ : derjenige, der (Yad)
  • karma-phalam : den Früchten (Phala , seiner) Handlungen (Karman)
  • tyajati : entsagt (tyaj)
  • karmāṇi : (alle) Handlungen (Karman)
  • saṃnyasati : aufgibt (sam + ni + as)
  • tataḥ : davon, dadurch (Tatas)
  • nirdvandvaḥ : frei von den Gegensatzpaaren (Nirdvandva)
  • bhavati : ist, wird (bhū)     ।। 48 ।।

Kommentar von Sukadev Bretz

Lesen

Narada beschreibt jetzt die dritte Möglichkeit wie man über Maja hinauswachsen kann. Über Täuschungen, über Illusion, über verhaftet sein letztendlich aus der Welt der Dualität und des Leidens. Wie kommen wir zur Welt von Bhakti, zur reinen Gottesliebe? Wie kommen wir zur Gotteserfahrung? Die dritte Möglichkeit, die er uns hier gibt: „Derjenige, der den Früchten seiner Handlungen entsagt, der alle eigennützigen Tätigkeiten aufgibt und die Dualitäten der Gegensätze transzendiert.“ Dieser Vers ist sehr stark in Übereinstimmung mit der Bhagavad Gita. So wie auch der erste Vers zu diesem Thema aus dem 46. Vers. Der 47. Vers war ein Vers der Entsagung. Loslassen, aus dem weltlichen Leben raus, in einen Ashram rein, das hilft.

Hier sagt er: „Nein, es gibt auch die andere Möglichkeit: Du gibst die Früchte deiner Handlungen auf.“ Du tust, was du tust, so gut wie du kannst. Die ganze Bhagavad Gita spricht darüber. Mach das, was du tust, so gut wie du kannst. Und sei dann gleichmütig in Lob und Tadel, in Vergnügen und Schmerz. Wenn du das tust, was dein Herz dir sagt und dabei beachtest, was deine Pflicht und Aufgabe ist, dabei deine Liebe hineinbringst, dann ist es egal, ob andere freundlich zu dir sind, nicht so freundlich zu dir sind, Anerkennung zeigen. Es ist sogar egal, ob es gelingt oder nicht gelingt. Das soll keine Ausrede sein für mangelnden Einsatz. Mach, was du tust, so gut wie du kannst, aber hänge nicht an den Früchten. Gib die Früchte Gott, das ist der Trick des Karmayoga. Damit kannst du jede ethisch vertretbare Handlung ausführen und zum Gottesdienst machen.

Wenn du also die Wäsche machst, mache sie gut, ob dann jemand anders das anerkennt oder nicht, spielt keine Rolle. Wenn du deine Computerarbeit machst, mach sie so gut wie du kannst. Ob es nachher jemand sieht, was du im Hintergrund alles bewirkt hast und dich dafür lobt oder nicht lobt, oder nur das eine sieht, was du schlecht machst, das spielt keine Rolle. Wenn du die Finanzbuchhaltung machst, so ist dies selten ein Job, wofür du großes Lob bekommst. Wir erleben es hier bei Yoga-Vidya, die Unterrichtenden werden immer gelobt, die Küche wird gelobt und der Rest wird meistens vergessen. Wir haben eine Buchhaltung, wir haben den Haushalt, wir haben den Computersupport und über unsere Werbeabteilung wird sich oft genug beschwert, dass wir Werbung machen usw. Trotzdem, Menschen tun ihre Arbeit, sie tun sie mit viel Hingabe und sie machen es als Gottesdienst. „Sei gleichmütig in allen Früchten, die da sind“, sagt er. Wenn man das tut, dann gelangt man auch jenseits der Maja, eine gewisse Gelassenheit stellt sich ein.

