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14-13 Kommentar Sukadev

In Tamas sind wir in Dunkelheit, Trägheit, Unachtsamkeit und Täuschung. Dann haben wir zwei Möglichkeiten, damit umzugehen: Wir können sagen, Tamas hat seine Berechtigung, der Körper braucht Ruhe. Wir sind in einer dualistischen Welt, wir brauchen Regeneration und so hat die Schöpfung uns auch einen tamasigen Gemütszustand gegeben, der uns bremst, damit wir uns auch einmal Ruhe gönnen. Also legt man sich schlafen, macht eine Tiefenentspannung oder ein Mittagsschläfchen.

Oder aber wir stellen fest, dass es eigentlich keinen physischen Grund für Müdigkeit gibt und nur das Prana träge geworden ist. Ich bräuchte mehr Prana. Und wie bekomme ich das? – Durch Asanas, Pranayama, Rezitation der Schriften oder eines Mantras, Meditation usw. Die Schwierigkeit ist natürlich, dass man im tamasigen Gemütszustand keine Lust auf Pranayama hat. Dann müssen wir uns überwinden und allmählich das Prana wieder aufbauen, dann kommen wir über das Mehr an Prana automatisch aus dem tamasigen Zustand wieder heraus, statt in Trägheit und Selbstmitleid zu versinken.

 

Yoga ist das Aufhören des Einsseins mit dem Schmerz

 

Im 6. Kapitel heißt es: „Möge dies den Namen Yoga tragen, das Aufhören des Einsseins mit dem Schmerz. Dieser Yoga ist mit Entschlossenheit und unverzagtem Geist zu üben.“ (BhG VI.23)

 

Das heißt, wir lösen uns davon, uns wie ein Schwein im Schlamm unseres echten oder eingebildeten Leids zu suhlen. In einem tamasigen Gemütszustand suhlen wir uns mit Vorliebe im Selbstmitleid. Wenn uns schon niemand anders bedauert, bedauern wir uns wenigstens selbst. Das ist ja auch in Ordnung, und wir können auch diese wichtige Funktion unserer Psyche anerkennen. Ist es aber auf die Dauer gut sich selbst zu bedauern? – Für Schweine ist es gut für die Haut, wenn sie sich eine Weile im Schlamm suhlen. Für die menschliche Hauthygiene gelten andere Gesetzmäßigkeiten als für die Hauthygiene von Schweinen. Und so ist auch für unsere Psychohygiene das dauernde Suhlen in Selbstmitleid nicht hilfreich.

 

Einer unserer Gastlehrer, Shanmug Westley Eckart, spricht in seinen Seminaren überwiegend über positives Denken und wie man es kultivieren und weiter geben kann. Die Mehrheit der Menschen, die in eine Depression rutschen, kommt von selbst wieder heraus, selbst wenn es sich um klinische Depression handelt. Es kann zwar bis zu 3 Jahren dauern bis sie sich einigermaßen wieder im Griff haben, aber sie kommen wieder heraus. Und zwar von selbst. In empirischen Studien konnte keine einzelne Technik nachgewiesen werden, die sich für jeden Typ als hilfreich erwiesen hätte. Zum einen ist die menschliche Psyche widerstandsfähig. Der Mensch hat die Fähigkeit zur Selbstregulation. Und wir können selbst etwas tun um heraus zu kommen. Hier spreche ich jetzt nicht über klinische Depression, sondern über Verstimmtheiten und allgemeine depressive Gemütszustände, die man als Tamas bezeichnen kann. In unserer psychologischenYogatherapie-Ausbildung und im Seminar „Yoga bei psychischen Störungen“ kann man diesbezüglich eine Menge lernen.

 

Unterscheidungs- und Willsenskraft schulen und einsetzen

 

In solchen Fällen können wir Asanas und Pranayama üben, auch wenn wir aufgrund des vorherrschenden Tamas zunächst keine Lust dazu haben. Dafür haben wir Buddhi, meist übersetzt als Intellekt, was es aber nicht ganz trifft. Buddhi ist der Teil unseres Geistes, der fähig ist zu Willenskraft, zum rationalen Überlegen und um Entscheidungen zu treffen.

 

Manas, Fühlen und Emotionen, haben auch Tiere. Ihre Selbstregulation läuft automatisch ab. Ein Hund kann nicht überlegen: Jetzt habe ich mich gerade aufgeregt und eigentlich wäre es klüger, wenn ich nicht aufgeregt wäre. Was könnte ich tun um nicht aufgeregt zu sein?

 

Ein solches Überlegen ist eine Funktion von Buddhi, die den Menschen vomTier unterscheidet. Daher können wir bewusst überlegen und entscheiden: Ich bin in diesem tamasigen Gemütszustand und jetzt will ich etwas tun, um in einen anderen Gemütszustand zu kommen. Was könnte ich tun und wie es umsetzen? – Das ist Einsatz von Buddhi.

 

Darüber hinaus gibt es noch etwas jenseits von Buddhi, das höhere Selbst, welches uns in Form von Inspiration und Intuition überkommen kann, ohne dass wir es willentlich hervorrufen können. Hier gilt, dass wir uns über Gebete an Gott oder das höhere Selbst wenden können und dann kann die Inspiration kommen, selbst wenn der Intellekt nicht weiter weiß und unser Wille vielleicht nicht ausreicht. So ist Atman, das Selbst, höher als Buddhi und Buddhi höher als Manas.

 

In einem tamasigen und auch rajasigen Gemütszustand sollten wir keine wichtigen Entscheidungen treffen, sondern erst unseren Gemütszustand sattwig machen, um aus diesem sattwigen Zustand heraus eine Entscheidung zu fällen. Manchmal hilft es aber oder ist nötig, gleich eine Entscheidung zu treffen. Dann würde man versuchen, in dem tamasigen Zustand eine vorübergehende Entscheidung treffen, die uns erst einmal hilft, in einen sattwigeren Zustand zu kommen. Dann erwacht Buddhi und auch die Intuition, die Verbindung mit dem Göttlichen kommt, und dann werden wir wieder geführt.

 

In den nächsten Versen geht es um das Leben nach dem Tod.