Viveka Chudamani – Vers 532

Deutsche Übersetzung:

532. Dieses Selbst, das eine ewige Wahrheit ist, manifestiert sich in der Gegenwart der rechten Mittel der Erkenntnis. Es ist weder an Ort und Zeit noch an (äußerliche) Reinheit gebunden.

Sanskrit Text:

ayam ātmā nitya-siddhaḥ pramāṇe sati bhāsate |
na deśaṃ nāpi vā kālaṃ na śuddhiṃ vāpyapekṣate || 532 ||

अयमात्मा नित्यसिद्धः प्रमाणे सति भासते |
न देशं नापि वा कालं न शुद्धिं वाप्यपेक्षते || ५३२ ||

ayam atma nitya-siddhah pramane sati bhasate |
na desham napi va kalam na shuddhim vapy apekshate || 532 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ayam : das (Ayam)
  • ātmā : Selbst (Atman)
  • nitya-siddhaḥ : das stets (Nitya) vorhanden („unveränderlich“, Siddha) ist
  • pramāṇe : des Erkenntnismittels (Pramana)
  • sati : beim Vorhandensein („Sein“, Sat)
  • bhāsate : erscheint, wird wahrnehmbar (bhās)
  • na : nicht (Na)
  • deśam : ein Ort (Desha)
  • na : nicht
  • api : auch (Api)
  • vā : oder (Va)
  • kālam : eine Zeit (Kala)
  • na : nicht
  • śuddhim : Reinheit (Shuddhi)
  • vā : oder
  • api : auch
  • apekṣate : ist (dazu) erforderlich („wird erfordert“, apa + īkṣ)     || 532 ||

Kommentar

Mache die Erfahrung des Selbst nicht abhängig von Äußerlichkeiten. Das Selbst kann überall erfahren werden. In den unglaublichsten Situationen. Ich kann dir eine Erzählung von mir selbst geben. Eine meiner besonders tiefen spirituellen Praktiken ist geschehen in einem Taxi. Ich kann mich erinnern, ich war irgendwo in einem Taxi und wollte zum Flughafen. Ich saß im Auto am Eingang des Sivananda Ashrams. Ich wollte gerade losfahren und der Taxifahrer sagte: „One moment please.“ Er ging weg und war verschwunden. Während er verschwunden war, wartete ich aufgeregt im Taxi, ob wir noch rechtzeitig ankommen würden, denn er blieb lange weg. Müsste ich mir ein neues Taxi suchen? Was mache ich? Da habe ich plötzlich innegehalten und gesagt, dass ich loslasse. Gott wird sich um mich kümmern, Sivananda wird sich um mich kümmern. Neben mir fuhren lauter Taxis hin und her, Hupen und lautes Geschrei von den Menschen, die Affen, die Kühe, die Autos und alles Mögliche. Es war kein ruhiger Moment. Und plötzlich änderte sich die Szenerie, plötzlich spürte ich eine göttliche Gegenwart, hatte eine Vision von Swami Sivananda. Plötzlich verging alles und ich war im Überbewusstsein. Wie lange ich drinnen war, weiß ich nicht. Ich kam irgendwann heraus. In dem Moment stieg der Taxifahrer ins Taxi ein, wir fuhren los und erreichten das Flugzeug pünktlich.

Eine andere Geschichte erzählte mir ein Schüler von Swami Vishnu. Er lebte sehr gesundheitsbewusst. Er aß nicht zu viel, nicht zu wenig. Er fastete einmal die Woche und ein oder zweimal im Jahr für fünf oder sieben Tage. Er ernährte sich hauptsächlich von Rohkost, machte täglich Asanas und Pranayama und Meditation. Er aß fast keinen Zucker usw. Er war ein sehr bewusst essender Mensch, ein sehr bewusst lebender Mensch, der auch sehr gesund war. Er erzählte mir die Geschichte:

Eines Tages, er hatte schon zu Abend gegessen, als er zu Swami Vishnu gerufen wurde. Er ging zu Swami Vishnu, der gerade eine Gruppe von Indern und Inderinnen bewirtete und er lud den Swami ein mit ihm zu essen. Der Swami sagte zu Swami Vishnu: „Swamiji, ich habe schon gegessen.“ Swami Vishnu schaute ihn nur an und bedeutete ihm zu essen. Denn wenn man mit Indern zusammen ist, dann gehört es sich auch so, dass man zusammen isst. Der Swami, der eigentlich sehr mit Gesundheit beschäftigt war und nie zu viel Essen wollte, gab sich hin und aß. Es gab ein reichhaltiges Abendessen und zum Schluss gab es auch Nachtisch. Der Nachtisch war sehr süß, also Zuckerhaltig und das war etwas, was dieser Swami normalerweise nicht aß. Er fühlte sich zuerst sehr schwer. Aber er beschrieb, wie er nachher die Meditation leitete und in der Meditation fiel er ins Überbewusstsein, er erfuhr Brahman und hatte seine tiefste überbewusste Erfahrung überhaupt. Ein Paradox, da er normalerweise sehr gesund lebte und auf alles achtete. Dieser Swami machte jetzt solche eine tiefe Erfahrung, obwohl er sich eigentlich überessen hatte und Dinge gegessen hatte, die er eigentlich sonst nicht aß. Aber es war diese Hingabe und dieses Loslassen.
So weißt du nicht, wann du die Brahman-Erfahrung machst. Sei immer neugierig! Gott weiß selbst, wie und wo er sich dir offenbaren wird. Für Gott gibt es keine Grenzen.

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