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09-26 Kommentar Sukadev

Wir können Gott auf einfache Art und Weise verehren. Ihr könnt zum Beispiel zuhause einen kleinen Altar errichten und dort kleine Opfer bringen. Wenn ihr eine Kerze anzündet, zündet sie nicht einfach an, sondern bringt das Licht Gott dar mit den Worten: „Oh Gott, dieses Licht bringe ich dir dar.“ Ihr könnt es dabei dreimal im Uhrzeigersinn schwenken.

Wenn ihr ein Räucherstäbchen anzündet, dann zündet es nicht einfach nur so an, sondern sagt: „Oh Gott, ich bringe dir dieses Räucherstäbchen dar.“ Dasselbe könnt ihr auch mit einem Blatt oder einer Blume tun. Und ihr könnt jede Alltagshandlung als kleines informelles Ritual gestalten.

Swami Vishnu-devananda hat einige Jahre lang, wenn er zum Satsang gekommen ist, eine Blüte oder ein Blatt mitgebracht, welches er auf dem Weg in den Satsangraum gefunden hat. Er hat sich dann vor dem Altar verneigt und es dargebracht. Vermutlich wollte er uns ein Beispiel geben, dass wir uns so rituell ausdrücken können. So ähnlich, wie mein Vater, der sehr oft auf Geschäftsreise war, wenn er zu uns zurückkam, und uns drei Jungs immer etwas mitbrachte. Warum hat er uns etwas mitgebracht? Im Laufe der Zeit hatten wir massig Teddybären und Gummitiere und irgendwelche Lufthansaflieger. Gebraucht haben wir diese ganzen Dinge nicht, aber er hat seine Liebe zu uns ausgedrückt und wir haben uns darüber gefreut.

Braucht Gott, dass wir ihm irgendein Blatt darbringen? Nein, er braucht es überhaupt nicht. Er ist das Blatt und es gehört ihm schon. Doch das spielt keine Rolle.

Eine andere Analogie: Als Kinder haben wir immer unserer Mutter zum Muttertag irgendetwas gemalt. Die Stifte hat unsere Mutter uns geschenkt genauso wie das Papier und dann haben wir aus den Stiften und dem Papier irgendetwas gekritzelt. Wenn man es objektiv betrachtet hätte, hätte man es als grässlich bezeichnen können, denn keiner von uns war künstlerisch übermäßig begabt. Ich glaube aber nicht, dass unsere Mutter die Freude geheuchelt hat. Für eine Mutter gibt es nichts Schöneres als gemalte Bilder ihrer Kinder. Die Mutter kann zwar materiell damit nicht viel anfangen, aber es ist ein Ausdruck von Liebe. Und wir Kinder waren so stolz, wenn wir es der Mutter gegeben haben. Ich glaube, ihr könnt das nachvollziehen. So ähnlich können wir stolz sein, wenn wir Gott etwas darbringen. Gott nimmt es an und wir spüren die Liebe. Liebe muss sich ausdrücken. Es kann sein, dass es für uns ausreicht, wenn wir uns einfach verneigen. Es kann sein, dass wir etwas darbringen dabei, ein Blatt oder eine Blüte, oder, wenn uns das alles zu brutal vorkommt, weil wir eine arme Pflanze damit traktieren würden, ein bisschen Wasser oder eine Frucht, die wir nachher selbst essen können. Aber erst einmal bringen wir sie Gott dar. Und dann sind wir dankbar, dass wir sie anschließend bekommen.

Die ersten beiden Worte dieses Verses heißen „Patram Pushpam“. So wird dieser Vers auch als „Patrampushpam-Shloka“ bezeichnet. Daraus ist ein geflügeltes Wort geworden. Wann immer ein Gottesverehrer etwas für Gott tut, kann er innerlich sagen: „Patram Pushpam“. Das bedeutet dann: „Oh Gott, dies ist meine Gabe an dich. Bitte nimm es an, so wie du es in der Bhagavad Gita versprochen hast“.

Eine andere Formel, mit welcher wir alles Gott darbringen können, ist „Narayana Iti Samarpayami“.  Das heißt: „Was auch immer ich tue, bringe ich dir dar, oh Gott.“ Diese Formel können wir uns morgens nach dem Aufwachen sagen und so alles Gott widmen. Wir können sie auch abends vor dem Schlafengehen sagen und damit alles, was wir getan haben, Gott darbringen. Oder man kann  diese Formel auch zwischendurch während des Tages wiederholen. „Patram Pushpam“ und „Naryana Iti Samarpayami“ sind gute Sätze und Lebenseinstellungen, um den Alltag zu spiritualisieren.

Swami Vishnu hat Patram Pushpam auch wiederholt, wenn er sein Bestes gegeben hat und trotzdem etwas schief ging. Das war seine Opfergabe an Gott, und dieser hat es angenommen. Angenommen, man würde vor dem Altar einen Apfel hinlegen. Dann bringt man sein Gebet dar und wenn man die Augen öffnet, ist der Apfel weg. Wie würdet ihr euch fühlen? Es ist wie ein großes Wunder. Ich habe Gott das dargebracht und er hat es zum Verschwinden gebracht, direkt gegessen!

Vor ein paar Jahren gab es größere Presseartikel über das Wunder der verschwundenen Milch in einem Ganesha Tempel in Indien. Ein Mann hatte Ganesha Milch zur Verehrung dargebracht, die Augen geschlossen und als er sie wieder öffnete sah er, wie die Milch langsam verschwand. Es gab keine Katze im Raum und das Verschwinden wurde per Video dokumentiert.

Als Menschen bemühen wir uns, etwas Großartiges zu tun und ständig geht alles schief. Das bedeutet, dass Gott es angenommen hat. Habt ihr das verstanden? Mit viel Mühe haben wir irgendetwas aufgebaut, und dann geht alles schief, alles ist verloren. Patram Pushpam. Das ist meine Blüte, das ist mein Blatt – und großartiger Weise hat Gott mein Opfer vollständig verzehrt.