Viveka Chudamani – Vers 424

Deutsche Übersetzung:

424. Wie könnte ein Sinnesobjekt von sich aus Grund zur Anhaftung sein für jemanden, der keine Wünsche hat, wenn der Knoten der Unwissenheit im Herzen restlos durchschnitten ist?

Sanskrit Text:

ajñāna-hṛdaya-granther vināśo yady aśeṣataḥ |
anicchor viṣayaḥ kiṃ nu pravṛtteḥ kāraṇaṃ svataḥ || 424 ||

अज्ञानहृदयग्रन्थेर्विनाशो यद्यशेषतः |
अनिच्छोर्विषयः किं नु प्रवृत्तेः कारणं स्वतः || ४२४ ||

ajnana-hridaya-granther vinasho yady asheshatah |
anichchhor vishayah kim nu pravritteh karanam svatah || 424 ||

Wort-für-Wort-Übersetzung:

  • ajñāna-hṛdaya-grantheḥ : des in der Unwissenheit (bestehenden, Ajnana) Knotens (Granthi) im Herzen (Hridaya)
  • vināśaḥ : das Verschwinden (Vinasha)
  • yadi : wenn (Yadi)
  • aśeṣataḥ : vollständig (ist, Asheshatas)
  • anicchoḥ : für einen, der nichts begehrt (Anichchhu)
  • viṣayaḥ : (wäre dann) ein Sinnesobjekt (Vishaya)
  • kim : etwa („was“, Kim)
  • nu : wohl (Nu)
  • pravṛtteḥ : für die Hinwendung zur Welt, zum Handeln (Pravritti)
  • kāraṇam : eine Ursache (Karana)
  • svataḥ : natürlicherweise („aus sich selbst“, Svatas)    || 424 ||

Kommentar

Ein paar Verse zuvor hat Shankara gesagt, dass wir die Sinnesobjekte meiden sollen. Er hat gesagt, dass Sinnesobjekte wie ein Gift wären. So wie eine Schlange Gift verstreuen kann, obwohl sie zunächst einmal wunderschön aussieht. So ähnlich ist es auch, wenn du Sinnesobjekten nachrennst. Das kann zur Verhaftung führen, zu Mögen und Nichtmögen, zu neuem Karma, großem Leid usw. Aber es ist nicht das Problem der Sinnesobjekte, sondern es ist dein klebriger Geist, der sich sofort an die Sinnesobjekte verhaftet.
Shankara hat ja zuvor gesagt: Erlaube es deinem Geist, nicht an die Sinnesobjekte zu denken. Höre auf, den Phantasien bezüglich der Sinnesobjekte zu folgen. Und das ist etwas Wichtiges. Wenn du eine kleine Idee hast, was schön wäre, musst du einen Moment innehalten und aufpassen. Wenn du dann feststellst, dass das nichts ist, was für meine Aufgaben jetzt gerade relevant ist, und du gerade dabei bist, einen neuen Wunsch und Verhaftung zu schaffen, dann lenke deinen Geist davon ab. Einen Moment lang schaue dir den Geist an, schaue dir die Gedanken an, schaue dir die Emotion an. Schaue dir die Phantasien an. Löse dich davon und wiederhole vielleicht ein Mantra oder bringe deinen Geist auf das hin, was gerade notwendig ist. Shankara sagt aber auch, angenommen du bist schon weiter fortgeschritten auf dem Weg zur Erkenntnis, dann wird dich nichts reizen.

Es gibt eine schöne Geschichte von Sukadev. Sukadeva, wie er eigentlich hieß, war noch jung, aber er hatte schon ein großes Wissen gehabt. Er wurde auf die Probe gestellt. Er sollte ein Glas Wasser um den Palast herum transportieren, es war eigentlich sogar ein Glas Öl, in dem das Öl sogar über den Rand etwas hinausging. Das geht ja bei Öl. Er sollte um den Palast herumgehen ohne einen Tropfen Öl zu verschwenden. Und so ging Sukadeva um den Palast herum. Unterwegs war alles Mögliche aufgebaut.
Zum einen waren dort plötzlich einige schreckenserregende Gestalten, es wurde dunkel und es gab Gefahren, Klänge, von denen man annehmen konnte, dass er gleich überfallen werden würde. Sukadeva ging einfach weiter.
Zum anderen gab es Essstände mit wunderbaren Gerüchen und mit dem Lieblingsessen von Sukadeva. Er ging einfach weiter.
Des Weiteren gab es wunderschöne Frauen, die zum Teil nackt waren und getanzt haben. Sukadeva ging einfach weiter.
Dann gab es ein paar Menschen, die ihn gepriesen haben, dass er doch noch so jung sei und trotzdem so viel wüsste. Sie haben sich vor ihm niedergekniet und verneigt usw. Sukadeva ging einfach weiter.
So kam er schließlich wieder zurück und als dann Janaka, der Sukadeva diese Prüfung auferlegt hatte, gesehen hatte, dass das Glas voll war, fragte er ihn: „Was hast du unterwegs gesehen?“ Sukadeva antwortete nur: „Ich habe das Glas gesehen und den Boden für den nächsten Schritt, nichts anderes.“
In diesem Sinne, wenn du Jnani bist, siehst du auf der einen Seite immer Gott, so wie Sukadeva dieses Glas gesehen hat und das Öl. So kannst du immer wissen, dass hinter allem das unendliche Selbst ist und überlege, was der nächste Schritt ist, den du zu gehen hast. Lasse dich nicht ablenken von dem Vielen anderen, was kommen wird.

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