Bhakti Sutra 19

Narada Bhakti Sutra 19

Deutsche Übersetzung

Narada jedoch gibt folgende Merkmale von Bhakti an: Wenn alle Gedanken, alle Worte und alle Handlungen dem Herrn hingegeben werden, und wenn man sich bereits durch geringfügiges Vergessen von Gott äußerst unglücklich fühlt, dann hat die Liebe begonnen.

Sanskrit Text

  • nāradas tu tadarpitākhilācāratā tadvismaraṇe paramavyākulateti ।। 19 ।।
  • नारदस्तु तदर्पिताखिलाचारता तद्विस्मरणे परमव्याकुलतेति ।। १९ ।।
  • naradastu tadarpitakhilacharata tadvismarane paramavyakulateti || 19 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • nāradaḥ : Narada (definiert Bhakti)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • tad-arpitākhilācāratā : (als) das Hingeben (Arpita) sämtlicher (Akhila) Handlungen („Wandel“, Achara) an ihn  („jenem“, Tad)
  • tad-vismaraṇe : wenn er („jener“, Tad) in Vergessenheit („Vergessen“, Vismarana) gerät
  • parama-vyākulatā : (als) die äußerste (Parama) Bestürzung, Verwirrung (Vyakula)
  • iti : so (Iti)     ।। 19 ।।

Kommentar von Sukadev Bretz

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In den vorherigen Versen hat Narada darüber gesprochen, was Merkmale göttlicher Liebe sind. Zuerst erwähnte er dass für Vyasa das Ausführen von Gottesdiensten, Ritualen und Handlungen zur Verehrung von Gott Bhakti ist. Dann sagte er, dass für Garga Bhakti Kirtan, Singen, Lobpreisen Gottes, etc. ist. Weiterhin erwähnte Narada, dass Shandilya sagt, das Bhakti das meiden all dessen ist was das Erfreuen im Atman beeinträchtigt. Also meide das was dich nicht voran bringt auf dem Weg der Hingabe. Nach diesen äußeren Dingen geht Narada darauf ein, was ihm besonders wichtig ist, nämlich das Gefühl, die Hingabe, die tiefe Liebe. Und er sagt also: „Alle Gedanken, alle Worte, alle Handlungen werden Gott hingegeben. Das was auch immer du tust, du bringst es Gott dar. Nichts, was du machst, tust du nur für dich.“

Es gibt ja heutzutage das sogenannte Work-Life-Balance-Konzept, d.h. man versucht verschiedene Abteilungen seines Lebens zu definieren und jedem gerecht zu sein. Da gibt es die Arbeit, um die kümmert man sich und gibt dort Energie rein. Dann nimmt man sich Zeit für seine Partnerschaft, für seine Kinder, für seine Eltern, für sein Hobby, Zeit für sich selbst. Vielleicht auch Zeit für die Spiritualität. So hat man lauter kleine Abteilungen geschaffen. Und vielleicht ist das manchmal auch praktisch und hilfreich.
Aber wenn du wirklich volles Bhakti erleben willst, dann kannst du alles vereinigen und verbinden; nämlich alles Gott darbringen.

Wenn du morgens aufwachst, kannst du sagen: „Oh Gott ich danke dir für diesen Tag! Was auch immer ich heute tun werde, ich bringe es dir dar!“ Wenn du Gedanken hast, dann sagst du:“ Oh Gott, ja du willst dass ich einiges bewirke. Du hast mir dafür auch einen klugen Verstand gegeben. Diesen klugen Verstand bringe ich dir dar. Auch die Dummheiten, die sich mein Geist alle einfallen lässt, bringe ich dir dar. Du hast mir Emotionen gegeben. Alle meine Emotionen seien dir dargebracht. Die ganze Welt ist Lila, ein Spiel. Lasse mich einen Part in diesem, deinem Spiel spielen. Egal was es jetzt ist, ob es Fahrrad fahren ist, ob es Buchhaltung ist, ob ich ein Kundengespräch führe oder eine Yogaschule leite. Ich tue alles für dich und ich will in allem dich sehen.“ Eine solche Hingabe an Gott, alles was man tut, was man denkt, was man fühlt, alles Gott darbringen, das ist was Narada als Bhakti bezeichnet.

Und er sagt, es kann soweit gehen, dass man selbst wenn man ein geringfügiges Vergessen Gottes spürt schon unglücklich ist. Bhakti, die Hingabe, ist Liebe. Sie ist Freude. Wenn du Bhakti erfährst ist das ein so wunderschönes Gefühl. Und es ist tatsächlich möglich dauerhaft in dieser Bhakti zu leben. Immer Gottes Gegenwart zu spüren. Voller Liebe zu sein. Voller Freude zu sein. Dann wenn du mal einen Moment lang diese Bhakti nicht spürst, erscheint plötzlich alles schal, erscheint alles leer. Wenn du Bhakti schon einmal richtig erfahren hast, dann weißt du was ich meine.

Aber vielleicht hast du ja schon einmal eine große Euphorie gespürt, die länger angedauert hat. Vielleicht hast du eine große Liebe zu einem Menschen gespürt, die länger angedauert hat. Sobald du dich nicht mehr verbunden gefühlt hast, war das Leben irgendwie schal. Dieses Gefühl erheblich gesteigert heißt Bhakti. Bhakti, die ständige Erfahrung von göttlicher Gegenwart. Die ständige Erfahrung von Freude und von Liebe. Das heißt alles was ist Gott darbringen. Das ist Bhakti.

Und Narada sagt sogar: „Wenn du dich unglücklich fühlst, weil du ein geringfügiges Vergessen Gottes wahrnimmst, dann hat die Liebe begonnen.“ Das heißt, dies ist erst der Beginn, es geht noch weiter. Irgendwann wirst du Gott nicht mehr vergessen. Dann bist du nur noch in der Gottesliebe.

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