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02-50 Kommentar Sukadev

Wenn etwas schief gegangen ist, forschen wir vielleicht nach der Ursache. Wenn es möglich ist, die Ursache zu beseitigen, dann beseitigen wir sie. Es kann aber auch sein, das wir feststellen: es gibt eine bestimmte Ursache, die man nicht abstellen kann.

 

Nehmen wir mal an, wir kennen jemanden, der ein vorbildlicher Redner ist, den wir bewundern. Wir selbst sind auch ein ganz guter Redner. Trotzdem könnten wir den gleichen Vortrag nie auf die gleiche Art und Weise wie unser Vorbild geben. Wir können uns bemühen, den gleichen Enthusiasmus, Humor und Tiefsinnigkeit in unseren Vortrag zu legen, aber er wird nie genauso sein, wie der unseres Vorbildes. Wir können es probieren, ihn möglichst gut zu machen, und wenn sich hinterher jemand bei uns beschwert, können wir überlegen, ob wir das umsetzen können oder nicht. Wenn man aber am Boden zerstört ist, weil einen jemand kritisiert und behauptet, dass er das alles schon in der Yogalehrerausbildung gelehrt bekommen hätte, und man sich schon ein bisschen mehr Mühe hätte geben können, ist das weniger hilfreich. Man kann sich überlegen, was man das nächste Mal anders machen kann. Oder man kann am Boden zerstört sein und denken: „Undankbarer Haufen.“ Oder man kann auch schimpfen und sagen: „Du bist noch vollkommen unreif.“

 

Der Umgang mit Kritik ist eine der schwierigsten Angelegenheiten. Wir sind sehr stark darauf fixiert, Kritik zu beachten und das Positive weniger zu beachten. Bei den Deutschen ist dieses Phänomen stärker ausgeprägt als bei anderen Nationen. Angenommen ihr haltet einen Yogakurs mit 20 Teilnehmern ab und 19 davon sagen euch am Ende, wie toll es war und einer kritisiert euch. Woran denkt ihr auf dem Nachhauseweg?

 

Es ist auch durchaus etwas sattviges, wenn man überlegt, wie man etwas besser machen kann. Das ist vielleicht auch ein Vorteil. Bei Yoga Vidya sind wir auch durchaus ähnlich veranlagt. Viele Mitarbeiter denken, immer wenn irgendwo im Haus eine Kritik ist, müssten sie sie mir ins Fach legen. Das ist schon mehrfach vorgekommen. Beim Abschluss der Ausbildung sind Feedbackbögen verteilt worden, und ich bekomme gesagt: „28 Feedbackbögen waren sehr positiv aber diese 2 wollte ich dir auch noch zur Kenntnis geben.“ Dann fange ich natürlich an zu überlegen, was und wie man es da noch besser machen kann. Und manchmal zucke ich mit den Schultern und sage: „Om Tat Sat.“

Bei jeder Kritik besteht die Chance, dass man ein Stück weiterkommt. Deshalb bemühen wir uns. Wir bemühen uns sogar noch stärker als zu Swami Vishnus Zeiten in seinen Zentren. Swami Vishnu hat gesagt, wir machen nur das, was in der Tradition ist. Wenn es den Menschen gefällt ist es gut, wenn es ihnen nicht gefällt, dann ist es auch okay. Swami Vishnu hat noch mehr auf Kritik reagiert und Verbesserungsvorschläge gemacht, als die Amerikaner, die in großen Teilen für die Atmosphäre in den Seminaren verantwortlich waren. Irgendwie wurden die Anregungen weniger beachtet. Es war in seinen Centren nicht so wichtig. Wir bemühen uns hier mehr, die Kritik zu beachten. Manchmal muss ich auch sagen: „Wir können es nicht allen Menschen recht machen. Wir können es nicht immer allen richtig vermitteln. Wir sollten Gleichmut üben und die Kritik nicht überbetonen.“

Also Gleichmut in Erfolg und Misserfolg, Kritik annehmen, als mögliche Anregung sehen, es eventuell noch besser zu machen, aber nicht deshalb aus dem Gleichgewicht kommen.

 

Das Wort „Taten“ ist meiner Meinung nach ein Übersetzungsfehler. Es müsste mit Karma übersetzt werden und dann würde es heißen: „er weist in diesem Leben gutes wie auch schlechtes Karma von sich.“ Es geht ihm nicht darum, gutes oder schlechtes Karma zu bekommen. Wenn wir so handeln ist es geschickt und wir handeln dann umso besser. Wenn wir nicht ständig an den Früchten und am Ergebnis unserer Handlung hängen, dann wird unser Handeln besser sein.

Man hat auch festgestellt, dass die Wissenschaftler, die am allerbesten sind, diejenigen sind, die einfach in ihrer Forschung aufgehen. Musiker und Sänger zum Beispiel, die so in ihre Tätigkeit absorbiert sind, dass sie nicht ständig daran denken, ob und wie viel Applaus sie nachher dafür bekommen.