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03-04 Kommentar Sukadev

Das Nichtausführen von Handlungen führt nicht zu Naiskarmya. In der deutschen Übersetzung dieses Verses wird das Wort Handlungslosigkeit gebraucht. Eine bessere Übersetzung wäre meines Erachtens „Freiheit von Karma“. Wir erreichen also nicht dadurch Freiheit von Karma, indem wir nicht handeln. Einfach nur durch Entsagung kommen wir ebenfalls nicht zur Vollkommenheit. Nehmen wir mal ein Beispiel, wo das Nichtausführen von Handlungen zu Karma führt. Angenommen wir gehen die Straße entlang und finden jemanden, der in seinem Blut liegt. Wenn wir einfach an ihm vorbeigehen und nichts tun, dann schaffen wir uns Karma.

Oder ein anderes Beispiel: Angenommen, wir haben eine bestimmte Aufgabe und erledigen diese nicht, obwohl wir sie erledigen könnten. Dann schaffen wir uns dadurch neues Karma. Es gibt ja auch Dinge, von denen es gut wäre, wenn wir sie machen würden, aber es gelingt uns einfach nicht.

Dass man nicht einfach durch Entsagung zur Vollkommenheit gelangt ist jedem klar. Angenommen, ihr würdet morgens aufwachen und sagen: „Ich hab es wirklich erkannt. Wünsche führen nicht zur Zufriedenheit. Besitz ebenfalls nicht. Ich überschreibe meinen ganzen Besitz Yoga Vidya oder einer anderen gemeinnützigen Organisation. Ich werde dann Bettler und lebe von den Bettelgaben, die Menschen mir auf der Straße geben und laufe nur noch in Lumpen durch die Gegend.“

Frage: „Seid ihr dann vollkommen?“ Nein, ihr habt nicht die Vollkommenheit erreicht. Manche, die mal versucht haben, eine Weile so zu leben, z.B. von Deutschland aus den Jakobsweg zu gehen und nur von dem zu leben, was die Menschen ihm geben, bezeichnen es als eine interessante Erfahrung.

Swami Vishnu hatte auch eine Zeitlang eine Wanderphase, in der er nur von Bettelgaben gelebt hat. Er selbst hatte kein Geld mitgenommen. Er hat uns Schülern einmal erzählt, dass ihm zwei Tage lang niemand etwas zu essen gegeben hat. Er hatte ziemlichen Hunger. Danach kam ein Mann und brachte ihm etwas Getreide, was sehr haltbar war. Es war wie eine Art Trockengrieß, der auch gut schmeckt, weil er gewürzt ist. Swami Vishnu freute sich über dieses Glück und beschloss vorher noch ein Bad zu nehmen und legte den Trockengrieß in seinen Dhoti. Nach dem Bad ergriff er seinen Dhoti, weil er sich anziehen wollte. Der Grieß fiel auf den Boden und war ungenießbar. Uns hat er dann gefragt, ob wir sein Leiden nachvollziehen könnten. Zwei Tage lang hat es gedauert, bis ihm jemand etwas geschenkt hatte, dann hatte er etwas bekommen, hatte sich darauf gefreut und zum Schluss war alles kaputt. Er meinte auch, ein Karma, dass ihm jemand etwas geben sollte, kam und darauf folgte ein anderes Karma, so dass er die Gabe wieder verloren hatte. Die Geschichte endete allerdings mit einem Happy End. Swami Vishnu ist ins nächste Dorf gegangen und bevor er irgendetwas sagen konnte, hatte der erstbeste Mann ihn auf der Straße zu sich nach Hause zum Essen eingeladen und ihn mit einem großartigen Mahl bewirtet. Das hat er auch als Beispiel verwendet dafür, dass sich verschiedene Karmas unmittelbar hintereinander abspielen können. Ihr kennt das auch aus anderen Kontexten. Ihr denkt, ihr habt etwas sicher und im nächsten Moment ist es verloren. Wenn wir dann trauern, um das, was wir verloren haben, dann kommt plötzlich etwas Neues.