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13-11 Kommentar Sukadev

Beständigkeit der Selbsterkenntnis“: Also auch das beständig machen und nicht nur ab und zu einmal.

„Wahrnehmung des Zieles wahren Wissens“: Werde dir öfter des Ziels des Lebens bewusst. Vergegenwärtige dir immer wieder deine hohen Ideale. Es gibt eine gewisse Neigung, die Ideale zu niedrig zu setzen. Ganz am Anfang hat man hohe Ideale und denkt, dass die Selbstverwirklichung bald kommt. Vielleicht nicht alle, aber viele Menschen denken das. Man macht eine Weile Yoga und merkt, dass es doch nicht so schnell geht. Dann ist man auch mit kleinen Dingen zufrieden: „Wenn ich ein bisschen mitfühlender bin, ist das doch auch schon gut. Wenn ich meine Ernährung halbwegs sattwig umgestellt habe, ist das auch gut.“ Das ist tatsächlich gut so. Denn du solltest eine gewisse Zufriedenheit und Liebe gegenüber dir selbst entwickeln. Du solltest nur nicht den Fehler machen, das hohe Ziel aus den Augen zu verlieren und irgendwo stecken zu bleiben. Reflektiere immer wieder über das Ziel der Selbstverwirklichung. Sage dir immer wieder: „Ja, ich möchte zum Höchsten kommen. Ja, ich komme da auch hin. Ich werde alles mir Mögliche tun, um das Höchste zu erfahren.“ Sorge immer wieder dafür, dass das Ziel vor deinen Augen bleibt. Daher ist Satsang (Treffen mit spirituellen Aspiranten) so wichtig. Beim Satsang vergegenwärtigst du dir das Höchste. Wenn ich selbst einen Satsang leite, vergegenwärtige ich das in mir. Und wenn du in den Satsang gehst, vergegenwärtigst du es dir.

All das wird Wissen genannt bzw. das, was zum Wissen führt. Und das, was dem entgegensteht, ist Unwissenheit und führt zur Bindung.

Krishna beschreibt in diesem Kapitel die Praktiken des Jnana Yoga. Im 12. Kapitel hat er gesagt: „Hingabe an einen persönlichen Gott ist für die Mehrheit der Menschen geeignet, abstrakte Verehrung Gottes ist auch gut und Jnana Yoga auch.“ Im 13. Kapitel beschreibt er diesen Weg des Jnana Yoga.

Bis jetzt hat er 3 Schritte beschrieben:

Der erste ist die „Unterscheidung zwischen dem Feld und dem Kenners des Feldes“. Mache das immer wieder: Höre auf, dich mit deinem Leben, mit deiner Persönlichkeit, mit allem, was um dich herum passiert, was du scheinbar besitzt, mit all den Menschen, den Umständen, die dein Leben mitbestimmen, zu identifizieren. Werde dir stattdessen bewusst: „Ich bin.“ Immer wieder zu dieser Unterscheidung zu kommen, ist ein Schritt des Jnana Yoga. Egal, was passiert, es gilt : „Ich bin.“ Und wie Swami Sivananda auch ausgedrückt hat: „Chidanand, Chidanand, Chidananda Hum, Hara Hala Me Almasta Satchidananda Hum.“ – „Was auch immer passiert, meine wahre Natur ist und bleibt Sein, Wissen und wahre Glückseligkeit. Ich bin.“

Die zweite Methode, die er beschrieben hat, ist das Beobachten des Feldes, die Klassifizierung der Wahrnehmung, um sich von der Identifikation zu lösen. Durch das Klassifizieren oder Beschreiben des Beobachtbaren kannst du dich von der Identifikation und der Sklaverei der Reiz-Reaktions-Ketten lösen. Du kannst, wie Krishna es hier tut, die Samkhya-Klassifikation benutzen. Du kannst aber auch die Vedanta-Klassifikation, eine buddhistische Klassifikation oder eine modern-wissenschaftliche wahrnehmungspsychologische Klassifikation nehmen. Du kannst sagen: „Das ist auf der Manomaya Kosha, das ist auf der Vijnanamaya Kosha…“ oder: „das sind einfach Sinnesobjekte, die meine Sinne reizen und mein Manas-Verdeckprinzip arbeitet auf eine bestimmte Weise.“ Klassifiziere und analysiere das Beobachtbare. Das hilft, dich zu lösen. Mache das immer wieder, wenn du das nächste Mal in eine Emotion hineinrutschst. Beobachte: Wo ist die Emotion? Von wo bis wo ist sie spürbar. In welchem Zustand ist sie? Wie stark ist sie jetzt gerade? Wann hat sie begonnen? Wann hört sie auf? usw. Beschreibung, Klassifikation, Etikettieren ist eine Möglichkeit des Lösens. Das ist Sakshi-Bhav (Beobachtungsmeditation) im Alltag, im Buddhismus Vipassana genannt.

Die dritte Methode, um zum Wissen zu kommen, ist die Entwicklung von guten Eigenschaften. Krishna ist der Meinung: „Um zu diesem Wissen zu kommen, solltest du positive Eigenschaften entwickeln.“ Und diese Eigenschaften hat er mehrere Verse lang beschrieben. Krishna sagt klar: „Es reicht nicht aus, einfach nur zu sagen „Ich bin“ und es ist egal, was für Emotionen da sind und wie du dich verhältst. Um zu wirklichem Wissen zu kommen, musst du auch an dir selbst arbeiten.“ Umgekehrt gilt: Wirkliches Wissen wird sich in einer Veränderung der Psyche ausdrücken. Das widerspricht ein wenig den modernen Neo-Advaita-Richtungen. Dort wird empfohlen, immer wieder nur zu fragen: „Wer bin ich?“ Wenn du dir bewusst machst, „Ich bin“, ist alles andere egal. Krishna empfiehlt auch, sich zu fragen: „Wer bin ich?“ Und sich bewusst zu machen: „Ich bin.“ Aber er sagt zusätzlich: „Das muss ergänzt werden durch die Entwicklung von ethischer Einstellung und ethischem Handeln.“

In den nächsten Versen kommt die vierte Methode, um zum Wissen zu gelangen: sich bewusst machen, dass hinter allem Brahman, das Absolute ist.