Atma Bodha – Vers 28

Der Atman erhellt Geist und Sinne

Atma Bodha – Vers 28

Deutsche Übersetzung:

So wie eine Lampe ein Glas oder einen Topf erhellt, so erhellt auch der Atman den Geist und die Sinnesorgane usw. Diese materiellen Gegenstände können sich nicht selbst erhellen, da sie unbelebt sind.

Sanskrit Text:

ātmāvabhāsayaty eko buddhyādīnīndriyāṇy api ।
dīpo ghaṭādivat svātmā jaḍais tair nāvabhāsyate ॥ 28 ॥

आत्मावभासयत्येको बुद्ध्यादीनीन्द्रियाण्यपि ।
दीपो घटादिवत्स्वात्मा जडैस्तैर्नावभास्यते ॥ २८ ॥

atmavabhasayaty eko buddhyadinindriyany api |
dipo ghatadivat svatma jadais tair navabhasyate || 28 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ātmā : das Selbst (Atman)
  • avabhāsayati : beleuchtet, lässt erscheinen (ava + bhās)
  • ekaḥ : allein, einzig (Eka)
  • buddhy-ādīni : den Geist (Buddhi, hier im Sinne von Manas) usw. (Adi)
  • indriyāṇi : die Sinnesorgane (Indriya)
  • api : und, auch (Api)
  • dīpaḥ : eine Lampe, Leuchte (Dipa)
  • ghaṭādi-vat : wie (Vat) einen Topf (Ghata) usw. (Adi)
  • svātmā : ihr eigenes Selbst, ihr eigenes Wesen (Svatman)
  • jaḍaiḥ : unbelebten, unbewussten (Jada)
  • taiḥ : durch diese (Tad)
  • na : nicht (Na)
  • avabhāsyate : wird beleuchtet, wird in Erscheinung gebracht (ava + bhās)     ॥ 28 ॥

Kommentar von Sukadev Bretz

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So wie eine Lampe ein Glas oder einen Topf erhellt, so erhellt auch der Atman den Geist und die Sinnesorgane usw. Diese materiellen Gegenstände können sich nicht selbst erhellen, da sie unbelebt sind.

Wir sind im 28. Vers des Atma Bodha und hier gibt Shankara eine weitere Analogie. Wie schon mal gesagt, ist die Schönheit des Werkes „Atma Bodha“, dass es immer wieder neue Analogien geben wird und hier wird zum Beispiel gesagt, eine Lampe erhellt ein Glas oder ein Topf.

Angenommen, es ist dunkel, dann siehst du kein Glas oder keinen Topf. Damit ein Glas oder ein Topf wahrgenommen werden kann, braucht es eine Lampe. Mindestens, wenn die Fenster zu sind oder es Nacht ist. Glas oder Topf können sich nicht selbst erhellen. Aber wenn ein Licht, Glas oder Topf erhellt, dann kann man sie wahrnehmen. So ähnlich auch – Geist und Sinne haben aus sich heraus kein Licht. Ohne Bewusstsein gibt es keinen Geist und auch keine Sinnesorgane. Angenommen, du bist bewusstlos, vielleicht in Narkose, dann nimmst du nichts wahr. Der Geist funktioniert nicht ohne Bewusstsein. So wie Bewusstsein weg ist, gibt es kein Denken, kein Fühlen, gibt es kein sinnliches Wahrnehmen.
Jedoch ist es möglich, bewusst zu sein ohne zu denken, ohne zu fühlen und ohne wahrzunehmen, zum Beispiel im Traum. Im Traum sind keine Sinnesorgane des physischen Körpers da, dennoch bist du bewusst. In tiefer Meditation kann es dir gelingen, jenseits aller Gedanken zu kommen, jenseits von Gefühlen, bei voller Bewusstheit. So gibt es Bewusstsein ohne Gedanken, aber Gedanken nicht ohne Bewusstsein. So gibt es Bewusstsein ohne äußere Wahrnehmungen aber es gibt keine Wahrnehmungen ohne Bewusstsein. Und so ist nur das Bewusstsein wirklich. Gedanken und Wahrnehmungsorgane, die Indriyas, brauchen Bewusstsein. Letztlich hinter allem steckt Bewusstsein. Du kannst dich lösen von allem und reines Bewusstsein haben. Du kannst dich auch mit Bewusstsein in Denken und Fühlen und in Wahrnehmungen hineinbegeben. Aber Bewusstsein ist das Entscheidende.
Denke darüber nach, überlege: Was heißt das genau? Wer bin ich? Und wie kann ich mich selbst wirklich erfahren als Bewusstsein getrennt von Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Handeln?

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