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Abschluss 10. Kapitel: Vibhuti Yoga – der Yoga der göttlichen Herrlichkeiten

Das 10. Kapitel der Bhagavad Gita wird überschrieben mit Vibhuti Yoga – der Yoga der göttlichen Herrlichkeiten. Der abschließende Vers dieses Kapitels lautet: Harih Om Tat Sat
Iti Shrimad Bhagavad Gita-s-Upanishatsu Brahma-Vidyayam
Yoga-Shastre Shri Krishn-Arjuna-Samvade
Vibhuti-Yogo Nama Dashamo’dhyayah.

Jedes der 18 Kapitel der Bhagavad Gita schließt mit einem Vers, der ähnlich ist wie der obere. Die ersten 4 Zeilen wie auch die zweite Hälfte der vierten Zeile sind immer identisch. Es ändert sich nur das Wort/die Worte vor nama. Hier ein paar Hinweise zur Bedeutung dieses Verses: Hari Om Tat Sat: Hari ist ein Beiname von Vishnu. Hari bedeutet in etwa „der, der die Herzen aller anzieht“. Hari drückt Liebe im Herzen aus. Om ist die kosmische Ursilbe. Tat heißt „das“ und Sat heißt „Wahrheit“, „Wirklichkeit“, „Sein“. Hari Om Tat Sat heißt in etwa „möge mich Das zur Wahrheit führen“, was auch bedeutet, „das, was ich eben besprochen habe, das, was ich eben gehört habe, möge mich durch die Liebe Gottes zur höchsten Wahrheit führen“.

Iti heißt dies. Shrimad ist ein Ausdruck von Ehrerbietung. Shrimad Bhagavad Gita heißt „die verehrungswürdige Bhagavad Gita“. Upanishad: Die Bhagavad Gita ist zwar nicht selbst eine Upanishade, aber sie gilt als Essenz der Upanishaden. Brahma Vidya: Wissen von Brahman, dem Absoluten. Die Bhagavad Gita will uns zu Vidya führen, zu Wissen und Weisheit bis zur Verwirklichung.

Vidya ist ein sehr weiter Begriff. Nicht umsonst heißt es Yoga Vidya Ashram, „Yoga Vidya Center“. Aus gutem Grund haben wir Yoga Vidya als Namen für unsere Ashrams und Zentren ausgesucht. Shri Karthikeyan, ein Schüler von Swami Sivananda, der in früheren Jahren regelmäßig die Yoga Vidya Zentren und Ashrams besuchte, hat uns diesen Namen vorgeschlagen und wir haben uns für diesen Namen nach reiflicher Diskussion entschieden. Vidya ist praktisches Wissen, theoretisches Wissen, intuitives Wissen, Weisheit und auch die letztendliche Verwirklichung. Indische Schulen heißen oft Vidya Bhavan, indische Universitäten haben oft Vidya in ihrem Namen. Das Wissen, welches ein Handwerksmeister seinem Lehrling weitergibt, wird auch Vidya genannt. Die Upanishaden sprechen von Vidyas als Meditationstechniken.  Und hier spricht Krishna von Brahma Vidya, also vom Wissen um Brahman.
Es ist nicht irgendein Wissen, sondern Brahma Vidya, das Wissen von Brahman, das Wissen vom Absoluten. Auch Brahma Vidya hat mehrere Aspekte: 1. Intellektuell: Krishna spricht in der Bhagavad Gita über die Fragen: „Was ist Brahman?“ 2. Praktisch: „Was muss ich tun, um Brahman zu erfahren?“ 3. Höchste Erfahrung: „Was heißt intuitive Verwirklichung Brahmans?“

Brahma im Sanskrit kann vom grammatikalischen Geschlecht her männlich oder sächlich sein. Brahma männlich ist „der Schöpfer“. Brahma sächlich ist „das Absolute“, „das Unpersönliche Unendliche“. Wenn man also in einem Sanskrit Text das Wort Brahma liest, kann das sowohl „persönlicher Schöpfergott“ als auch „unpersönliches Absolutes“ heißen. Um das im Englischen und anderen westlichen Sprachen besser unterscheiden zu können, hat sich folgendes eingebürgert: „der“ Brahma wird meist als Brahma übersetzt und „das“ Brahma als Brahman.

Im Text der Bhagavad Gita ist natürlich Brahman gemeint. Die Bhagavad Gita ist Brahma Vidya also „Weisheit, Wissenschaft, intuitive Verwirklichung des Absoluten“.

Die Bhagavad Gita ist auch Yoga Shastra: Shastra heißt „die Schrift“, Yoga Shastra heißt „die Schrift vom Yoga“. Die Bhagavad Gita ist nicht irgendeine Schrift sondern die Schrift vom Yoga. Samvade heißt „Zwiegespräch“. Die Bhagavad Gita ist Shri Krishna Arjuna Samvade, also  Zwiegespräch zwischen Sri Krishna und Arjuna.

Dies ist die 10. Lektion Krishnas an Arjuna, Dashamodhyaya. Dasha heißt „Zehn“. Adhyaya heißt „Lektion, Kapitel“. Es gibt im Sanskrit verschiedene Ausdrücke für das deutsche Wort „Kapitel“. In der Bhagavad Gita heißen die Kapitel Adhyaya. Dabei schwingt von der Wortbedeutung „Lektion, Lehre“ mit.

Dieses 10. Kapitel hat den Namen Vibhuti Yoga: Vibhuti sind die göttlichen Herrlichkeiten, die Kräfte Gottes, die großartigen Manifestationen des Göttlichen. Den Ausdruck Vibhuti findet man auch in den Yoga SutrasPatanjali nennt das 3. Kapitel Vibhuti Pada. Dort bedeutet Vibhuti „die übernatürlichen, die besonderen Kräfte, die ein intensiv Yoga Praktizierender erfahren kann“. Yoga kann in diesem Kontext „Übung, um zur Einheit zu kommen“ heißen.

Der Schluss-Vers des 10. Kapitels beschreibt also sehr gut den Inhalt des 10. Kapitels. Eine freie Übersetzung könnte lauten: „Mögen wir durch Liebe zu Gott zur Wahrheit kommen. Dies ist die 10. Lektion von Krishna an Arjuna aus der Bhagavad Gita, der Essenz der Upanishaden, der Wissenschaft vom Absoluten, der Schrift des Yoga.“ Diese 10. Lektion hat zum Inhalt, wie man durch die Wahrnehmung der göttlichen Herrlichkeiten zur Einheit gelangen kann.