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07-20 Kommentar Sukadev

Wer Gott als Krishna verehrt, kommt zu Krishna. Wer die Devas verehrt, kommt zu den Devas. Deva in diesem Kontext bedeutet „Engelswesen“.

Hier möchte ich zunächst verschiedene Sanskrit Begriffe erläutern, die alle mit „Gott“ übersetzt werden können, nämlich: Brahman, Ishwara, Ishtha Devata und Deva/Devata.

Brahman ist das Absolute, das Unendliche, das Unbeschreibbare, das Bewusstsein hinter allem.

Brahman wird zu Ishwara. Ishwara ist Gott mit Eigenschaften. Manchmal wird Ishwara auch übersetzt mit „persönlicher Gott“. Aber er ist noch nicht in dem Sinn der persönliche Gott wie Ishtha Devata. Ishwara ist auch formlos. Ishwara ist Schöpfer, Erhalter und Zerstörer des Universums. Er ist Gott, der die physische Welt als einen physischen Körper hat, die Astralwelt als einen Astralkörper, die Kausalwelt als der Kausalkörper und der dennoch immer transzendent bleibt. Ishwara ist Gott, der schöpft, erhält und zerstört, der durch die drei Zeiten hindurchgeht und dennoch allgegenwärtig ist. Ishwara ist immanent und transzendent: Er ist in allem und doch hinter allem. Ishwara ist der „handelnde“ Brahman.

Brahman ist das allumfassende Bewusstsein ohne Veränderung, transzendent. Man kann sagen, Brahman plus Maya wird als Ishwara bezeichnet.

Ishtha Devata ist der wirklich „persönliche Gott“. Ishtha heißt wörtlich „geliebt“.

Ishtha Devata ist also „der geliebte Gott“. Auf Deutsch sagen wir auch: „der liebe Gott“. Ishtha Devata ist die Form Gottes, zu der wir einen persönlichen Bezug haben. Die Art des individuellen Gottesbezugs ist „Ishtha Devata“.

Wir können verschiedene Beziehungen zu Gott haben. Wir können ihn oder sie als Krishna, Shiva oder auch Jesus, Gott Vater oder Gott Mutter, Göttin, Kosmische Energie oder Kosmische Intelligenz betrachten. Der persönliche Bezug, den wir zu Gott haben, wird als Ishta Devata bezeichnet. Gott bleibt dabei stets gleich. Nur jeder Mensch wird Gott anders sehen. Und der gleiche Mensch wird Gott in verschiedenen Situationen verschieden sehen.

Die gleiche Frau kann, je nachdem, mit wem sie es zu tun hat, gleichzeitig Ehefrau, Mutter, Tochter, Chefin, Mitarbeiterin, Kollegin, Yogalehrerin und Yogaschülerin sein. Und je nachdem welche Beziehung jemand zu ihr hat, wird er sie auch anders nennen. Das Kind wird vielleicht „Mami“ sagen, der Ehemann „Liebling“, die Mutter wird vielleicht „Tochter“ sagen oder „Kati“, und die Kollegin wird vielleicht „Katrin“ und der Chef „Frau Schmidt“ sagen.

Ähnlich ist es mit Gott. Da Gott unermesslich ist, kann jeder einen anderen Bezug zu Gott haben. Da letztlich alles Gott ist, kann man eigentlich niemanden als Gott verehren.

So sagen die YogaMeister: Der Namen sind viele, aber Gott ist eins. Der Beziehungen zu Gott sind viele, aber Gott ist eins.

Ishtha Devata ist also eins mit Ishwara, welcher letztlich wieder eins ist mit Brahman.

Dann gibt es noch die Ausdrücke „Devas“ und „Devatas“ im Sinne von „Engelswesen“. Leider wird in den meisten Übersetzungen „Devas“, „Devatas“ als „Götter“ übersetzt. Und dann entsteht der falsche Eindruck, dass es einen Polytheismus gäbe. Korrekter wäre es, Devas, Devatas zu übersetzen mit „Engel“ und nicht mit „Götter“. Denn Indra, Varuna, Agni usw. werden wirklich so behandelt und beschrieben wie in der christlichen Mythologie Michael, Raphael, Uriel und Gabriel und die vielen anderen Engel. In der indischen Mythologie werden viele Gruppen von höheren Devatas und niederen Devatas beschrieben. Besonders häufig werden dabei die Apsaras, die Gandharvas, die Rakshasas und die Yakshas genannt. Krishna erwähnt im 11. Kapitel, Vers 22, außerdem die Adityas, die Vasus, die Sadhyas, die Vishwadevas, die Ashwins, die Maruts, die Ushmapas, und die Siddhas. Als weitere Feinstoffwesen gelten die Pretas (erdgebundenen Geister) und die Asuras. Dies sind viele verschiedene Lebewesen, die keinen physischen Körper haben.

