Bhakti Sutra 49

Narada Bhakti Sutra 49

Deutsche Übersetzung

Derjenige, der sogar den Riten und Zeremonien, die von den Heiligen Schriften vorgeschrieben werden, entsagt und reines, dauerhaftes Vergnügen nach Gott hegt.

Sanskrit Text

  • yo vedān api saṃnyasyati kevalam avicchinnānurāgaṃ labhate ।। 49 ।।
  • यो वेदानपि संन्यस्यति केवलमविच्छिन्नानुरागं लभते ।। ४९ ।।
  • yo vedan api samnyasyati kevalamavichchhinnanuragam labhate || 49 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • yaḥ : derjenige, der (Yad)
  • vedān : (die vorgeschriebenen Zeremonien der) Veden (Veda)
  • api : sogar (Api)
  • saṃnyasyati : aufgibt (sam + ni + as)
  • kevalam : nur, einzig (Kevala)
  • avicchinnānurāgam : ununterbrochene (Avichchhinna) Liebe, Zuneigung (Anuraga)
  • labhate : erlangt, besitzt, empfindet (labh)     ।। 49  ।।

Kommentar von Sukadev Bretz

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Narada beschreibt die vierte Weise, wie wir zur Gottesliebe kommen. Er sagt hier, sogar den Riten und Zeremonien entsagen, die von den heiligen Schriften vorgegeben werden. Und stattdessen dauerhaftes, reines Vergnügen nach Gott hegen. Das mag jetzt erst einmal dem gesunden Menschenverstand widersprechen. Heilige Zeremonien werden ja vorgeschrieben, um Gottesliebe zu erlangen. Und es gibt so vieles, was die heiligen Schriften sagen. Sie empfehlen, Pujas zu üben, rituelle Gottesverehrung. Sie empfehlen Homas zu üben, d.h. Feuerzeremonien. Arati zu machen, auch ein Feuerritual, ein Lichtritual. Asanas zu üben, Pranayama, Tiefenentspannung, Meditation, Mantrasingen und natürlich auch Naradas Bhaktisutra empfiehlt einige Handlungen. Wir müssen nur aufpassen, dass man sich mit den Handlungen nicht zu stark identifiziert. Angenommen du kannst hervorragendes Sanskrit, du kannst die Sri Suktam rezitieren mit allen Längen und Kürzen, mit Retroflexen N und T usw. Wenn du dann stolz drauf bist, ich bin der beste Rezitierende im Ashram, dann hört genau das auf, dich wirklich weiterzubringen. Oder du bist jemand, der jede heilige Handlung der Puja korrekt macht. Dir gelingt es während der Puja nicht einmal eine Hand oder einen Fuß zu bewegen oder dir ins Gesicht zu fassen, jedes Mantra korrekt ausgesprochen, jede Handlung mit einer Würde ausgeführt, dass jeder Anwesende ergriffen wird. Wenn du dich damit identifizierst, nicht so gut. Es ist gut, die Puja gut durchzuführen. Es ist gut eine Homa gut auszuführen, es ist gut die Mantras gut auszusprechen. Aber du musst der Identifikation entsagen. Loslassen, Abhimana, loslassen. Abhimana heißt Stolz.

Der Swami Vishnu hat das so gemacht, indem er uns Sanskrit nie so ganz korrekt beigebracht hat. Jeder von uns wusste, wir rezitieren nicht korrekt. Und jeder von uns wusste, so wie wir die Puja ausführen, so richtig korrekt machen wir es nicht. Also haben wir das mit umso mehr Hingabe versucht wett zu machen. Swami Vishnu hätte uns ja noch mehr ausbilden können in korrekter Sanskritrezitation und richtiger Pujaausführung. Das wäre doch vielleicht besser gewesen. Ich möchte betonen, bei Yoga-Vidya machen wir das. Wir haben einen von uns immer wieder in den Ashram von Rishikesh gesandt, dass der dort regelmäßig rezitieren lernt. Und er rezitiert inzwischen so gut, wie kaum ein indischer Pandit. Wir haben eine Sanskritprofessorin hier. Sie ist nicht einfach Professorin, wenn sie rezitiert, dann ist man tief ergriffen. Wenn sie die Veda Mantras rezitiert, dann spürt man irgendwo diese uralte Kraft. Und sie ist auch bereit, einen darin auszubilden. Und es hat auch Gründe das zu machen. Aber wir müssen aufpassen, dass da kein Sanskrit Abhimana eintritt. Wir müssen dort loslassen, Hingabe üben, Gott üben. Vergnügen nach Gott sollte unsere Motivation sein. Gott zu dienen.

Immer mehr Mitarbeiter von Yoga-Vidya nehmen jetzt Gesangsunterricht. Wenn man auf der Bühne sitzt und vor 400 Menschen ein Mantra singt, will man es natürlich gut machen. Man will die Herzen der Menschen berühren. Und das kann ja auch hilfreich sein. Wir müssen nur aufpassen, dass dabei nicht zu sehr überlegt wird, was fühlen andere Menschen, komme ich gut an. Darum umso mehr, singe für Gotteslob. Swami Vishnu Devananda hat sich jetzt wenig geschert, wie schön oder nicht so schön sein Singen war. Ich kann mich erinnern, manchmal, wenn er wunderschöne Kirtan gesungen hatte, dann hat er seine Sprechstimme aufgesetzt. Er konnte auch schön singen. Ich kann mich an einmal erinnern, als ein malaysischer Bhakta so gesungen hat, dass alle Menschen von Herzen ergriffen waren. Und danach hat Swami Vishnu Jeva Jeva Mahadeva, Namah Shivaya, Sada Shivaya, Shiva Shiva Mahadeva, Namah Shivaya, Sada Shivaya gesungen. Er hat aus Hingabe zu Gott gesungen und wahrscheinlich ist dann aus ihm gerade als Gegenpol zu dem wunderschönen Singen so eine etwas blecherne Stimme rausgekommen. Er konnte auch wunderschön singen, aber manchmal kam es auch anders heraus. Den Swami Vishnu hat das nicht geschert. Man konnte merken, er singt nicht für uns, er singt für Gott.

In diesem Sinne verstehst du jetzt, was dort steht. Man sollte sogar den Riten und Zeremonien, die von den heiligen Schriften vorgeschrieben werden, entsagen und reines dauerhaftes Vergnügen nach Gott hegen. Also nicht, dass du diese Praktiken nicht machen sollst, aber tue sie aus Hingabe zu Gott. Entsage, Abhimana, stolz auf etwas, was du besonders gut kannst. Sei demütig, entwickle das, was du kannst, entwickle deine Fähigkeiten, das machen wir auch bei Yoga-Vidya. Was immer ein Mensch macht auf spirituellem Gebiet, wir wollen ihm helfen, es noch besser zu machen und so immer weiter fortzuschreiten. Das ist ja auch das besondere bei Yoga-Vidya. Wir haben Sanskritkurse, wo du richtig, korrekt rezitieren kannst, rezitieren in der Qualität eines Pandit in Indien. Du lernst hier Pujas und Homas so korrekt wie ein Bramane einer Familie in Indien. Du lernst hier Asanas und Pranayama. Aber es sollte nicht dein Hauptstreben sein, alles richtig zu machen, dein Hauptstreben soll sein, Gott zu erfahren. Göttliche Liebe zu spüren, im Alltag umzusetzen.

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