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08-17 Kommentar Sukadev

Mit dieser Aussage will Krishna uns etwas aus unserem kleinen „Froschdenken“ heraus bringen. Kennt Ihr das Beispiel: Froschperspektive versus Vogelperspektive?

Der Frosch ist im Brunnen und denkt: Der Brunnen ist die ganze Welt. Wenn er im Sumpf sitzt, denkt der Frosch: die fünf Meter Sumpf um ihn herum ist die Welt. Und relativ häufig sind wir Menschen auch in unserem Sumpf gefangen und denken, die Probleme, die sich die letzten Wochen in unserem Bekanntenkreis abspielen, der letztlich vielleicht zehn Menschen oder 50 umfasst, das ist die ganze Welt.

So wie auch Arjuna zu Beginn des 2. Kapitels zu Krishna gesagt hat: „Ich weiß nicht weiter. Es ist alles ganz schlimm und schrecklich.“ Und Krishna Arjuna aus diesem Sumpf herauszieht, indem er sagt: „Weise Worte sprichst du, doch nicht zu Beklagende beklagst du. Die Weisen sorgen sich  nicht um Leben oder Tod der Wesen. Denn in Wahrheit waren du und Ich und diese Fürsten niemals nicht, noch werden jemals wir nicht sein, in dem was hierauf folgt. (Bh G II 11-12)“

Der Moment, in dem wir vor einer wichtigen Entscheidung stehen, ist eigentlich gar nicht so wichtig. Denn wir haben immer gelebt, wir werden immer leben und unser Selbst ist unsterblich und ewig. Im Grunde genommen ist das, was wir als Einzelpersonen veranstalten, nur ein Sturm im Wasserglas. Manchmal erleben wir sehr großartige Stürme in einem großartig kleinen Wasserglas. Meine Mutter hat mich als Kind, wenn ich in Problemen war, öfters gefragt: „Angenommen du würdest das, was du mir erzählst, einem Besucher eines anderen Planeten erzählen. Was meinst du, wie wichtig wäre das?“

Oder ihr kennt wahrscheinlich den Satz, wenn ihr als Kind mal krank ward oder ein Problem hattet: „Wenn du heiratest, ist das alles vergessen.“ Das bedeutet, in 10, 20 Jahren hat das, was einem heute wichtig ist, keine große Wichtigkeit mehr. Diese Sichtweise hilft uns, unser persönliches Leiden etwas zu relativieren. Krishna hat im Vers vorher gesagt: „Wenn diese großen Seelen zu Mir gelangt sind, werden sie hier an diesem nicht ewigen Ort des Schmerzes nicht mehr wiedergeboren.“ Auf der einen Ebene ist diese Welt ein Ort vom immer wiederkehrenden Schmerz. Wenn wir aber unsere Sichtweise etwas relativiert haben, spielt das vom Standpunkt der Ewigkeit her keine Rolle. Hier nimmt Krishna nicht den Standpunkt der vollen Ewigkeit ein, sondern er nimmt den Standpunkt von einem „Tag und Nacht kosmischer Brahma“ ein.

Es gibt in den verschiedenen Puranas verschiedene Erklärungen, wie lange so ein Zeitalter dauert. Auf der Seite 172 der „Srimad Bhagavad Gita“ von Swami Sivananda, kann man eine Aufzählung der Dauer der Zeitalter, entnommen aus dem Surya Siddhanta, nachlesen. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Zunächst gibt es die 4 Yugas: Das Kali Yuga dauert 432.000 Jahre, das Dwapara Yuga dauert 864.000 Jahre, ein Tetra Yuga 1296.000 Jahre und ein Krita Yuga 1728.000 Jahre. Nimmt man diese 4 Zeitalter zusammen, dann hat man ein Mahayuga, welches 4.320.000 Jahre ausmacht.

Damit hört es aber nicht auf: 71 Mahayugas mit einem zusätzlichen Sandhya am Ende ergeben ein Manvantara. Ein Manvantara dauert also 308.448.000 Jahre. 14 solcher Manvantaras mit einem weiteren Sandhaya sind ein Kalpa. Das sind 4.320.000.000 Jahre. Auf der Erde soll etwas mehr als ein Kalpa vergangen sein. Interessanterweise spricht auch die moderne Geologie davon, dass die Erde zwischen 4-8 Millionen Jahre alt sein soll.

2 Kalpas sind ein Tag und eine Nacht Brahmas, also 8.640.000 Jahre.

360 solche Tage sind ein Jahr Brahmas, also 3.110.400.000.000 Jahre. Brahma wird 100 Jahre alt…

Das Leben von Brahma ist ein Schöpfungszyklus. Ein Schöpfungszyklus dauert nach dieser Zeitzählung 311 Billionen Jahre.

Da die Zeit relativ ist, dürfen wir diese Aussage nicht wörtlich nehmen. Wie soll man letztlich Zeit messen, wenn es keine Sonne gibt und keine Erde gibt, die sich um die Sonne herum dreht? Und wenn wir in einer Phase sind, wo sich das Universum nahe Lichtgeschwindigkeit auseinander bewegt, welche Bedeutung hat dann Zeit?

Die Inder arbeiten noch heute mit erheblich längeren Zeitdimensionen als wir im Westen. Moderne astronomische Berechnungen gehen davon aus, dass das Universum zwischen 20-30 Milliarden Jahre alt ist. Das ist wenig im Vergleich zu den oben erwähnten 311 Billionen Jahren. Vor 500 Jahren wurde im Westen noch behauptet, dass die Erde 3.500 oder 4000 v. Chr. geschaffen wurde. Zu dieser Zeit haben die Inder das Alter des Universums schon in Billionen von Jahren berechnet. Inzwischen rechnen die westlichen Wissenschaftler ja immerhin schon in Jahrmilliarden. Wer weiß, vielleicht werden sie in ein paar Jahrzehnten auch in Jahrbillionen rechnen.

Ich schreibe das, um euch zu zeigen, in welchen Dimensionen Yogis schon vor Tausenden von Jahren gerechnet haben, als die Griechen, die Juden und die Christen das Zeitalter des Universums noch auf ein paar tausend Jahre datiert haben. Das größte Schriftzeichen, das es bei den Römern gab, war das M. In der Zeit haben die Inder schon in Billionen Jahren gerechnet.

Manchmal werde ich gefragt, ob nach einem Kaliyuga ein Dwaparayuga beginnt usw. Dem ist nicht so, nach dem Kaliyuga fängt ein neues Kritayuga an. Wenn die Nacht am dunkelsten ist, fängt wieder ein Kritayuga an. Deshalb kommt auch ein Sandhya dazwischen. Und dann geht es rückwärts: Kritayuga, Tetrayuga, Dwaparayuga, Kaliyuga und dann geht es wieder mit Kritayuga weiter. Ich muss Euch  allerdings eines dazu sagen, bevor ihr das zu wörtlich nehmt: Es gibt, wie schon gesagt, solche Zeitalter-Darstellungen in verschiedenen indischen Schriften, die sich da nicht so ganz einig sind. Die Essenz ist: Wir sollten in großen Dimensionen denken. Das ist ein gutes Mittel gegen Verhaftung, Identifikation, Ego und Größenwahn.