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17-26 Kommentar Sukadev

„Prasate karmani“ – eine verheißungsvolle Handlung – wer einmal in Indien war, weiß, bei den Indern spielt eine große Rolle, was „auspicious“ oder „inauspicious“, also „glücksverheißend“ oder das Gegenteil ist.

Es ist also zum Beispiel wichtig, ob man mit dem rechten Fuß aufsteht oder mit dem linken, ob man ein Haus erst mit dem linken oder dem rechten Fuß betritt. Manche Menschen haben einen guten, andere einen bösen Blick. Den Mond zur falschen Uhrzeit anzuschauen kann unverheißungsvoll sein. Die Haare in der falschen Mondphase zu schneiden ist nicht verheißungsvoll. Bestimmte Tage sind für Hochzeiten besonders verheißungsvoll, andere nicht, und die Hochzeitshallen, die man mieten kann, kosten zu den besonders verheißungsvollen Tagen unglaublich viel Geld – auch das hat seine Vorteile: So können die Reichen ihr Geld loswerden und die Armen können an denselben verheißungsvollen Orten heiraten, nur eben zu einer anderen Zeit, wo es viel weniger kostet…. Kurzum, das Leben wird in Indien bis heute sehr stark von all dem geprägt, was als verheißungsvoll und als nicht verheißungsvoll gilt.

Krishna sagt jedoch hier, wenn man sich an „Sat“ erinnert, die Wahrheit, wird alles zum Verheißungsvollen. Es spielt dann überhaupt keine Rolle, ob es der astrologisch günstigste Zeitpunkt ist oder nicht, ob es das richtige Bein war, mit dem wir aufgestanden sind, ob es die richtige Mondphase war, usw. Wenn wir „Sat“ aussprechen und uns bewusst sind, es ist die Wahrheit, dann kann man alles spiritualisieren.

 

Die Geschichte des Maha Mantras im Sivananda Ashram

Diese Geschichte illustriert, dass es weniger auf die Buchstaben, als auf den Geist ankommt.

Am 31. Dezember1943 wollte Swami Sivananda den neuen Vishwanath-Tempel im Sivananda Ashram einweihen. Indien war damals englische Kolonie und daher gab es drei Ferienzeiten, wo die Beamten alle Urlaub hatten, auch die Banken und die von den Briten beherrschten Industrien geschlossen hatten, und das waren die Weihnachts-, Oster- und Sommerferien. Das waren die einzigen Zeiten, wo die Menschen frei hatten und Zeit hatten, irgendwo hinzufahren oder in den Ashram zu kommen.

Für Inder gelten die Weihnachtstage direkt nach der Wintersonnenwende jedoch als eher inauspicious, unglücksverheißend. In dem Jahr 1943 war am 31. Dezember noch dazu eine besonders ungünstige Konstellation nach klassischen indischen Maßgaben. Swami Sivananda hatte die Einladungen schon verschickt, als die örtlichen Priester sagten, das könne er nicht machen, das sei keine geeignete Zeit, einen Tempel einzuweihen. Swami Sivananda wollte es natürlich mit den Priestern vor Ort nicht verderben und er brauchte ja auch Priester, um die Einweihungszeremonie traditionell durchzuführen. Swami Sivananda hat daraufhin geantwortet: „Es mag sein, dass der 31. Dezember ein nicht-glücksverheißender Tag ist, aber es steht auch in den Puranas (Göttergeschichten, heilige Schriften) wenn man das Maha Mantra rezitiert, wird jeder Tag zum verheißungsvollen Tag. Daher werden wir ab heute Tag und Nacht ununterbrochen das Maha Mantra „Hare Rama Hare Krishna“ rezitieren.“ Damit waren die Priester zufrieden, denn es stand ja in den Schriften, dass damit jeder Tag zum glücksverheißenden Tag wird, und die Einweihung konnte wie geplant stattfinden.

