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08-06 Kommentar Swami Sivananda

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Die letzten Gedanken bestimmen die nächste Geburt. Der Gedanke, der im Leben vorherrschte, beschäftigt den Geist zur Stunde des Todes. Der vorherrschende Gedanke in der Todesstunde ist der, dem im Leben die meiste Aufmerksamkeit geschenkt worden war. Der letzte Gedanke bestimmt die Natur oder den Charakter des nächsten Körpers. Wie ein Mensch denkt, so wird er.

Die Kraft der Samskaras, die ein Mensch durch frühere Praktiken geschaffen hat, läßt ihn beim Tod daran denken. Menschen, die ihr Leben lang Gott verehrt haben, können in der Todesstunde an ihre Schutzgottheit denken.

Hier findet die Analogie von Wespe und Raupe (Bhramara-Kita-Nyaya) Anwendung. Die Raupe denkt ständig an die Wespe, und schließlich verwandelt sie sich in eine Wespe. Genauso wird der, der ständig an seine Schutzgottheit denkt, mit dieser Gottheit identisch. Nandikesvara ist ein Beispiel. Er dachte fortwährend an seinen Herrn und nahm einen dem Herrn gleiche Gestalt an.

Wenn du dein Leben lang immer an das unsterbliche Selbst denkst, wirst du auch in deiner Todesstunde nur an das Selbst denken und Unsterblichkeit erlangen. Wenn du ständig an deinen Körper denkst und dich mit dem vergänglichen Körper identifizierst, wirst du wieder und wieder geboren werden. Wenn du in deiner Todesstunde an deinen Lieblingshund denkst, wirst du als Hund geboren werden. Raja Jadabharata dachte in seiner Todesstunde an sein Lieblingsreh und wurde daher als Reh wiedergeboren.

Jeder Mensch hat eine ganz bestimmte Einstellung zum Leben, eine bestimmte Art zu denken, bestimmte Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen, einen bestimmten Charakter, ein bestimmtes Temperament, einen bestimmten Geschmack, seine eigene Haltung und Einstellung. Das alles beruht auf den Eindrücken, die Bestandteil seines Unterbewußtseins geworden sind. Das alles beruht auf Erfahrungen, die ihre unauslöschlichen Eindrücke im Geist zurückgelassen haben. Er denkt immer an den Körper und seine physischen Bedürfnisse. Er sucht sein Glück in den äußeren, vergänglichen Dingen. Er identifiziert sich mit dem vergänglichen Körper. Er weiß nicht um sein innerstes, absolut wonnevolles, unsterbliches Selbst, die Quelle von allem. Er schult seinen Körper, seine Sinne, seinen Geist und Verstand in weltlichem Trachten. Er kennt nicht die Yogadisziplin von Geist und Sinnen. Daher denkt er immer an seinen Körper, an Brot, Getränk und Kleidung. Er vergißt alles, was Gott und das Selbst betrifft, das Innewohnende, das eine Verkörperung von Seligkeit und Wissen und ein Brunnen von Freude und Glück ist.

Die Wünsche haben kein Ende. Daher kann der Mensch sie nicht in einer einzigen Geburt befriedigen. In der Stunde des Todes wird das ganze Lager von Eindrücken und Wünschen durchwühlt, und der dominierendste, stärkste und am meisten gehegte Wunsch kommt an die Oberfläche des Geistes oder des Feldes geistigen Bewußtseins. Diese aufgeschlagene Butter, der Rahm (der gehegte Wunsch), fesselt die Aufmerksamkeit, um sofort erfüllt zu werden. Das ist der einzige Gedanke in der Todesstunde. So wie die vitalste Mangopflanze im Gewächshaus am höchsten wächst, so dringt auch der stärkste Wunsch an die Oberfläche des Geistes. Wenn der Wunsch nicht erfüllt wird, wird der Geist davon durchdrungen und er wird in der nächsten Geburt Erfüllung finden. Der Wunsch wird in dieser nächsten Geburt sehr vordringlich sein.

Du selbst bestimmst über dein Schicksal. Du selbst bist verantwortlich für deine Gedanken, deinen Charakter, deine Gefühle, Handlungen und Erfahrungen. Du hast bestimmte weltliche Wünsche und  Samskaras in deinen unterbewußten Geist eingepflanzt und ihnen gestattet, zu keimen und zu wachsen. Wenn du spirituelles Streben eingepflanzt hättest, den Wunsch nach Befreiung und spirituelle Samskaras, würdest du als Frucht Unsterblichkeit und ewige Seligkeit ernten. Wie du säst, so wirst du ernten.

Wer sein ganzes Leben lang fortwährend tief über das Selbst oder über seine Schutzgottheit meditiert, kann dem Tod mit Gelassenheit begegnen. Er allein gelangt zum Höchsten, da er auch zum Zeitpunkt seines Scheidens aus dieser Welt daran denkt.

Du mußt ausschließliche Hingabe an Gott haben. Dein ganzer Geist muß in Ihm aufgeghen. Du darfst keinen äußeren weltlichen Eindrücken erlauben, in deinen unterbewußten Geist zu sinken, in denen auch nur der Hauch eines selbstsüchtigen Wunsches liegt. Dann kannst du in der Stunde des Todes ausschließlich an Gott denken und in Sein wahres Wesen eingehen.