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02-63 Kommentar Sukadev

Krishna lehrt uns, wie wir schrittweise der Maya verfallen und in Dukha, dem Leiden, gefangen sind. Zuerst haben wir einen kleinen Gedanken, wie z.B. den Gedanken an eine Mango. Dann entwickeln wir Verhaftung und denken: „Wäre doch toll, wenn ich jetzt eine Mango hätte.“ Das zieht den tiefen Wunsch nach, dass man jetzt unbedingt eine Mango braucht. Dann setzt man sich ins Auto und fährt zum Supermarkt. Vorher hat man noch in dem Supermarkt angerufen und sie haben einem beteuert, dass sie reife Mangos haben. Als man aber im Supermarkt ankommt, liegen nur steinharte grüne Mangos im Regal. Wir werden ärgerlich, zornig. Wenn wir ärgerlich, zornig sind, dann sind wir getäuscht. Wir haben vergessen, dass es eigentlich nur ein kleiner Wunsch war und die Mango eigentlich gar nicht so wichtig ist. Wir haben vergessen, dass wir eigentlich mal gesagt haben, wir wollten die Selbstverwirklichung erreichen und, um sie zu erreichen, wollten wir eigentlich liebevoll Ahimsa üben. Aber anstatt Ahimsa zu üben, haben wir unsere Unterscheidungskraft verloren und beschimpfen jemand gänzlich Unschuldigen. Was kann die Verkäuferin dafür, dass ihre Vorgängerin etwas gesagt hat, was gar nicht wahr ist oder wenn gerade vorher ein Kunde im Geschäft war, der die einzigen fünf reifen Mangos aufgekauft hat.

Ich werde oft gefragt, wie es kommt, dass, je mehr jemand sich bemüht, positive Eigenschaften zu entwickeln, es umso schlimmer mit den negativen Eigenschaften wird. Es gibt zwei Gründe dafür, warum das so erscheint.

Der erste Grund ist die eigene Wahrnehmung. Solange man nicht versucht die Gedanken zu beherrschen, solange wird es einem nicht bewusst, dass man die Gedanken nicht beherrschen kann. Solange man davon ausgeht, dass Ärger und Ungeduld etwas sind, was von außen beeinflusst wird, denken wir, wir hätten es weil die anderen Menschen so schlecht sind. Aber in dem Moment, wo wir erkennen, dass Ärger und Ungeduld eigentlich eine Charakterschwäche sind, sind wir nicht nur ärgerlich über äußere Sachen, sondern zusätzlich auch noch ärgerlich über uns selbst. Wir merken, dass wir diese Charakterschwäche haben. Swami Sivananda beschreibt es in seinen Büchern, als ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass man auf dem Weg und bereit ist, an sich zu arbeiten.

Der zweite Grund, der dieses Phänomen beschreiben kann, ist die Reinigung. Swami Sivananda schreibt in seinen Werken, dass durch den Druck von Yoga die Unreinheiten zum Vorschein kommen. Wenn wir das erst einmal nur lesen, dann klingt das ganz gut. Was heißt aber emotionale Unreinheiten? Ärger, Enttäuschung, Neid, Gier, Depression, Niedergeschlagenheit usw. kommen an die Oberfläche. Es gibt dann mehrere Dinge, die Swami Sivananda uns rät. Eine Möglichkeit wäre, die Unreinheiten einfach zur Kenntnis zu nehmen. Uns bewusst zu machen, dass das ein positives Zeichen ist. Eine weitere Möglichkeit wäre die Emotionen loszulassen und sich nicht mit ihnen zu identifizieren. Auf jeden Fall ist es gut und ein Zeichen dafür, dass wir auf dem spirituellen Weg voranschreiten.

Wichtig ist, dass wir uns selbst dafür nicht böse sind, dass es so ist. Erinnert euch daran, was Krishna am Anfang lehrt, als Arjuna vor diesem Problem steht. Je mehr ihr versucht euren Geist zu beherrschen, desto unbeherrschter wird er. Was können wir machen? Krishnas erste Reaktion darauf ist ein Lächeln. So ähnlich können auch wir das Spiel unseres Geistes erst einmal lächelnd anschauen und uns danach bewusst machen, dass wir all diese Emotionen nicht sind. „Ich bin das unsterbliche Selbst. Ich bin unberührt davon.“ Wenn wir all das wissen und als ein göttliches Spiel ansehen und uns mit all unseren Emotionen liebevoll selbst betrachten, dann können wir daran arbeiten, diese zu verändern.