Anschließend kamen die Schüler zu Swami Sivananda und haben ihn gebeten, das Abschlussritual für das Mantrasingen zu machen. Aber Swami Sivananda hat geantwortet: „Es ist uns gelungen, das Maha Mantra mehrere Wochen ununterbrochen zu singen. Es ist ein machtvolles Mantra für den Weltfrieden. Daher werden wir das Mantra so lange weiter singen, bis der Zweite Weltkrieg vorbei ist.“ Als 1945 der Zweite Weltkrieg zu Ende war, kamen die Schüler wieder zu Swami Sivananda wegen des Abschlussrituals für das Mantrasingen. Darauf hat Swami Sivananda geantwortet: „Es gibt immer noch Krieg auf der Erde. Solange es irgendwo Krieg oder Bürgerkrieg auf der Erde gibt, fahren wir mit dem Maha Mantra fort.“ Und so wird (leider) das Maha Mantra bis heute ununterbrochen im Sivananda Ashram in Rishikesh wiederholt. Leider deshalb, weil es weiterhin Krieg und Bürgerkrieg auf der Erde gibt. Aber gleichzeitig wird dort natürlich eine ungeheuer machtvolle Schwingung erzeugt, auch wenn das Mantra mal eher meditativ und mal mehr oder weniger enthusiastisch wiederholt wird.

 

Große Meister sind Revolutionäre

Swami Yogaswarupananda, der Vizepräsident des Sivananda Ashrams Rishikesh, hat erzählt, er war vor kurzem zu einer Konferenz des traditionellen Yoga in Assisi eingeladen. Dort wurde überlegt, wie man sich als traditionelle Yogis von den nicht so traditionellen heutigen Yogarichtungen absetzen könnte. Und da hätte er sinngemäß gesagt: „Wer sind wir, um festzulegen, was traditioneller Yoga ist? Alle Meister, die wir vertreten, sind solche, die immer offen waren, die sich nicht abgekapselt haben.“ Auf der Einladung stand, wer zu den sogenannten traditionellen Yogis gezählt wurde. An erster Stelle stand da Swami Sivananda. Zu seinen Zeiten war er ein Revolutionär! Er hat Englisch gesprochen und auf Englisch gelehrt, Frauen, Westler und Kastenlose in seinem Ashram zugelassen, Brahmanen zusammen mit allen anderen essen lassen, Menschen per Post eingeweiht, die geheimsten Mantras veröffentlicht, ein Kundalini-Buch geschrieben, Pranayama-Techniken veröffentlich in seinem Buch „Die Wissenschaft des Pranayama“ – lauter unerhörte Dinge zur damaligen Zeit. In den 1930er/40er Jahren hat das zu einem ziemlichen Aufruhr geführt.

Ramakrishna, Ramana Maharishi und Ananda Mayi Ma waren ebenfalls bei der Konferenz aufgeführt – alles selbstverwirklichte Yogameister/Meisterinnen, die zu ihrer Zeit Revolutionäre waren und von ihren Zeitgenossen zunächst einmal sehr skeptisch beäugt wurden. Aber sie hatten auch eines gemeinsam: Noch zu ihren Lebzeiten wurden sie doch auch von den Traditionellen anerkannt, weil sie eben auch gemerkt haben: „An ihren Früchten könnt ihr sie erkennen.“ Auch das Christentum hat ja einige unkonventionelle Heilige wie den hl. Franziskus und die hl. Hildegard auch zu ihren Lebzeiten anerkannt.

Sat – sich einer höheren Wahrheit bewusst sein

Krishna sagt in diesem Vers sogar, allein wenn wir „Sat“ sagen, im Bewusstsein der Einheit mit allem, dann wird alles zur verheißungsvollen Handlung. Dann brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, ob wir auf einer Wasserader wohnen, ob uns jemand schief angeschaut hat, ob Neumond ist, ob beim Essen das rechte Nasenloch offen ist, usw. Sowie wir „Sat“ mit Bewusstheit wiederholen, ist alles glücksverheißend.

„Sat“ steht hier stellvertretend auch für andere Mantras und für jede Erinnerung an Gott. Wenn man sich an Gott erinnert, spielt nichts anderes mehr eine Rolle – auch nicht die korrekte Aussprache des Sanskrit.

Viele große Meister wie Swami Vivekanananda, Prabhu Pada, Ramana Maharishi, Yogananda stammten aus Bengalen und wenn sie in Ekstase gefallen sind, sind sie oft aus dem Sanskrit ins Bengalische verfallen, wo das „a“ oft zum „o“ wird, also „Hori Om Tot Sot“. Das ist kein Hindernis für die Selbstverwirklichung. Übrigens auch Deutsch nicht…