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15-14 Kommentar Sukadev

Auf Sanskrit lautet dieser Vers: Aham vaishvanaro bhutva praninam deham ashritah pranapana samayuktah pachamy annam chatur-vidham, einer der drei Verse aus der Bhagavad Gita, die sich als Tischgebet eignen. Swami Yogaswarupananda aus dem Sivananda Ashram rezitiert immer alle drei Verse vor dem Essen, wenn er bei Yoga Vidya ist und seine Bhagavad Gita Seminare gibt.

Der andere Tischgebet-Vers, Brahmarpanam Brahmahavir Brahmagnau Brahmanahutam Brahmaiva Tena Gantavyam Brahmakarma Samadhina, erinnert uns daran, dass alles Gott ist, der Essende, der Essens- und Verdauungsprozess usw.

Einer der Hauptgründe warum Menschen Nahrung nicht gut verdauen, ist, wenn sie beim Essen in einem gestressten Zustand sind. Da der Parasympathikus für die Verdauung zuständig ist, kann sie im Stressmodus nicht richtig funktionieren. Beten vor dem Essen und solche Verse zu rezitieren entspannt den Geist. Und wenn wir wissen, Gott verdaut die Nahrung, dann können wir noch entspannter sein. Dazu dient dieser Vers hier. Er richtet sich an Gott besonders als Verdauungsfeuer, Vaishvanara Agni.

„…in Verbindung mit Prana und Apana verdaue ich die vierfache Nahrung …“

Es gibt die fünf Prana– (Lebensenergie-) Ströme Prana Vayu, Apana Vayu, Vyana Vayu, Udana Vayu und Samana Vayu. Im engeren Sinn ist Samana Vayu verantwortlich für die Verdauung. Aber beim Essen brauchen wir auch Prana Vayu, die Einatmungsenergie, denn wir brauchen etwas Energie, um aus der Nahrung wiederum Energie zu gewinnen. Apana Vayu ist die Energie hinter Ausscheidungsprozessen, und auch sie ist ein notwendiger Bestandteil des gesamten Assimlationsprozesses der Nahrung im Körper.

„…Ich verdaue die vierfache Nahrung…“ Es gibt vier Arten von Nahrung, wie Swami Sivananda in seinem Kommentar schreibt:

1) Bhakshyam: Nahrung, die gekaut werden muss, also feste Nahrung.

2) Bhojyam: Das, was aufgesaugt werden muss, also zum Beispiel Suppe vor Erfindung des Löffels

3) Lehyam: Das, was geleckt werden muss, zum Beispiel Salz oder bestimmte Kräuter oder Süßigkeiten im alten Indien

4) Choshyam: Das, was verschlungen und geschluckt werden muss, ohne dass man es vorher kaut, zum Beispiel Wasser. Im alten Indien gab es einen Dorfbrunnen und einen Becher. Jeder, der trinken wollte, hat aus diesem Becher Wasser in den Mund geschüttet, ohne den Becher zu berühren. Das war eine Frage der Hygiene.

Für traditionelle Inder ist die Vorstellung undenkbar, einen Löffel mit Nahrung in den Mund zu nehmen, diesen dann mit dem eigenen Speichel und den Bakterien wieder ins Essen zu tauchen und wieder in den Mund zu nehmen, wie es in unserer westlichen Esskultur üblich ist. In Indien nimmt man das Essen in die Finger und schubst es in den Mund, ohne dass die Finger den Mund berühren. Heutzutage sind die meisten Inder in beiden Kulturen beheimatet und beherrschen je nach den Umständen beides.

Es gibt noch eine zweite Einteilung, die auf den ersten Blick unverständlich klingt:

  • Roher Reis ist Prithvi-Annam (feste Nahrung) für Menschen.
  • Wasser ist Apyannam (wässrige Nahrung) für Vögel wie den Chataka
  • Feuer ist Tejasannam (heiße Nahrung) für bestimmte Kreaturen
  • Luft ist Vayvannam (Luftnahrung) für Schlangen

Eine wörtliche Interpretation wäre: Die Kenntnisse der Biologie waren damals noch nicht sehr weit fort geschritten. Vögel ernähren sich in Wirklichkeit nicht nur von Wasser und Schlangen nicht nur von Luft. Aber andererseits können wir davon ausgehen, dass die Menschen damals auch nicht so dumm gewesen sind, das nicht zu erkennen, so dass wir eher davon ausgehen müssen, dass damit subtilere Wesenheiten gemeint sind.

Die übertragene Interpretation ist also: Reis, stellvertretend für alle feste Nahrung, ist für Wesen mit einem physischen Körper. Für Astralwesen ohne physischen Körper, wie sie auch in der westlichen Magie erwähnt werden, zum Beispiel Undinen, Wassergeister, die Salamander als Feuergeister und Feen als Luftwesen sowie die Gnome, die Erdgeister gibt es die vierfache Nahrung für die vier Kategorien feinstofflicher Wesen. Sie leben auch von etwas, aber nicht von grobstofflicher, sondern von subtiler Nahrung. Manchmal, wenn man viel Pranayama, Meditation, Asanas usw. gemacht hat, kann man diese feinstofflichen Wesen sehen, hören oder auch fühlen, zum Beispiel im Wald,  an einer Quelle oder bei den Externsteinen oder im Park beim Haus Yoga Vidya Bad Meinberg, oder eher als erdnahe Geister aus der Bergbauzeit beim Haus Yoga Vidya Westerwald. Und manche Bäume sind starke Kraftbäume, wo man Trost, Geborgenheit und Kraft finden kann, wenn man sich darunter setzt oder sie umarmt.

Bei diesen Feinstoffwesen gibt es zwei Aspekte zu beachten: Zum einen ist es schön, mit ihnen zu kommunizieren, sie wahrzunehmen, mit ihnen Freundschaft zu schließen, zu erkennen, wir Menschen sind nicht allein auf dieser Welt. Sie können uns auf einer relativen Ebene auch Trost und Kraft geben. Andererseits gilt für einen spirituellen Aspiranten aber auch die Empfehlung, sich nicht zu sehr darauf einzulassen. Diese Feinstoffwesen können nämlich eine sehr große Faszination ausüben. Sie sind aber eben Naturgeister, keine höheren Engelswesen, die einen in die höchsten Bewusstseinsebenen bringen. Sie sind interessant, faszinierend, und es ist gut, mit ihnen in Harmonie zu leben und auf dieser Ebene können sie uns helfen, aber darüber hinaus sollten wir uns nicht zu sehr auf sie einlassen.