Atma Bodha – Vers 26

Unbeweglichkeit des Atman

Atma Bodha – Vers 26

Deutsche Übersetzung:

Der Atman tut nie irgendetwas und der Intellekt allein hat keine Fähigkeit „Ich weiß“ zu erfahren. Aber die Individualität in uns denkt fälschlicherweise, sie selbst sei der Seher und der Wissende.

Sanskrit Text:

ātmano vikriyā nāsti buddher bodho na jātv iti ।
jīvaḥ sarvam alaṃ jñātvā jñātā draṣṭeti muhyati ॥ 26 ॥

आत्मनो विक्रिया नास्ति बुद्धेर्बोधो न जात्विति ।
जीवः सर्वमलं ज्ञात्वा ज्ञाता द्रष्टेति मुह्यति ॥ २६ ॥

atmano vikriya nasti buddher bodho na jatv iti |
jivah sarvam alam jnatva jnata drashteti muhyati || 26 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ātmanaḥ : dem Selbst (Atman)
  • vikriyā : Veränderung, Umwandlung, (Vikriya)
  • na : nicht (Na)
  • asti : kommt zu („ist“, as)
  • buddheḥ : dem Geist (Buddhi, hier im Sinne von Manas)
  • bodhaḥ : Erkenntnis (Bodha)
  • na jātu : auf keinen Fall, niemals (Na Jatu)
  • iti : so (ist es, Iti)
  • jīvaḥ : die Individualseele (Jiva)
  • sarvam : alle (beide, „alles“, Sarva)
  • alam : für gleichwertig („genügend, fähig“, Alam)
  • jñātvā : haltend („erkennend“, jñā)
  • jñātā : der Erkennende („Erkenner“, Jnatri, d.h. der Geist)
  • draṣṭā : (ist) der Sehende („Seher“, Drashtri, d.h. das Selbst)
  • iti : so, in dieser Weise
  • muhyati : ist verwirrt („irrt sich“, muh)     ॥ 26 ॥

Kommentar von Sukadev Bretz

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Der Atman tut nie irgendetwas und der Intellekt allein hat keine Fähigkeit „Ich weiß“ zu erfahren. Aber die Individualität in uns denkt fälschlicherweise, sie selbst sei der Seher und der Wissende.

Das sind jetzt sehr subtile philosophische Konzepte, die wichtig sind, um dich zu lösen aus Identifikationen.
Er sagt hier: Der Atman tut nie irgendetwas. Das Selbst ist Bewusstsein. Das Selbst ist Sat-Chid-Ananda, Sein-Wissen-Glückseligkeit. Das Selbst ist einfach unveränderlich und ewig. Das Selbst kann nichts tun, das Selbst ist einfach nur da. Der Intellekt hat auch keine Fähigkeit. Der Moment, indem das Bewusstsein weg ist, gibt es auch keinen Intellekt. Der Intellekt kann ohne Bewusstsein gar nichts machen, schon weil er nicht existiert.
Man kann sagen, im Unterbewusstsein kann schon alles Mögliche passieren: Der Mensch sortiert alles, überlegt usw. Nachts im Traum sortiert man alles noch mehr. Oder du kannst eine Frage an dein Unterbewusstsein stellen und fragen: „Was soll ich morgen tun?“ Irgendwann am Tag weißt du dann plötzlich: „Ach, das ist am besten.“ Auf der unterbewussten Ebene mag einiges kommen aber Bewusstsein ist nicht dabei. Erst wenn Bewusstsein dazukommt, dann sagst du, ach das will ich tun. Das ist meine Aufgabe. Oder ich weiß, das ist das Richtige. Nur mit Bewusstsein kannst du sagen: „Das ist das Richtige. Das sollte ich tun.“ So sind das zwei Dinge: Bewusstsein und Intellekt.
Die Individualität denkt dann sie selbst ist der Sehende und die Wissende. Das ist aber nicht der Fall.

Die Buddhi selbst ist nicht mal so individuell. Buddhi ist eine bestimmte Fähigkeit, die allen Menschen gemein ist und das Selbst ist das Bewusstsein, das auch allen gemein ist. Das Interessante ist, das Selbst, das überall ist, identifiziert sich dann mit einer bestimmten Manifestation des Buddhi in einem Körper und dann kommt die Vorstellung „ich weiß“.
Aber in Wahrheit, Intellekt ist nicht sowas individuelles und Bewusstsein auch nicht. So entsteht Individualität durch Identifikation des reinen Bewusstseins mit einem Aspekt des Intellekts in einem bestimmten Körper-Geist-Komplex. Du kommst da wieder raus, wenn du erkennst: Körper ist Teil der ganzen Erde. Intellekt ist etwas, das alle Wesen gemeinsam haben und was sich hier manifestiert. Ich bin Bewusstsein hinter allen Körpern. Und jetzt manifestiert sich dieses Bewusstsein mit diesem Intellekt. Daher nehme ich etwas wahr, daher sehe ich etwas. Daher entscheide ich etwas. Aber in Wahrheit: Nicht ich entscheide, sondern Bewusstsein ist da, kosmisches Bewusstsein ist hier und manifestiert sich hier in dieser konkreten Ausprägung von Buddhi.

Es gibt sogar eine Kosmologie, wie die Welt entstanden ist im Sankhya. Da wird durchaus gesagt, dass es ein kosmisches Buddhi gibt. Ein individuelles Buddhi ist eine Manifestation des kosmischen Buddhi, des Intellekts und Verstandes.
Und Individualität entsteht, indem sich Bewusstsein identifiziert mit einer konkreten Ausprägung dieses kosmischen Geistes. So entsteht Individualität, die dann aber in Leid führen kann. Denn Körper hat Grenzen, Psyche hat Grenzen. Intellekt hat Grenzen, Bewusstsein ist unendlich und ewig. Wenn Bewusstsein sich identifiziert mit dem Begrenzten, weiß Bewusstsein intuitiv: „Es ist nicht okay sich zu begrenzen. Ich bin unbegrenzt. Möge ich wieder unbegrenzt sein.“
Das erreichst du, indem du dir bewusst bist, jetzt und in diesem Moment Sat-Chid-Ananda-Swarupoham, meine wahre Natur ist Sein-Wissen-Glückseligkeit. Nirmala, ewig rein, nitya, ewig.

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