Viveka Chudamani – Vers 556

Deutsche Übersetzung:

556. Wie ein Schauspieler, ob er das Kleid seiner Rolle trägt oder nicht, immer die gleiche Person ist, so ist auch der Kenner vom Brahman immer Brahman.

Sanskrit Text:

śailūṣo veṣa-sadbhāvābhāvayoś ca yathā pumān |
tathaiva brahma-vic-chreṣṭhaḥ sadā brahmaiva nāparaḥ || 556 ||

शैलूषो वेषसद्भावाभावयोश्च यथा पुमान् |
तथैव ब्रह्मविच्छ्रेष्ठः सदा ब्रह्मैव नापरः || ५५६ ||

shailusho vesha-sadbhavabhavayosh cha yatha puman |
tathaiva brahma-vich-chhreshthah sada brahmaiva naparah || 556 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • śailūṣaḥ : ein Schauspieler (Shailusha)
  • veṣa-sadbhāvābhāvayoḥ : bei Vorhandensein (Sadbhava) oder Fehlen (Abhava) seiner Verkleidung (Vesha)
  • ca : und (Cha)
  • yathā : (so) wie (Yatha)
  • pumān : ein Mensch („Mann“, Pums) ist
  • tathā : genauso (Tatha)
  • eva : ganz (Eva)
  • brahma-vic-chreṣṭhaḥ : (war) ein vorzüglicher („der beste“, Shreshtha) unter den Kennern des Absoluten (Brahmavid)
  • sadā : immer (Sada)
  • brahma : das Absolute (Brahman)
  • eva : nichts als („nur“, Eva)
  • na : (und) nicht (Na)
  • aparaḥ : etwas anderes („ein anderer“, Apara)     || 556 ||

Kommentar

Du hast in dieser Welt die verschiedensten Rollen. Du bist Mutter oder Vater, liebevoller Ehegatte, Kollege oder Chef, Yogalehrer, Yogalehrerin, Nachbar, Nachbarin, Sohn oder Tochter usw.
Aber in Wahrheit bist du nichts davon, sondern du hast diese Rollen. Du kannst überlegen, welche Rolle du gerade hast und wie du sie gut spielst. Wenn du mit deinem Kind zusammen bist, dann hast du die Rolle von Vater oder Mutter und kannst überlegen, wie du diese Rolle gut spielst. Aber du bist nicht Vater und Mutter. Du bist das unsterbliche Selbst. Angenommen du bist ein Schauspieler und könntest von deiner Schauspielkunst leben, wärst aber kein bedeutender Schauspieler. Dann müsstest du viele Rollen annehmen. Vielleicht bist du morgens Kindertheaterspieler, vielleicht bist du nachmittags ein Schauspieler im Rahmen eines Psychotherapiestudiums, spielst dort eine Rolle für die Studenten, vielleicht am Abend auf einer kleinen Kunstbühne und abends nochmals woanders. Du spielst die verschiedensten Rollen. Mal musst du in die Rolle eines Clowns, mal in die Rolle eines Depressiven, mal in die Rolle eines Verbrechers, mal in die Rolle eines Kriminalbeamten. Wer bist du? Wenn du die Rollen spielst, bist du der Schauspieler. Du bist nicht die Rolle. Und so ähnlich auch spielst du die Rollen. Du bist kein Yogalehrer, keine Yogalehrerin. Du bist das unsterbliche Selbst.
Du hast einen Körper und eine Psyche und jetzt gerade die eine oder die andere Rolle. Du kannst versuchen die Rolle so gut zu spielen, wie du kannst. Aber du bist das unsterbliche Selbst und was auch immer geschieht, während du in der Rolle bist, es macht dir nichts aus. Und wenn du die Rolle verhaftungslos spielst, dann lernst du als Schauspieler und du erfüllst deinen Part. Angenommen du bist sehr mit deiner Rolle identifiziert und du ärgerst dich über das, was dir in der Rolle geschieht, dann schaffst du neues Karma, dann wirst du noch weiter in der Rolle bleiben oder neue Rollen dazu bekommen.
Spiele deine Rollen verhaftungslos und so gut, wie du kannst. Mache dir immer wieder bewusst, dass du jetzt in dieser Rolle bist. Schwierigkeiten gibt es natürlich, wenn du die eine Rolle in die andere Rolle bringst, z.B. in deine Beziehung. Wenn du ein Mann bist, dann wirst du plötzlich zum Vater oder zum Sohn und wenn du eine Frau bist, dann wirst du die angepasste Tochter oder der rebellische Teenie oder bekommst Mutterinstinkte. So vermischst du die Rollen und das führt zu Problemen.
Oder angenommen du bist in einem Job. Auch dort bist du nicht die Yogalehrerin, die versucht, ihre Angestellten oder Arbeitnehmer zu fördern und zur spirituellen Praxis zu führen. Achte auf deine Rollen! Klar kannst du Menschen zum Yoga auch mal inspirieren, aber werde dir bewusst, dass ich jetzt in der Rolle bin. Ich erfülle jetzt diese Rolle. Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman.

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