Wir können solche Devas (Engelswesen) verehren. Und wenn wir die Devas verehren, dann können wir Wünsche äußern. Vielleicht bekommt man die Wünsche auch erfüllt, erreicht aber nicht die Befreiung. Man intensiviert die Beziehung zu Engelswesen, aber nicht zu Gott. Swami Vishnu-devananda hat uns gewarnt, Engelswesen zu sehr zu verehren. Sie sind Engelswesen, weil sie nicht selbstverwirklicht und nicht in der höchsten Ebene sind. Die Engelswesen helfen einem vielleicht, wenn man ganz unten ist. Aber wenn wir relativ weit auf dem spirituellen Weg gekommen sind, dann mögen die das nicht, dass wir weiter kommen als sie. Swami Vishnu hat gerne folgende Analogie gebraucht:

Angenommen, ein Vorstandschef kommt abends um zehn Uhr aus dem Büro heraus und trifft unterwegs eine Putzfrau. Die Putzfrau bittet ihn um einen Gefallen. Er ist gerade in guter Stimmung. Was wird er dann machen? Wenn es nicht gegen die sonstige Politik der Firma ist, und wenn es nicht zu anstrengend und zu kompliziert ist, wird er schauen ob er ihr helfen kann.

Am Rande bemerkt: Es wurde mal eine Umfrage gemacht, die ergab, dass Putzfrauen einen großen Einfluss auf Entscheidungen im Unternehmen haben. Wenn die Chefs aus den Chefetagen herauskommen und manchmal das dringende Bedürfnis haben, eine Entscheidung mit jemandem zu besprechen, ist nur noch die Putzfrau da. Ich habe irgendwann mal gelesen, dass einige der wichtigsten Entscheidungen im Unternehmen mit Putzfrauen abgesprochen wurden, die dann praktisch den internationalen Konzerne ein großes Wachstum beschert haben.

Zurück zum Thema: Der Chef wird also gerne einer Putzfrau helfen. Angenommen aber, jemand hat große Chancen auf einen beruflichen Aufstieg und er wendet sich an einen Abteilungsleiter. Da kann es sein, dass der Abteilungsleiter ihm bewusst einen schlechten Ratschlag gibt, um zu verhindern, dass er schneller aufsteigt als der Abteilungsleiter selbst. So sollten wir uns direkt an den Ewigen Chef, nämlich Gott wenden.

Krishna empfiehlt genau das, nämlich, dass wir uns auch mit unseren Wünschen nicht an Engelwesen wenden, sondern direkt an Gott. Wenn wir uns an Gott auch für egoistische Wünsche wenden, bekommen wir vielleicht das Objekt unserer Wünsche, werden Gott dankbar und machen eine Gotteserfahrung. Wenn wir das Objekt unserer Wünsche nicht erhalten, ärgern wir uns vielleicht über Gott. Auch so intensiviert sich unsere Beziehung zu Gott. Vielleicht kommen wir sogar zu der Erkenntnis, dass Gott vielleicht deshalb den Wunsch nicht erfüllt hat, weil es nicht gut für uns ist. So kommen wir besser zum Akzeptieren dessen, was uns widerfährt. Und erkennen: Vasudeva Sarvam Iti. Alles ist wahrhaftig Gott.

Ich weiß, dass einige meiner Leser anderer Meinung sind und vielleicht auch andere Erfahrungen machen. Gerade in den letzten Jahren ist es ja in Mode gekommen, mit Engeln Kontakt aufzunehmen. Für manche Menschen scheint es einfacher zu sein, mit Engelswesen Kontakt aufzunehmen als mit Gott. Ich möchte hier nur raten: Die höchste Hingabe und Verehrung sollte immer Gott selbst bekommen.

In diesem Vers sowie in den nächsten Versen und in BhG IX 25 kann man auch eine Parallele ziehen zum Ersten Gebot der Bibel: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ (2. Moses, XX 3). Oder das oft Zitierte: „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Joh XIV 6). Man kann diese Schriftstellen doktrinär interpretieren. Dann hieße es: Mann darf nur Krishna verehren. Die Verehrung Gottes in anderer Form als Krishna würde nicht zur Erlösung führen, sowie ja auch viele Christen sagen, dass man nur durch Verehrung von Jesus zu Gott kommt. Oder man kann es umfassender interpretieren: „Keine anderen Götter neben mir haben“, heißt: Nichts anderes verehren als Gott. Gesundheit, Geld, Position etc. sind Mittel zum Überleben. Sie sind nicht verehrungswürdig. Jesus sagt auch: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Matth. VI 24). Höchste Bestrebung sollte allein Gott sein. „Niemand kommt zum Vater denn durch mich“ hieße, dass man nur über die persönliche Gottesverehrung zum Höchsten kommt. So kann man diese Aussagen verschiedener Religionen als Ausdruck der gleichen Kosmischen Wahrheit interpretieren.