Viveka Chudamani – Vers 447

Deutsche Übersetzung:

447. Solange man noch Freude und Leid erfährt, spricht man vom Karma dieses Lebens (prarabdha karma). Ergebnisse entstehen aus früheren Taten. Ohne frühere Taten entstehen keine Ergebnisse.

Sanskrit Text:

sukhādy-anubhavo yāvat tāvat prārabdham iṣyate |
phalodayaḥ kriyā-pūrvo niṣkriyo na hi kutra-cit || 447 ||

सुखाद्यनुभवो यावत्तावत्प्रारब्धमिष्यते |
फलोदयः क्रियापूर्वो निष्क्रियो न हि कुत्रचित् || ४४७ ||

sukhady-anubhavo yavat tavat prarabdham ishyate |
phalodayah kriya-purvo nishkriyo na hi kutra-chit || 447 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • sukhādy-anubhavaḥ : die Erfahrung (Anubhava) von Glück (Sukha) usw. (erfolgt, Adi)
  • yāvat : solange wie (Yavat)
  • tāvat : genau solange (Tavat)
  • prārabdham : das im aktuellen Leben wirkende („begonnene“, PrarabdhaKarma)
  • iṣyate : wird (als wirksam) betrachtet (iṣ)
  • phalodayaḥ : dem Eintritt der Folgen (Phalodaya)
  • kriyā-pūrvaḥ : geht (stets) eine Handlung (Kriya) voraus (Purva)
  • niṣkriyaḥ : (Folgen) ohne Handlung (Nishkriya)
  • na : (gibt es) nicht (Na)
  • hi : gewiss (Hi)
  • kutra-cit : irgendwo, in irgendeinem Fall (Kutra)  || 447 ||

Kommentar

Was ist der Grund dafür, dass dein Leben so verläuft, wie es verläuft? Grund ist das Gesetz des Karmas. Karma ist das Gesetz von Ursache und Wirkung. Es gibt verschiedene Ursachen und Wirkungen. Ich spreche gerne von dem sogenannten Fünffachen Sinn des Lebens und die fünf Untergesetze des Karmas. Und die Schriften sprechen von den drei Phasen des Karmas.

Wenn du etwas tust und dabei einen Wunsch hast, oder mit einer bestimmten Intention handelst, ist das Agami Karma.
Anschließend wird das Karma eine Weile wie ein Speicher sein und das ist dann das Sanchita Karma.
Und wenn dieses Karma dann anfängt Früchte zu tragen und du es langsam erfährst, dann ist das das Prarabdha Karma.

Wenn du heute jemand beschimpfst und ihm damit große Schmerzen bereitest, schaffst du ein neues Karma und das Schaffen des Karmas ist Agami. Eine Weile scheinst du nichts davon mitzubekommen. Das ist dann Sanchita. Irgendwann aber geschieht dir das gleiche. Jemand anderes macht dich schlecht oder beschimpft dich. So erfährst du, wie es ist beschimpft zu werden, schlecht gemacht zu werden. Das ist dann Prarabdha Karma. Hoffentlich lernst du die Lektion und bist dann zu anderen nicht mehr so unfreundlich.

Es gibt fünf verschiedene Ursache-Wirkungs-Kreisläufe.
Den ersten nenne ich den Direkten Wirkungskreislauf, d.h. was du jetzt tust, hat sofort eine Auswirkung oder eine Wirkung nach einer gewissen Weile.
Ein Beispiel:
Angenommen du machst täglich deine Yogaübungen, dann wirst du flexibler werden. Das geschieht nicht sofort, aber im Laufe der Tage, Wochen und Monate wirst du flexibler werden, hast ein besseres Körpergefühl und mehr Energie. Das, was du getan hast, Yogaübungen war Agami. In dem Moment, in dem du es gemacht hast, wird ein Ursache-Wirkungskontext in die Wege geleitet. Vielleicht erfährst du nach ein paar Tagen oder Wochen eine größere Flexibilität, vielleicht einen besseren Teint, mehr Ausstrahlung usw. Das ist dann das Prarabdha Karma, die direkten Gesetze des Karmas.

Das zweite Gesetz ist das Gesetz der Gedankenkraft. Das, woran du denkst, wird eine Macht haben. Wenn du z.B. denkst, dass du etwas nie hinkriegst und das schief gehen wird, dann ist das eine Kraft an sich. Und wenn du denkst, das wird schon passieren, du willst das haben etc. dann ist das auch eine Kraft.

Das dritte Gesetz ist das Gesetz der Kompensation. Deine Intention ist besonders wichtig. Wenn du etwas tust, um jemand anderem zu schaden, dann schaffst du ein negatives Karma. Wenn du etwas tust, um anderen etwas Gutes zu tun, dann schaffst du ein positives Karma. Wenn du deinen Pflichten nicht gerecht wirst, und sie vernachlässigst, schaffst du auch ein negatives Karma. Wenn du tust, was zu tun ist, ohne etwas zu wollen, dann schaffst du gar kein neues Karma. Du lernst nur.

Das vierte Untergesetz des Karmas ist das Gesetz der Evolution. Das heißt, dass du bestimmte Lernlektionen bekommen musst. Manche Sachen kommen ohne, dass du es selbst verursacht hast. Es kommt alleine dadurch, dass du lebst und der Lehrplan in dieser Welt vorsieht, dass du etwas lernst. Das ist dann eben das Gesetz der Evolution.
Dann gibt es noch das fünfte Gesetz des Karmas und das ist das Gesetz der Gnade. Wenn du dich an Gott wendest, wenn du dich an den Guru wendest, dann wird eine Gnade auf dich zukommen.

In diesem Sinne wisse, dass, was auch immer du tust, eine Wirkung hat. Im Yoga wollen wir lernen nicht zu viele Wirkungen zu haben. Wir ernten unser Prarabdha Karma, ziehen Lernlektionen aus ihm heraus und wachsen daran. Wir wollen aber handeln ohne zu haften, ohne uns zu identifizieren. Wir handeln und sagen:„Oh Gott, diese Aufgabe hast du diesem Körper gestellt und du wirst die Aufgabe durch diesen Körper erledigen. Ich tue nichts, du tust alles.“ Wir haben keinen egoistischen Wunsch dabei und handeln nicht aus Ärger oder Angst oder Depression. Wir handeln nicht aus Gier heraus. Wir handeln weil es getan werden muss, so gut wie wir können und lernen die Lektionen. Wenn wir so handeln schaffen wir kein neues Karma. So handelt der Erleuchtete. Er hat weiter sein Prarabdha Karma, aber er geht damit um und tut das, was er kann, so gut wie er kann, fühlt, dass Körper und Psyche Teil des Göttlichen sind und er selbst letztlich nichts tut.

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