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16-24 Kommentar Sukadev

Im 15. Kapitel hat Krishna uns Sattwa, Rajas und Tamas als Entscheidungshilfen vorgestellt. Hier im 16. Kapitel zeigt er uns, wie wir zwischen daiva und asura, ethisch und unethisch, unterscheiden und uns an daiva orientieren können. Um dahin zu kommen, sollten wir uns an shreya, dem Guten, ausrichten und nicht blind jedem Wunsch und jeder Regung folgen.

Erkennen, was wirklich gut für uns ist

Im Jnana Yoga gibt es drei Kriterien für Wahrheit:

Es muss in den Schriften stehen.

Es muss logisch nachvollziehbar sein.

Es muss der Erfahrung in höheren Bewusstseinsebenen entsprechen.

Schriften

Das erste scheint am einfachsten zu sein, denn Schriften kann man lesen. Aber wenn man genauer hinschaut, ist es doch nicht so einfach, denn die Schriften sind oft nicht eindeutig. Sie sind entweder verschlüsselt oder lassen uns die Wahl. Für fast alles kann man Argumente dafür und dagegen in der einen oder anderen Schrift finden.

Logik

Auch das logische Nachvollziehen ist nicht immer so einfach, wie es klingt, denn auch unser Intellekt kann uns unter Umständen in die Irre führen.

Überbewusste Intuition

Das Klarste ist die Intuition in Samadhi, im überbewussten Zustand. Es gibt nur ein Problem damit, nämlich, dass wir nicht jederzeit in Samadhi kommen. Deshalb müssen wir manchmal in der Ungewissheit handeln und nutzen dafür all diese Mittel nach bestem Wissen und Gewissen.

 

Die Rolle des Gurus

Eine Hilfe  kann auch der Guru sein, der spirituelle Lehrer, der vielleicht Zugang zu Samadhi hat. Aber die meisten Gurus machen es wie Krishna. Wenn man ihnen eine eindeutige Frage stellt, antworten sie allgemein, manchmal über mehrere Stunden, und zum Schluss sagen sie: „Und jetzt handle, wie du willst.“ Das gilt für allgemeine Entscheidungen.

Wenn der Guru seinem Schüler in jeder Lebenssituation eindeutige Antworten und Anweisungen geben würde, würde der Schüler nicht wachsen, sondern eher unselbständig werden.

Natürlich gibt es auch Situationen, wo ein Lehrer klare Aussagen trifft. Angenommen, ein Schüler würde sagen: „Ich habe gestern Nacht geträumt, ich muss meine Frau loswerden und dazu muss ich sie umbringen. Ist das ok?“ – Dann wird ein Lehrer schon sehr genau sagen, dass das nicht mit Dharma zu vereinbaren ist und den Schüler davon abhalten.

Bei konkreten technischen Fragen gibt der Guru aber üblicherweise sehr wohl eine genaue Anweisung. Wenn ich zum Beispiel Swami Vishnu gefragt habe, „Soll man bei Kapalabhati – bei der schnellen Ein- und Ausatmung – den Brustkorb heben oder unten lassen?“, hat er mir schon eine konkrete Antwort gegeben. Oder wenn ich ihn gefragt habe, „Soll beim Jalandhara Bandha (Kinnverschluss) das Kinn den Brustkorb berühren oder soll der Kopf nur leicht gesenkt werden?“, hat er gesagt, „Wenn du kannst, soll das Kinn den Brustkorb berühren.“

Bei technischen Fragen und ethisch klaren Sachverhalten sind die Meister oft eindeutig. Aber bei allgemeinen philosophischen oder persönlichen Anliegen zeigen sie eher Kriterien auf, nach denen man selbst zu einer Entscheidung kommen kann, denn sie wollen einen ja zur Freiheit führen.