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15-03 Kommentar Sukadev

Nachdem wir erkannt haben, dass Gott hinter allem steckt und dass alles irgendwie ein Organismus Gottes ist, gilt es auch diese Vorstellung zu „fällen“, zu überwinden. Krishna spricht hier zu Arjuna, einem Krieger. Deshalb gebraucht er öfter die Ausdrucksweise eines Kriegers. Wir würden in unserer gemütlicheren Welt vermutlich nicht von Fällen sprechen, sondern dass es gilt jenseits dieses Baumes zu kommen. Es ist auf der einen Ebene gut, sich mit allem verbunden zu fühlen und liebevoll zu allen Wesen zu sein, aber es geht darum, auch darüber hinauszuwachsen. Denn der ganze wunderbare Ashvatta Baum ist letztlich ein Hineingehen von Brahman in Zeit und Raum.

Selbst diesen in Zeit und Raum manifestierten Ausdruck Brahmans, den Feigenbaum als Ganzes, können wir mit unseren physischen Augen nicht ganz wahrnehmen. Deshalb ist es gut, etwas davon zu spüren und zu fühlen als Liebe und Verbundenheit, sich dieses Bild immer wieder vor Augen zu führen, sich als Teil des Ganzen wahrzunehmen. Nur sollten wir nicht unsere ganze Aufmerksamkeit darauf richten, dass wir das Universum als Ganzes verstehen, begreifen, erfühlen usw. wollen. Das ist letztlich nicht möglich. Auch die Physiker stellen mehr und mehr fest, dass es niemals möglich sein wird, das physische Universum vollständig naturwissenschaftlich korrekt zu begreifen. Diese Erkenntnis und Demutshaltung haben die Physiker heute auch wieder. Ende des 19. Jahrhunderts hat der Physiker Kelvin einem jungen Studenten gesagt, er solle keinesfalls Physik studieren, denn die wichtigsten physikalischen Gesetze seien ergründet und was noch fehle, werde in den nächsten 10 bis 15 Jahren erforscht sein, so dass es da keine Zukunft für ihn gebe… Heutzutage sind immer weniger Physiker der Meinung, dass das Universum tatsächlich mathematisch oder logisch stringent beschreibbar ist.

Genau das meint Krishna hier: „Es kann nicht wirklich erkannt werden.“ Das heißt nicht, dass wir nicht versuchen sollten und könnten, es zu erkennen. Vorher beschreibt er ja die Zusammenhänge in romantischen Versen, um uns einen emotionalen Bezug dazu zu geben. Er will uns dazu einladen, uns aber gleichzeitig auch bewusst machen, dass wir es nicht vollständig erkennen können und es auch nicht vollständig zu erkennen brauchen. Wir können einiges erfühlen, erspüren, naturwissenschaftlich erforschen und verstehen, aber irgendwann gilt es darüber hinaus zu gelangen.