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02-45 Kommentar Sukadev

Krishna gibt uns jetzt viele Tipps, wie wir auf dem spirituellen Weg voranschreiten können.

Wir sollen uns über die drei Eigenschaften, die drei Gunas, Sattva, Rajas, und Tamas, erheben. Tamas bedeutet „Trägheit, Dunkelheit, Blendung“. Rajas bedeutet „Unruhe, Leidenschaft, Gier“. Sattva bedeutet „Reinheit, Licht, Freude“, die aus dem Selbst heraus kommt.

 

Als weiteren Tipp rät er uns, uns von Gegensatzpaaren (Dvandvo) zu befreien. Gegensatzpaare können z.B. Vergnügen und Schmerz, Lob und Tadel, Reichtum und Armut sein.

Es hilft wenn wir öfters überlegen, wann wir in den Dvandvos gefangen sind und uns dann sagen: „Ich bin nicht diese Dvandvos. Ich weile in Sattva.“ Das widerspricht jetzt dem, was Krishna zuvor sagte. Erst rät er uns, über die drei Gunas hinauszuwachsen, jetzt sagt er, wir sollen Sattva kultivieren. Man kann diese Aussage wie eine Art Leiter verstehen. Zuerst müssen wir Tamas und Rajas überwinden, indem wir Sattva erhöhen. Wenn wir Sattva erhöht haben, ist der nächste Schritt nicht an Sattva zu haften.

 

Oft fragen mich Menschen, wie es zu verstehen ist, dass Shiva Tamas repräsentiert. Darauf antworte ich, dass Shiva nicht wirklich Tamas repräsentiert. Shiva steht symbolisch für die Zerstörung, für die Auflösung. Manchmal wird gesagt, Shiva wäre tamasig, Vishnu sattvig und Brahma rajasig. Vermutlich würden weder die Verehrer Shivas, noch die Verehrer Vishnus oder Brahmas diesen Aussagen zustimmen. Begründet werden diese Annahmen immer damit, dass Brahma etwas erschafft, also rajassig ist. Vishnu bewahrt die Welt, ist also sattvig und Shiva zerstört etwas, ist also tamassig. Oft wird Shiva auch dargestellt wie er am Krematorium auf Leichen sitzt und Schädel in der Hand hält. Das ist seine Eigenschaft als Kapala (Gott der Schädel). Shiva ist der Gott, der den Tamas zerstört. Auch die Zerstörung kann positive Aspekte haben. Um etwas Neues entstehen zu lassen, muss Altes zerstört werden. Wenn ich einatme wird Sauerstoff zerstört, Kohlendioxid geschaffen und das Leben wird erhalten. Im Atemvorgang sind alle drei Gunas enthalten. Für uns Menschen, ist es gut, Tamas und Rajas zu reduzieren und Sattva zu erhöhen damit wir ausgeglichener, reiner, und leichter meditieren können. Dann wären auch unsere Koshas, unsere Hüllen reiner und durchlässiger. Und wenn sie durchlässig sind dann können wir unser Selbst besser wahrnehmen.

 

Krishna lehrt uns in der gesamten Bhagavad Gita, wie wir Sattva erhöhen können. In den ersten Kapiteln erläutert er uns das noch recht theoretisch. In den letzten sechs Kapiteln, den Kapiteln des Jnana Yoga, erläutert er uns das recht praktisch. Krishna beginnt die Bhagavad Gita, indem er uns über die Weisheit des Selbst lehrt. Dem folgt eine Unterweisung ins Karma Yoga. Er lehrt uns, welches die richtige Einstellung zum Handeln ist. Danach lehrt er uns wie wir Bhakti, Hingabe zu Gott entwickeln können und erst dann spricht er über Rajas, Tamas und Sattva. Wir sollen immer das sattvige tun, ohne daran verhaftet zu sein. Dieser Lehre folgt einer Erläuterung, wie wir Devas und Asuras, die göttlichen und dämonischen Eigenschaften, unterscheiden können. Krishna rät uns immer das Göttliche zu wählen. Er spricht über Prakriti und Swabhava und sagt uns, dass es gut ist unserer Swarupa zu folgen. Wenn wir vor einer Entscheidung stehen, müssen wir erst überlegen, was wäre sattvig, tamasig oder rajassig und dann möglichst das sattvige wählen. Daneben können wir auch überlegen, was göttlich und was dämonisch wäre. Doch im Grunde genommen sind Materialisten Asuras. Sie wollen ihre Wünsche erfüllen und die Methoden gehen oft über die Einhaltung von ethischen Prinzipien hinaus. Das gilt es zu vermeiden. Als nächstes folgt die Überlegung, was meine Pflicht aus dem Karma heraus ist, und was meine Wesensnatur ist. Diese Kriterien machen die Essenz der Bhagavad Gita aus.