Dann sagt er aber auch, im weltlichen Leben zu leben soll jetzt keine Ausrede sein, eigennützige Tätigkeiten zu tun. Er sagt hier: „Eigennützige Tätigkeiten sind aufzugeben.“ Was du nur tust für dich selbst, ist aufzugeben. Nun kannst du sagen: „Muss ich nicht etwas für mich tun?“ Ja, natürlich, dein Körper braucht etwas zu essen. Du kannst sagen, essen ist eigennützig, heißt das, ich soll nicht essen? Nein, essen ist nicht eigennützig, essen versetzt dich in die Lage, dass du anschließend wieder dienen kannst. Wenn du nur für dich isst, dann ist das eigennützig. Wenn du aber isst, um dem Körper Nährstoffe zu geben, dem Körper Energie zu geben, dass du nachher wieder gut dienen kannst, dann ist es nicht eigennützig. Schlafen, wenn du sagst, ich brauche die Zeit für mich, ist eigennützig. Wenn du schläfst, um Energie zu bekommen, um nachher wieder dienen zu können, dann ist es nicht eigennützig. In Urlaub zu fahren, um einfach zu tun, was dir Spaß macht, ist eigennützig. In Urlaub zu fahren, um dich zu regenerieren, neue Kräfte zu sammeln, neue Inspiration zu bekommen, im Urlaub mehr spirituell praktizieren zu können, Pranayama zu üben, um dich aufzuladen, in der Natur oder wo auch immer Gott zu erfahren, das ist nicht eigennützig. Du kannst die gleiche Sache tun, wenn du sie nur für dich selbst tust, dann ist es eigennützig und trennt dich von Gott. Wenn du es tust für Gott oder auch um Gott besser dienen zu können, dich regenerieren zu können, um Gott dienen zu können, dann ist es nicht eigennützig.

Manchmal ist es einfach die Einstellung mit der du etwas tust. Wenn du nein sagst zu etwas, einfach um nein zu sagen, um den anderen eines auszuwischen, das ist nicht gut. Wenn du es sagst, weil du wichtigere Dinge zu tun hast, dann ist es nicht eigennützig. Du kannst selbst überlegen: Swami Sivananda hat gerne gesagt: „Scrutinice your motives“, d.h. überlege immer wieder deine Motive. Habe selbst Introspektion und schaue: „Habe ich gerade wirklich eine spirituelle Einstellung oder auch nicht?“ Und sorge dafür, dass deine spirituelle Einstellung uneigennützig ist. Er sagt noch etwas: Transzendiere die Dualität der Gegensätze. Da gibt es Gegensätze wie Hitze und Kälte. Oder in der Yogastunde Fenster auf, Fenster zu. Ein spiritueller Aspirant sollte sich lösen von diesen kleinen Streitigkeiten, Fenster auf, Fenster zu. Man kann sich bemühen zu lüften, so, dass es möglichst vielen Menschen passt. Man kann auch schauen, dass irgendwo die Luft gut ist. Aber sich auch nicht zu sehr dran hängen. Und in Zeiten von ökologischen Problemen sollte man natürlich seinen Raum eher niedrig heizen. 16 – 18 Grad reichen normalerweise voll aus. Man sollte sich nicht verhaften an eine warme Gemütlichkeit.

Es gibt noch viele andere Gegensätze. Schimpfen, wenn einem das Essen nicht schmeckt oder wenn man nicht genau das bekommt, was man gerne hätte. Das sollte man als spiritueller Aspirant überwinden. Mag das Essen etwas zu salzig sein, so ist es vielleicht am nächsten Tag weniger salzig. So etwas ist nicht weiter tragisch. Vielleicht ist es etwas zu stark gewürzt, oder zu wenig gewürzt, vielleicht zu scharf usw., was spielt es für eine Rolle? Menschen regen sich über Kleinigkeiten auf, nimm es so wie es ist, geh über diese Gegensatzpaare hinaus. Du kannst jetzt selbst weiter überlegen. Wie kannst du das umsetzen? Ich wollte eigentlich nur kurze Vorträge geben, doch gerade bei diesen Versen werde ich immer länger. Weil es mir sehr am Herzen liegt. Eigentlich müsste ich über jeden Vers eine Vortragsreihe machen. Du kannst jetzt selbst überlegen, wo hängst du an den Früchten der Handlungen? Das bemerkst du daran, wenn du irgendwann unglücklich bist oder dich über etwas ärgerst. Häufig hast du an den Früchten der Handlungen gehangen. Wie oft sagst du ich brauche, ich will und ich mag usw., das sind Zeichen für eigennützige Tätigkeiten. Diese gib auf. Dualität der Gegensätze. Auch darüber kannst du überlegen, ob du irgendwo an einer bestimmten Ausprägung hängst und ob du mehr Gleichmut entwickeln kannst über Hitze und Kälte, schönes Wetter und schlechtes Wetter, Lob und Tadel, Vergnügen und Schmerz. Wenn du das machst, dann kannst du Gott erfahren, sagt Narada.

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