Atma Bodha – Vers 3

Karma, Rituale und Handlungen reichen nicht aus

Atma Bodha – Vers 3

Deutsche Übersetzung:

Handlung kann Unwissenheit nicht zerstören, da sie nicht in Konflikt mit Unwissenheit ist oder ihr entgegen steht. Erkenntnis zerstört wahrlich Unwissenheit, so wie Licht tiefe Dunkelheit vertreibt.

Sanskrit Text:

avirodhitayā karma nāvidyāṃ vinivartayet ।
vidyāvidyāṃ nihanty eva tejastimirasaṅghavat ॥ 3 ॥

अविरोधितया कर्म नाविद्यां विनिवर्तयेत् ।
विद्याविद्यां निहन्त्येव तेजस्तिमिरसङ्घवत् ॥ ३ ॥

avirodhitaya karma navidyam vinivartayet |
vidyavidyam nihanty eva tejastimirasanghavat || 3 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • avirodhitayā : weil (zwischen den beiden) kein Widerspruch besteht (Avirodhita)
  • karma : Handlung (Karman)
  • na : nicht (Na)
  • avidyām : Unwissenheit (Avidya)
  • vinivartayet : kann beseitigen (vi + ni + vṛt)
  • vidyā : Wissen, Erkenntnis (Vidya)
  • avidyām : Unwissenheit
  • nihanti : zerstört (ni + han)
  • eva : gewiss (Eva)
  • tejas-timira-saṅgha-vat : so wie (Vat) beim Kontakt (Sangha) von Licht (Tejas) und Dunkelheit (Timira)     ॥ 3 ॥

Kommentar von Sukadev Bretz

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Wir sind im dritten Vers und Shankaracharya sagt hier, es geht ihm um Erkenntnis, denn über Erkenntnis kommt das Höchste, er sagt hier: Karma allein kann nicht zur Erkenntnis führen, Karma hat eine große Bedeutung und verschiedene Interpretationen. Karma bedeutet Handlung, Karma heißt aber auch Schicksal und steht für gute Werke oder auch Rituale. Shankaracharya sagt: So ganz von Selbst kommst du nicht zur Erleuchtung, es reicht nicht aus, nur das Leben zu leben und zu hoffen, dass die Ausführung von Handlungen dich irgendwo zur Erlösung führt. Also allein ein bewusstes Leben zu führen und dein Karma bewusst anzugehen, reicht nicht aus.
Zweite Interpretation: Auch spirituelle Praktiken an sich reichen nicht aus.
Es ist nicht so, dass du eine spirituelle Praxis ausübst und die dann an sich dich zur Befreiung führt. Du kannst jeden Tag Asanas üben, jeden Tag Pranayama, jeden Tag Meditation machen. Wenn du dies rein mechanisch machst, dann wirken sie auf gesundheitlicher Ebene, sie wirken auf psychischer Ebene, auf der geistigen Ebene, vielleicht auch auf der emotionalen Ebene. Aber sie führen an sich nicht zur Befreiung. Oder auch wenn du jeden Tag Mantras rezitierst, Rituale ausführst oder jeden Tag in die Kirche gehst. Das alleine reicht nicht aus, dies ist vergleichbar mit der Auseinandersetzung von Luther, mit der katholischen Kirche und wo Luther gesagt hat: Werke führen nicht zur Erlösung. Es reicht nicht aus, sich nur zu kasteien, es reicht nicht aus auf Pilgerreise zu gehen, Mönch zu werden, die Gebete zu sprechen usw. Was alles so zum Beispiel, in Luthers Orden üblich war und es reicht natürlich auch nicht aus, einfach einen Ablassbrief zu kaufen, um dann zur Erlösung zu kommen.
Also durch Werke allein kommen wir nicht zur Befreiung. Was auch heißt, Shankaracharya hat vorher gesagt, dass Tapas sehr wichtig ist. Spirituelle Praktiken sind wichtig, sie helfen dir, reichen zur Erlösung jedoch nicht aus. Es ist sehr wichtig, mit der richtigen Einstellung zu praktizieren und so kannst du dies gleich zum Anlass nehmen, deine spirituellen Praktiken zu überprüfen. Wenn du meditierst, meditierst du einfach nur oder meditierst du mit dem tiefen Wunsch nach Selbsterkenntnis, dem Wunsch, Gott zu verwirklichen. Wenn du Asanas und Pranayama übst, Mantras rezitierst, machst du dies wirklich aus tiefer Sehnsucht, um Gott zu erfahren? Oder wenn du anderen hilfst und dienst, geschieht dies mechanisch oder tust du dies, weil du irgendwo spürst, das höchste Selbst ist in mir, das höchste Selbst ist im anderen. Machst du dir bewusst, wenn du deine täglichen Pflichten ausführst, das hinter allem das gleiche kosmische Bewusstsein steckt?
Handlungen an sich, Karma an sich reicht nicht aus, um zur Befreiung zu kommen, die Motivation dahinter ist entscheidend. Und ganz besonders wichtig ist, dass du dich fragst: Wer bin ich?
Und so sagt Shankaracharya: Die Erkenntnis zerstört die Unwissenheit und nicht einfach nur Handlungen. Angenommen du bist in einem Raum und es ist sehr dunkel. Es reicht jetzt nicht aus, dass du versuchst, mit einem Fächer die Dunkelheit wegzufächeln oder dass du irgendwo hoch- und runterspringst oder irgendetwas anderes machst. Licht anzünden – und dann ist die Dunkelheit weg. So ähnlich auch: Unwissenheit vertreiben kannst du jetzt nicht, indem du jetzt irgendwelche spirituellen Praktiken machst oder irgendwie dienst und hilfst, sondern die Erkenntnis des Selbst ist wichtig. Aber: spirituell zu praktizieren, anderen zu helfen, zu dienen, ein ethisches Leben zu führen, das hilft, den Geist zu reinigen. Und wenn du das dann immer vom Herzen und vom Verstand her tust, also mit Liebe und mit Erkenntnis, dann können dich die spirituellen Praktiken zur Befreiung führen.
So mache dir nochmals bewusst, wann immer du spirituell praktizierst, warum du das machst und versuche, hinter allem die höchste göttliche Wirklichkeit zu erkennen. Spüre immer dein Selbst und spüre auch das Selbst, das Bewusstsein, in anderen. Fühle, dass hinter allem die gleiche kosmische Wirklichkeit ist.

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