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13-02 Kommentar Swami Sivananda

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Die Felder sind unterschiedlich, aber Kenner des Feldes ist ein einziger. Die individuellen Seelen (Jivatmas) sind unterschiedlich, aber die höchste Seele (Paramatma) ist eine einzige. Überall wo Geist ist, bestehen Lebensatem, Ichbewußtsein und individuelles Bewußtsein, nämlich die reflektierte Intelligenz, nebeneinander. Wer den Begriff von Dualität hat, wird immer wieder geboren werden. Diese Täuschung durch die Dualität kann nur durch das Erkennen des Einsseins von Selbst und Absolutem beseitigt werden. »Ich bin glücklich«, »Ich bin unglücklich«, »Ich bin der Ausführende dieser Handlung« und »Ich bin es, der diese Erfahrung macht« – das sind die Erfahrungen aller menschlichen Wesen. Daher ist die individuelle Seele an Samsara gebunden und Freude und Schmerz unterworfen, und die individuellen Seelen sind in verschiedenen Körpern. Aber die höchste Seele ist frei von Freude und Schmerz. Sie ist nicht an Samsara gebunden. Sie ist in Ewigkeit frei. Es gibt keine zweite.

Wenn in allen Körpern nur die individuelle Seele ist, müßten alle zur selben Zeit dieselbe Erfahrung machen. Wenn Rama an Bauchschmerzen leidet, müßte Krishna zur selben Zeit dieselben Schmerzen spüren. Wenn Hans Freude empfindet, müßte Jakob dieselbe Erfahrung haben. Wenn Choudhury von einem Skorpion gebissen wird, müßte auch Banerjee den Schmerz spüren. Das ist aber nicht der Fall. Während Rama leidet, empfindet Krishna Freude. Während Hans jubelt, ist Jakob deprimiert. Während Choudhury an einem Skorpionbiß leidet, genießt Banerjee sein Frühstück. Die Felder sind unterschiedlich, die Körper sind unterschiedlich, die Geiste sind unterschiedlich, und die individuellen Seelen sind unterschiedlich. Der Kenner in all diesen Feldern ist aber ein und derselbe. Freude und Schmerz sind nur die Dharmas (Funktionen) des Geistes. Die individuelle Seele ist in ihrem Wesenskern mit der höchsten Seele identisch.

Der Kenner des Feldes, das Selbst, wird von Freude und Schmerz oder Tugend und Laster nicht berührt. Er ist nur der stille Beobachter. Freude und Schmerz sind die Funktionen des Geistes. Durch Unwissenheit werden sie dem Selbst zugeschrieben. Der unwissende Mensch betrachtet den physischen Körper als das Selbst. Er wird von den beiden Strömen von Zu- und Abneigung beeinflußt, er handelt tugend- oder lasterhaft und erntet die Früchte dieses Tuns, d.h. Freude und Schmerz, und wird immer wieder geboren. Der Weise aber, der weiß, daß der Kshetrajna, der Kenner des Feldes, das Selbst, sich vom Körper unterscheidet, wird nicht von Zu- und Abneigungen beeinflußt. Er identifiziert sich mit dem reinen, ewigen Absoluten, dem höchsten Selbst, und ist immer glücklich und ›handlungslos‹, obwohl er zum Wohle der Menschheit handelt.

Die Krankheit Timira (Teilblindheit), die eine Wahrnehmung verursacht, die nicht der Realität entspricht, ist eine Krankheit des Auges und nicht des wahrnehmenden Menschen. Wenn die Krankheit durch richtige Behandlung geheilt wird, nimmt er die Dinge in ihrem wahren Licht wahr. Genauso sind Unwissenheit, Zweifel, Freude und Schmerz, Tugend und Laster, Zu- und Abneigung, falsche Wahrnehmungen, und ihre Ursache ist auf das Instrument (den Geist), nicht aber auf den stillen Beobachter, den Kenner des Feldes, das Selbst, zurückzuführen.

Im Zustand der Befreiung, wenn sich der Geist auflöst, gibt es keine Unwissenheit, und das Spiel der zwei Ströme von Zu- und Abneigung ist nicht vorhanden. Wenn falsche Wahrnehmung, Unwissenheit, Freude und Schmerz, Zweifel, Bindung, Täuschung, Sorge, usw. die Grundeigenschaften des Selbst wären, so wie Hitze die Grundeigenschaft des Feuers ist, könnte man sich ihrer nie entledigen. Es gab aber in der Vergangenheit selbstverwirklichte Weise wie Shankara, Dattatreya, Jada Bharata und Yajñavalkya, die über außergewöhnliches, übersinnliches und intuitives Wissen verfügten und von falscher Wahrnehmung, Zweifel, Furcht, Täuschung, Sorge, usw. frei waren. Sie hatten kein Bewußtsein von Samsara, aber sie waren sich des Selbst vollkommen bewußt. Daher müssen wir schließen, daß das Selbst immer frei ist, rein, vollkommen, ewig, und daß Unwissenheit dem Instrument (dem Geist) angehört und nicht dem Selbst.

Aus Tamas entstandene Unwissenheit ist wie ein Schleier, der Menschen daran hindert, ihre wahre Natur als absolutes Sein – absolutes Wissen – absolute Wonne zu erkennen. Sie verursacht eine der Realität genau entgegengesetzte Wahrnehmung oder Zweifel und das Nichtwahrnehmen der Wahrheit. Sobald Selbsterkenntnis aufdämmert, verschwinden diese drei Formen von Unwissenheit vollständig. Daher sind diese drei Formen von Unwissenheit nicht die Eigenschaften des Selbst. Sie gehören dem Geist an, dem Organ und Instrument. Der Geist ist nur eine Auswirkung oder ein Produkt der Unwissenheit.

Das Rad von Samsara, der Weltenlauf, dreht sich nur aufgrund von Unwissenheit. Es existiert nur für den Nichtwissenden, der die Welt wahrnimmt, wie sie ihm erscheint.

Für den befreiten Weisen gibt es kein Samsara. Keine Augenkrankheit kann die Sonne (die Gottheit, die über die Augen herrscht) beeinträchtigen. Das Zerbrechen eines Gefäßes wird in keiner Weise den im Gefäß befindlichen Äther oder Raum berühren. Das Wasser der Fata Morgana kann die Erde nicht befeuchten. Genauso können Unwissenheit und ihre Auswirkungen keineswegs den reinen, subtilen, eigenschaftslosen, formlosen, gliedlosen, teillosen und aus sich selbst strahlenden Kshetrajna, das Selbst, berühren. Unwissenheit berührt das Selbst nicht. (Vgl.X.20; XIII.32; XVIII.61).