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09-21 Kommentar Sukadev

Auf dieses Thema kommt Krishna in der Bhagavad Gita häufig zu sprechen. Er sagt, die Spiritualität, die er lehrt, ist nicht die Spiritualität, mit der Arjuna vertraut ist. Arjuna kennt die Spiritualität des Relativen: Man macht Rituale, nimmt Soma, ein rituelles Getränk, zu sich, sühnt die Papas (Sünden), die man eventuell begangen hat, indem man bereut, fastet, Yajnas oder Pujas ausführt oder auch Spenden gibt. Das Ziel dieser relativen Spiritualität ist, mittels guter Werke sich den Himmel zu verdienen. Krishna sagt, dass ein solch verdienter Himmel nicht von Dauer ist. Man wird wiedergeboren, wenn die Punyas, die Verdienste aufgebraucht, sind.

Eine ähnliche Form von relativer Spiritualität war im Christentum bis zur Zeit von Luther sehr weit verbreitet.  Sühnen konnte man ablösen durch Fasten, durch eine Spende, durch Rosenkranzgebete, Kasteiungen oder den Kauf eines Ablassbriefes. Dadurch glaubte man, die Papas aufzulösen und in den Himmel zu kommen, ja sogar den Vorfahren das Fegefeuer zu ersparen. Die Christen haben sogar angenommen, dass man dadurch dauerhaft in den Himmel kommt. Gegen diese Form der „Werkgerechtigkeit“, also dem Glauben, dass fromme Werke einem den Himmel sichern, hat sich Luther gewandt. Auch die katholische Kirche hat nach dem Konzil von Trient von dieser Vorstellung Abstand genommen. Genauso sagt Krishna, dass der Versuch, sich durch fromme Werke den Himmel dauerhaft zu verdienen, auf einem Irrglauben beruht. Wenn man etwas gegeben hat, um in den Himmel zu kommen, dann war das eine egoistische Gabe. Eine solche Gabe kann nicht zur Befreiung führen. Wenn man sich ausmalt, wie schön die Himmelsfreuden sein werden, dann mag das ein netter Zeitvertreib sein. Jede Zivilisation malt sich die Himmelsfreuden anders aus. In Europa hat man von ewigem Frühling und Harfen spielenden Engeln, die Halleluja singen, gesprochen. Krishna sagt: Wenn man religiöse Werke ausführt, um dafür im Himmel belohnt zu werden, um also eine Art himmlisches Vergnügen zu bekommen, dann kehrt man letztlich wieder auf die Erde zurück.

Krishna sagt nicht, dass man nicht in den Himmel kommt, wenn man mit dieser Motivation praktiziert. Er will den Schriften nicht widersprechen. Aber er geht davon aus, dass, wenn unser Verdienst erschöpft ist, wir zurückkommen und von vorne anfangen müssen. Ähnlich gibt es Menschen, die in diesem Leben gute Werke tun und religiöse Rituale vollziehen, damit es ihnen im nächsten Leben besser geht. Auch so etwas führt nicht zur Befreiung sondern, eben zur Wiedergeburt.

Swami Vishnu hat uns erzählt, die sicherste Investition kein Geld zu verlieren, sei, es zu spenden. Wenn wir reich sind, sterben und unseren Erben das ganze Geld hinterlassen, würden wir den Erben damit keinen Gefallen tun, da sie dadurch zu Trägheit, im schlimmsten Fall zu langjährigen Erbstreitigkeiten verführt werden können. Wenn wir es nur für uns selbst ausgeben, dann bekommen wir einen verweichlichten Charakter, mit dem wir dann in die nächste Inkarnation gehen. Wenn wir es spenden, bekommen wir es im nächsten Leben wieder. Noch besser ist es, wir spenden es, ohne irgendetwas dafür haben zu wollen. Wir spenden aus reiner Liebe. Wir spenden, weil wir andere Menschen leiden sehen und die Möglichkeit haben, ihr Leid zu lindern. Oder wir sehen: „Gott hat mir deshalb die Möglichkeit gegeben, anderen das Leiden zu lindern, damit ich das auch tue. Deshalb tue ich es. Es ist nichts Großartiges, wenn ich es tue, sondern ich kann dankbar sein für die Gelegenheit, es tun zu dürfen“. Swami Vishnu-devananda hat manchmal zu uns gesagt: „Ich danke euch für die Gelegenheit, euch dienen zu können.“ Es war keine Phrase, er hat es wirklich gemeint, das konnte man merken. Auch wir können dieses Gefühl des Gebens und der Dankbarkeit für die Möglichkeit des Gebens kultivieren. Jemand anderes braucht es, also können wir es geben. Ich kann dankbar dafür sein, dass ich es tun kann. Das ist die höchste Form des Gebens.