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09-29 Kommentar Sukadev

Manchmal stellen Menschen die Frage, warum sie Gott verehren sollen und ob er das überhaupt möchte. Gott hat nichts davon, wenn wir Ihn verehren. Aber wir haben sehr viel davon. Die Bhaktas (Gottesverehrer) drücken es so aus: Sie sagen: „Gott will zu uns kommen. Gott wartet auf uns. Wir müssen nur einen Schritt auf ihn zugehen, dass er 1000 Schritte auf uns zukommt.“

In vielen Kriegen bitten Menschen, „Oh Gott, bitte stehe auf meiner Seite.“ Und die Gegner beten: „Oh Gott, bitte stehe auf meiner Seite.“ Es ist nicht so, dass Gott parteiisch ist. Gott steht auf keiner Seite. Er ist sogar unparteiisch dem Guten gegenüber. Es ist nicht so, dass Gott einen bestraft oder belohnt, sondern das macht das Karma. Nehmen wir einmal das Beispiel einer Sonne: Wenn die Sonne scheint dann scheint sie für alle Menschen, die Guten und die weniger Guten. Wenn ein Yogi aus der Tür tritt, bekommt er keinen besonders schönen Sonnenstrahl ab während sein Nachbar, der vielleicht einen Tag vorher einen Banküberfall begangen hat, im gleichen Moment einen Regenschauer abbekommt. Gott lässt die Sonne für alle Menschen gleich scheinen und er selbst strahlt auch immer die gleiche Liebe aus. Nur manche Menschen lassen die Sonnenstrahlen/seine Liebe stärker in sich eindringen, andere Menschen lassen die Sonnenstrahlen/seine Liebe weniger in sich eindringen.

Was ist in Indien beliebter, die Sonne oder der Regen? Der Regen ist dort beliebter. Warum? Weil er relativ selten ist. So wie hier oft die Sonne ein Zeichen des Segens ist, ist dort der Regen ein Zeichen des Segens. Es heißt, wenn es während einer Yajna anfängt zu regnen, gilt dies als besonderes Segenszeichen.

Für unsere Breiten können wir uns das ganz einfach machen. Wenn wir ein Ritual zelebrieren und die Sonne scheint, dann ist es ein besonderer Segen. Und wenn es regnet, ist es auch ein besonderer Segen.

So feiern wir in Deutschland meist nur die christlichen Feiertage. Die Inder haben viel mehr Gelegenheiten an Gott zu denken. In Indien ist eigentlich ständig irgendein Feiertag, denn sie feiern die Feiertage fast aller Religionen. Indien ist das Land mit den meisten Feiertagen. Anders als bei uns hat dann aber nicht alles geschlossen, sondern nur die Banken und Regierungsgebäude. Bei den Supermärkten und Geschäften hängt die Öffnungszeit von der Religion des Besitzers ab. Ist es z.B. ein Christ, hat das Geschäft an Weihnachten geschlossen. Wenn man etwas Wichtiges zu erledigen hat, lohnt es sich, vorher mal auf den Kalender zu schauen.

Es fällt den Indern auch durchaus leichter mit Katastrophen umzugehen als Westlern. Im Westen gilt Gott als derjenige, der belohnt und bestraft. Und wenn etwas schief geht, dann muss Gott einen bestraft haben. Und dann fragt man sich: „Was habe ich falsch gemacht, dass Gott mich bestraft?“ Und wenn man nichts oder nichts Ausreichendes findet, zweifelt man an Gott, hadert man mit Gott, verliert den Glauben an Gott.

Inder glauben, dass Gottes Liebe immerwährend und allgegenwärtig ist. Gutes und Schlechtes kommen aus dem Karma heraus auf einen zu. Gott hat damit nichts zu tun. Gott ist immer Liebe.

Warum spüren manche die Liebe Gottes und andere nicht? Nehmen wir mal den Regen als ein Beispiel. Wir können, wenn wir in den Regen gehen und Wasser brauchen, ein Gefäß mitnehmen, oder auch nicht. Wenn wir kein Gefäß mitnehmen, haben wir hinterher kein Trinkwasser, welches wir zu unserer Familie bringen können, und zwar nicht, weil Gott uns nicht mag, sondern, weil wir unser Gefäß nicht mitgenommen haben. Manche Menschen nehmen auch ein Gefäß mit, halten es aber falsch herum. Wieder andere nehmen ein Gefäß mit einem Loch mit. Dies ist vergleichbar mit der Liebe Gottes. Sie ist immer da. Wir müssen nur unser Gefäß, unser Herz, öffnen. Dann können wir diese Liebe spüren. So sagt Krishna: „Die Menschen, die Mich mit Hingebung verehren, die sind in Mir und Ich bin auch in ihnen.“ Sie spüren sich in ihm.

Hier wechselt Krishna, wie schon so oft, wieder seinen Standpunkt und scheint sich selbst zu widersprechen. Im gleichen Kapitel hat er zuvor schon gesagt, dass er nicht in den Wesen und die Wesen nicht in ihm sind. Und jetzt sagt er plötzlich, ich bin in den Wesen und die Wesen in mir. Dies müssen wir vom emotionalen Standpunkt aus betrachten: Wenn wir Gott mit Hingebung verehren, haben wir das Gefühl, Gott ist in uns. Wir spüren Gott im Herzen und wir spüren, wir sind in Gott. Wir fühlen, Gott ist überall. Es ist nicht so, dass Gott etwas davon hat, wenn wir ihn verehren oder Asanas oder Pranayama machen oder meditieren, sondern wir öffnen unser Gefäß zu Gott. Und so kann es mit Liebe gefüllt werden und so wissen wir, Gott ist in uns und wir sind in Gott.