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15-11 Kommentar Sukadev

Da die meisten von uns nicht unbedingt immer das Göttliche in sich selbst, in anderen Menschen und allem Seienden wahrnehmen, bewirkt dieser Vers oft, dass wir uns als „grob“ und „unintelligent“ einstufen und uns entmutigen lassen. Das ist nicht Krishnas Absicht.

Der Vers ist genau anders herum zu verstehen: Wenn wir genügend nach Vollkommenheit streben, werden wir dieses Gottes-/Einheitsbewusstsein irgendwann erreichen.

Streben an sich ist wichtig

Selbst wenn wir einem Irrtum aufgesessen sind oder einen Irrweg beschritten haben, ist es trotzdem gut und wichtig, dass wir überhaupt streben bzw. gestrebt haben. Die meisten Menschen hatten irgendwann hohe Ideale, haben vielleicht einmal danach gestrebt, und als es nicht so geklappt hat, wie sie es sich vorgestellt haben, haben sie resigniert. Sehr viele begnügen sich dann mit dem Fußballclub, einem Häuschen im Grünen, ein-, zwei Mal Urlaub im Jahr, usw. Solange das so läuft, ist es halbwegs ok. Aber es liegt in der Natur der Welt und der menschlichen Existenz, dass das nicht dauerhaft läuft. Glücklicherweise schickt Gott uns manchmal Dukha, Leiden, um uns aufzuwecken und erkennen zu lassen: Das ist ja alles ganz nett, aber darüber hinaus gibt es ein höheres Ziel, einen höheren Sinn, das Leben erschöpft sich nicht darin.

Swami Vishnu hatte dafür eine schöne Analogie: „Jede beliebige Anzahl von Nullen ist nichts wert. Setzt man aber eine Eins davor, bekommt jede Null auch ihre Bedeutung.“ Wenn die Eins da ist, das Streben nach einem höheren Ziel, dann kann alles andere auf der relativen Ebene bedeutsam sein. Dann kann der Beruf bedeutsam sein, das Hobby, die Familie bekommt eine tiefere Bedeutung, politisches und ökologisches Engagement und vieles andere auch.

Reinigung und Praxis

Grob und unintelligent wollen wir aber trotzdem nicht sein. So gilt es, sich zu reinigen – nicht umsonst war im vorherigen Kapitel von den drei Gunas die Rede. Wir müssen uns bewusst sein, dass es notwendig ist, unseren Geist zu reinigen, Sattwa in uns zu erzeugen, unser Prana sattwig zu machen, die höheren Chakras (Energiezentren) zu öffnen, dann fällt alles leichter.

Intellektuelles Verständnis ist zwar schon gut, reicht aber nicht aus. Wie ein Papagei zu wiederholen: „Ich bin Brahman“, ohne es echt zu erfahren und zu leben, hilft nicht wirklich weiter. Es klingt zwar schön und man kann sich selbst etwas vormachen und sich über andere erhaben fühlen, die sich auf der relativen Ebene bemühen. Aber wehe, etwas bringt einen aus dem gewohnten Trott. Eine Krankheit kommt, man verliert sein Vermögen, oder jemand schimpft über einen oder irgendetwas in der Art, dann ist es mit dem Aham Brahmasmi schnell vorbei!

In ganz wenigen Fällen, wie zum Beispiel bei Ramana Maharishi, der im Alter von 16 Jahren ein überwältigendes Erweckungserlebnis hatte, geschieht es, dass man ganz von selbst die Erfahrung Gottes macht. Aus yogischer Interpretation würde man sagen, in einem solchen Fall war der Mensch in einem vorherigen Leben schon sehr weit entwickelt und hatte nur noch ein kleines Restkarma abzuarbeiten, das sich in dieser Inkarnation manifestiert hat. Sobald das aufgebraucht war, stand der absoluten Gotteserfahrung nichts mehr im Weg. Solche Ausnahmen gibt es.

Für die Mehrheit der Menschen gilt: Wir müssen über diesen grobschlächtigen Geist hinauswachsen, um subtiler zu werden, die höhere Intelligenz entwickeln. Mit Intelligenz ist in diesem Zusammenhang nicht ein bestimmter IQ gemeint, sondern Buddhi, die Unterscheidungskraft. Die trainierte Buddhi, die überlegt, wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich, was ist wirklich, was ist unwirklich, was ist das Selbst, was ist das Nichtselbst, was ist das Vergängliche, was ist das Unvergängliche, was ist Glück, was ist nicht Glück, was ist meine Mission, was ist meine Aufgabe, wie kann ich sie erfüllen, wie komme ich zum Höchsten? Wenn wir uns diese Fragen stellen entwickeln wir unsere Buddhi und werden zu intelligenten Wesen im Sinne der Bhagavad Gita.