Viveka Chudamani – Vers 58

Deutsche Übersetzung:

58. Ein beredsamer Vortrag, ein Strom von Worten, die Auslegung der Schriften, große Kenntnisse der Gelehrten befriedigen /erfüllen zwar die Gelehrten, führen jedoch nicht zur Befreiung.

Sanskrit Text:

vāg-vaikharī śabda-jharī śāstra-vyākhyāna-kauśalam |
vaiduṣyaṃ viduṣāṃ tad-vad bhuktaye na tu muktaye || 58 ||

वाग्वैखरी शब्दझरी शास्त्रव्याख्यानकौशलम् |
वैदुष्यं विदुषां तद्वद् भुक्तये न तु मुक्तये || ५८ ||

vag-vaikhari shabda-jari shastra-vyakhyana-kaushalam |
vaidushyam vidusham tad-vad bhuktaye na tu muktaye || 58 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • vāg-vaikharī : meisterhafte Beherrschung („Artikuliertheit“, Vaikhari) der Sprache (Vach)
  • śabda-jharī : ein Schwall (Jhari) von Worten (Shabda)
  • śāstra-vyākhyāna-kauśalam : Geschick (Kaushala) im Erklären (Vyakhyana) der gelehrten Schriften (Shastra)
  • vaiduṣyam : die Gelehrsamkeit (Vaidushya)
  • viduṣām : der Gelehrten (Vidvams)
  • tad-vat : ebenso, desgleichen (Tadvat)
  • bhuktaye : (dient) dem Genuss, Vergnügen (Bhukti)
  • na : nicht (Na)
  • tu : aber, jedoch (Tu)
  • muktaye : der Befreiung, Erlösung (Mukti)     || 58 ||

Kommentar

Es mag sein, dass du etwas ganz besonders beherrschst. Shankara gebraucht im 58. Vers das Wort „Gelehrte“. Viele seiner Schüler waren Sanskrit-Gelehrte, „vāgvaikharī“ und beherrschten die Sprache Sanskrit. Sanskrit ist eher kompliziert und nicht einfach. Diese Sprache zu beherrschen, kann hilfreich beim Verständnis der Upanishaden, der Bhagavad Gita, des Brahma Sutra oder auch der Werke von Shankaracharya sein.
Allerdings macht dich die Herrschaft über Sprache allein nicht zum Vollkommenen.

„śabdajharī“ – „ein Schwall von Worten“. Nur klug reden zu können, reicht demnach nicht aus.

„śāstravyākhyān akauśalam“:
Geschick – „kauśala“, im Erklären – „vyākhyāna“, der heiligen Schriften, Lehrbücher des Yoga -„śāstra“, reicht nicht aus zur Verwirklichung.

Auch „vaiduśhyaṁ“ – „Gelehrsamkeit“, reicht nicht aus.

Das mag hilfreich sein, um letztlich sich das Publikum zu erfreuen. Aber selber kommst du auf diese Art und Weise nicht zur Befreiung.

Krishna sagt in der Bhagavad-Gita: „Jemand, der spirituelle Weisheit weitergibt, der dient Gott am allerbesten.“

Krishna empfiehlt dir, spirituelle Weisheit weiterzugeben und dich in der Weitergabe des spirituellen Wissens zu engagieren, denn das helfe zur Befreiung.

Indem du lehrst, wirst du einiges verstehen. Shankara würde allerdings sagen: „Vertraue nicht zu sehr darauf.“

Es gibt viele Aspiranten, die viel Zeit mit Yogaunterricht verbringen. Das ist gut, aber sie vernachlässigen dabei ihre eigene Praxis. Mache das nicht. Es reicht nicht aus, anderen Asanas, Pranayama beizubringen. Übe selbst Asanas, Pranayama. Es reicht nicht aus, Vorträge zu halten und Meditationskurse zu leiten. Halte deine eigene spirituelle Sehnsucht hoch. Überprüfe immer wieder, ob es dir weiter um die Befreiung geht. Frage dich selbst: „Was kann ich tun, um zur Erleuchtung hinzukommen?“ Denke nicht, dass die Erleuchtung von selbst kommt, weil du Yoga unterrichtest, gute Werke tust und dich zum Wohle anderer einsetzt. Es reicht nicht aus. Du musst mehr tun. Tue in diesem Sinne auch mehr.

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