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11-36 Kommentar Sukadev

Arjuna spricht hier von Rishis und Siddhas. Siddhas sind Wesen oder Meister, Meisterinnen, welche in diesem physischen Leben die Vollkommenheit fast vollständig erreicht haben. Siddha heißt „der, es erreicht hat“ – aber sich nicht entschieden hat, endgültig mit Gott oder Brahman zu verschmelzen, sondern in einem subtilen Körper, Astralkörper oder Kausalkörper weiter existiert, um Positives in der Welt zu bewirken. Siddhas existieren also noch als Individuum auf einer feinstofflichen Ebene. Und diese Siddhas können Menschen in der Meditation erscheinen, sie können einem auch sonst erscheinen. Siddhas helfen dem Aspiranten auf seinem Weg. Sie sind besonders in Ashrams oder auch an Heiligen Orten spürbar. Wenn du meditierst, kann dir ein solcher Siddha helfen, tiefer in die Meditation zu kommen. Auch wenn du Probleme hast und verzweifelt bist, kannst du einen Siddha anrufen. Die Siddhas und natürlich auch alle Weisen und Heiligen wollen helfen. Siddhas können auch vorübergehend ihren Astralkörper kondensieren, so dass sie für andere mit physischen Augen sichtbar sind und vielleicht sogar fotografiert werden können. Zu den bekannteren Siddhas gehört z.B. Dattatreya. Er gilt auch als Inkarnation von Brahma, Vishnu und Shiva. Er wird als Trimurti Avatar, die Inkarnation aller 3 Murtis bezeichnet. Manchmal wird auch gesagt, dass ein großer Meister, der nach seinem physischen Körper weiter in seinem Astralkörper bleibt und Aspiranten leitet, ein Siddha ist. Auch Hanuman zählt zu den Siddhas. Hanuman soll nach Aussagen mancher Meister weiter in einem feinstofflichen Körper existieren. Es heißt daher: Wenn wir Hanuman anrufen, ist er und auch Rama da. Dabei sind Siddhas nicht auf einen Ort begrenzt. Rama wird oft an vielen Orten gleichzeitig gesehen. Agastya ist ein anderer bekannter Siddha. Er gilt auch als einer der Lehrer der indischen Naturheilkunde, von Siddhanta und Ayurveda, und er war auch ein großer Yoga Meister. Bis heute berichten in Indien Aspiranten, dass sie eine Vision von Agastya hatten. Babaji[1] in der Yogananda Tradition würde man als Siddha bezeichnen. Babaji ist kein eigentlicher Name. Babaji ist ein Ehrentitel, in etwa übersetzt mit „verehrungswürdiger Vater“. In manchen Teilen Indiens nennen Kinder ihren Vater Baba.

Da mag die Frage auftauchen: Gehören Engel auch dazu?

Engel sind etwas anderes, obgleich Engel nach vorherrschender indischer Tradition in einem früheren Leben verkörpert waren. Engel haben andere Aufgaben als Siddhas. Und Siddhas sind letztlich vollkommener als die normalen Engel. Siddhas sind den Bodhisattwas im Mahayana Buddhismus ähnlich. Bodhisattwas sind laut Mahayana Tradition Menschen, welche die Vollkommenheit fast erlangt haben, aber ihr vollständiges Eingehen in Nirwana hinauszögern, um möglichst vielen Menschen und anderen Wesen zu helfen. Bodhisattvas wollen sich solange immer wieder neu  inkarnieren, bis alle befreit sind. Siddhas dagegen inkarnieren sich nicht notwendigerweise wieder. Sie wirken von einer höheren Warte aus in feinstofflicheren Daseinsformen, können aber auch auf die physische Welt Einfluss nehmen. Sie wollen insbesondere spirituellen Aspiranten helfen. Was in der theosophischen Tradition manchmal als die „aufgestiegenen Meister“ bezeichnet wird, wird in der Yoga Tradition als Siddhas bezeichnet.

Dass Engel sichtbar werden, ist in zwei Richtungen möglich. Zum einen kann sich das eigene Bewusstsein anheben und die Engel auf einer höheren Schwingungsebene wahrnehmen oder umgekehrt, Engel können auch ihren Feinstoffkörper vergrobstofflichen und auf die physische Ebene gehen. So ist es auch mit den Siddhas. Wir selbst können unser Bewusstsein anheben. Dann können wir die Siddhas oder Engelswesen wahrnehmen. Oder die Siddhas können uns ihren Körper sichtbar machen.

Und so sagt Arjuna, der eben in seiner Vision diese Siddhas gesehen hat: „Die Heerscharen der Siddhas verneigen sich vor dir.“

 


[1] Siehe „Autobiografie eines Yogi“ von Paramahamsa Yogananda