Nehmen wir mal als Beispiel an, ein Mensch liegt in seinem eigenen Blut auf der Straße. Unsere Aufgabe wäre es, ihm zu helfen. Oder: Wir haben ein Kind in die Welt gesetzt. Dann wäre es unsere Aufgabe, uns um das Kind zu sorgen.

Als nächstes müssen wir überprüfen, welche Swarupa, welches Swadharma, welche Prakriti wir haben. Wenn Krishna von Swarupa spricht, dann meint er die relative Wesensnatur, also unsere tiefe Persönlichkeit. Sie wird auch als Swabhava bezeichnet, das tiefe innere Gefühl, oder auch Prakriti, unsere tiefe innere Natur.

 

Das Swabhava verschiedener Menschen ist sehr verschieden. Der eine Mensch z.B. hat einen hohen Gerechtigkeitssinn. Dann ist es seine Aufgabe sich für die Gerechtigkeit zu engagieren. Jemand anderes, der nicht diesen hohen Gerechtigkeitssinn hat, sondern das innere Bedürfnis andere zu lehren, anderen zu helfen, sollte Lehrer werden. Ein dritter Mensch zum Beispiel, der den Menschen materiell helfen möchte, könnte Anlageberater werden oder selbst viel verdienen, um dann viel Geld für gemeinnützige Zwecke zu spenden.

 

Arjuna hat ein gewisses Dharma, eine Pflicht. Er hat ein Swadharma, persönliche Aufgaben, die er erfüllen muss. Krishna fordert Arjuna immer wieder auf, sich seines Dharmas bewusst werden und sich anhand seines Dharmas, Swadharmas, Swarupa und Swabhava zu entscheiden. Sie sind maßgeblich für seine Handlungen. Allerdings deutet er das hier nur an. In späteren Kapiteln gibt er praktischere Hinweise darauf.

 

Aus dem Zusammenspiel von Karma (äußerer Situation) und Swarupa (innere Natur) ergibt sich also Swadharma, die innere Pflicht.

Swarupa muss unterschieden werden von Raga und Dwesha (Mögen und Nichtmögen) und muss auf sattvige Weise gelebt werden. Das Leben der Swarupa muss ethisch sein.

 

So lange, wie wir im physischen Körper leben, haben wir Anteile von Sattva, Rajas und Tamas. Immer sollten wir versuchen Sattva zu erhöhen. Wir können Sattva erhöhen, indem wir sattvige Nahrung essen, eine sattvige Sprache verwenden. Wir können sattvig, rajasig und tamasig mit anderen sprechen. Das hat einen Einfluss auf unseren Geist und Emotionen. Wir können sattvige, rajasige oder tamasige Musik hören, sattvige, rajasige oder tamasige Bücher lesen. Geschichten von Heiligen z.B. sind sattvig. Liebesromane sind rajasig. Wir können auch sattvige, rajasige und tamasige Körperübungen machen oder Kleidung tragen. Auch unsere Wohnung können wir mittels dieser Gunas einrichten. Natürlich müssen wir auch aufpassen, denn wir leben auch in bestimmten Lebensumständen. Angenommen ihr habt eine Familie. Euer Ehemann, Ehefrau, oder Lebensgefährte/in ist auf einem anderen Weg. Jetzt lebt man mit diesen Menschen zusammen, man handelt aus seiner Swarupa heraus, man liebt sich sehr und heiratet. Man hat ein gemeinsames Karma und der Respekt vor den Wünschen des Partners gehört auch dazu. Man kann Kompromisse eingehen, die dann wahrscheinlich nicht so sattvig sind, wie man es selber gerne hätte. Dann ist es wichtig für uns, uns nicht an Sattva zu hängen, sie nicht zu einer goldenen Fessel werden zu lassen. Es gibt Menschen, die sehr stark an Sattva verhaftet sind, dass sie, wenn sie irgendwo eingeladen sind und der Salat nicht aus organisch/ökologischem Anbau ist, mit einem schimpfen. Dieses Beispiel zeigt, dass man es mit Sattva auch übertreiben kann. Und manchmal ergibt das Karma, dass wir nicht 100% sattvig sein können. Trotzdem sollten wir es nicht unterbewerten. Und ich glaube viele Aspiranten kümmern sich zu wenig um Sattva. Es ist wichtig, dass wir uns um Sattva bemühen, und öfters mal ehrlich zu uns selbst sind und schauen, wie viel Sattva wir wirklich haben.