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13-20 Kommentar Sukadev

Für äußere Dinge gibt es Ursache und Wirkung, äußere Dinge verändern sich, bewegen etwas. Das Bewegen sind nicht wirklich wir. Der Körper tut etwas, er folgt den Naturgesetzen. Aber wer etwas erfährt, das ist das Bewusstsein. Ohne Bewusstsein gibt es keine Erfahrung. Ohne Bewusstsein gibt es keine Erfahrung von Vergnügen oder Schmerz. Wenn mir zum Beispiel etwas auf meinen Arm fällt, dann ist das erst einmal Ursache und Wirkung. Eine Ursache hat einen Ziegel gelöst, dieser fällt auf meinen Arm. Folge ist, dass im Arm Schmerzrezeptoren gereizt werden. Diese geben die Information über den sensoriellen Nerv weiter an den Rückenmarkskanal. Dieser gibt es weiter ans Gehirn. Das ist alles fassbar über Ursache und Wirkung, über physikalische, chemische, biologische Gesetze, heutzutage sogar messbar, von den Sinneszellen über die Nervenreizübertragung bis zur Stimulierung von Hirnarealen, elektrischer Aktivität in den Nervenzellen und dem Ausschütten von Botenstoffen. Aber, dass ich nachher Schmerz spüre, dazu muss das Bewusstsein da sein. Ist das Bewusstsein nicht da, kann durchaus ein Ziegelstein auf meinen Arm fallen, ohne dass ich mir dessen bewusst werde, ohne dass Schmerz da ist. Während ich dies schreibe, befinde ich mich gerade in einem Zug. Ich bin ein moderner Yogi: Wenn ich unterwegs bin, nehme ich mein Notebook mit. Angenommen, ich wäre jetzt sehr konzentriert beim Schreiben dieses Buches. Plötzlich fällt etwas aus dem Gepäcknetz von oben herunter. Dann mag es auf meinen Arm fallen, die Sinneszellen werden tatsächlich gereizt, der Nerv gibt es weiter, es wäre sogar etwas messbar, nur in dem Teil des Gehirns, wo das Bewusstsein ist, ist nichts messbar. Ist das Bewusstsein nicht dabei, passiert nichts. Die Seele ist das, was erfährt und die Seele kann ihre Aufmerksamkeit irgendwo hinrichten oder auch nicht. Nur wenn die Aufmerksamkeit irgendwo hingerichtet ist, werden Vergnügen und Leiden erfahren. Daher gilt: das Bewusstsein ist die Ursache für alle Erfahrungen, insbesondere für Vergnügen und Schmerz. Daher kommt eine einfache Technik, Leiden zu vermeiden: Ziehe deine Aufmerksamkeit vom Schmerz weg, richte deine Bewusstheit auf etwas anderes. Dann gibt es auch keinen Schmerz.

Ich habe euch erzählt, dass Ramana Maharshi in der Lage war, seinen Ellbogen bei Bewusstsein aufschneiden zu lassen, ohne Schmerzen zu empfinden. Er löste einfach sein Bewusstsein vom Körper. Swami Sivananda hatte in den letzten Lebensjahren einige Krankheiten, die auch schmerzhaft waren. Wenn man ihn gefragt hat, wie es ihm geht, sagte er mit einem großen Lächeln: „Mir geht es sehr gut.“ Und als er gefragt wurde, ob er Schmerzen habe, zögerte er einen Moment, brachte sein Bewusstsein in den Körper und antwortete: „Ja, tatsächlich, unglaubliche Schmerzen.“ In dem Moment, in dem er überlegte, ob er Schmerzen hat, erfuhr er den Schmerz, er musste ja wahrhaftig antworten. Aber danach konnte er das Bewusstsein wieder davon wegziehen und die Schmerzen waren nicht mehr da.